Hallo,
noch eine kleine Info aus einem alten "Leitz-Nähkästchen". Das Orthoplan war seitens Leitz schon immer für 160 mm Tubuslänge ausgelegt worden. Dies wurde aber nie offiziell kundgetan. Habe diese Info von einem alten Leitz-Techniker aus zuverlässiger Quelle erhalten. Dennoch wurde das Orthoplan früher mit Plan- oder Planapo-Objektiven bestückt und seitens Leitz verkauft, die für 170 mm Tubuslänge gerechnet waren. Dies hat trotzdem funktioniert. Man kann folglich am Orthoplan gleichermaßen alte Leitz-Objektive für 170 mm Tubuslänge verwenden, oder auch neuere Leitz-Objektive für 160 mm Tubuslänge. Auch Objektive für Sehfeldzahl 18 passen; allerdings kann man dann nur Okulare mit Sehfeldzahl 18 sinnvoll verwenden. Diese müssten über ein Reduzierstück in den Tubus des Orthoplan eingeschoben werden.
Die Objektive für Sehfeldzahl 28 (nur das Orthoplan hatte diese hohe Sehfeldzahl "bedient") wurden als Planachromate mit PL abgekürzt, als Halbapochromate mit Pl Fl (FL für Flourit) oder als Planapochromate mit Pl Apo). Natürlich passen diese Objektive auch an anderen Leitz-Mikropskopen, die für kleinere Sehfeldzahlen ausgeglegt sind (z.B. Ortholux 2, Dialux, SM-Lux, HM-Lux 3).
Die NPL-Objektive sind die planachromatischen Gegenstücke für Sehfeldzahl 18, die NPL Fluotar-Objektive die analogen Halbapochromate. Planapochromate gab es nur für Sehfeldzahl 28.
Noch eine abschließende praktische Anmerkung zu den Tubuslängen bei Leitz. Wenngleich theoretische Überlegungen anderes vermuten lassen, kann man tatsächlich sämtliche Leitz-Objektive, die für 160 mm Tubuslänge gerechnet sind, auch an älteren Stativen für 170 mm Tubuslänge verwenden und umgekehrt funktionieren alle Leitz-Objektive für 170 mm Tubuslänge auch an neueren Stativen mit Auslegung für 160 mm Tubuslänge. Man kann weder visuell noch auf hochauflösenden Digitalfotos irgendwelche relevanten Unterschiede erkennen.
Hinnsichtlich Okularen sollten man für das Orthoplan bei Bestückung mit Planobjektiven für Sehfeldzahl 28 die Periplan GW-Okulare nehmen, in allen anderen Fällen, d.h. bei Verwendung von Objektiven mit Sehfeldzahl 18 bzw. anderen Stativen, die Periplan GF-Okulare. Die sonstigen Okulare (z.B. Huygens-Typ) sind minderwertiger und schöpfen die Qualitäten der Objektive nicht voll aus.
Noch einige kleine Infos zu möglichen alternativen Stativen der damaligen Zeit / Vor- und Nachteilen:
Orthoplan: Höchste Sehfeldzahl (28); Durch- und Auflicht vorgesehen, absolutes Flaggschiff
Ortholux 2: Sehfeldzahl 18, Durch- und Auflicht vorgesehen.
Dialux: Sehfeldzahl 18, Durchlicht vorgesehen (Auflicht nur über spezielle adaptierbare Illuminatoren)
SM-Lux: Wie Dialux, aber kein Wechselrevolver und festeingebaute Lichtquelle
HM-Lux 3: einfaches Kursmikroskop.
Fazit aus meiner persönlichen Sicht: Orthoplan ist natürlich Spitze, größtes und schwerstes Stativ, alle Features. Wenn man sich auch mit kleinerer Sehfeldzahl begnügen möchte, käme Ortholux 2 als etwas leichtere und handlichere Variante in Betracht. Wenn man nur im durchfallenden Licht arbeiten will, wäre man auch mit dem Dialux (in der Version mit Wechselrevolver, erkennbar an kleiner silberner Rändelschraube neben dem Revolver) nicht angeschmiert. SM-Lux würde ich eher nicht präferieren, sofern ich auf Wechselrevolver und wechselbare Lichtquellen (div. Lampenhäuser, Blitzeinrichtung) Wert lege.
Mit besten Mikro-Grüßen
Jörg Piper