Botanik: Ginko Blattstiel Wacker Färbung *

Begonnen von Eckhard, August 21, 2009, 16:04:09 NACHMITTAGS

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Klaus Herrmann

Sehr schön Jörg!

Auf dem Detail sieht man eine wunderbar getroffene Oxalatdruse. Sehr schöne saubere Kontraste!

Kann man die Nüsse eigentlich essen?
Mit herzlichen Mikrogrüßen

Klaus


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reblaus

Hallo Jörg -
wohin streut denn deine Gingko-Dame ihre leckeren Früchte?
Gruß
Rolf

Druse

Zitat von: Klaus Herrmann in Oktober 06, 2009, 00:04:25 VORMITTAG
Kann man die Nüsse eigentlich essen?

ja, die Samen kann man essen, sie sind angeblich in Asien eine Delikatesse. Die Samen sollten aber unbedingt vom Fruchtfleich befreit werden  ;)

Klaus Herrmann

Guten Morgen Mila,

ZitatDie Samen sollten aber unbedingt vom Fruchtfleich befreit werden 

Darf ich Deine dezente Korrektur einer Botanikerin so verstehen, dass es auch eine Frucht - wie die Wal"nuss" - ist?

Macht das Fruchtfleich auch so schön braune Finger?
Mit herzlichen Mikrogrüßen

Klaus


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Fahrenheit

#19
Liebe Mila, lieber Klaus,

zunächst vielen Dank für das Lob! Eckhards Schnitte gefallen mir persönlich allerdings deutlich besser.  :) Das Blau fand ich für Wacker jedoch bemerkenswert.

Die wirklich sehr schön ausgebildete Druse habe ich auch schon im Blick. Der möchte ich mit dem 100er zu Leibe rücken, wenn das Euparal soweit ausgehärtet ist, dass das Abwischen des Immersionsöls das Deckglas nicht mehr verschiebt.
Wenn die Bilder gut werden, werde ich sie natürlich hier zeigen.

Liebe Mila, ich möchte es mir selbstverständlich nicht mit meinen Nachbarn verscherzen. Daher stammt das Bild nicht von meinen beiden eigenen Ginkgos aus dem Garten (die hoffentlich männlich und auf jeden Fall noch zu jung für Blüten und Früchte sind), sondern aus dem Park an den Kaisertermen in Trier.

Lieber Klaus, zum Ginkgo liest man im Netz ja einiges. Die Frucht wird dabei in der Regel als Nuss angesprochen. Einen echten Beleg dazu habe ich allerdings nicht gefunden.
Bei Ratiopharm findet man zumindest den Hinweis "fälschlicherweise Ginkgofrucht".

Das Skurrilste zum Thema essbar oder nicht habe ich hier gefunden. Das stammt sicher aus der Steinzeit der automatischen Übersetzung.  ;D
Aber immerhin: es gibt die Samen auch als convenience food.

Bei den Gärtnern wird über die Zubereitung in Heimarbeit diskutiert. Das wäre doch sicher was für Dich, Klaus? So als Hobbykoch ...

Und auch im Wikipedia-Artikel zum Ginkgo gibt es einen Abschnitt zur Essbarkeit:

ZitatNutzung als Nahrungsmittel

Reife Ginkgo-Samen
Ginkgo-Samen ohne SarcotestaIn Asien wurden mehrere Zuchtreihen des Ginkgobaumes mit verschiedenen Qualitäten als Nahrungspflanze gezüchtet. Genutzt wird der Kern des Samens, dieser muss jedoch gegart werden. In Japan dienen die geschälten (daher von Sarco- und Sklerotesta befreiten) Ginkgosamen (in kleinen Mengen) als Beilage zu verschiedenen Gerichten. Sie werden teilweise im Reis mitgekocht, als Einlage in einem Eierstich-Gericht verwendet, oder geröstet und gesalzen als Knabberei verzehrt. Dazu werden die Samen von ihrer harten Schale befreit, und nur der gelbe Innenkern verwendet. In Europa sind Ginkgosamen meist nur als Konserven erhältlich. Geröstete und gehackte Kerne dienen als Gewürz in der asiatischen Küche. Die Samen enthalten 37,8 % Kohlenhydrate, 4,3 % Proteine und 1,7 % Fett. Ein Übermaß an Ginkgosamen kann zu Vergiftungserscheinungen führen, da diese den Vitamin-B6-Antagonisten 4-Methoxypyridoxin enthalten. Im 11. Jahrhundert n. Chr. sollen diese ,,Nüsse" so geschätzt worden sein, dass der Kaiser von China die Samen als Tributzahlung von den südöstlichen Provinzen forderte.

Guten Appetit und die Wäscheklammer für die Nase nicht vergessen! ;D
Jörg

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Klaus Herrmann

Danke lieber Jörg,

die Infos machen ja nicht so richtig neugierig auf die Frucht:

Zitatnach Erbrochenem"? Nicht eigentlich. Der Duftstoff ist im Wesentlichen Buttersäure.

Was meinte Mila neulich so treffend: "gut, dass es noch kein Duft-Forum gibt!"
Mit herzlichen Mikrogrüßen

Klaus


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Fahrenheit

#21
Lieber Klaus,

wenn es mal soweit ist, bekommt der klassische Troll keinen Fisch mehr, sondern ein Körbchen überreifer Ginkgo-Früchte!  ;D

(Huch, habe ich mir jetzt das erste Körbchen verdient?)  :-X

Schöne Grüße
Jörg
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Druse

#22
Nur mal so als "Botanikerin": alle Nüsse sind Früchte, aber nicht alle Früchte sind Nüsse  ;)

(es gibt z.B. auch eine berühmte Sammelnussfrucht, nämlich die Erd"beere")

Im Botanischen Garten in Bonn gibt es einen bemerkenswerten Baum:

http://botgart.uni-bonn.de/o_frei/arb/a26.html

auf eine männliche Pflanze wurde eine weibliche aufgepfropft. An einigen Ästen wurden Schildchen angebracht mit dem Zeichen für "männlich" bzw. "weiblich".
Und es stimmt: der Ginkgo gehört zu den Nacktsamern, der Samen ist "nackig", also keine Frucht im eigentliche Sinne.
Von daher korrigiere ich mich, denn ich hatte tatsächlich "vor dem Verzehr Fruchtfleich entfernen" in Hinterkopf und nicht weiter nachgedacht  :-[

Wer Duftproben möchte: ich opfere mich, gehe sammeln und verschicke...  ;D


Nachtrag: eben war ich im Botanischen Garten: auf dem Ginkgo-Schild werden die Früchte (!) mit Mirabellen verglichen, aha...


Fahrenheit

Hallo Mila,

danke für den Link.  :)

Die Mitglieder des Bonner Kreises kennen den Baum von der Tümpler-Exkursion im Juli diesen Jahres. Da ist uns auch aufgefallen, dass er ein "künstlicher Zwitter" sein muss. Allerdings habe zumindest ich nicht die mir wohl bekannte Site des Gartens besucht, um mich schlau zu machen.  ;)

Und auch zum Thema Nuss findet sich in dem von Dir verlinkten Artikel die Klarstellung.
Gymnosperme - da hätten wir auch selbst drauf kommen können, dass es keine Nuss oder Frucht im klassischen Sinne sein kann.
Aber es zeigt sich hier wieder schön, wie ähnliche Baupläne aus ganz unterschiedlichen Ansätzen und Geweben in ganz unterschiedlichen Ordnungen entstanden sind - weil sie einen Vorteil für die jeweiligen Individuen bedeuteten.

Aus meiner Sicht ein klares Argument gegen ein "Intelligent Design", das ich - man möge mir den Seitenhieb verzeihen - für einen unsäglichen Verblödungsversuch von Menschen halte, die entweder die Sehnsucht haben, in einer einfachen Welt ohne eigene Verantwortung zu leben oder schlimmer, darauf bauen, dass es genug solcher Menschen gibt, die sich unter der eigenen Fahne sammeln lassen.

Herzliche Grüße
Jörg

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Fahrenheit

#24
Hallo liebe Ginkgofreunde,

heute möchte ich noch ein Bild eines Stoma nachlegen, das in einem meiner nach Wacker gefärbten Präparate zufällig genau mittig angeschnitten ist.

Präparation und Technik demnach wie weiter oben beschrieben.

Bild 4: Stoma aus dem Ginkgoblattstiel, Vergrößerung 400 x, Stapel aus 16 Bildern


Bild 5: die selbe Aufnahme mit Beschriftung


SZ1 und 2: die beiden Schließzellen
NZ1 und 2: zwei Nebenzellen
Sk          : Sklerenchym zur Stabilisierung des Blattstiels
Ep          : Epidermis
Cu          : Cuticula
Pa          : lockeres Parenchym hinter der Spaltöffnung

Die beiden gegenüberliegenden Schließzellen entwickeln sich, eventuell über eine Anzahl Nebenzellen, aus der Schließzellenmutterzelle. Der Öffnungsmechanismus arbeitet durch Änderung des Zellinnendrucks (Turgor). Bei den Coniferen erfolgt die Öffnung durch ein Drehen der Schließzellen nach Außen, die Bewegung wird von den Nebenzellen ausgeführt (Flügeltür-Typ nach Escherich). Ich nehme an (und der Bau der Stomata legt nahe), dass dies auch für den Ginkgo gilt.

Kommentare und Kritik sind wie immer willkommen.

Herzliche Grüße
Jörg

Edit: Nach freundlichem Hinweis von Mila: es muss Turgor heißen.

Edit 09.07.2016: Fotos wieder hergestellt
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Druse

#25
Lieber Jörg,

die Bilder sind genial, echt superklasse! Sehr schön ist, dass man den Verlauf der Cuticula so schön erkennt, mitsamt der Cuticularhörnchen. Vorhof, Hinterhof, substomatärer Raum, alles da.
Du hast auch den Schließ-Mechanismus gut beschrieben.

Toller Schnitt, tolle Färbung, tolle Fotos!

Klaus Herrmann

Lieber Jörg,

schöne Details!

Was mir auffällt dass das Sklerochym verlaufend 2-farbig ist rot - gelbgrün gefärbt ist. Das ist unter dem Gesichtspunkt der eindeutigen Identifizierung durch den "Farbindikator" für ein einheitliches Gewebe etwas verwirrend.

Zwar schön von der ästhetischen Seite her, aber von der pädagogischen eher nicht so.
Mit herzlichen Mikrogrüßen

Klaus


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Fahrenheit

Lieber Klaus,

ja, da habe ich auch schon drüber nachgedacht und werde wohl noch etwas an meinem Wacker-Rezept arbeiten müssen.

Ich hatte per Mail doch mal das Bild von dem nass gewordenen Lavendelstängel in Wackerfärbung geschickt. In diesem Schnitt ist nach der Aushärtung nichts mehr vom mit eingeschlossenen Wasser zu sehen. Aber das Acridinrot ist auch komplett weg - nur in einigen Zelllumen hat sich noch ein wenig davon gehalten.

So tippe ich auch hier auf ein zu feuchtes Biotop.  :-[

Mein Arbeitsraum ist leider besonders im Sommer mit Luftfeuchtigkeit jenseits der 90% gesegnet. Meine Reagenzien sind immer fest verschlossen und ich beziehe in der Regel kleinere Mengen, die ich recht schnell verbrauche. Reines Isopropanol ist ja hygroskopisch. Könnte da eine Ursache liegen?

Wer hat vielleicht noch solche Erfahrungen gemacht und hat für sich vielleicht schon eine Lösung gefunden?

Herzlichen Dank!
Jörg
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Druse

Zitat von: Klaus Herrmann in Oktober 08, 2009, 10:22:11 VORMITTAG
Zwar schön von der ästhetischen Seite her, aber von der pädagogischen eher nicht so.

Nun, ich finde, man kann die Gewebe gut zuordnen, hier geht es ja um Parenchym, Sklerenchym (die verdickten Zellwände kommen gut raus), Abgrenzung zur Epidermis, Stoma. Mich stört es nicht, dass das Sklerenchym nicht ganz einheitlich in der gleichen Farbe eingefärbt ist.
Wenn ich vergleiche, was die (Schul-) Bücher so bieten....  :'(
Aber ich verstehe natürlich, dass die perfekte Färbung ein Ziel ist.

Bei den im Bonner Arbeitskreis nach Wacker gefärbten Pinusschnitten haben auch einige ihre Rotfärbung verloren, aber nicht alle.

Ist Isopropanol so hygroskopisch? Auf die Schnelle fand ich keine Angaben...

Fahrenheit

Liebe Mila,

genaue Angaben habe ich auch nicht, vermute aber, dass Isopropanol nicht ganz so stark hygroskopisch ist, wie Ethanol (immerhin gibt es reines Isopropanol im Handel und Ethanol regulär nur bis 96,5%).

Aber hygroskopisch ist es - hier der Absatz 10 aus dem Sicherheitsdatenblatt:
10 Stabilität und Reaktivität
Zu vermeidende Bedingungen: Starke Erhitzung.
Zu vermeidende Stoffe: Alkali/Erdalkalimetallen, Aluminium, Oxidationsmitteln, organische Nitroverbindungen.
Zusätzliche Hinweise: leichtentzündlich; hygroskopisch


Herzliche Grüße
Jörg
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