Böse Falle - oder: wie ich "mal eben" einen Adapter fertigen wollte

Begonnen von olaf.med, Juni 10, 2017, 18:45:22 NACHMITTAGS

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olaf.med

Überraschungen gibt es immer wieder - mit dieser hatte ich allerdings wirklich nicht gerechnet!

Ein Bekannter aus dem Forum bat mich, einen einfachen Adapter zu fertigen. Es sollte das Hauptobjektiv eines Wild M3Z Stereomikroskop durch ein Leitz-Objektiv ersetzt werden. Der Original-Leitz-Adapter zu dem Objektiv passte nicht an das Stereomikroskop und war außerdem viel zu lang für die Fotoadaption.

Ich dachte an einen leichten Routinejob, vor allem, als ich die Gewinde ausgemessen hatte. Das Außengewinde sollte M50x1 sein, und das Innengewinde konnte ich leicht vermessen und erhielt eindeutig M42x1. Als ich das Innengewinde jedoch mit der entsprechenden Gewindetiefe fertiggestellt hatte, klemmte es sofort. Das passiert immer mal wieder, deshalb ist es auch immer höchst wünschenswert, das Gegenstück zur Anpassung zur Hand zu haben. Ich erhöhte sodann die Gewindetiefe jeweils in Einzelschritten um 0,05 mm und probierte erneut, vermaß das Gegengewinde und das Gewinde im Original-Adapter zum wiederholten Male und zweifelte nicht nur an meinem Können, sondern auch an meinem Verstand. Schließllich kam ich - schon völlig genervt - auf des Rätsels Lösung: es handelte sich nicht um das erwartete einfache Gewinde, sondern um ein dreigängiges Gewinde mit der Steigung 3 mm! Dann mißt man natürlich eine scheinbare Steigung von 1 mm. Die Herstellung dieses Rings war natürlich entsprechend aufwendig, aber ist nun als "Lehrgeld" verbucht.

Nun hoffe ich nur noch, dass das Außengewinde paßt, da ich dazu das Gegenstück nicht hatte - aber ich habe es wenigstens genau geprüft - es ist ganz sicher eingängig ;D

Hier sind Objektiv, neuer Adapter und Original-Adapter (von links):



http://i1094.photobucket.com/albums/i455/medenobd/Adapter_zpslwupa7wg.jpg

Herzliche Grüße,

Olaf
Gerne per Du!

Vorstellung: http://www.mikroskopie-forum.de/index.php?topic=4757.0

... und hier der Link zu meinen Beschreibungen historischer mineralogischer Apparaturen:
https://www.mikroskopie-forum.de/index.php?topic=34049.0

Dünnschliffbohrer

#1
Hallo Olaf,

dann gebe ich mich mal als Auftraggeber zu erkennen - das Thema stand ja hier schon mal zur Debatte. Das erklärt natürlich sofort, warum die Anpassung mit den käuflichen Adaptern nicht funktioniert hatte. Das neue Objektiv ist übrigens von einen Makroskop der Z-Serie. Ich schick dir noch ´ne PN.

VG, Dsb.

Und an alle mitlesenden Wild/Leica Stemi-Benutzer:
Leica microsystems hat mal in Zeiten der geplanten Obsoleszenz etwas sehr lobenswertes gemacht, nämlich (fast) alle möglichen Adapter angeboten, um alte Stemis mit neuer Optik nachzurüsten. Fast, weil es für genau die Kombination, die ich benötige, keinen Adapter geben soll. Daher war eine eigenmächtige Herstellung erforderlich. Hier mal der Verweis auf die entsprechende Firmendruckschrift. Irgendwie habe ich aber das Gefühl, als stimmt in der entscheidenden Tabelle gegenüber der Anleitung im Text etwas nicht (vgl. Tabelle in Abschnitt 1.1). Ich hatte daher zur Sicherheit extra bei Leica nachgefragt, und dann die Auskunft erhalten, dass es genau diesen Adapter nicht gäbe (in der Tabelle sah es anders aus).
"Und Gott sprach: Es ist nicht gut, daß der Mensch allein sei; und er schuf um ihn Laubmoose und Lebermoose und Flechten und ein Mikroskop!"
[aus: Kleeberg, Bernhard (2005): Theophysis, Ernst Haeckels Philosophie des Naturganzen,  S. 90]

Bob

Hallo Olaf,
Gewinde können schon die Nervenstärke auf die Probe stellen. Ich hatte kürzlich den Fall, dass ich ein Teil auseinanderzubauen hatte, und das Altteil nach Gewinderichtung des Neuteils versucht habe auszubauen. Das klappte nicht. Problem dabei war, dass das Neuteil entgegen aller Normen das Gewinde andersherum laufen hatte. Ich konnte mich noch erinnern, das ich mich beim Kauf des Ersatzteils fragte, warum der wohl so viele davon zu verkaufen hätte...

Viele Grüße,

Bob

HCLange

Hallo Olaf,

dir ist aber bewußt, daß das Objektiv Planapo 1x nicht für Stereomikroskope gedacht ist, sondern für die Makroskope ?!
Der zu geringe Durchmesser der Optik dürfte am Stemi zur Vignettierung führen.

Herzliche Grüße
Christoph

olaf.med

Lieber Christoph,

das mußt Du mit Dünnschliffbohrer klären. Ich bin nur der einfache Mechanikus, der nach Angaben fertigt.

Herzliche Grüße,

Olaf
Gerne per Du!

Vorstellung: http://www.mikroskopie-forum.de/index.php?topic=4757.0

... und hier der Link zu meinen Beschreibungen historischer mineralogischer Apparaturen:
https://www.mikroskopie-forum.de/index.php?topic=34049.0

Eckhard F. H.

ZitatGewinde können schon die Nervenstärke auf die Probe stellen.
Hallo Bob,
in der Tat! Ich bin immer fix und alle, wenn sich Mutter und Schraube leicht trennen lassen bis auf die letzten Gewindegänge.  >:(
Gruß - EFH

Rawfoto

Hallo Olaf

Diese Erfahrung durfte ich auch schon machen, auch ich war fassungslos warum das "sch.." Gewinde nicht passt. Wenn man es aber dann einmal begriffen hat, ist ein echter Vorteil wenn man das Objektiv beim Reindrehen an drei Stellen ansetzen kann ...

Liebe Grüße

Gerhard
Gerhard
http://www.naturfoto-zimmert.at

Rückmeldung sind willkommen, ich bin jederzeit an Weiterentwicklung interessiert, Vorschläge zur Verbesserungen und Varianten meiner eingestellten Bilder sind daher keinerlei Problem für mich ...

Dünnschliffbohrer

Hallo Christoph,

ja das Problem mit den Vignettierungen ist mir bewusst. Ich hab es mal vorher von Hand unten in die Aufnahme hineingehalten, und sah es so aus, als würde es ohne relevante Vignettierungen funktionieren. Ein Restrisiko bleibt. Das Stemi nehme ich ohnehin nur zum Fotografieren - im aufrechten zentrischen Strahlengang.
Schön wäre es natürlich, wenn es in Beobachtungsstellung gleichfalls ohne Vignettierungen geht. Immerhin gibt es ja einen Leica-Adapter um die Hauptobjektive der Z-Reihe an die späteren Stemi´s mit M60 Ojektivgewinde zu verwenden, bei denen ich jetzt mal laienhaft vermute, dass da die beiden visuellen Teilstrahlengänge noch weiter auseinander sind.

VG., Dsb.
"Und Gott sprach: Es ist nicht gut, daß der Mensch allein sei; und er schuf um ihn Laubmoose und Lebermoose und Flechten und ein Mikroskop!"
[aus: Kleeberg, Bernhard (2005): Theophysis, Ernst Haeckels Philosophie des Naturganzen,  S. 90]

HCLange

Hallo,

den Abstand der Teilstrahlengänge hat Leica/Wild bis heute beibehalten.
Wenn du nur in einem Strahlengang zentrisch arbeitest, wird das Objektiv so genutzt wie vorgesehen. Die aktuellen Leica-Makroskope sind "halbierte" Stereomikroskop-Optiken...

Herzliche Grüße
Christoph

Dünnschliffbohrer

So, der Adapter von Olaf ist fertig, passt gut und sieht völlig professionell aus. Auch hier noch einmal Dank an Olaf.  Bei visueller Benutzung kommt es in der Tat randlich (besonders bei niedrigen Vergrößerungen) zu deutlichen Vignettierungen. Zum Einrichten der zu fotografierenden Objekte ist das visuelle stereoskopische Bild aber völlig ausreichend. In der zum Fotografieren verschobenen Stellung fallen die Vignettierungen weg, und aus dem Stemi ist ein planapochromatisches Makroskop geworden.
Wer also ein Stemi mit Objektivverschiebung ha,t und dieses ausschließlich zum Fotografieren benutzt - weil er z.B. noch ein oder mehrere andere zu normalen Beobachtung hat - dem kann ich die Nachrüstung empfehlen. Bei einem bekannten Gebrauchthändler hatte ich das Objektiv erst kürzlich noch einmal durch Zufall zu einem m.E. akzeptablen Preis entdeckt, also eins dürfte (wenn die Seite noch aktuell gesen sein sollte) noch zu haben sein.
"Und Gott sprach: Es ist nicht gut, daß der Mensch allein sei; und er schuf um ihn Laubmoose und Lebermoose und Flechten und ein Mikroskop!"
[aus: Kleeberg, Bernhard (2005): Theophysis, Ernst Haeckels Philosophie des Naturganzen,  S. 90]