Botanik: Sphagnum palustre L., ein bleiches Torfmoos *

Begonnen von rekuwi, August 27, 2009, 18:01:51 NACHMITTAGS

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rekuwi

Liebe Mikroskopiker/innen,

bei einem Spaziergang durch ein kleines NSG hinter der "Platte", Erhebung oberhalb von Wiesbaden im Taunus fand ich ein sehr bleiches Moos. Ich hielt dies zuerst für kränklich, eine Bestimmung durch Bernhard Kaiser erbrachte aber, daß es das Torfmoos Sphagnum palustre L. ist.

Hier das Moos neben einem sattgrünen Sternmoos (Sternmoos ist falsch, es muß Frauenhaarmoos heißen):



hier nur das Torfmoos:



hier etwas größer:



hier ein Pflänzchen bei 2,5x Vergrößerung:



hier ein Blättchen 6,3x:



Blattspitze 25x:



Blattrand:



Aststück:



Astquerschnitt:



braune und grüne "Fäden" auf dem Blatt, grüne Fäden fanden sich auch um die Blättchen:



Ganz herzlichen Dank an Bernhard Kaiser für die schnelle Bestimmung.

Liebe Grüße
Regi

Ernst Hippe

Liebe Regi,

eine phantastische Dokumentation! Besonders das 3. Makrobild springt geradezu ins Auge.
Gruß Ernst Hippe
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Bernhard Lebeda

Liebe Regi

schliesse mich Ernst an. Mir hat es besonders das Bild vom Blattrand angetan!! Spaghnum kann übrigens da 25fache seiner Trockenmasse an Wasser aufnehmen!! Die braunen Fäden dürften Pilzhyphen sein.


Viele Grüsse

Bernhard
Ich bevorzuge das "DU"

Vorstellung

Siggi O.

Zitat von: Bernhard Lebeda in August 27, 2009, 18:36:34 NACHMITTAGS
Spaghnum kann übrigens da 25fache seiner Trockenmasse an Wasser aufnehmen!!


Hallo Bernhard, hallo liebe Mikrofreunde,

im Farbatlas für Flechten und Moose von Wirth und Düll ist sogar von der 30-fachen Masse die Rede.
Darum wundere ich mich darüber das die Pflanzen derart vertrocknet aussehen.
So wenig Niederschlag hat es ja nun auch wieder nicht gegeben, wenngleich die Sonnenstunden in
Wiesbaden sicherlich mehr sind als in Wuppertal. Geben die Pflanzen das gespeicherte Wasser derart
schnell wieder ab, oder wie ist das zu erklären?

Viele Grüße
Siggi
Gerne per Du!
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Detlef Kramer

Liebe Regi,

wunderschöne und klare Darstellung. Kleiner Widerspruch: bei dem benachbarten Laubmoos handelt es sich nicht um ein Sternmoos, sondern ein Moos der Gattung Polytrichum, Frauenhaar.

Herzliche Grüße

Detlef
Dr. Detlef Kramer, gerne per DU

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rekuwi

#5
Lieber Siggi,

Wiesbaden ist leider ein trockenes Eck - sehr zum Kummer mancher Kleingärtner. Der Regen der von Nordwest kommt bleibt am Taunusrand hängen, der von Südwest meist am Rhein. So hatten wir schon rundum Regen aber Wi wurde ausgespart.
In dem kleinen NSG sollte es eigentlich etwas feuchter sein, es liegt bereits auf der Nordseite des Taunus. Dort ist rundum Wald und abschüssiges Gelände, da fließt ein Starkregen gleich weg - und so richtigen Dauerregen hatten wir hier schon wochenlang nicht.

Lieber Ernst, lieber Bernhard, es freut mich das einige der Bilder gefallen. Ich wundere mich allerdings schon wieder über einen schwachen Hotspot, der bei der 25x Vergrößerung rechts unten zu erkennen ist. Da rätsele ich noch wie der zustande gekommen ist.

Lieber Detlef,
das lasse ich gerne gelten, habe dieses Moos noch nicht bestimmen lassen, es ist so häufig und Bernhard Kaiser langweilt sich sicher wenn ich ihm sowas zuschicke. Vermutlich handelt es sich um Polytrichum commune, das Goldene Frauenhaarmoos, wegen der Form der Kapseln.

Liebe Grüße
Regi

Ralf

Hallo Regi,

schöne Dokumentation, aber noch nicht ganz vollständig. Zeig doch noch ein Stammblatt, das müsste leicht zu präparieren sein. Super wäre auch noch ein Astblattquerschnitt, damit man die Lage der Hyalocyten relativ zu den Chlorocyten sieht. Wenn man ein ganzes Büschel trockener Astblätter mit der Rasierklinge auf einmal schneidet, hat man zwar viele unbrauchbare, aber meist auch wenigstens einen guten Schnitt dabei. Ist gar nicht so schwer, wie es sich anhört.


Klaus Herrmann

Hallo Regi

neidisch könnt man werden: das Makro Nr 3 kannst Du einschicken zum Moos-Wettbewerb!

Ich war heute im Schwarzwald und durfte 15 km wandern um so schöne Moosrasen zu sehen. Aus der Hand mit der A 620 habe ich wenigstens ein paar Aufnahmen gemacht.

Frage an die Moosexperten: ist das auch Polytrichum und was sind das für seltsame "Zipfel"?





Ich habe mir eine Probe mitgenommen. Was muss ich tun, damit man sicher bestimmen kann?
Mit herzlichen Mikrogrüßen

Klaus


ich ziehe das freundschaftliche "Du" vor! ∞ λ ¼


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Fahrenheit

Einen schönen Abend zusammen!

erst mal eine Gratulation an Regi für die tollen Bilder! Sowohl die Makroaufnahmen als auch die Mikrobilder gefallen mir sehr gut.

Bernhard und Siggi haben die große Menge Wasser angesprochen, die verschiedene Moose wie auch das hier gezeigte Sphagnum palustre aufnehmen können.

Ralf hat die Lösung schon angesprochen, die auch auf dem mit 'Blattrand' betitelten Bild gut zu erkennen ist: die Blättchen setzen sich hauptsächlich aus zwei Zelltypen zusammen, von denen der eine lebendig ist und Chloroplasten enthält (Chlorocyten), während der andere abgestorben ist und eben nur dazu dient, Wasser zu speichern (Hyalocyten).

Auf Regis Bild kann man schön sehen, dass die Chlorocyten ein Netz bilden und von den Hyalocyten umgeben sind.
In der Regel ist das Zellvolumen der nur noch aus den Zellwänden bestehenden Hyalocyten deutlich größer als das der Chlorocyten. Die genaue Lage könnte man, wie Ralf schon schreibt, anhand von Querschnitten durch die Astblätter erkennen.

Regi, ich war so frei und habe in Deinem Bild die Zelltypen markiert. Ich hoffe, das ist OK:


Schöne Grüße
Jörg
 
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Für draussen: Leitz HM

Manfred Rath

Einen schönen Abend an alle,

dieses Forum liebe ich länger wie mehr ;),erst die tollen Fotos und dann zur Verdeutlichung und Erklärung die zahlreichen,fundierten,trotzdem verständlichen Kommentare erfahrener Mikroskopiker...so macht das Hobby einfach Spaß.
In den wenigen Monaten meiner Mitgliedschaft hab ich hier mehr gelernt als in den zahlreichen Büchern,die ich mittlerweile zum Thema gelesen habe...
Aufrichtigen Dank an Euch,Manfred
Ich lebe in der Region "Steirisches Vulkanland" - bin aber kein Vulkanier sondern waschechter Steirer.

Fahrenheit

Lieber Klaus,

so ein seltsames Moos habe ich auch gefunden. In Österreich an der Flanke des Laka (Weißensee) auf ca. 1500 Meter Höhe in einem hellen, eher trockenen Mischwald:



Auch ich habe eine Probe genommen, die ich beim nächsten Treffen in Bonn Herrn Professor Frahm zeigen möchte. Das ist der einfache Weg.  ;D

Wenn Du Deine Probe selbst aufbereiten möchtest, wäre es sicher nicht verkehrt, Dich an den Moos-Tafeln zu orientieren, die Mike hier vor einiger Zeit vorgestellt hat.

Ich habe mal nach den europäischen Arten von Polytrichum gegoogled und meines war leider nicht dabei. Bei den "Zipfeln" handelt es sich wohl um die Perichaetien (Moosblüten) und eine entsprechende Abbildung habe ich nicht gefunden. Aber vielleicht erkennt Ralf die Moose auch so?

Herzliche Grüße
Jörg

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rekuwi

Lieber Klaus, das sieht ja wirklich merkwürdig aus. Und dafür 15 km gewandert!?

ZitatWas muss ich tun, damit man sicher bestimmen kann?
, einfach unters Mikroskop legen - aufgequollen und in Wasser - oder Glyzerin. Oder eintrocknen lassen und an Bernhard Kaiser schicken.

Lieber Jörg, das ist schon recht so. Mir war natürlich auch der Zusammenhang klar mit den verschiedenen Zelltypen, mit dem einfügen von Text in Bilder bzw. den Hinweispfeilen muß ich noch üben.

Lieber Ralf, so einen Blattquerschnitt werde ich versuchen, hatte es in nassen Zustand probiert, das wurde nichts. Jetzt werde ich die Trockenschnittmethode ausprobieren. Danke für den Tipp. Ein Stammblättchen müßte sich auch finden lassen.

Liebe Grüße
Regi

Klaus Herrmann

#12
Liebe Regi,

ZitatLieber Klaus, das sieht ja wirklich merkwürdig aus. Und dafür 15 km gewandert!?

natürlich nicht alleine deshalb, sondern auch:   :D ....und einiges mehr.

Da mache ich aber einen eigenen Beitrag draus!

# Ralf: genau das sind dieselben - nur besser aufgenommen ;) Bin gespannt auf die Bestimmung! Du bist ja an der Quelle des Wissens!

Diese Moospolster im dunklen Wald regen zum Träumen an, wenn da die Sonne mal gerade draufscheint. So einen Wandertag würde ich nicht gegen einen Strandtag in der Karibik eintauschen!



Mit herzlichen Mikrogrüßen

Klaus


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reblaus

Lieber Jörg,
das ist kein Moos sondern Bärlapp (wahrscheinlich Lycopodium clavatum) und gehört zu den Farnpflanzen. In Gebirgswäldern häufig zu finden und schon 300 Millionen Jahre unverändert. Bärlappsporen sind ein beliebtes Spielzeug für Nicht-Botaniker.
Gruß
Rolf

Fahrenheit

#14
Lieber Rolf,

vielen Dank für Deinen Hinweis!

Habe gleich nachgegoogled und ja, das ist Bärlapp. Kein Wunder, dass ich die Planze unter Moosen nicht gefunden habe ;D.

Da die für den L. clavatum typischen Haare an den Blättchen fehlen, tippe ich allerdings eher auf den Sprossenden Bärlapp (Lycopodium annotinum). Die Sporenstände waren Anfang August auch noch geschlossen, bei L. clavatum hätte ich sie weiter entwickelt erwartet, da dieser ja von Juni bis August 'blüht'.

Die Sporen erfreuen bzw. erfreuten sich ja wirklich großer Beliebtheit in den verschiedensten Anwendungen. Ich kannte sie bisher nur von Verpuffungen aus meiner Jugendzeit und weiss nun auch endlich auch, wie die Pflanze dazu ausschaut.

Schöne Grüße
Jörg
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