Koehlersche Beleuchtung, Überstrahlungen

Begonnen von GMaier, Juli 25, 2017, 10:21:53 VORMITTAG

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GMaier

Hallo Mikro-Forum, ich bin neu hier und um so mutiger stelle ich gleich mal eine Anfängerfrage, die mich schon einige Zeit "quält". Ich arbeite mit einem ZEISS Axio Lab.A1 und habe dabei folgende Ausstattung: LED-Lampe, Kondensor mit Modulatorscheibe H/D/Ph, A-Plan 10/0.25 und N-Achroplan 40/0,65. Meine Frage kreist um die Koehlersche Beleuchtung, deren grundsätzliche Anwendung ich glaube verstanden zu haben.  Wenn ich die Koehlersche Beleuchtung einstelle, dann stelle ich insbesondere bei der Verwendung des 40-fach-Objektivs starke Überstrahlungen fest. Meine Frage ist, ob das "normal" ist, mit meiner technischen Ausstattung "nicht anders zu erwarten" ist oder ob ich vielleicht nicht doch einen Fehler bei der Einstellung mache. Das Foto zeigt in der oberen Reihe zwei Aufnahmen mit dem 10-fach-Objektiv und in der unteren zwei Aufnahmen mit dem 40-fach-Objektiv. Jeweils links habe ich die Aperturblende bis zur Einstellungsempfehlung geschlossen und jeweils rechts habe ich die Aperturblende weiter geschlossen. Die Leuchtfeldblende ist immer so weit als möglich geschlossen. In den Einstellanleitungen für die Köhlersche Beleuchtung ist die Aperturblende immer oder meistens ganz scharf und ohne Überstrahlungen abgebildet (auch auf Fotos). Kann ich das bei mir nicht auch erwarten? Die Überstrahlungen sind durch die Okulare noch stärker sichtbar, als dies auf den Fotos in Erscheinung tritt. Für einen Tipp wäre ich Euch wirklich dankbar. Übrigens, ich schwanke zwischen Begeisterung und Ernüchterung, wenn ich Eure Aufnahmen mit meinen Ergebnissen vergleiche; schließlich habe ich mich für keines davon entschieden und betrachte die Einträge im Forum als Herausforderung im Bewußtsein noch vieles vor mir zu haben. Weiterhin allen Teilnehmern am Forum viel Spaß beim Mikroskopieren!


Fahrenheit

#1
Lieber GMaier,

zunächst: bitte denke an die Vorstellung im Unterforum Mikroskopiker im Netz und dann wäre ein Name, mit dem wir Dich ansprechen können, auch sehr nett.

Nun zum Köhlern:

Die Aperturblende befindet sich am Kondensor. Sie muss gemäß der Apertur des verwendeten Objektives eingestellt werden, um die bestmögliche Abbildungsqualität zu erreichen und sie ist bei korrekter Einstellung im Strahlengang nicht zu sehen.

Die Leuchtfeldblende sitzt in der Regel im Fuß des Mikroskops. Sie muss zum Köhlern so eingestellt werden, dass sie zunächst scharf in der Objektebene abgebildet ist um sie dann so weit zu öffnen, dass sie gerade nicht mehr sichtbar ist.

Das machst Du wiefolgt:
- Lege Dein Präparat unter das Objektiv, passe die Aperturblende an und stelle scharf.
- Schließe nun die Leuchtfeldbelnde so weit wie möglich, sie wird als Abschattung mit meist sechseckigem Loch in der Mitte erkennbar.
- Stelle den Kondensor über die Höhenverstellung so ein, dass die Ränder der Blende (am sechseckigen Loch ...) so scharf wie möglich sind. Das geht für Objektive unter 10x meist sehr gut,
   bei höheren Vergrößerungen treten blaue oder rote (violette) Beugungsränder auf, die sich nicht vermeiden lassen. Hier muss Du so einstellen, dass die Ränder minimal sind.
- Prüfe nun, ob die Blende einigermaßen mittig sizt und justiere ggf. an der Kondensorhalterung nach. Manche Mikroskope bieten diese Möglichkeit nicht,
  sie haben einen vorzentrierten Kondensor.
- Nun öffne die Blende so weit, dass Du sie gerade noch sehen kannst (das sechseckige Loch füllt nun fast das ganze Gesichtsfeld ...) und prüfe noch mal die Randschärfe an den Blendenrändern
  (ggf. nachjustieren).
- Im letzten Schritt öffnest Du die Leuchtfeldblende nun gerade so weit, dass sie eben nicht mehr zu sehen ist. Fertig.

Hört sich erst mal kompliziert an, aber da Du die Schritte bei jedem Objektivwechsel wiederholen musst, wird das ganze Prozedere bald ins Kleinhirn ausgelagert: Du musst dann nicht mehr drüber nachdenken sondern machst es ganz selbstverständlich.  ;D

Hier kannst Du noch mal die Grundlagen nachlesen:
http://www.ferromel.de/optik204.htm

Herzliche Grüße
Jörg
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Arbeitsmikroskop: Leica DMLS
Zum Mitnehmen: Leitz SM
Für draussen: Leitz HM

Klaus Herrmann

Lieber Jörg,

ich glaube, köhlern kann er, das Problem sind die Überstrahlungen. Mich würde auch interessieren, woran das liegt!
Mit herzlichen Mikrogrüßen

Klaus


ich ziehe das freundschaftliche "Du" vor! ∞ λ ¼


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wilfried48

Hallo,

das liegt an den Abbildungsfehlern des Kondensors, die durch die Objektivlinse ja noch nachvergrössert werden.

Besser ist das nur bei einem achromatisch aplanatisch korrigierten Kondensor.

Hat aber für die Abbildungsqualität wenig Bedeutung da die Überstrahlung ja bei korrekt eingestellter  Aperturblende klein ist und bei korrekt eingestellter Leuchtfeldblende ausserhalb des Bildbereichs liegt.

viele Grüsse
Wilfried

vorzugsweise per Du

Hobbymikroskope:
Zeiss Axiophot,  AL/DL/Ph/DIC/Epi-Fl
Zeiss Axiovert 35, DL/Ph/DIC/Epi-Fl
Zeiss Universal Pol,  AL/DL
Zeiss Stemi 2000 C
Nikon Labo-/Optiphot mit CF ELWD Objektiven

Sammlung Zeiss Mikroskope
https://www.mikroskopie-forum.de/index.php?topic=107.0

Fahrenheit

Lieber Klaus,

ja, wenn ich es noch mal lese, gebe ich Dir Recht. GMaier hat wohl versucht, die Überstrahlungen an der Leuchtfeldblende mit der Aperturblende in den Griff zu bekommen.

Bei meinen beiden köhlerbaren Mikroskopen (DME und DMLS) schaut das ganze bei korrekt eingestellter Aperturblende, optimaler Höheneinstellung des Kondensors und einfachem, achromatischem Kondensor so aus wie auf dem jeweils rechten Bild.  Mehr geht m.E. mit dem einfachen Kondensor nicht (wie ja auch Wilfried schreibt).

Herzliche Grüße
Jörg   
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JB

Zitat von: GMaier in Juli 25, 2017, 10:21:53 VORMITTAG
Meine Frage ist, ob das "normal" ist, mit meiner technischen Ausstattung "nicht anders zu erwarten" ist oder ob ich vielleicht nicht doch einen Fehler bei der Einstellung mache.

Hallo,

Das ist ziemlich normal fuer einen einfachen Kondensor (wie oben schon gesagt). Mit einem achromatischen Kondensor saehe es besser aus.

Die Farbraender entstehen immer dann, wenn der Kondensor die Leuchtfeldbelnde nicht scharf abbilden kann, also z.B.

- einfacher Kondensor
- Immersionskondensor hoher Apertur (z.B. 1.4), der ohne Immersion verwendet wird
- starke Abweichung von der Objektraegerdicke (z.B. bei Verwendung von Kulturschalen oder Deckglaeschen)
- Oel IM Kondensor (also ein Schaden in der Optik)

Das ist aber alles nicht so wild; Sie koennen Ihren Kondensor trotzdem ohne weiteres benutzen. Die Unterschiede zu den teuren apl-achr. Kondensoren sind minimal, Ihr Kondensor ist angemessen fuer die verwendeten planachromatischen Objektive.

Beste Gruesse,

Jon

limno

#6
Hallo Jon,
dass der  Unterschied zwischen einem einfachen und einem achromatisch- aplanatischen Kondensor klein ist, trifft bei stärker vergrö8ernden Objektiven z.B. 60:1 oder 100:1  nicht mehr zu. Da ist dann die Leuchtfeldblende nur noch schemenhaft zu erkennen und exaktes Köhlern sehr schwer bis unmöglich. Ich war heilfroh, als ich an einen günstigen achromatisch- aplanatischen Kondensor gekommen bin.
Herzliche Mikrogrüße
Heinrich
So blickt man klar, wie selten nur,
Ins innre Walten der Natur.

Detlef Kramer

Und ist die Abbildungsqualität nchvollziehbar besser geworden als mit dem einfachen Abbe, für den die Feldblende halt ein wenig weiter geöffnet werden muss?

Gruß, Detlef
Dr. Detlef Kramer, gerne per DU

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liftboy

Hallo Heinrich,

an meinen Mikroskopen hängen nur "Standard"- Kondensoren; achromatisch korrigiert und gut.
Die machen auch ihre Arbeit, aber nicht bei einem einzigen Mikroskop kann ich bei hohen Vergrößerungen auf die Leuchtfeldblende scharf stellen. Da hats immer Unschärfe und einen schönen bunten Rand. Wenn man über das Sichfeld hinaus öffnet, stört das kein bischen!

Grüße
Wolfgang
http://www.mikroskopie-forum.de/index.php?topic=785.msg3654#msg3654
LOMO-Service
Das Erstaunen bleibt unverändert- nur unser Mut wächst, das Erstaunliche zu verstehen.
Niels Bohr

rhamvossen

Hallo Wolfgang,

Zitatan meinen Mikroskopen hängen nur "Standard"- Kondensoren; achromatisch korrigiert

Bist du da sicher das die Kondensoren achromatisch sind? Ich dachte immer das Lomo nie achromatische Kondensoren gebaut hat?

Beste Grüsse,

Rolf

GMaier

Hallo liebe Forums-Teilnehmer, vielen Dank für Eure Beiträge. Ich weiß nun, dass ich nichts falsch mache. Von meiner Ausrüstung (Kondensor, Objektive) ist einfach nicht mehr zu erwarten. Vorerst beruhigt haben mich die Auskünfte, dass es wohl nicht so "schlimm" sei, wenn man die Leuchtfeldblende etwas weiter öffnen würde. Ich werde vorerst mit meiner Ausrüstung weitere Erfahrungen sammlen; auch damit habe ich mit Sicherheit noch nicht alles ausgereizt und noch viel vor mir. Und, wer weiß, irgendwann einmal, gibts auch einen achromatisch aplanatisch korrigierten Kondensor und Plan-Apo Objektive.

Lieber Jörg, entschuldige bitte, dass ich mich richtig vorgestellt habe. Ich werd das im entsprechenden Unterforum demnächst nachholen. Es war nicht meine Absicht unhöflich zu sein; es war vielmehr Unwissenheit. Ich bitte um Nachsicht. Mein Vornahme ist übrigens Gerhard und selbstverständlich bevorzuge auch ich das "Du".

Nochmals herzlichen Dank für Eure Hilfe.

liftboy

Hallo Rolf,

stimmt! Die Standardkondensoren sind nicht korrigiert (wie auch, bei ein bis zwei Linsen) Lediglich der Universalkondensor OI-10 für Hell- und Dunkelfeld besitzt für Hellfeld ein Linsensystem und für Dunkelfeld ein Spiegelsystem.
Der Kondensortyp ist aber äußerst selten und wird selbst von meinen russischen Kontakten nicht angeboten!

Grüße
Wolfgang
http://www.mikroskopie-forum.de/index.php?topic=785.msg3654#msg3654
LOMO-Service
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Niels Bohr

rhamvossen

Hallo,

ZitatUnd, wer weiß, irgendwann einmal, gibts auch einen achromatisch aplanatisch korrigierten Kondensor und Plan-Apo Objektive

Die brauchst du nicht. Mit deine Ausrüstung die du jetzt hast kann man ausgezeignet mikroskopieren und gute Bilder machen. Und wenn das nicht geht, dann gibt es nur 2 Möglichkeiten:

1. Du machst etwas falsch
2. Irgendwo ist am Mikroskop etwas nicht in Ordnung.

So einfach kann das Leben sein  ;). Beste Grüsse,

Rolf