Diatomeen aus West-Grönland

Begonnen von Carsten Wieczorrek, September 12, 2017, 23:26:37 NACHMITTAGS

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Carsten Wieczorrek

Hallo,
nun bin ich bereit, erste Bilder meiner mitgebrachten Proben zu zeigen. Eigentlich war ich guter Hoffnung, ein paar dieser wunderschönen Zierlagen aus diesem selten besuchten Land zu zeigen. Leider waren in meinen Proben (3 Stück) die Ausbeute daran äußerst bescheiden und äußerst unspektakulär.
Zu allem Überfluss mutierte die erste Probe innerhalb der ersten 8 Tage hier - im Gegensatz zu meinen deutschen Moorproben, die sich gut 10 Monate halten lassen - zu einer übel riechenden schwarzen Pfütze.

Also habe ich mich entschlossen, alles Algematerial daraus heraus zu fischen und in konz. Salzsäure auszukochen. Die Suppe habe ich dann durch ein feines Sieb gegossen, das Grobzeug verworfen, und das Filtrat mehrfach sedimetieren lassen. Etwa 5 ml grauen Schlamm habe ich dann in 25 ml konz. Schwefelsäure gekocht und noch heiss mit etwa 4 ml 35% H2O2 versetzt, dass hat alles organische und anorganischen Kohlenstoff wegoxidiert. Und das ohne giftige, geruchsintesive, farbintensive Gasentwicklung.

Der Rest wurde abdekantiert, mit Pyrophosphat gekocht und durch ein 45 µm Sieb filtriert. Erste Ergebnisse zeige ich nun hier.

Warum Grönland? Wir, das sind mein Frau, ich und zwei Freunde, wollten einfach mal wandern. Und damit niemand aufgeben kann, haben wir uns einen Fernwanderweg ausgesucht, dem irgedwie der 'Abbrechen' - Button (oder Knopf) fehlt. Das heißt, man muss das Hotel, das Restaurant und die Lebensmittelgeschäfte auf dem Rücken mit sich führen. Daher waren meine Möglichkeiten, Proben zu sammeln, äußerst begrenzt. Wer Interesse an so etwas hat : Der Wanderweg geht von Kangerlussuaq (Grönland's einzigem internationalen Flughafen) nach Sissimiut (Grönland's 2. größter Stadt) über 170 km. Ich teile per PN gerne weiter Infos mit. (es war geil, aber man muss Glück mit dem arktischen Wetter haben...)

Erst mal zu den belanglosen Bildern:

Bild 1 zeigt meine Wenigkeit am Startpunkt des Artic Circle Trails.
Bild 2 zeigt unser tägliches Hotel.
Bild 3 ist unser Standard-Frühstück : Blaubeerpfannekuchen.
Bild 4 zeigt nun so in etwa das Biotop der Fundstücke.

Kommen wir nun zu den ersten Bildern der Diatomeen, die ich aus dem schwarzen Algenschleim extrahieren konnte. Eine Bestimmung habe ich noch nicht durchgeführt, der Versuch wird aber noch kommen.

Alle Bilder sind nicht gestackt. Alle Bilder sind in schiefer Beleuchtung mit wasser-imergiertem Kondensor und dem geölten 100/1.32 Apo aufgenommen.
Alle Bilder sind mit Helicon Filter geputz worden.

Viel Spaß beim betrachten (Bestimmungshilfen müssen nicht sein, sind aber willkommen),

Carsten


Bild 1 : Der Weg beginnt



Bild 2 : Unser Hotel



Bild 3 : Unser Frühstück



Bild 4 : So sieht das Biotop aus



Bild 6 : Alge 1



Bild 7 : Alge 2



Bild 8 : Alge 3



Bild 9 : Alge 4



Bild 10 : Alge 5



Bild 11 : Alge 6



Bild 12 : Alge 7


Für's grobe : GSZ 1
Zum Durchsehen : Amplival Hellfeld, Dunkelfeld, INKO, Phasenkontrast
Zum Draufsehen : Vertival Hellfeld, Dunkelfeld
Zum Polarisieren : Amplival Pol u Auf-/Durchlicht
Für psychedelische Farben : Fluoval 2 Auflichtfluoreszenz
Für farbige Streifen : Epival Interphako

Carsten Wieczorrek

Hallo,

ich gebe jetzt mal meine Bestimmung dazu:

1) Stauroneis anceps
2) Navicula tuscula
3) ---
4) Epithemia sorex
5) Neiridium iridis
6) Eunotia arcus
7) Pinnularia viridiformis


Schönen Abend,
Carsten
Für's grobe : GSZ 1
Zum Durchsehen : Amplival Hellfeld, Dunkelfeld, INKO, Phasenkontrast
Zum Draufsehen : Vertival Hellfeld, Dunkelfeld
Zum Polarisieren : Amplival Pol u Auf-/Durchlicht
Für psychedelische Farben : Fluoval 2 Auflichtfluoreszenz
Für farbige Streifen : Epival Interphako

anne

Hallo Carsten,
tolle Reise! Beneidenswert!
Leider sind meine Kinder noch zu klein und würden auch protestieren, sonst wäre das sicherlich eine meiner Wunschreisen.

Schöne Probe und gute Bilder, zu den Bestimmungen muss ich miche rst noch durch die Literatur kämpfen.

lg
anne

rhamvossen

Hallo Carsten,

Das hat doch was, Grünland. Ich finde diese Art von Gegend faszinierend. Auch das Frühstück sieht ja lecker aus, was ist es denn?

ZitatZu allem Überfluss mutierte die erste Probe innerhalb der ersten 8 Tage hier - im Gegensatz zu meinen deutschen Moorproben, die sich gut 10 Monate halten lassen - zu einer übel riechenden schwarzen Pfütze.

Warum nimmst du nicht ein kleines Reisemikroskop mit? Muss nicht gross sein, nur ein einfaches Schulermikroskop. Bilder kann mann mit Smartphone machen, geht prima. Stell dir mal vor, Mikrofotografie "on site" in das kleine "Hotel" in solche Gegend, das hat doch was! Beste Grüsse,

Rolf

Carsten Wieczorrek

Hallo Rolf,
das ist ein Blaubeerpfannekuchen.
Und für das Reisemikroskop musst Du mir ein Sherpa als Träger zur Verfügung stellen, oder wenigstens ein Muli. Der Rucksack hatte es mit 25 kg schon in sich (oder eher an mir..
).
Grüße
Carsten
Für's grobe : GSZ 1
Zum Durchsehen : Amplival Hellfeld, Dunkelfeld, INKO, Phasenkontrast
Zum Draufsehen : Vertival Hellfeld, Dunkelfeld
Zum Polarisieren : Amplival Pol u Auf-/Durchlicht
Für psychedelische Farben : Fluoval 2 Auflichtfluoreszenz
Für farbige Streifen : Epival Interphako

Diatom

Hallo Carsten,
folgende ich hätte folgende Vorschläge für die Gattungs- bzw. Artnamen.
Stauroneis anceps,
Cymbopleura subcuspidata (Krammer) Krammer (vormals Cymbella subcuspidata Krammer),
Eunotia spec. (unbestimmbar wegen Fehlbildung),
Epithemia sorex,
Neidium ampliatum sensu Krammer,
Eunotia monodon Ehrenberg,
Pinnularia substreptoraphe Krammer
Grüße, Ditmar

Silber_und_Licht

#6
Zitat von: Carsten Wieczorrek in September 14, 2017, 15:46:12 NACHMITTAGS
Hallo Rolf,
das ist ein Blaubeerpfannekuchen.
Und für das Reisemikroskop musst Du mir ein Sherpa als Träger zur Verfügung stellen, oder wenigstens ein Muli. Der Rucksack hatte es mit 25 kg schon in sich (oder eher an mir..
).
Grüße
Carsten

Auf die Frage seines Bruders Roderic, wie er seine Expeditionen in den hohen Norden Kanadas vorbereitet habe, antwortete Alexander Mackenzie seinem Bruder in einem Brief:
"Ich nahm drei Blatt Papier zur Hand. Auf das erste schrieb ich was man unbedingt mitnehmen müsse, auf das zweite das was keinesfalls fehlen dürfe und auf das dritte Blatt all das was lebensnotwenig ist. Dann schob ich die beiden ersten vom Tisch und notierte auf dem letzten:hiervon die Hälfte!"
Alexander Mackenzie hat auf seinen sehr langen Erkundungen nie auch nur einen einzigen Mann verloren, was für Expeditionen auf der Schwelle zum 19. Jahrhundert sehr ungewöhnlich war.

Mein Vater hat mir in Abwandlung dieses Rezeptes immer gesagt:"die Hälfte Gepäck und das doppelte Geld  ;)"

Ganz unabhängig vom mikroskopischen Ertrag hast Du eine beneidenswert interessante Reise gemacht. Mein Kompliment! ... und ein Reisemikroskop hätte ich mir an Deiner Stelle ganz sicher auch verkniffen, auch mit Muli ...

Freundliche Grüße

Wolfgang
"Du" fänd' ich ganz in Ordnung.

das Schönste: ZEISS Lumipan
das Liebste: LEITZ Panphot II, Ortholux
das Beste: ZEISS Axiomat

eine etwas umständliche Vorstellung: www.mikroskopie-forum.de/index.php?topic=28652.0

TPL

Hallo Carsten,

zur Bestimmung kann ich leider nichts beitragen, aber ich möchte Dich zum Mut, solch eine Wanderung anzutreten, beglückwünschen. Und ich kann es gut verstehen, dass Du kein Mikroskop mitgenommen hast. Wenn man wirklich alles selber tragen muss (oder will), wäre das nur Ballast gewesen. Denn abgesehen vom Mikroskop wäre dann ja noch das Gewicht für dessen Verpackung, ein kleines Präparierbesteck, Objektträger, Reinigungsmaterial, etc. dazugekommen.

So gerne ich mir selber eine Langstreckenwanderung mit der Ausrüstung eines Naturforschers vorstelle, so sehr glaube ich, dass das eine romatische Verklärung früherer Forschungsreisen mit ihren Trägern und Hilfskräften (oder aber einem Hundeschlitten oder Packtieren) ist. Aber das wäre ja eine ganz andere Art, zu reisen...

Viel Spaß bei der Auswertung Deiner Proben. Ich freue mich schon auf Deinen Vortrag beim MKB!

Beste Grüße, Thomas