REM: Ist Falschfarbe-Colorierung von Kieselalgen kitschig ?

Begonnen von bernd552, September 22, 2017, 22:06:51 NACHMITTAGS

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Lupus

Hallo Bernd,

ZitatDies Spricht grundlegend erstmal für Farbe als natürliche Komponente.
eben, wenn sie natürlich ist!

Wenn ich mit Polfiltern schillernde Farben erzeuge kann das z.B. sehr schön Spannungsverläufe in einem transparenten Material zeigen, dann ist das eine Art der wissenschaftlichen Darstellung von Strukturen. Wenn ich die Farben nur zum Selbstzweck erzeuge kann das einfach schön sein, aber nach meinem Geschmack eben auch schon etwas Kitsch. Hängt m.E. von der Absicht der Farbdarstellung ab.

Hubert

liftboy

Laßt mal stecken :-)

für einen Dillettanten (Liebhaber) wie mich, ist das eine sehr schöne Abbildung; es weiß sowieso niemand, wie das Tier in echt ausgesehen hat.

Grüße
Wolfgang
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Niels Bohr

Klaus Herrmann

ZitatIch kann auch weder einen marginalen noch ein deutlichen Schärfeunterschied zwischen den beiden Fotos erkennen,

Hallo Jörg,

richtig, aber zum sw Originalbild gibt es schon einen sehr deutlichen Schärfeunterschied. Da fehlt dann "Information". Wenn das gefärbte Bild genauso scharf wäre, dann fände ich das auch gut. Aber es ist eben in Details schwammig!
Mit herzlichen Mikrogrüßen

Klaus


ich ziehe das freundschaftliche "Du" vor! ∞ λ ¼


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Silber_und_Licht

#18
Zitat von: Klaus Herrmann in September 23, 2017, 16:53:26 NACHMITTAGS
ZitatIch kann auch weder einen marginalen noch ein deutlichen Schärfeunterschied zwischen den beiden Fotos erkennen,

Hallo Jörg,

richtig, aber zum sw Originalbild gibt es schon einen sehr deutlichen Schärfeunterschied. Da fehlt dann "Information". Wenn das gefärbte Bild genauso scharf wäre, dann fände ich das auch gut. Aber es ist eben in Details schwammig!

Ja, Klaus, das ist schon richtig, ein - wenngleich geringer - Unterschied in der Schärfe zwischen dem ungeputzten Rohbild und dem colorierten/entfärbten Bildpaar ist schon sichtbar, aber Bernd hat genau diesen Unterschied nachvollziehbar begründet. Dieser technische Grund hat aber nichts, genau genommen sogar gar nichts, mit der Farbdarstellung zu tun. Vielleicht hast Du da was überlesen??! Ich hatte den Abschnitt oben zitiert.

MfG Wolfgang
"Du" fänd' ich ganz in Ordnung.

das Schönste: ZEISS Lumipan
das Liebste: LEITZ Panphot II, Ortholux
das Beste: ZEISS Axiomat

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xf00741

Hallo alle miteinander


Also, ich will micht nicht streiten und lasse mich gern eines Besseren belehren. Ihr könnt mich totschlagen, aber markiert bitte die Bereiche, wo Ihr Schärfeunterschiede seht.


Ich habe diese kleinen Bildchen in Photoshop CC bei 100% auf einem kalibrierten Monitor verglichen. Das s/w Bild ist an keiner Stelle schärfer oder detailreicher als das farbige. Vielleicht werden bei Euch einzelnen Farben überbetont angezeigt, woraus Ihr auf Schärfeunterschiede schliesst. Die einzigen Unterschiede zwischen den beiden Bildern liegen im Tonwertbereich, wo das s/w Bild in den helle Tönen keine Werte mehr aufweist. Die ganz Tonwertkurve ist nach links verschoben und hat auch in den Tiefen weniger Tonwerte, dafür in den Mittelwerten zum Teil erhöhte Werte.


Gruss
Jörg
Zeiss Standard WL IV FL
Zeiss Standard WL DL, POL, DIK
Wild M5

Silber_und_Licht

#20
....
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anne

Hallo Bernd,
als ich finde alles klasse!!!
Der Taxonom wird die Farbe wohl als überflüssig und wissenschaftlich unkorrekt beurteilen, ästhetisch betrachtet ist es wohl immer eine Sache des Geschmacks.
Zur Species: ich vermute eine Hyalodiscus franklinii oder Hyalodiscus punctatus.
Dadurch dass diese nicht komplett ist und durch die gewählte Perspektive ist ein fazinierender Einblick ins Innenleben möglich.

lg
anne

Jürgen H.

Zitatdass man immer Intuitiv zur Farbe greift, sobald sie verfügbar ist.

Vielleicht, lieber Bernd. Und vielleicht kann gerade darum der bewusste Verzicht auf Farbe reizvoll sein, weil er Formen um so intensiver wahrnehmbar machen kann.



Natürlich kann aber auch eine bewusste Falschfärbung Strukturen deutlicher machen kann. Hier tritt die "Kappe" durch die abweichende Färbung deutlich hervor.

Gleichwohl: Mein Kopf sagt mir hier, dass dem Farbunterschied einen Strukturunterschied zugrundeliegen müsste und dieser Gedanke stört mich ein wenig bei der rein ästhetischen Wahrnehmung des Farbbildes. Daher würde ich die s/w Variante vorziehen, zumal diese Variante so einzigartig schön ist, dass sie aus meiner Sicht  keinerlei Verbesserungsversuche benötigt.

Schöne Grüße

Jürgen

Kurt Wirz

Hallo

Die Methode der nachträglichen Färbung, kann ja nicht nur der Schönheit dienen, sie kann auch gezielt der Betonung von Bereichen des Interessens sein.
Farbe kann als schön und als Information dienen.

Jürgen,
die Bilder von Karl Blossfeldt (Dozent) dienten ursprünglich vorwiegend den Bildhauern als Vorlage, um Formen (und nicht Farbe) für das "Modellieren nach Pflanzen" zu lernen. Später wurden seine Bilder von Künstlern der "Neuen Sachlichkeit" zugewiesen. Der Verzicht auf Farbinformation hatte somit seinen Grund, die Farbe war nicht nötig und damals (ca. 1920) mit grossem Aufwand und Kosten verbunden.
Die allgemein genutzte Farbfotografie entstand so etwa "um 1930".
Nach heutigen Massstäben und Können, sind die Bilder von Karl Blossfeld zu kontrasthart, inzwischen kann man das besser.
Der Verzicht auf Farbe kann in der Fotografie, also trotz ihrem Informationsgehalt sinnvoll sein.

In der REM Fotografie ist aber der Verzicht auf Farbe nicht gewollt, sondern eher ein durch die Technik bedingter Artefakt, der manchmal schön geredet wird.
Entscheidend ist die Frage, wozu dient das Bild!

Kurt

Jürgen H.

ZitatIn der REM Fotografie ist aber der Verzicht auf Farbe nicht gewollt, sondern eher ein durch die Technik bedingter Artefakt, der manchmal schön geredet wird.

Schon richtig, lieber Kurt, nur ist das hier, bei diesem Objekt, nicht der Punkt. Selbst wenn REM mehrfarbig könnte, würde er die Schale nicht in der dargestellten Weise mehrfarbig abbilden. Die Entscheidung für eine Einfarbigkeit ist daher hier kein Verzicht, der "schön" geredet werden müsste. Es wird vielmehr mit der Zweifarbigkeit etwas hinzugefügt, was nicht vorhanden ist, und es werden damit strukturelle Unterschiedevorgetäuscht, die es nicht gibt.

Ich will aber gar nicht  bestreiten, dass das Ergebnis nach einem Eintauchen in die zwei Farbtöpfe reizvoll sein kann: als Kunstprodukt oder Artefakt.

Die Schale, mit einer einzigen  Farbe eingefärbt, vor kontrastierendem Hintergrund, würde mir  vermutlich allerdings eher gefallen, als die mehrfarbige Darstellung.

Schöne Grüße

Jürgen