Der Koloss von Steglitz - Theodolit-Mikroskop XXXL von R. Fuess

Begonnen von olaf.med, Oktober 02, 2017, 18:39:29 NACHMITTAGS

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olaf.med

#15
Nee, lieber Wilfried, Peter hat ja schon einen ganzen Häuserblock okupiert und arbeitet am Aufbau eines gigantischen Museums. Die nächst Ausbaustufe ist auch schon geplant: im nahen Münsterland kann man zu noch akzeptablen Preisen freistehende Großbauernhöfe mit riesigen Scheunen kaufen. Danach schielt er auch schon  ;D ;D ;D

Lieber Peter,

bei der Plagioklas-Bestimmung mit dem U-Tisch vermißt man normalerweise zwei benachbarte Zwillingsindividuen bezüglich ihrer Optik und deren Verwachsungsebene als kristallographisches Bezugselement. Aus den Winkelbeziehungen erhält man dann bis zu 7 einzelne Werte für die chemische Zusammensetzung deren Mittelwert zu einer sehr genauen Angabe (±1-2 Mol.% des Endglieds) führt. Drei der Werte liefert die Messung der Euler-Winkel zwischen der Lage der Hauptbrechungsindizes beider Zwillingsindividuen.

Das Ganze dauert max. 15 Minuten für einen geübten Mikroskopiker und kostet - nichts. Die Alternative ist die ortsauflösende Analytik mit der Elektronenstrahl-Mikrosonde, einem Großgerät mit einem Preis von ca. 1-2 Millionen €. Letzteres Verfahren genießt aber natürlich eine viel größere Reputation  ;D.

Du hast natürlich völlig recht: 3 Achsen würden für den Drehapparat völlig ausreichen. Am 4- achsigen U-Tisch verwendet man die vierte Achse tatsächlich in der Regel auch nur zur Justierung. Zusätzlich hat man noch die Drehachse des Mikroskoptischs zum schnellen Wechsel von der Normal- in die Diagonalstellung.

Herzliche Grüße,

Olaf
Gerne per Du!

Vorstellung: http://www.mikroskopie-forum.de/index.php?topic=4757.0

... und hier der Link zu meinen Beschreibungen historischer mineralogischer Apparaturen:
https://www.mikroskopie-forum.de/index.php?topic=34049.0

ortholux

Zitat von: Piper in Oktober 02, 2017, 23:26:32 NACHMITTAGS
Gibt es ggf. solche neigbaren und bedarfsweise auch drehbaren Aufsätze zur Adaptation an normale Mikroskope bzw. zum Aufsetzen auf Standard-Kreuztische

Lieber Jörg,

Du meinst die Stereowippe: http://www.mikroskopie-mikrofotografie.de/mikroskopie/gast/stereowippe/beschreibung.htm

Herzliche Grüße
Wolfgang

olaf.med

Lieber Jörg, lieber Wolfgang,

Das ist ein kleines und feines Zusatzgerät und erfüllt sicher gut seinen Zweck. Steht allerdings ein U-Tisch zur Verfügung  sehe ich zwei Vorteile:


  • man muss nicht basteln
  • man hat die perfekte Höheneinstellung zur Verfügung, um den Mittelpunkt des Objekts auch wirklich in die Drehachse zu justieren.

Herzliche Grüße,

Olaf
Gerne per Du!

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Wutsdorff Peter

Guten Abend Olaf,
vielen Dank für Deine Erläuterungen.
Du würdest Jörg einmal einen U-Tisch "zum Spielen" leihen.
Mir würde es ausreichen, wenn Du mir die zugehörige Bedienungsanleitung als Kopie senden würdest.
Die Ausführungen im "Burri" und im "Rinne- Berek" sind, so finde ich, nicht ausführlich genug.
Sogar in der B-Anleitg. zum ROW-Poladun IV wird als Ergänzung auf einen U-Tisch verwiesen.

Übrigens: die  neue Herausgabe des Rinne-Berek, überarbeitet von H. Schumann und F. Kornder, 1973, ist didaktisch hervorragend. Peter V. hatte mir dieses Buch empfohlen.
Gruß Peter

Fahrenheit

Lieber Olaf,

erst einmal herzlichen Glückwunsch für den schönen Fang. Das gute Stück schaut wirklich aus wie neu.
Danke auch für den schönen Artikel mit den tollen Bildern - ich habe ih nmit Begeisterung gelesen.

Herzliche Grüße
Jörg
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Arbeitsmikroskop: Leica DMLS
Zum Mitnehmen: Leitz SM
Für draussen: Leitz HM

Piper

Lieber Olaf, lieber Wolfgang,

vielen Dank für Eure Hinweise. "Stereowippe" ist ein passender Ausdruck, und die Skizzen geben eine sehr gute Anregung für eigene Lösungen.  Ich habe mir allerdings gedacht, dass es in Anhängigkeit von Vergrößerung und Arbeitsabstand vorteilhaft sein könnte, wenn man ein Objekt nach rechts und links neigt, dann eben nur im halben Winkel, den man bei einseitiger Kippung zu Grunde legen würde. Ein weiterer Aspekt war der von Olaf angesprochene, dass ein petrographischer Tisch eben noch den zusätzlichen Vorteil haben wird, das Objekt zentriert drehen zu können.

Lieber Olaf, wenn es. wie von Dir angesprochen,  möglich sein könnte, mir einmal einen entsprechenden "Aufsatz-Tisch" zur Erprobung zu überlassen, würde mich das natürlich sehr freuen. Sollen wir weiteres per Email bereden?
Meine Mail ist jpu.mp@t-online.de

Liebe Grüße
Jörg





olaf.med

#21
Lieber Peter,

hier kannst Du eine Einführung in die U-Tisch-Mikroskopie herunterladen. Nach meiner Erfahrung ist es die beste Darstellung, allerdings setzt auch sie natürlich eine erhebliche Vorbildung in Kristalloptik und Kristallographie voraus. Die U-Tisch-Mikroskopie ist eben nicht trivial, sonst würde sie noch heute genutzt. So läßt man nun lieber die Analytik von einer teuren "black box" ausspucken.

Lieber Jörg,

ZitatEin weiterer Aspekt war der von Olaf angesprochene, dass ein petrographischer Tisch eben noch den zusätzlichen Vorteil haben wird, das Objekt zentriert drehen zu können.

im U-Tisch sehe ich nicht den großen Vorteil in der Zentrierung, sondern in der Möglichkeit der ganz empfindlichen Justierung des Präparats in die Drehachse der Neigung. Dafür ist der zentrale Teil des U-Tischs mit einer sehr exakten Höhenjustierung versehen. Bei falscher Höheneinstellung würde das Objekt beim Neigen des Tischs pendeln, d.h. seine Lage lateral verändern.

Natürlich gilt mein Angebot, Dir einen U-Tisch für Testzwecke zur Verfügung zu stellen, weiter. Dazu schreibe ich Dir eine email.

Beste Grüße,

Olaf
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Wutsdorff Peter

Grüß´Dich Olaf,
wenn ich den link anklicke, kommt die Meldung "Server nicht gefunden". Was mache ich da wieder falsch?

Gruß Peter

olaf.med

Lieber Peter,

ich kann Dich beruhigen, es war mein Fehler. Dies ist ein ftp-Link und hier kommst Du an die richtige Stelle.

Entschuldige bitte,

Olaf
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Wutsdorff Peter

Es kommt zwar jetzt keine Meldung  mehr, aber eine schwarzes Fenster.
Offensichtlich will mein PC es herunter laden, aber nach einer Stunde erscheint immer noch nichts.

Wutsdorff Peter

#25
xxx

Thomas Schwarz

Lieber Olaf,

danke für die gewohnt tolle Dokumentation! Ich bin echt gespannt darauf, wie es im Original aussieht...

Liebe Grüße und bis bald

Frank D.

#27
Hallo Olaf,

diese wunderschönen Mikroskope, umgarnt von Deinen erstklassigen Beschreibungen die vor Begeisterung und Fachwissen zu platzen drohen,
verlangen jetzt den "Medenbach"!

Wo "Leiss" im IV. Abschnitt seinen Schlussstrich gezogen hat könnte der Medenbach doch beginnen?! Herrgott, so schwer kann das doch nicht sein!! Dass Du das kannst, hast Du doch schon im Themenbuch "METEORITEN" der Mineralientage München bewiesen. Bitte!!!  :-* Ich würde es sofort kaufen, auch zwei.
Und vom Erscheinungsdatum .... es könnte passen: Leiss 1899 - Leiss Reprint 1988 - Medenbach 2020
oder eher, oder (nicht viel) später .... ich kann ja schon mal sammelbestellen ...

Jetzt noch zwei Fragen zu den Theos:

Gibt es eine Typenbezeichnung dieser Fuess Theodolit-Mikroskope? und ...
.. auf Deinem 5. Foto erkennt man einen großen Unterschied der Öffnungsdurchmesser in den U-Tisch -Basisplatten. Also jene Scheiben, auf denen die Halbkugelsegmente befestigt werden. Diese Öffnung scheint bei dem Steuerrad-Mikroskop viel größer. Gerade weil der Koloss aber eine gewaltige Kondensor-Hülse besitzt, könnte ich mir an diesem Mikroskop einen geringeren Verstellwinkel des Tisches vorstellen.  Denn wird nicht die Kondensorlinse bis an das untere Segment, auch immergiert, herangefahren? Da würde es doch zu einer seitlichen Tischberührung kommen. Das die Führungsschienen der Kompensatoren demontiert werden müssen, habe ich verstanden.

Vielen Dank und herzliche Grüße
Frank

olaf.med

Lieber Frank,

vielen Dank für Deine netten Worte. Sobald der "Lehmann" erschienen ist denke ich ich über Deine Anregung nach  ;D ;D ;D.

Nun zu Deinen Fragen:

  • Außer dem Namen Theodolit-Mikroskop, allenfalls noch mit dem Zusatz nach Souza-Brandão, gibt es keine weitere Typenbezeichnung für dieses Stativ.

  • Ich war auch ganz perplex als ich das fünfte Bild angesehen habe, wenn man allerdings die Dimension auf dem Bildschirm ausmißt stellt man fest, dass man einer optischen Täuschung aufgesessen ist. Das liegt offensichtlich an der Beleuchtung, die die unter der Glasplatte befindlichen Teile beim rechten Stativ dunkler erscheinen läßt. In der Realität sind die Tischdurchbrüche exakt gleichgroß, wie auch die Befestigung für die oberen Segmente. Das gilt sogar für die kleineren U-Tische, die ab ca. 1900 gefertigt wurden. Das ist eigentlich sehr erstaunlich, aber hat den angenehmen Nebeneffekt, dass die oft fehlenden Halbkugelsegmente kompatibel sind (den Koloss bekam ich leider auch ohne Segmente, kann aber daher welche von den anderen Instrumenten nutzen). Übrigens macht man U-Tisch-Messungen fast immer bei sehr geringen Aperturen, zieht also die Kondensorhülse nach unten und hat somit kein Platzproblem. Hohe Aperturen benutzt man nur bei der wenig bedeutenden U-Tisch-Konoskopie, und dafür war dieses Instrument nicht konzipiert.
Herzliche Grüße,

Olaf
Gerne per Du!

Vorstellung: http://www.mikroskopie-forum.de/index.php?topic=4757.0

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ortholux

Zitat von: olaf.med in Oktober 05, 2017, 19:23:39 NACHMITTAGS
Sobald der "Lehmann" erschienen ist denke ich ich über Deine Anregung nach  ;D ;D ;D.

Wer quengelt kriegt überhauptnix und geht ohne Essen ins Bett! So.

Wolfgang