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Okular nach Wright

Begonnen von Walter P., Oktober 05, 2017, 11:42:31 VORMITTAG

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Walter P.

Liebe Kollegen!

Ich hatte schon vor einiger Zeit eines der seltenen Wright'schen Okulare für mein Amplival Pol u in der Bucht ergattert.
Da ich nun auch noch den zur Verwendung erforderlichen geraden pol-Tubus kaufen konnte, kann ich mich endlich damit beschäftigen.

Wie leider bei CZJ nicht unüblich sind einige Teile fest, die ich zuerst zerlegen, reinigen und neu fetten muss.

Hat jemand eine Beschreibung für die beiden Teile?
Es fehlt beim Okular der Schieber für die Halbschattenplatte. Den Schieber selbst herstellen dürfte nicht das Problem sei, aber kann ich für die Halbschattenplatte einfach ein dünnes Planglas mit aufgeklebten Segmenten in dunkler Farbe verwenden?

Ich wäre auch sehr dankbar für eine Anwendungsbeschreibung für das Wright'sche Okular. 

MfG
Walter 

olaf.med

Hallo Walter,

Zitatkann ich für die Halbschattenplatte einfach ein dünnes Planglas mit aufgeklebten Segmenten in dunkler Farbe verwenden?

Nein, wirklich nicht! Die Halbschattenplatte ist ein komplexes kristalloptisches Präparat und kann nicht selbst hergestellt werden. Es sind z.B. zwei genau orientierte dünne Quarz-Platten senkrecht zur optischen Achse mit einer ganz dünnen Trennschicht miteinander verkittet (Nakamura-Platte). Im Wright-Okular wurden auch Kompensatoren verwendet, z.B. der Quarzkeil nach Wright oder auch Strichplatten für Messungen. Gerne informiere ich Dich noch weiter bei spezifischen Fragen, wenn gewünscht.

Kannst Du uns noch mitteilen, wofür Du das Wright-Okular nutzen möchtest? Es ist eigentlich nur für sehr spezielle poloarisationsoptische Anwendungen von Interesse.

herzlich Grüße,

Olaf
Gerne per Du!

Vorstellung: http://www.mikroskopie-forum.de/index.php?topic=4757.0

... und hier der Link zu meinen Beschreibungen historischer mineralogischer Apparaturen:
https://www.mikroskopie-forum.de/index.php?topic=34049.0

Walter P.

#2
Hallo Olaf!

Danke fuer dein Angebot mir hilfreich zur Seite zu stehen.
Ich hatte das Okular fuer wenig Geld vor Jahren erstanden, wohl mehr aus Sammlerwut, als aus  Wissen wofuer es verwendeten werden kann.  Das Teil lag lange ungenuetzt im Schrank.

Da ich nun einen geraden Poltubus fuer das Fotografieren von Achsbildern erstanden habe, moechte ich das Okular aktivieren. Ich dachte das drehbare Teil, das ins Okular eingeschoben ist, waere die Halbschattenplatte. Wie ich nun aber beim zerlegen und reinigen gesehen habe ist das ein drehbare Analysator, der auf zehntel Grad abgelesen werden kann.

Mir ist nicht klar, warum an dieser Stelle noch mal ein drehbarer Analysator angeordnet ist, da im parallelem Strahlengang unterhalb der TL ein solcher angeordnet ist. In dieser Bereich werden ebenfalls die Hilfskompensatoren eingeschoben, deren Einschub am Wright Okular ebenso vor gesehen ist.

Ich habe gelesen, das ich mit dem Okular genauere Messungen der Ausloeschungsschiefe machen kann.

Ist das auch ohne Halbschattenplatte moeglich?

Kannst Du mir bitte eine Literatur über die Anwendung des Okulars nennen?

Mit Dank im Voraus
Walter

olaf.med

Lieber Walter,

die wichtigste Anwendung des Wright-Okulars ist tatsächlich die Messung der Auslöschungslage von Kristallen (und damit deren Auslösschungsschiefe) mit Halbschattenplatten. Das menschliche Auge kann nur schwer oder garnicht den Unterschied zwischen tiefdunkel-Nachtschwarz und Nachtschwarz erkennen. Das Prinzip der Halbschattenplatte besteht darin, durch zwei nebeneinanderliegende optisch drehende Quarz-Kristalle das Gesichtsfeld in zwei Hälfen zu teilen, die statt in Auslöschungsstellung schwarz zu sein nun grau erscheinen. Wenn die Trennnaht der beiden Hälften über dem zu messenden Kristall liegt, erscheint dieser auch gleichgrau auf beiden Seiten falls er sich genau in Auslöschungsstellung befindet. Die kleinste Abweichung davon führt auf der einen Seite zu einem helleren Grau und der anderen Seite zu einem dunkleren Grau. Somit steigt die Messgenauigkeit erheblich.

Hier ist eine Beschreibung:







Herzliche Grüße,

Olaf
Gerne per Du!

Vorstellung: http://www.mikroskopie-forum.de/index.php?topic=4757.0

... und hier der Link zu meinen Beschreibungen historischer mineralogischer Apparaturen:
https://www.mikroskopie-forum.de/index.php?topic=34049.0

Walter P.

#4
Hallo Olaf!

Herzlichen Dank für die Erklärung.
Da steckt ein genialer Gedanke dahinter!

Leider dürfte eine Halbschattenplatte in der Bucht wohl so selten wie eine blaue Mauritius sein.

Der gerade pol Tubus ist zwischenzeitlich eingetroffen. Die Blenden laufen leichtgängig und die Bertrandlinse läßt sich einklappen. Leider scheint etwas mit der Fokusierung und Zentrierung der Linse nicht zu stimmen.

Ich habe schon begonnen die Teile zu zerlegen. Ich glaube, dass hier etwas nach einer Reinigungsaktion wieder falsch zusammengebaut wurde.

Ich darf mich wieder melden, wenn der Tubus funktionierte?

Schönen Gruß
Walter

olaf.med

Hallo Walter,

eine Nakamura-Platte kann ich Dir sicher besorgen. Ich melde mich in den nächsten Tagen.

Gruß, Olaf
Gerne per Du!

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Walter P.

#6
Hallo Olaf!

Eine Nakamuraplatte wäre toll da diese sicherlich selten sind. Kannst du mir bitte per PN mitteilen mit welcher Größenordnung ich rechnen muss?

Schönen Gruss
Walter