HISTOLOGIE: Zungenmuskel, Glykogen, Nerven und wunderschöne Mastzellen

Begonnen von Ronald Schulte, November 01, 2017, 09:49:42 VORMITTAG

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Ronald Schulte

HISTOLOGIE: Zungenmuskel, Glykogen, Nerven und wunderschöne Mastzellen.


Ich war am Wochenende am Ultramikrotom tätig und habe ein besonders schöne Zunge von eine Ratte angeschnitten. Ich habe so sechs oder sieben Proben angefertigt aber nicht jede Probe liefert schöne Schnitte. Dazu muss man was gluck haben und nicht zögern um einige Blöcke extra herzustellen.

Die Zunge wurde in kleine (3x3x4 bis maximal 5 mm) scheiben geschnitten und über Ethanol 100% in Technovit 7100 eingebettet.
Geschnitten am Reichert Ultracut E Ultramikrotom mit 6,4mm dicke Glasmesser. Diese Messer wurden hergestellt am LKB7800 Glasmesser Brecher. Die Herstellung von Glasmesser habe ich hier schon mal gezeigt. https://www.mikroskopie-forum.de/index.php?topic=18608.0
Nach Trocknen von die Schnitte auf eine Wärmeplatte (70 Grad) wurde gefärbt mit Toluidin/Natriumtetraborat und wieder getrocknet. Eingeschlossen wurde mit DEPEX.
Nachdem das Harz getrocknet war ist den Schnitt Fotografiert am Leitz Orthoplan mit Canon 700D Kamera.

Meine Erfahrung hat gelernt das Kunststoff Schnitte die richtigen Details (und Schönheit) zeigen mit höhere Vergrößerungen und hochwertigen Objektiven. Anders wie bei schöne Farbige Paraffin Schnitte ist mit Kleine Objektiven (4x, 10x) eigentlich noch nicht viel zu sehen und wirkt den Schnitt eher langweilig. Richtig Interessant wird es aber wenn ein tropfen Immersion Öl aufgetragen wird und z.B. ein 63x Planapo mit ein riesigen Apertur von 1.4 eingedreht wird!




Stitch von 2 Bilder, Objektiv Fluotar 10x

Der Rechteck zeigt den Ausschnitt von das nächste Bild.






Stitch von 2 Bilder, Objektiv Fluotar 16x

Die Details und Erklärungen sind in kommende Bilder zu sehen.











Objektiv 63x 1.4 Planapo

A = Nukleus von eine Muskelzelle;
B = Endothelzelle eine Kapillare;
C = Zwei Erythrozyten suchen sich ein Weg in die kapillare;
D = Beta-Glykogen Partikel (mein Hypothese);
E = Querstreifung von die Muskelzellen.

Zitat Uni Mainz: Glykogen kommt in Form von Speichergranula im Cytoplasma von verschiedenen Zellen vor, besonders in Leber- und Skelettmuskelzellen. Man unterscheidet dabei rosettenartig angeordnete alpha-Glykogenpartikel von einzelnen rundlichen beta-Granula. In der Leber- und allgemein überwiegen die alpha Glykogengranula, in der Skelett- und Herzmuskulatur finden sich fast ausschließlich beta Glykogengranula.
https://www.uni-mainz.de/FB/Medizin/Anatomie/workshop/EM/EMGlykogen.html







Objektiv 63x 1.4 Planapo







Objektiv 63x 1.4 Planapo

In die Mitte Langs geschnitten, oben und unten quer geschnitten. Die Myofibrillen sind hier wie Punkte zu sehen.







Objektiv 63x 1.4 Planapo

A = Mastzelle;
B = Myelinisierte Nervenfasern;
C = Wahrscheinlich ein Nukleus eine Schwann-Zelle;
D = Fibrozyt (freie Zelle im Bindegewebe);
E = Nukleus eine Quergestreifte Muskelzelle;
F = Wahrscheinlich ein Nukleus eine Perineurale Zelle;
G = Bindegewebe;
H = Muskelzelle
















Objektiv 63x 1.4 Planapo

Links Nerven, Mastzellen im Bindegewebe. Mitte und rechts Muskelzellen Langs und Quer angeschnitten.







Objektiv 40x Planapo

Wenn ein Schnitt nur sehr sparsam angefärbt wird kommen die Mastzellen besser hervor. Meist werden die einzelne Körnchen sichtbar.







Objektiv 63x 1.4 Planapo

Wenn ein Schnitt nur sehr sparsam angefärbt wird kommen die Mastzellen besser hervor. Meist werden die einzelne Körnchen sichtbar.







Objektiv 63x 1.4 Planapo

Wenn ein Schnitt nur sehr sparsam angefärbt wird kommen die Mastzellen besser hervor. Meist werden die einzelne Körnchen sichtbar.




Viel Spaß beim Anschauen, Gruße Ronald
Mikroskope:
Leitz Orthoplan (DL, AL-Fluoreszenz und Diskussionseinrichtung).
Leica/Wild M715 Stereomikroskop.
Mikrotom:
LKB 2218 Historange Rotationsmikrotom.

Fahrenheit

Lieber Ronald,

wie immer ein faszinierender Beitrag - lehrreich und mit sehr guten Bildern. Das Lesen macht wirklich Spaß, Du hast alles auch für einen Laien wie mich bestens erklärt.
Werde meiner Tochter Deine Beiträge empfehlen, wenn sie ihre Histologie-Vorlesungen hört. :)

Herzliche Grüße
Jörg
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Wutsdorff Peter

Grüß´ Dich Ronald,
auch von mir ein dickes Lob.
Ich bin nur Inschenör, habe mir aber von der Fa. 2M histol. u. path. Präpa. gekauft, aber nie gewußt, was ich da sehe. Jetzt sterbe ich (77) nicht ganz so dumm.
Vielen Dank
                                      Peter

Jürgen H.

Tolle Schnitte lieber Ronald! Perfekt, wie immer....

Gibt es eigentlich funktionale Unterschiede zwischen dem die Nerven umhüllenden Perineurium und der Bluthirnschranke des Gehirns? Beide dürften doch  Barrieren darstellen, die im jeweiligen Inneren ein bestimmtes Millieu aufrecht erhalten?

Bei den Insekten gibt es jedenfalls entsprechende die Ganglienknoten umhüllenden Gewebe.

Kommst Du noch zu Geschmacksknospen der Zunge?

Wie dünn hast Du denn geschnitten?

Schöne Grüße und  ein großes Dankeschön für Deine liebevoll aufbereiteten Beiträge!

SchöneGrüße

Jürgen

Ronald Schulte

#4
@Jörg, deine Tochter macht genau den Richtige Wahl (denke ich)!
@Peter, das war auch mein Ziel!
@Jürgen, danke für dein Kommentar. So sollte ein Beitrag auch sein (ist meine Meinung), nicht nur Lob sondern auch Diskussion.

Ja sicher hat das Perineurium was mit die Blut-Nervengewebsschranke zu tun. Siehe z.B. hier.

Aus: ,,Funktionelle Ultrastruktur", Atlas der Biologie und Pathologie von Geweben, von Margit Pavelka und Jürgen Roth, ISBN: 978-3-211-83563-0, Seite 296. 

"Das Perineurium besteht aus einer oder mehreren Lagen flacher, abgeplatteter Zellen, die über Haftkomplexe (Kreis) mit abdichtenden Tight Junctions verbunden sind. Das Perineurium hat in diesem Zusammenhang den Charakter eines Epithels (Perineuralepithel) und bildet einen wichtigen Teil der Blut-Nervengewebsschranke".

Die Schichten aber sind in mein Präparat nicht so gut zu sehen. Vielleicht sollte ich was mehr schneiden und einfach länger Farben oder vielleicht mit ein anderen Farbstoff Farben wie z.B. ein Gemisch nach Richardson (Methylen blau, Borax und Azur II).


Geschmacksknospen sieht man bei Mausen und Ratten nur sehr sparsam und dann ist es kein Wallpapille mit viele Knospen so wie bei uns Menschen. Was ich ab und zu sehe sind einzelne Knospen bei meine Kopfschnitte von Junge Mauser. Da sieht man ab und zu eine im Gaumen.

Die Schnittdicke habe ich vergessen zu nennen. Weil ich die immer auf die OT schreibe könnte ich das einfach nachschauen. Beide Schnitte sind 0,7µm dick.
Meist schneide ich zwischen 0,5 und 0,9µm, das ist meist eine gute maß. Noch dünner Farbt sich immer schlechter. Das ist mit Epoxid was einfacher aber das gibt bei mir wieder andere Probleme.

Gruße Ronald
Mikroskope:
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Jürgen H.

#5
Lieber Ronald,

Herzlichen Dank für Deine Erläuterungen! Schade,dass Geschmacksknospen bei der Ratte selten sind, ein Bild hätte mich interessiert.

Zu dem Perineuralgewebe habe ich von der Ratte das folgende Bild in meinem Sobatta Atlas der Histologie gefunden. Hier  ist die Schichtung der Epithelzellen schön zu erkennen, nun ja auf einer elektronenmikroskopischen Aufnahme. Ich erinnere mich aber, dass Du bei einem Schnitt durch einen Mückenkopf die Schichtung bei dem Cerebralganglion schon einmal sichtbar gemacht hast.



Du schneidest ja schon Dein Technovit extrem dünn. Was ich mich frage: Welcher Unterschied bestünde eigentlich, wenn Du einen ähnlichen Schnitt in 2 µ Stärke machen würdest? Es wird wohl einen großen Gewinn an Detailschärfe geben, sonst würdest Du Dich der zusätzlichen Mühe mit den hauchfeinen Schnittchen nicht unterziehen, oder? Aber ein Vergleich wäre einmal ganz interessant. Ich erinnere nämlich dunkel, dass Dieter sich vor langer Zeit einmal gegen die Erstellung von Semis auf Technovit 7100 Basis gewendet hat...

Schöne Grüße

Jürgen

Jürgen H.

Ronald schau mal, hier ist Dein Mückenkopf:


Rechts um die Perikarien ist die Schichtung der Epithelzellen als Blut Hirn Schranke gut zu erkennen....

Gruß

Jürgen

Ronald Schulte

Jürgen,

Prima Erläuterung. Dann denke ich das in mein Schnitt die 'F' auch tatsachlich die Perineurale Zellkernen sind. Das die Schichten in mein Schnitt nicht gut erkennbar sind kann mehrere Grunde haben aber eins kann die Schnittdicke sein wo den Farbstoff nicht mehr heran kommt.
Dünner schneiden bringt mehr Detailschärfe aber bringt auch mehr und mehr Farbproblem mit sich mit. Eine Mastzelle die z.B. 2µm geschnitten ist zeigt weniger Körnchen wie ein Schnitt auf z.B. 0,7µm. Für das EM geht es ja noch mehr herunter und ist 70nm, also 0,07µm, notwendig um die Scharfe Details zu sehen. Ein Test dazu wäre sicher interessant. Aber den T7100, T8100 Test liegt auch noch im Warteraum! Kommt aber.

Gruße Ronald
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Ronald Schulte

Jürgen,

Hier könnte es sich um ein Geschmacksknospe handeln. Ob es so ist muss ich weiter recherchieren.

Gruße Ronald

Objektiv 25x




Objektiv 40x


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Jürgen H.

Hallo Ronald,

Du hast geschrieben, dass Du diee Zunge in Scheiben geschnitten hast. Wie denn? Quer? Kann es sein, dass Du mit den beiden letzten Bildern in der Gegend der Zungenspitze bist?

Gruß

Jürgen

Ronald Schulte

Jürgen,

Ja das ist meist ein Problem. Wenn ich z.B. die Zunge verschnitten habe und alle Blocke sind mit Technovit Infiltriert dann muss es in die richtige Richtung ausgerichtet werden und weil alles gleich aussieht habe ich da oft Probleme um die richtige (gewünschte) Seite nach unten zu positionieren.
Hier also kann es gut sein das ich an die Spitze bin aber ebenso gut kann es mehr nach hinten sein.
In ein Pathologisch Labor habe ich mal gesehen das man da mit grüne Tinte arbeitet. Da hat man selbstverständlich das gleiche Problem.

Gruße Ronald
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Jürgen H.

Lieber Ronald,

schau einmal hier:

https://deepblue.lib.umich.edu/bitstream/handle/2027.42/29449/0000531.pdf;sequence=1

hiernach befindet sich eine einzelne Wallpapille auf der Mittellinie des Zungenrückens mit zahlreichen Geschmacksknospen, die sich fortschreitend nach der Geburt entwickeln.

Gruß Jürgen

Jürgen H.

Ronald, hier habe ich noch einen ganz interessanten Beitrag aus dem Netz zu den taste buds bei der Ratte gefischt:

https://deepblue.lib.umich.edu/bitstream/handle/2027.42/49852/1092180217_ftp.pdf;sequence=1

Wenn Du die Geschmacksknospen finden willst, solltest Du hiernach keine junge Ratte nehmen, da sich die Geschmacksknospen vor allem postnatal entwickeln. Weiß jemand, ob das bei uns Menschen auch so ist?

Der Artikel beinhaltet auch ein paar schöne histologische Photos.

Schöne Grüße

Jürgen

Ronald Schulte

Jürgen,

Danke für dein Sucharbeit. Jetzt verstehe ich mehr und mehr warum ich immer so wenig oder keine taste buds sehe.
Ich muss erstmals lesen. Melde mich später nochmals.

Gruße Ronald
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