Mikroskope aus Kaassel: BECK, Hertel & Reuss

Begonnen von plaenerdd, Oktober 14, 2017, 20:10:03 NACHMITTAGS

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liftboy

Hallo erstmal,

ich hab hier ein Studio C, ein CN und ein STE 6 stehen (eigentlich nur aus Nostalgiegründen). Das sind alles gute, stabile Geräte.
Ich werde demnächst mal Bilder einstellen und auch versuchen ein paar Präparate zu fotografieren.
Von Dr. Wöhler weiß ich definitiv, dass er seine Optiken selber geschliffen hat.

Grüße
Wolfgang
http://www.mikroskopie-forum.de/index.php?topic=785.msg3654#msg3654
LOMO-Service
Das Erstaunen bleibt unverändert- nur unser Mut wächst, das Erstaunliche zu verstehen.
Niels Bohr

plaenerdd

#16
Hallo,
inzwischen sind mir Katalogseiten zugemailt worden, auf denen das UF als "Routine-Schnell-Mikroskop für Ärzte-Labor und Studienzwecke" beworben wird. Es prangt auch auf einem Katalog-Titel mit der Aufschrift "75 Jahre Beck", dessen Herausgabe sich bei einer Firmengründung von 1892 auf 1967 berechnen lässt. Somit ist meine 60er-Jahreschätzung recht gut bestätigt worden.
LG Gerd
Fossilien, Gesteine und Tümpeln mit
Durchlicht: Olympus VANOX mit DIC, Ph, DF und BF; etliche Zeiss-Jena-Geräte,
Auflicht: CZJ "VERTIVAL", Stemi: MBS-10, CZJ SMXX;
Inverses: Willovert mit Ph

Lupus

Hallo,

die Hertel & Reuss Mikroskope waren mechanisch recht gut, da können die billigen heutigen Mikroskope nicht mithalten. Allerdings sind die Objektive eher mittelmäßig, je nach Maßstab. Es fällt auf dass sie relativ kontrastarm sind und empfindlich auf Streulicht reagieren. Hier ein einfacher Vergleich eines H&R 45x mit einem Leitz 40x um den Kontrastunterschied zu demonstrieren. Beide Objektive haben jeweils eine NA 0.65, beide sind einfache Achromate wie sie bei H&R fast immer zu finden sind. Mit beiden wurde ein Objektmikrometer an einem Leitz HM Mikroskop mit offener Leuchtfeldblende (um maximales Streulicht zu erhalten) unter identischen Einstellungen aufgenommen, ohne Bildnachbearbeitung, lediglich Konversion in SW um das Histogramm besser darstellen zu können.

Oben H&R, unten Leitz (von einem Leitz SM).


Das Histogramm zeigt den deutlich geringeren Kontrast des H&R (links) im Vergleich zum Leitz Objektiv, sowohl durch den kleineren Intensitätsabstand zwischen schwarzen Linien (unteres Maximum) und hellem Hintergrund (oberes Maximum), als auch durch die größere Pixelzahl der grauen Zwischentöne. Für das Histogramm wurde nur der mittlere scharfe Bereich des Objektmikrometerbildes verwendet.



Hubert

Bob

Hallo Hubert,
vielen Dank für die sorgfältige Untersuchung!
Kannst Du erkennen, ob die Linsen vergütet sind?
Ich hätte solche großen Unterschiede nicht erwartet. Ist es möglich, dass der Erhaltungszustand unterschiedlich ist?

Viele Grüße,

Bob

liftboy

sodele,

hier die versprochenen Bilder:

zuerst das CN


hier das Studio C



und das STE 6



Alle Geräte sind noch nicht restauriert (das hat noch Zeit).

Grüße
Wolfgang

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plaenerdd

#20
Hallo Wolfgang,
sind die alle von Beck oder von H&R? Muss ich jetzt die Überschriften ändern in "Mikroskope aus Kassel"?
LG Gerd
Fossilien, Gesteine und Tümpeln mit
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liftboy

Hallo Gerd,

das ist schon H&R. Ich hab alles auf den Kopf gestellt, meine alten Unterlagen sind wohl bei diversen Umzügen verlorengegangen :-(

Grüße
Wolfgang
http://www.mikroskopie-forum.de/index.php?topic=785.msg3654#msg3654
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Niels Bohr

Lupus

Hallo Bob,

auf den ersten Blick sehe ich keine Auffälligkeiten auf der Frontlinse. Ich habe zwei H&R, beide mit leuchtfeldblendenloser kritischer Beleuchtung, und der geringe Kontrast zeigt sich praktisch an allen Objektiven. Aber trotzdem kann ich einen schlechteren Zustand dieser eventuell stark benutzten Objektive nicht ausschließen.

Vielleicht war die Qualität der Antireflexbeschichtung schlechter, die ist ja auch ein Kostenfaktor. Es wäre interessant mehr über den Ursprung der Beck- oder H&R-Objektive zu erfahren.

Hubert

Kay Hoerster

#23
'Mikroskope aus Kassel'...
Na, das würde doch mal den seinerzeit von mir begonnenen Beitrag schön ergänzen:
http://www.mikroskopie-forum.de/index.php?topic=1885.msg61096#msg61096
Es hat sich mittlerweile noch ein hessisches Mikroskop (Karl Kaps) mit nahezu identischem Bino zu meinem Wöhler-Mikroskop dazugesellt. Anscheinend haben die Hessen nicht nur die Objektive ausgetauscht, sondern auch andere optische Bausteine...

Viele Grüße
Kay
Mit freundlichen Grüßen
Kay

Peter V.

#24
Hallo,

ich glaube, dass wir die Firma Hertel und Reuss etwas unterschätzen. Ich habe mmerhin einen ganzen "Leitz" ;)-Ordner mit diversen Mikroskoprospekten nur von H&R aus verschiedenen Generationen. Das Programm war doch erstaunlich vielfältig und umfasste sogar richtige mineralogische Polarisationsmikroskope. Es gab Dunkelfeldkondensoren, Phasenkontrast, Fluoreszenz, Projektionsmikroskope, Auflichteinrichtungen, einen einfachen Heiztisch. Sicher alles eine oder zwei  Nummern "bescheidener" als Leitz und Zeiss, aber immerhin....

Allerdings scheinen die "größeren" Modelle von H und R nicht sehr verbreitet gewesen zu sein, ganz im Gegensetz zu den einfachen Mikroskopen, die sich häufig in Schulen fanden (und noch finden).

Es gab sogar einen eigenen kleinen Katalog nur für die Polmikroskope.

Ich werde mal demnächst meine Ordner durchschauen, ob ich auch noch etwas von "Beck" finde.

Hier einige Beispiele von H und R:















Herzliche Grüße
Peter
Dieses Post wurde CO2-neutral erstellt und ist vegan. Für 100 Posts lasse ich ein Gänseblümchen in Ecuador pflanzen.

Silber_und_Licht

Zitat von: Peter V. in Oktober 18, 2017, 18:56:26 NACHMITTAGS
Hallo,

ich glaube, dass wir die Firma Hertel und Reuss etwas unterschätzen. Ich habe mmerhin einen ganzen "Leitz" ;)-Ordner mit diversen Mikroskoprospekten nur dieser Firma aus verschiedenen Generationen. Das Programm war doch erstaunlich vielfältig und umfasste sogar richtige mineralogische Polarisationsmikroskope. Es gab Dunkelfeldkondensoren, Phasenkontrast, Fluoreszenz, Projektionsmikroskope, Auflichteinrichtungen, einen einfachen Heiztisch. Sicher alles ein oder zwei  Nummern "bescheidener" als Leitz und Zeiss, aber immerhin....

Guten Abend Peter,

ich unterschätze da garnichts, denn so einen Ordner besitze ich auch  :) und das Superpan war vor 40 Jahren mein absolutes Wunschmikroskop. In Braunschweig hatte ich einen Optiker aufgetan, der ein paar solcher hammergeschlagenen Mikroskope bevorratete - und dann ist es doch durch Zufall ein Leitz'sches Ortholux geworden .... und dass war offensichtlich trächtig als ich es bekam .... aber wenn Du den (älteren) Superpan-Katalog doppelt haben solltest ...

;) Freundliche Grüße

Wolfgang
"Du" fänd' ich ganz in Ordnung.

das Schönste: ZEISS Lumipan
das Liebste: LEITZ Panphot II, Ortholux
das Beste: ZEISS Axiomat

eine etwas umständliche Vorstellung: www.mikroskopie-forum.de/index.php?topic=28652.0

Vorticella

O.k. Ich werde übers Wochenende eines der Schätzchen mit nach Hause nehmen und nach allen Regeln der Kunst putzen. Also richtig putzen, nicht kaputtputzen. Ich werde das schmuddeligste Objekt mitnehmen. Da bin ich sicher, dass noch niemand mit Glasreiniger von Aldi die Objektive über Nacht einweichen gelassen hat  ;) . Ich bin gespannt – Lagebericht folgt nach dem WE.
Grüße aus der Vulkaneifel
Jan

plaenerdd

#27
Hallo,
habe meinen Beiträgen und somit auch dem Anfangspost eine neue Überschrift gegeben: "Mikroskope aus Kassel: BECK, Hertel & Reuss". Denke das passt besser, wenn der Beitrag dann vielleicht in die Rubrik "Mikroskopiker stellen ihr Mikroskop vor" verschoen oder verlinkt wird.
Hier noch drei Katalogseiten von BECK, die mir ein Freundlicher Mitleser geschickt hat:



Beste Grüße
Gerd
Fossilien, Gesteine und Tümpeln mit
Durchlicht: Olympus VANOX mit DIC, Ph, DF und BF; etliche Zeiss-Jena-Geräte,
Auflicht: CZJ "VERTIVAL", Stemi: MBS-10, CZJ SMXX;
Inverses: Willovert mit Ph

Carsten Wieczorrek

Hallo,

darf ich zusammenhanglos in diesem Thread mal fragen (ahnungloser Neuling), ob Beck, Kassel irgend etwas mit Beck, London zu tuen hat? Ich habe gegoogelt, aber die Antworten waren spärlich.

Ahnungslose freuen sich über jede Antwort.

Carten
Für's grobe : GSZ 1
Zum Durchsehen : Amplival Hellfeld, Dunkelfeld, INKO, Phasenkontrast
Zum Draufsehen : Vertival Hellfeld, Dunkelfeld
Zum Polarisieren : Amplival Pol u Auf-/Durchlicht
Für psychedelische Farben : Fluoval 2 Auflichtfluoreszenz
Für farbige Streifen : Epival Interphako

Dünnschliffbohrer

Hallo Carsten,
nee das glaube ich nicht, das Beck Kassel etwas mit Beck aus Engelland zu tun hat. Zumindest in Deutschland ist es ja kein ungewöhnlicher seltener Name und die Londoner Firma ist m.W. viel älter. Habe aber den Gerlach, in dem man das nachlesen könnte, verliehen.

Ansonsten glaube ich, dass sich die Mikroskope der unteren Ausbaustufen (d.h. Kurs- und Labormikroskope) derverschiedenen Hersteller qualitativ nicht so wesentlich unterscheiden. Die kleinen Hersteller bauten aber meist keine Forschungs. und Spezialmikroskope. Insofern hat mich das Polmi von Hertel & Reuss doch sehr überrascht. Das würde ich mir auch noch gerne hinstellen.

Ein flaues kontrastarmes Bild, was u.a. die Beck-Kursstereomikroskop, die wir z.B. seinerzeit ander Uni in den Anfängerübungen hatten, habe ich auch schon bei vielen älteren Mikroskopen anderer Hersteller beobachtet - auch bei einem noch unsaniertem Leitz BS. Eigenartigerweise findet sich oft keine Erklärung dafür, die Linsen sehen in der Regel sauber aus. Ob da nicht doch irgenwelche dünnen, unaufälligen  Niederschläge von leichtflüchtigen Ausdünstungen des Fettes aus der Mechanik eine Rolle spielen? Nicht selten verschwindet nämlich dieser Mangel nach einer professionellen Wartung, an der es bei den oben genannten Kursstereomikroskopen sicherlich gefehlt hatte. Ein Jugendfreund hatte jedenfalls ein späteres Stemi von Beck und Söhne damals neu über einen Firmenangehörigen erworben, welches meiner Erinnerung nach ein ausgezeichnetes Bild hatte.
"Und Gott sprach: Es ist nicht gut, daß der Mensch allein sei; und er schuf um ihn Laubmoose und Lebermoose und Flechten und ein Mikroskop!"
[aus: Kleeberg, Bernhard (2005): Theophysis, Ernst Haeckels Philosophie des Naturganzen,  S. 90]