Kennt jemand Methoden um Blätter zu skelletieren?

Begonnen von bernd552, Oktober 28, 2017, 16:00:41 NACHMITTAGS

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bernd552

Hallo in die Runde,

das aktuelle Herbstwetter mit den vielen auf dem Boden liegenden Blättern brachte mich auf die Idee, die Blattadern von sehr kleinen Blättern freizulegen und die feinsten Kapillaren per REM sichtbar zu machen.

Hierzu eine Frage an die Botaniker hier:
Kennt jemand Methoden, um die feinsten Blattadern succesiv freizulegen?
Die Rezepte im Netz - mit kochen in Lauge und mechanisch die Blatthäute zu entfernen - scheinen mir für mein Vorhaben viel zu "grobschlächtig" zu sein.

Ich würde mich über fachgerechte Tipps sehr freuen und selbstverständlich die erfolgreichen REM-Bilder hier präsetieren.

LG
Bernd

plaenerdd

Hallo Bernd,
was Du brauchst ist eine Mazeration. In der Natur entstehen solche Blattgerippe durch wegfaulen der Blattflächen. Die Lauge wirkt ähnlich. Ich denke, dass es eine enzymatische Mazeration für Pflanzenmaterial geben müsst. Ich weiß, dass z.B. Nesselfasern heutzutage enzymatisch gewonnen werden, statt der klassischen "Röstung" (wiederholtes Wässern und Trocknen) und dem anschließendem "Hecheln" (Auskämmen der mazerierten und getrockneten Pflanzenteile. Eine richtig griffige konkrete Lösung habe ich nicht. Experimentieren könnte man mit Abflussreinigern, die auch teilweise enzymatisch arbeiten.
LG Gerd
Fossilien, Gesteine und Tümpeln mit
Durchlicht: Olympus VANOX mit DIC, Ph, DF und BF; etliche Zeiss-Jena-Geräte,
Auflicht: CZJ "VERTIVAL", Stemi: MBS-10, CZJ SMXX;
Inverses: Willovert mit Ph

bernd552

Hallo Gerd,

Dein Ansatz mit der Enymatischen "Verdauung" finde ich interessant, da ich jegliche mechanische Beanspruchung vermeiden wollte.

Vom Prinzip ideal wäre, wenn das Blatt über dsein Stiel noch Flüssigkeiteiten weiter transportieren würde, den man entsprechende aushärtbare Stoffe oder Polymerisationsinitiatoren ect. beimischen könnte (so alla Prof. Haagen bei seinen Plasinationen).

Ich glaube bei Schnittblumen funktioniert das mit Farbstoffen, die dann die Blüten entsprechend anfärben.

Vieleicht hat jemand einen Hinweis in diese Richtung.

LG
Bernd





 

Bob

Hallo Bernd,
die Frage wäre, worin sich Blattfläche und Blattgerüst chemisch oder physikalisch unterscheiden. Dann könntest Du nach einem Mittel suchen, gegen das das Blattgerüst vollständig beständig ist, die Blattfläche aber nicht. In der Natur verrottet beides meistens zusammen, nur selten habe ich so ein freigelegtes Blattgerüst gesehen.

Viele Grüße,

Bob

Holger x

Hallo,

wenn man im Internet nach ,,Skelett-Blätter" oder ,,skelettierte Blätter" sucht, findet man eine ganze Reihe von Anleitungen. Solche mit Hilfe von Soda (Na2[CO3] • 10H2O) aus dem Kunsthandwerk oder auch über Natriumhydroxid (NaOH). Da Natriumhydroxid nicht ganz so einfach zu bekommen ist, der Hinweis auf eine Anleitung mit Soda unter: "https://www.muster-schablonen.de/skelett-blaetter-selber-machen-so-gehts/"

Grüße
Holger

Bob

Natriumhydroxid= Abflussreiniger pulverförmig, nach Raussammeln der Alu-Späne.

Kurt Wirz

Hallo Bernd

Meinst du etwas in dieser Art?



Ficus benjamina, Nikon D7100 (Crop Faktor 1.5), AF MICRO NIKKOR 105mm 1:2.8 D, 2:1.
Ich liess das Blatt im Aquarienwasser verrotten.
Benötigt etwas Zeit, der Zustand lässt sich aber jederzeit überprüfen.
Ob man da noch erfolgreich REM-Bilder anfertigen kann, weiss ich nicht.

Kurt


bernd552

Danke erstmal für Eure Antworten,

ich schätze mal, das Auflösen auf chemischen oder natürlichen Weg führt zu einem "analogen" Ergebnis, d.h. würde man das schöne Makrobild von Kurt weiter vergrößern, dann gehen die Enden der Verästelungen kontinuierlich in einen formlosen "Matsch" über.
Was ich suche ist ein apprupter Übergang (eben digital) von Verästelung zur Fläche. Das geht wahrscheinlich nur - wie Bob schon schreibt - mit Füllen der Blattadern mit einer Substanz die dem späteren Lösungsmittel gegenüber unlöslich ist.
Irgend wie ähnlich so, muß Prof. Hagen auch die feinsten Blutgefäßverästelungen freigelegt haben.

Mich interessiert, ob und wie weit sich die Blattadernverästelungen fraktal weiter verästeln und das würde ich gerne sichtbar machen, einfach so für mich (und als Bild auch für Euch ;)).

Wenn z.B. das Blatt eine Metallverbindung oder ein Reduktionsmittel für eine Metallabscheidung über dem Stengel aufnehmen, dann könnte ich es plasmaverachen / galvanisieren?

LG
Bernd

Erich T.

Hallo Bernd,
ich weiß nicht, ob das auch für botanische Präparate geeignet ist, aber aus dem zoologischen Bereich kenne ich Gefäß Ausgußpräparate. Es werden über ein Gefäß  Polymere eingebracht, welche bis in die feinsten Kapillaren vordringen. Anschließend wird das Gewebe mazeriert und das ausgehärtete Polymer steht als Gefäßbaum zur Verfügung. Allerdings müsste man sich eine Methode überlegen wie man das Mittel in das Gefäßsystem des Blattes einbringt (ev. mit etwas Überdruck?).

http://www.diss.fu-berlin.de/diss/servlets/MCRFileNodeServlet/FUDISS_derivate_000000000186/2_kap2.pdf?hosts=

Ist nur eine Idee, vielleicht regt sie ja zu weiteren Überlegungen an.

Liebe Grüße
Erich

Bob

Hallo zusammen,
ein Blutgefäß ist ein einzelner Hohlraum, im Blattgerüst wird man eher Bündel von vielen dünnen Hohlräumen finden. Wenn man dann die Zellwände entfernt, bleibt eher ein Faserbündel übrig. Ich befürchte, dass das nicht viel bringt.

Viele Grüße,

Bob

bernd552

Hallo Erich,

vielen Dank für den toolen Link!

Die aufgelisteten Polymere in der Diss. sind ja das Schlüsselelement für die ersten Vorversuche.

Ich stelle immer mehr fest, das ist ein kompetentes Forum hier, so macht das Hobby viel mehr spaß!!

LG
Bernd

Jürgen H.

Hallo Bernd,

hier findest Du ein Methodensammelsurium:

http://www.u.arizona.edu/%7Ebblonder/leaves/The_secrets_of_leaves/Making_skeletons.html

Vielleicht ist etwas für Dich dabei?

Schöne Grüße

Jürgen