optisch aktive, zweiachsige Kristalle

Begonnen von Heiko, Dezember 29, 2017, 18:20:27 NACHMITTAGS

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Heiko

#15
Leider gleiche ich, lieber Olaf, viel mehr dem Rindviech vor'm neuen Tor, als Du Dir vorzustellen vermagst:
Darf die Aufhellung (bzw. Breite bei Monochromie, je nach gewähltem Kontrast) des zentralen Stegs mit der ,,Aktivitätsdispersion" in Zusammenhang gebracht werden?


Solltest Du noch etwas mehr Quengelei verkraften, erbitte ich Deine Meinung zu diesen Weinsäure-Mustern. Vermeintlich geeignete Kristalle liefern da für meine Verhältnisse recht klare Muster:



2V = 100° ist zu groß für das 50er Objektiv, aber die Orientierung ist möglich. Jetzt wundere ich mich bei beiden Duos über die ,,Griesgnaddeligkeit" in Normalstellung. Da keine Referenzen zu finden sind, bleibt mir nur der Fluchtpunkt ,,Störung". Nicht, dass aber doch ... ?





Vielen Dank für Deine Mühe und herzliche Grüße,
Heiko


Nachtrag

Über Nacht gab's noch einmal Aktivität im Lösungsfilm unter'm Deckglas und jetzt sieht's doch eher systemisch aus, meine ich:





weiterer Nachtrag

Die Muster erscheinen eindrucksvoll. Gleichwohl ist hier etwas Photoshop-Aufhübschung zur Anwendung gebracht – Sättigung, Kontrast, Entstaubung:





olaf.med

Lieber Heiko,

Du hast die Abnormität gut erkannt - auch mir bleibt hier nur der Rückzugsort "Störung", sonst müsste die waagrechte Isogyre in Normalstellung befriedigend geschwärzt sein!

Übrigens entspricht ein 2V von 100° natürlich einem 2V von 80° als Ergänzungswinkel, aber auch dies kann natürlich nicht mit dem 50er Objektiv erfasst werden ;D.

Herzliche Grüße,

Olaf
Gerne per Du!

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... und hier der Link zu meinen Beschreibungen historischer mineralogischer Apparaturen:
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Heiko

Lieber Olaf,

so ist das eben, wenn Wunsch, Vater und Gedanken zueinander finden ...

Neuerlich weinsaures Mikroskopieren zeitigt, kaum gestört, dieses Muster, mit dem ich mich bescheiden will:



Vielen Dank und herzliche Grüße,
Heiko

Heiko

Lieber Olaf,

gehe ich recht in der Annahme, dass der Nachweis der zirkularen Doppelbrechung (z.B. beim Natriumchlorat) für den Amateur ebenfalls Kirschen in Nachbars Garten bleiben werden?

Viele Grüße,
Heiko

olaf.med

Lieber Heiko,

ganz und garnicht, aber natürlich hat man nicht die Interferenzfigur als Kriterium, da kubische Kristalle solche natürlich nicht erzeugen. Zur orthoskopischen Beobachtung bei gekreuzten Polarisatoren benötigt man lediglich dickere Kristalle, da die spezifische Drehung nur bei 2-6°/mm (wellenlängenabhängig) ist. Statt einem völligen Schwarz, wie es einem normalen kubischen Kristall anstehen würde, bemerkt man dann eine Aufhellung im Mikroskop bzw. Polarimeter. Die völlige Dunkelheit durch Verdrehen des Analysators stellt sich wiederum nur monochromatisch ein, da die Drehung der Polarisationsebene stark dispergiert ist. Für 656 nm beträgt sie 2,51°/mm und für 431 nm 5,95°/mm (Landolt, H. (1898): Das optische Drehungsvermögen..., Vieweg und Sohn, Braunschgweig).

Herzliche Grüße,

Olaf
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Heiko

Tatsächlich hätte ich eine Achsenfigur erwartet, lieber Olaf, da schon PE-Flaschen willfährige Objekte darstellen uns selbst der luftgefüllte Spalt zwischen OT und DG ein Muster liefern kann:



Das von Dir beschriebene Prozedere leuchtet ein, sogar mir. Wie aber schließt der Laie aus, dass die zu beobachtende Aufhellung auf Spannungsdoppelberchung zurückzuführen ist?

Viele Grüße,
Heiko

olaf.med

Lieber Heiko,

das musst Du mir aber schon noch besser erklären! Dein Achsenbild mit ca. 3 Ordnungen hast Du an einem Luftspalt erhlten???? Das kommt mir sehr merkwürdig vor.

Konoskopisch zeigen aus physikalischen Gründen hochvergrößernde und damit hochaperturige Objektive durch Effekte an den stark gekrümmten Linsen immer eine Aufhellung in den vier Quadranten und die sieht man im leeren Strahlengang, aber da sollte es höchstens bis zum Grau erster Ordnung gehen. Orthoskopisch im Mikroskop oder im Polarimeter ist das aber kein Thema und eine Aufhellung, die monochromatisch durch Verdrehen des Analysators zu kompensieren ist, weist tatsächlich auf optische Aktivität hin.

Herzliche Grüße,

Olaf
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Heiko

Lieber Olaf,

Spalt oder Keil – vielleicht macht dies hier den Unterschied? Das Muster stammt von einem Präparat, das ich für ,,trockengefallen" hielt. Makroskopisch waren jedenfalls Newton-Ringe zu sehen. Zum Vergleich habe ich mir eben ,,zusammengebackene" Deckgläser angeschaut und erhalte ebenfalls dieses einachsige Muster.

Viele Grüße,
Heiko

olaf.med

Lieber Heiko,

ich bin der Lösung dieses Problems noch keinen Schritt näher gekommen. Das liegt auch daran, dass mir kurzfristig die Hardware fehlt. Es gibt zwar wirklich keinen Mangel an Polarisationsmikroskopen in diesem Haus, aber mein "Arbeitstier", mit dem ich solche Dinge ohne weiteren Aufwand ansehen kann, ist z.Zt. nicht verfügbar.

Ich vermute, dass es sich tatsächlich um Interferenzerscheinungen an dünnen Plättchen (wie bei den Newton-Ringen) handelt und man in Abhängigkeit von Einstrahlwinkel unterschiedliche Farben erhält. Dafür spricht auch die Blässe der Erscheinung. Dann sollten die Ringe konoskopisch aber auch im unpolarisierten Licht zu sehen sein, was Du sicher leicht überprüfen kannst.

Herzliche Grüße,

Olaf
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Heiko

Lieber Olaf,

Deine Weissagung kann ich bestätigen, auch ohne Polarisation gibt es konoskopisch schwache Interferenzen.

Bezüglich des Chlorats sind bei dünnen Einkristallen keine Anisotropie-Effekte festzustellen, hier eine X-Pol-Aufnahme:



Interessant fand ich, dass auch die trigonale Modifikation kristallisiert. Die beobachtete Phasenumwandlung eines Kristallpflasters erinnerte an das sukzessive Ausknipsen der Lichter beim nächtlichen Blick auf eine Stadt ...



Viele Grüße,
Heiko

Heiko

Lieber Olaf,

diese Muster sind mir wiederum suspekt – soll heißen, die gewohnte Ratlosigkeit macht sich breit, wenn bei ,,nicht großen Brocken" eines Präzipitats eine derartige ,,zentrale Isogyrenverbläung" in's Auge sticht.
Wenn Du erlaubst, verkneife ich mir zunächst noch das Drumherum (wobei ich eigentlich bezweifle, darob evidente Anhaltspunkte zu ergänzen), um dem ,,Geschworenen" mit keinerlei Beeinflussung zuzusetzen.
Lässt Du Dich darauf ein, ich hoffe es:



Viele Grüße,
Heiko

olaf.med

Lieber Heiko,

ich könnte jetzt einfach "weiß nicht" sagen, oder ersatzweise aus der lebensarbeitszeitlangen Routine eines Pädagogen " mach' erst einmal anständige scharfe Bilder" ins Felde führen, aber das wäre unfair, hast Du doch eine eine intensivere Einlassung verlangt.

Tatsächlich finde ich aber, dass die Qualität diese Achsenbildes im Vergleich zu der Deiner sonstigen Bilder erheblich abfällt. Hast Du übrigens eine achromatische, fokussierbare Bertrand-Linse? Diese Abbildung weist auf mangelhafte Fokussierung hin, die man aber eigentlich auch durch Änderung der Tubuslänge (Herausziehen des Okulars bzw. der Fotoeinrichtung) kompensieren kann. Dies passiert aber eigentlich immer nur bei dicken Kristallen unter Verwendung von Objektiven mit geringerer Apertur, und hier schreibst Du ja explizit, dass es sich um "nicht große Brocken" handelt. In jedem Fall sollte aber - gute Kristallqualität vorausgesetzt - das Achsenbild besser abbildbar sein, dann könnte man die Farberscheinungen auch deutlicher sehen.

Die "Verbläuung" könnte auch auf schlechte Pol-Folien zurückzuführen sein, die dann Bereiche aus dem kurzwelligen Anteil des Spektrums durchlassen. Insgesamt scheint mir ja das gesamte Bild blaustichig zu sein. Das sollte dann aber auch auf Deine früheren Achsenbilder zutreffen, denn Du hast ja wohl kaum über Nacht die Filter gewechselt oder mit einer zu intensiven Lichtquelle durchgeschossen - oder? Vielleicht ist aber auch ein zusätzlicher Blaufilter im Strahlengang  ??? - Fragen über Fragen, aber mir fehlt die direkt einleuchtende Erklärung. Bin sehr gespannt auf die Lösung dieses Rätsels!

Herzliche Grüße,

Olaf

Gerne per Du!

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Heiko

Lieber Olaf,

bessere Bilder möchte ich vorsichtshalber nicht versprechen, doch wird es wohl darauf hinauslaufen, sich die Kristalle noch einmal anzuschauen – und damit hast Deinen ,,Lehrauftrag" (erst einmal) ja schon erfüllt.  :)
Heute Abend noch etwas zum ,,Drumherum".

Viele Grüße,
Heiko

Heiko

Lieber Olaf,

die Achsenbilder stammen von diesem Kristall:



Abgebildet mit dem 50er, zeichnet auch er sich durch eine atmosphärisch-dunstige Bläue aus. Gut möglich, dass er trockengefallen war, was zur Verletzung des ersten konoskopischen Gebotes, des Immersionsgebots, geführt hätte.

Eigentlich sympathischer, jedoch vermutlich unwahrscheinlicher ist die Annahme, der Sensor sei farbempfindlicher als das Auge: Kupfer(II)-acetat-malonat erscheint farblos – ist es das auch? Dem Anscheine nach jedenfalls wohl, wie diese Übersichtsaufnahme zeigt:



Viele Grüße,
Heiko

Heiko

Lieber Olaf,

ein neues Kristallisat, blasgrüne Kristalle (wenn etwas dicker), eingedeckt – und jetzt sowas:



Der Verursacher verhielt sich unauffällig, aber zwei dieser Burschen hier:



Bin ich an einen Zwilling geraten?

Viele Grüße,
Heiko