Loxodes magnus und Müllersche Organelle

Begonnen von Michael Plewka, September 13, 2009, 19:13:46 NACHMITTAGS

Vorheriges Thema - Nächstes Thema

Michael Plewka

liebes Forum, liebe Tümpler,
nun habe auch ich in einem Tümpel hier in der Nähe Loxodes gefunden, sowohl L. magnus als auch L. striatus (Bilder hierzu: http://www.plingfactory.de/Science/Atlas/KennkartenProtista/Protista/source/Loxodes-striatus.html).

Beide Arten unterscheiden sich u.a. durch ihre Größe, so dass sie ein unterschiedliches Nahrungsspektrum ausnutzen.
Im "alten" Forum haben Berhard Lebeda und E. Weidling L. magnus schon vorgestellt.  Trotzdem zeig ich es hier mal, vor allem aus Neugierde, ob Herr Ott noch etwas zur Ultrastruktur und Funktion der Müllerschen Organelle sagen kann, was über den Text im "PM3" und der "Ciliatenrevision" hinausgeht..

(Loxodes magnus); große Art (bis 600µ) mit MÜLLERschen Organellen am Rand (s.u., gelbe Pfeile). Der braune "Streifen" links unten im Bild ist Spirostomum ambiguum, mit dem Loxodes magnus häufig vergesellschaftet ist:





Loxodes magnus; mit mehreren (3-31) Makronuclei (grüne Dreiecke). Das große braune Gebilde im Inneren ist als Beute Colurella uncinata, ein Rädertier:




die mit einem Körnchen aus Barium (?-verbindungen?) versehenen MÜLLERschen Organelle (gelbe Pfeile);





einige der Makronuclei (grüne Dreiecke). beim oberen ist deutlich der große zentrale Nucleolus vom Nucleus abgegrenzt erkennbar. Rote Dreiecke: Micronuclei.




viel Spaß beim Anschauen wünscht Michael Plewka

ludo

Hallo Michael,

herzlichen Dank für die prächtige Loxodes Darstellung. Ich wußte gar nicht, dass Ciliaten millimetergroß werden können. Ist dieser Teich, in dem Du diese großen Loxodes und Spirostomum gefunden hast, besonders eutroph, saprob ? Außerdem wüßte ich gerne,was die Makronuklei (3-31) bedeuten. Haben die Loxodes variabel zwischen 3 und 31 Makrokerne ?  Über die Funktion der Müllerschen Organellen kann ich Dir nichts beisteuern, wüßte aber auch gerne mehr.

viele grüße
ludwig

Michael Plewka

hallo Ludwig,
die Information bezüglich der ZK habe ich aus dem Buch von FOISSNER et al. . Die Anzahl scheint für L. magnus variabel zu sein (meist 17 Macronuclei). L. striatus und L. rostrum haben je 2. (Vergleich siehe hier:
1.http://www.plingfactory.de/Science/Atlas/KennkartenProtista/Protista/source/Loxodes-striatus.html
2.http://www.plingfactory.de/Science/Atlas/KennkartenProtista/Protista/source/Loxodes-rostrum.html
Mehr weiß ich nicht hierzu.

Zu dem Gewässer: Ich habe diesen Tümpel erst vor kurzem entdeckt und habe schon einiges an interessanten Lebewesen gefunden.  Dennoch kann ich noch recht wenig zum gesamten Teich sagen. Ich kann noch nicht mal abschätzen wie tief er ist. ich vermute mal bezüglich des Trophiegrads so etwas zwischen meso - und eusaprob, wobei ich über die Schlammschicht nichts genaues weiß. Die Loxodes stammen aus einer Probe zwischen  Ceratophyllum-Pflanzen.
beste Grüße Michael

Bernhard Lebeda

Zitat von: Michael Plewka in September 15, 2009, 19:46:29 NACHMITTAGS

  Dennoch kann ich noch recht wenig zum gesamten Teich sagen. Ich kann noch nicht mal abschätzen wie tief er ist. ich vermute mal bezüglich des Trophiegrads so etwas zwischen meso - und eusaprob, wobei ich über die Schlammschicht nichts genaues weiß.

Hallo Michael

entschuldige meine Haarspalterei, aber der Begriff "eusaprob" ist mir unbekannt. Man sollte unterscheiden zwischen dem Saprobiensystem und den Trophiestufen. Diese ergänzen sich zwar aber Trophiestufe "eutroph" entspräche Wassergüteklasse "polysaprob"

Nur damit keine Verwirrung ensteht!


Viele oligosaprobe Grüsse

Bernhard
Ich bevorzuge das "DU"

Vorstellung

Michael Plewka

hallo Bernhard,

wie peinlich !!!!! Du hast völlig recht! Selbstverständlich vollste Zustimmung. Ich meinte: zwischen mesotroph und eutroph.

beste Grüße

Bernhard Lebeda

Zitat von: ludo in September 15, 2009, 14:48:13 NACHMITTAGS
Über die Funktion der Müllerschen Organellen kann ich Dir nichts beisteuern, wüßte aber auch gerne mehr.



Vielleicht darf ich dazu etwas beisteuern:

die Müllerschen Körper sind Schwerkraftfühler die gravitaktische Ortsveränderung ermöglichen. Auf Deutsch, Loxodes erfährt mit diesen Mechanorezeptoren wo oben und unten  in der Wassersäule ist. Loxodes kann durch diese gravitaktischen Ortsbewegungen den für sich optimalen Punkt in der Wassersäule (sprich Tiefe) aufsuchen! Das Organ besteht aus einem 7µm grossen Vesikel. Darin ist ein 3µm grosses Bläschen mit etwa 100 bariumhaltigen Konkretionen aufgehängt. Durch ein hebelartiges Zusammenspiel kann L. zwei Stellungen "wahrnehmen", die jeweils dem schwimmen senkrecht nach unten bzw. oben zugeordnet sind. Der Zusammenhang zwischen diesem Mechanismus und dem Wimpernschlag, der die Bewegung ja ausführen muss, ist noch unbekannt.

Ziemlich faszinierende Sache, das!!


Viele Mikrogrüsse

Bernhard


P.S. Quelle: Röttgers, Wörterbuch der Protozoologie
Ich bevorzuge das "DU"

Vorstellung

Michael Plewka

hallo Bernhard,
sehr schöner Beitrag und sehr hilfreich. Wie gesagt hatte ich gehofft, dass Herr Ott, der wohl mal während des Stdiums an Loxodes geforscht hat, noch (REM) Bildmaterial beisteuern könnte....
beste Grüße Michael

ludo

Hallo Bernhard, hallo Michael,

vielen Dank für Eure wertvollen Ergänzungen sei es eu.. oder poly.... Und im Foissner lese ich gerade, daß sich bei loxodes magnus täglich die max. Dichte von 2,4 m (morgends) auf 2,1 m Wassertiefe (nachts) verändert. Die Müllerschen Organellen sind also voll wirksam.

Gruß ludwig