Rotes Lidtierchen (Blepharisma)??? - geklärt - Blepharisma steini!!!

Begonnen von MikroMicha, Februar 14, 2018, 15:04:29 NACHMITTAGS

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MikroMicha

Hallo liebes Forum,

und wieder habe ich "Unsicherheitskandidaten" in meinen Proben gefunden, bei deren Zuordnung ich mir nicht ganz sicher bin. Das es in Richtung "rotes Lidtierchen" geht, ist mir klar. In einer Probe habe ich ein Exemplar gefunden, welches allgemein etwas "schlanker" und "zierlicher" ist. Bei diesem Tierchen tippe ich laut Wassertrofen auf Blepharima steini. In einer weiteren Probe habe ich Exemplare entdeckt, die allesamt etwas "plumper" vom Zellhabitus wirkten. Das würde laut Wassertropfen eher auf Bothrostoma undulans (großes Lidtierchen) passen.

Zu den Proben selbst: Gefunden habe ich alle Tierchen vor ca. 3 Wochen im Wasser, welches sich aufgrund der vielen Niederschläge der letzten Wochen in den Furchen eines Ackers gesammelt hatte. Am Grund dieser Furchen hatte sich bereits watteähnlicher grüner Algenbewuchs gebildet. Diese "Algenwatten" hatte ich mit einem Löffelchen bei der Probennahme neben einigen darinliegenden Blättern mit abgeschöpft. Zusammen mit den Algenwatten kam auch etwas Erdreich mit in die Probe. Das Probenglas befand sich dann ein paar Tage auf meiner Fensterbank. Im Laufe der Zeit zerfielen dann die grünen Algenwatten zu einer bräunlichen und flockigen braunen Masse. Es war aber kein Fäulnisgeruch zu bemerken. Darin fand ich dann (neben vielen anderen Cliliaten wie Linotus, Motopus contortus etc.) das "rote Lidtierchen". Alle Exemplare waren ca. 200 µm groß.

Als Vergleich habe ich zwei Aufnahmen (leider nur Screenshots auf einem Video, zum Ansehen der Bilder bitte auf die beiden Links klicken) angehängt:

- das 1. Bild zeigt das etwas "plumpere" Exemplar https://www.magentacloud.de/lnk/XJmjtChG
- das 2. Bild zeigt das etwas "schlankere und zierlichere" Exemplar https://www.magentacloud.de/lnk/YFGjtW5l

Aufgenommen wurde jeweils mit einem Zeiss A-Plan 63x, N. A. 0,80, achromatischer/Aplanatischer Kondensor N. A. 0,9, schiefe Beleuchtung,
Kamera: Canon EOS D5 Mark II.

Hier mein Video dazu: https://www.youtube.com/watch?v=b9Asvb-I7c8


Das macht eine Bestimmung vielleicht einfacher.

Kann es sein, dass ich hier wirklich zwei unterschiedliche Exemplare erwischt habe?

Schon jetzt danke für die Mithilfe und die Einschätzungen.

Herzliche Grüße sendet

Michael (MikroMicha)

limno

Hallo Michael,
mir kommt Deine Frage wie gerufen 8) ! Denn erst vor wenigen Tagen habe ich ein antiquarisches(1973) Buch mit dem Titel "Blepharisma - the biology of a light sensitive protozoan" erhalten. Da steht alles drin!
Jetzt zur Bestimmung Deiner Tierchen: Die Einstiegsfrage bezieht sich auf die Form des Makronukleus: Ist dieser einfach fadenförmig. Weist dieser Faden "Knoten" auf, wenn ja, wie viele? Oder ist der Makronukleus kugelförmig rund? Oder sind diese "Knoten" frei im Cytoplasma verteilt. Bitte beschreib' es möglichst genau, danach sehen wir weiter.
Vielleicht ist es Dir möglich, die Tierchen mit ein wenig gekochter Hefe  und später in einer Reiskornkultur zu kultivieren. (2 gekochte Reiskörner in eine mit Aqua dest.halbgefüllte Petrischale o.ä. 3 Tage zugedeckt stehenlassen und dann beschicken.)
Ich freu' mich schon auf Deine Antwort!
Heinrich
So blickt man klar, wie selten nur,
Ins innre Walten der Natur.

MikroMicha

#2
Hallo Heinrich,

ich wußte doch, dass gemand genau auf diese Frage/Problemstellung hier wartet  ;)

Leider kann ich im Hellfeld (auch bei schiefer Beleuchtung) nichts Eindeutiges in punkto Makronukleus erkennen und ob dieser kugelförmig und rund ist oder eher knotig und über das Cytoplasma verteilt. Ich erkenne zwar einige Vakuolen, Zellkerne leider nicht. Das liegt wohl auch daran, dass das Cytoplasma extrem körnig und dich erscheint und vielleicht gerade diese Details deswegen nicht klar sichtbar sind oder einfach von der "Körnung" überlagert werden. Phasenkontrast habe ich versucht, aufgrund des extrem dichten Cytoplasmas ist jedoch nur eine helle Zellfläche zu erkennen. Hier wäre vielleicht DIC besser, den habe ich leider (noch) nicht.  :'( Vielleicht waren die Zellen auch einfach noch nicht "geplättet" genug unter dem Deckglas. Lassen meine beiden Aufnahmen denn keine Rückschlüsse zu?

Sobald es wieder Plusgrade hat werde ich versuchen, von meiner Probestelle auf dem Acker neues Material zu besorgen in der Hoffnung, dass nicht alles Leben dort "erfroren" ist. Dann werde ich auch versuchen, die Viecher herauszupipettieren und in Kultur zu nehmen. Meine Probe auf der Fensterbank ist inzwischen leider auch eingetrocknet.  :-[
Herzliche Grüße sendet

Michael (MikroMicha)

MikroMicha

Hallo Heinrich,

danke für Deine große Hilfe!!!

Wir nennen es jetzt Blepharisma steini !!!
Herzliche Grüße sendet

Michael (MikroMicha)