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Gefrorene Seifenhaut !

Begonnen von Schrodt, März 01, 2018, 10:12:27 VORMITTAG

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Schrodt

Hallo Mikrofreunde,

die winterlichen Außenluft-Temperaturen im Minusbereich haben mich auf die Idee gebracht, Seifenhaut-Präparate im Gefrierschrank bei - 18 ° C ca. 15 Minuten einzufrieren,
anstelle des Einfrierens der Seifenhaut-Bewegungen durch kurze Belichtungszeiten oder Blitzlicht beim Fotografieren.
Auf das Ergebnis war ich gespannt ! Nachstehend zeige ich 6 Mikrofotos von diesem Verfahren.
Wenn auch die die Mikrofotos nicht soviel Motive zeigen wie bei der Methode ohne echtes Einfrieren, so ergibt sich damit jedoch die Möglichkeit für Mikrofotografen mit
schwächerer Mikroskopbeleuchtung bei längeren Belichtungszeiten auch ohne Blitzlicht interessante Seifenhaut-Mikrofotos zu machen.

Aufnahmetechnik:  Mikroskop Leitz Orthoplan • senkrechtes Auflicht • Objektiv HD 10 x / 0.18 • digitale Kompaktkamera Canon PowerShot G11 mit Eigenbau-Adapter •
                            Halogenbeleuchtung 12 V 100 W • ISO 100 • Seifenhaut DOMOL.
















Viel Freude beim Anschauen.

Mit herzlichen Mikrogrüßen
Jürgen aus Hemer

ds0511

Hallo Jürgen,

eine interessante Idee und schöne Bilder. Besonders die letzten zwei gefallen mir. Letzteres erinnert mich an den Jupiter-Planeten.

Viele Grüße
Detlef


Gerald

Hallo Jürgen,

interessante Bilder. Wie hast Du es geschafft die geforene Seifenhaut ausserhalb der Gefriertruhe zu fotografieren? Schon der Transport von der Truhe zum Mikroskop wird die Seifenhaut doch auftauen lassen?

Viele Grüße

Gerald

olaf.med

Lieber Gerald,

ich meine so etwas an richtigen Seifenblasen schon einmal gesehen zu haben...



... wo denn nur ;D ;D ;D

Herzliche Grüße,

Olaf
Gerne per Du!

Vorstellung: http://www.mikroskopie-forum.de/index.php?topic=4757.0

... und hier der Link zu meinen Beschreibungen historischer mineralogischer Apparaturen:
https://www.mikroskopie-forum.de/index.php?topic=34049.0

Schrodt

#4
Hallo Detlef und Gerald,

es freut mich, dass Euch die Mikrofotos und die Idee dazu gefallen.

Etwas zur Herstellung:

Ich ziehe die Seifenhaut in der Küche in der Nähe des Gefrierschranks möglichst dünn auf den Eigenbau-Lochträger auf und prüfe durch Augenschein ob auch schillernde Motive vorhanden sind.
Wenn die Seifenhaut zu dick ist, sind keine schillernden Motive vorhanden !
Dann deponiere ich das Seifenhaut-Präparat umgehend sehr vorsichtig, damit die Seifenhaut nicht reißt, im Gefrierschrank für ca. 15 Minuten.
Das Seifenhaut-Präparat ist dann so erstarrt, dass es den erschütterungsfreien Transport von der Küche zu meinem Arbeitszimmer gut übersteht und unter dem Mikroskop erst allmählich wieder in Bewegung gerät.
Man hat dann in der Regel mehrere Minuten Zeit, die erstarrten Motive des Seifenhaut-Gemisches ( Spülmittel + 20 % Glycerin ) zu fotografieren.
Nach dem Fotografieren ist es auch spannend, zu beobachten, wie sich die vorhandenen Seifenhaut-Motive wieder verändern.

Viele Grüße

Jürgen aus Hemer

Schrodt

Hallo Olaf,

zum Beispiel auch hier:







und an mehreren anderen Stellen, jedoch nicht als Mikrofotos von Seifenhaut-Präparaten.


Viele Grüße

Jürgen aus Hemer

olaf.med

Lieber Jürgen,

ich möchte keinesfalls an Deinen schönen Bildern kritisieren, aber ich vermute, dass diese Seifenhäutchen garnicht gefroren sind, sonst sähe man Kristalle wie bei Geralds tollen Aufnahmen. Entweder erreicht Deine Gefriertruhe den Gefrierpunkt der hochkonzentrierten Seifenlauge nicht (Stichwort Eutektikum), oder es handelt sich um unterkühlte Lösungen, die sicher träger reagieren als bei Zimmertemperatur.

Mit herzlichen Grüßen,

Olaf
Gerne per Du!

Vorstellung: http://www.mikroskopie-forum.de/index.php?topic=4757.0

... und hier der Link zu meinen Beschreibungen historischer mineralogischer Apparaturen:
https://www.mikroskopie-forum.de/index.php?topic=34049.0

Schrodt

Hallo Olaf,

vielen Dank für deinen Antwort-Beitrag.

Ich hatte deinen Hinweis auf Geralds schon früher gefrorene Seifenblase auch nicht als Kritik an meinen Seifenhaut-Mikrofotos aufgefasst, sondern wollte mit dem Bild Zeitungsartikel nur darauf  hinweisen,
dass zur Zeit auch dieses Thema wegen der Minusgrade der Außenluft in der Presse behandelt wird.

Mit dem Hinweis auf ein Eutektikum hast du sicherlich recht !
In den Seifehaut-Präparaten scheint nach 15 Minuten im Gefrierschrank bei - 18 ° C eine Erstarrungsphase der Seifenhaut mit sehr feinen Kristallen vorhanden zu sein. Ich werde daher das Wort
" tiefgefroren " in erstarrt ändern. Ich will mal Seifenhaut-Präparate länger im Gefrierschrank lassen, um zu sehen, ob sich bei dieser Minustemperatur darauf größere Frostkristalle bilden.

Herzliche Grüße

Jürgen aus Hemer

Gerald

Hallo Olaf,

das Internet vergisst nie  ;)

Hallo Jürgen,

ich habe schon mehrere Saisons Schneeflocken fotografiert und seit zwei Winter gefrierende Seifenblasen. Man entwickelt ein Gefühl für die Objekte. Deswegen ist es für mich schwer vorstellbar, dass Du die gefrohrene Seifenhaut aus dem Tiefkühltruhe nehmen kannst und nach dem Transport in Dein Arbeitszimmer noch mehrere Minuten im "erstarrten" Zustand mikroskopieren kannst.

Ich mische in meine "Seifenlösung" noch Zucker. Hierdurch sind Kristallisationskerne in der Lösung vorhanden. Vielleicht kannst Du das mal ausprobieren. Viel Erfolg und bitte berichte weiter.

Viele Grüße

Gerald

bernd552

Hallo in die Seifenrunde,

ich habe keine Erfahrung mit gefrorenen Seifenblasen aber wenn alle Flüsigkeit wirklich gefroren ist, dann könnte man auch diese im Tiefkühlschrank gefriertrocknen (einfach in gefrorenen Zustand halten)? Hiezu müßte Gelatine oder ein änlicher "Binder" zugemischt werden, der das trockene Gerüst in Form hält.

Nur mal so als Idee.

LG
Bernd   

olaf.med

Lieber Bernd,

das sind Kristalle und keine organischen Objekte! Die kann man nicht gefriertrocknen und sie bauen auch keine Gelatine zur Stabilisierung ein. Alles was man tun kann ist die physikalisch-chemischen Bedingungen herzustellen (und zu erhalten), damit sie stabil bleiben. In diesem Fall ist es die Temperatur.

Herzliche Grüße,

Olaf
Gerne per Du!

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Schrodt

#11
Hallo Olaf,

vielen Dank für deine zusätzliche hilfreiche Erklärung.


Hallo Gerald.

deinen Hinweis auf den Zusatz von Zucker werde ich aufgreifen !

Im vorliegenden Fall scheint es sich möglicherweise um kompliziertere Phasendiagramme ( Eutektika ) mit einem Erstarrungsbereich zu handeln. Ich will daher meine Vorgehensweise noch genauer erläutern.
Bei der Entnahme des Seifenhaut-Präparates aus dem Gefrierschrank gehe ich auch sehr vorsichtig vor und vermeide jede Erschütterung. Der Transportweg von der Küche bis zum Mikroskop in meinem
Arbeitszimmer beträgt ca. 12 m. Bei dem Auflegen des etwas vereisten Präparates auf den Objekttisch gehe ich auch sehr vorsichtig vor und vermeide jede Erschütterung. Schon eine kleine Erschütterung
durch das Festklemmen des Präparates mit dem Objektführer kann zum Zerreißen der Seifenhaut führen.

Um das Verfahren weiter abzusichern, werde ich die Verweildauer des Präparates im Gefrierschrank auf 20 Minuten verlängern und verschiedene Zeiten: " Entnahme • Transport • Auflegen auf den Objekttisch
mit Festklemmen • Mikroskopieren und Fotografieren " mit der Stoppuhr genauer feststellen. Der Zusatz von Glycerin wirkt sich auch hier wohl günstig aus.

Außerdem werde ich dem Gemisch aus Spülmittel und 20 % Glycerin noch in weiteren Versuchen etwas Zucker hinzufügen ( 1 x Puderzucker und 1 x Kristallzucker ). Mal sehen was dann passiert ?

Übrigens sieht unter dem Mikroskop die bisherige erstarrte Seifenhaut so aus, als ob sie aus winzigen Kristallen besteht. Man kann das auch deutlich an den Erstarrungszonen des ersten Mikrofotos
sehen. Die Konturen wirken gegenüber nicht gekühlten Seifenhäuten auch etwas unscharf.

Wenn alles gelingt, wie ich es mir vorstelle, werde ich darüber berichten.

Mit herzlichen Mikrogrüßen

Jürgen aus Hemer

Schrodt

Hallo Mikrofreunde,

die Seifenhaut-Präparate mit dem Spülmittel Domol + 20 % Glycerin habe ich 20 Minuten und 40 Minuten im Gefrierschrank bei - 18 ° C aufbewahrt.
Die Zeit für die Entnähme aus dem Gefrierschrank, den 12 m langen Transport von der Küche bis zum Mikroskop in meinem Arbeitszimmer, das Auflegen auf den Objekttisch
und das Festklemmen des Präparates mit dem Objektführer betrug im Mittel 1,5 Minuten.
Die Präparate zeigten unter dem Mikroskop ca. 8 Minuten lang keine oder nur sehr langsame und kleine Bewegungen.
Die 4 nachstehenden Mikrofotos sind mit ISO 100 und 1 / 80 s aufgenommen worden. Dabei sind sowohl in den Motiven und der Schärfe kam Unterschiede festzustellen.

Als Nächstes werde ich dem Gemisch etwas Zucker zusetzen, mal sehen, was dann passiert !


20 Minuten im Gefrierschrank






40 Minuten im Gefrierschrank






Mit herzlichen Mikrogrüßen

Jürgen aus Hemer

Schrodt

Zuckerzusatz !!

Wenn man dem Seifenhaut-Gemisch aus Domol und 20 % Glycerin etwas Puder-oder Kristallzucker beimischt, verlängert sich nach 20 Minuten Lagerung im Gefrierschrank
die Erstarrungszeit beim Mikroskopieren erheblich !
Die Präparate zeigen über 20 Minuten lang keine oder nur sehr langsame und kleine Bewegungen.
Die zwei nachstehenden Mikrofotos dieses Zustands sind mit ISO 100 und 1 / 100 s aufgenommen.

Als Nächstes werde ich mal die Erstarrungszeit " ohne Lagerung im Gefrierschrank " ermitteln und dann alle Ergebnisse zusammenfassend beurteilen.







Mit herzlichen Mikrogrüßen

Jürgen aus Hemer

Schrodt

Zuckerzusatz ohne Gefrierschrank-Lagerung der Seifenhaut-Präparate ! !

Wenn man nach dem sehr guten Vorschlag von Gerald dem Seifenhaut-Gemisch aus Domol und 20 % Glycerin noch etwas Zucker beimischt, verlängert sich " auch ohne die Lagerung
im Gefrierschrank " die Standzeit des Präparates beim Mikroskopieren und Mikrofotografieren erheblich und die Seifenhaut-Motive haben sogar schärfere Konturen.
Beim Mikroskopieren hat sich herausgestellt, dass es nicht zweckmäßig ist, das Seifenhaut-Präparat sofort zu fotografieren.
Die Motive bilden sich erst sehr langsam und nach 15 Minuten oder länger sind kaum noch Bewegungen vorhanden. Die Standzeit meiner Präparate betrug mehrere Stunden.
Die Standzeit wird durch den Glycerinzusatz in der Regel schon auf 10 - 20 Minuten verlängert und durch den Zuckerzusatz auf mehrere Stunden ausgedehnt.
Diese zusätzliche Verlängerung der Standzeit ist sicherlich abhängig von der zugegebenen Zuckermenge, man muss das halt ausprobieren. Ich habe eine Prise Zucker nur nach Gefühl
beigemischt.
Die vorhandenen Bewegungen der Motive waren ab ca. 15 Minuten so klein, dass man mit langen Belichtungszeiten von 1/60 s und sogar 1/30 s fotografieren konnte, statt der üblichen
Belichtungszeiten gleich oder kleiner 1/160 s.
Nachstehend zeige ich zur Verdeutlichung der sehr kleinen und langsamen Bewegungen der Motive jeweils 3 Mikrofotos mit 15 Minuten, 1,5 Stunden und 2,5 Stunden Standzeit der
Seifenhaut-Präparate mit Belichtungszeiten von 1/60 s und 1/30 s.


Standzeit 15 Minuten • ISO 100 • 1/60 s








Standzeit 1,5 Stunden • ISO 100 • 1/30 s








Standzeit 2,5 Stunden • ISO 100 • 1/30 s








Fazit:

Wenn man bei dem Seifenhaut-Gemisch mit einem Zuckerzusatz arbeitet, ergeben sich nach einiger Zeit Motive, die kaum noch Bewegungen zeigen und die Standzeit des
Seifenhaut-Präparates verlängert sich auf mehrere Stunden.
Dadurch kann man auch mit schwächerem Auflicht und längeren Belichtungszeiten von 1/30 s noch brauchbare  Seifenhaut-Mikrofotos machen.
( Ich habe um die langen Belichtungszeiten von 1/60 s und 1/30 s einzuhalten, einen Polfilter dazwischen geschaltet und zum Teil die Lampenspannung am Trafo reduziert ! )

Der einzige Nachteil dieser Zucker-Lösung ist, dass ohne Zuckerzusatz durch die schnelleren Bewegungen der Motive wesentlich mehr veränderte Motive entstehen und durch
das schnelle dünner werden der Seifenhaut, die Motive oft schärfere Konturen haben.


Viel Freude beim Anschauen und Ausprobieren !

Mit herzlichen Mikrogrüßen

Jürgen aus Hemer