Diatomeen aus Strandgut von Taormina

Begonnen von Carlos, Februar 27, 2018, 06:52:42 VORMITTAG

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Carlos

Hallo zusammen,
In meinem Beitrag Strandgut und Meer-/Salzwasser-Diatomeen ging es mir darum, aus angeschwemmtem Pflanzenmaterial vom Sandstrand von Taormina Diatomeen zu gewinnen. Aus einer größeren Menge des Gemisches (eine gute Handvoll feuchtes, frisches Material) konnte ein Diatomeen reiches Konzentrat gewonnen werden. Eine kleine Menge dieses Konzentrats wurde dann im Mikro-Maßstab mechanisch und chemisch zu Diatomeen-Skeletten/-Schalen aufbereitet.
Die mikroskopische Untersuchung zeigte, wie die Bilder m.E. belegen, außergewöhnlich viele Arten von Diatomeen in recht großer Menge, z.B. große und kleine Pleurosigma-Diatomeen. (Obwohl das Pflanzenmaterial, um am Strand außerhalb der ,,Wasserlinie" abgelagert zu werden, muss es von starken Wellen durch die Brandung  geschwemmt werden. Erstaunlich, dass dennoch viele Diatomeen am Pflanzenmaterial haften bleiben.)
Das Pflanzenmaterial war ein Gemisch, hauptsächlich aus See-Gras und in geringerer Menge aus ,,moos-ähnlichen" Pflanzenteilen. Jetzt interessierte mich, ob See-Gras und die ,,moos-ähnlichen" Pflanzen signifikant unterschiedliche Diatomeen enthalten. Dazu habe ich die ,,moosähnlichen" Pflanzenteile untersucht.
Ausgangsmaterial war die gleiche, Seewasser feuchte Probe wie im oben angeführten Beitrag. (Allerdings war sie zur besseren Lagerung tiefgefroren. Die Probe wurde deshalb zunächst aufgetaut und vom aufgetauten Material eine gute Handvoll feuchtes Material entnommen. Der Rest wurde wieder eingefroren.)
Das aufgetaute Pflanzenmaterial (Gemisch aus hauptsächlich See-Gras und ,,moos-ähnlichen" Pflanzenteilen) wurde in Seegras und Moos getrennt. Vom Moos-Material wurde eine Teilmenge (ein Esslöffel voll) für die Untersuchung abgenommen.
Die entnommene Teilmenge wurde in dest. Wasser vorsichtig zur Entfernung von groben, schweren Teilchen (Steinchen, Sand, kleine Schnecken) gewaschen, mit einer Pinzette aus dem Waschwasser gezogen, in einen kleinen Plastikbeutel gegeben, 20 ml dest. Wasser zugegeben und der mit Pflanzen und Wasser gefüllte Beutel mit den Händen durchgeknetet/-gewalkt (ca. 1 bis 2 min. lang). Die Pflanzenteile werden dabei gegeneinander stark gerieben, das Wasser färbt sich dabei braun. Das Wasser wird in ein schlankes Sammelgefäß (z.B. 100 ml Labor-Messzylinder) abgegossen und das Restwasser ausgewrungen. Diesen Vorgang, 20 ml Wasser zusetzen, durchwalken/-kneten, Wasser abgießen und auswringen wurde noch zweimal wiederholt. Die gesammelte Wasserphase (ca. 60 ml) wurde gut durchgemischt und über Nacht (ca. 12 h) stehen gelassen.
Der sich über Nacht entstandene Niederschlag (ca. 2 ml) wurde von der leicht trüben (Feinpartikel), wässrigen Oberphase befreit, z.B.mit einer Pipette abgezogen. 
(Zur Entfernung weiterer Feinpartikel wurde 1 ml gesättigte, basische (PH ca. 12) Natrium-Phyrophosphat-Lösung und ca. 10 ml Wasser zugegeben,  durchgemischt und erneut einige Stunden stehen gelassen. Die Oberphase wird abgetrennt und der Niederschlag zweimal mit dest. Wasser gewaschen.)
Hier nun einige Bilder von (chemisch noch nicht gereinigten) Diatomeen.

Moosteilchen mit aufsitzenden Diatomeen (DF Farbe)

3,5-fach Objektiv


10-fach Objektiv

Abgelöste Diatomeen (DF, Farbe)

25-fach Objektiv


25-fach Objektiv

Seltene, aber auffällige Diatomee (DL, schiefe Beleuchtung, Grau)

40-fach Objektiv

Offensichtlich sind die unterschiedlichen Wasserpflanzen (See-gras/-moos) von unterschiedlichen Diatomeen besiedelt. Dies ist eigentlich auch zu erwarten, da das angeschwemmte Pflanzenmaterial in unterschiedlichen Bereichen des Meeres wächst und nur zufällig gemeinsam an Land gespült wurde.

Gruß Carlos

KlausB

Hallo Carlos,
sehr interessanter Bericht mit der kompletten Vorgehensweise.

Ich bin gespannt wie du weiter vorgehst.

Herzliche Grüße
Klaus
Zeiss Phomi III im Einsatz
Zeiss OPMI als Stereo

Web-Seite:
https://www.freizeit2012undmehr.com/

Carlos

Hallo zusammen,
Um zu prüfen, ob aus ,,See-Gras", analog aufbereitet, tatsächlich ein anderes Spektrum an Diatomeen gewonnen wird, habe ich eine Handvoll ,,See-gras" (getrocknetes, in dest. Wasser gequollenes Material) eingesetzt.
Erwartet hatte ich, hierbei ein anderes Spektrum an Diatomeen zu erhalten. Insbesondere hatte ich darin ,,Pleurosigma"-Diatomeen erwartet, wie sie in der aufbereiteten Mischprobe häufig zu finden waren. Das war jedoch nicht der Fall. Vielmehr dominierten auch hier die gleichen, größeren und kleineren, ,,eiförmigen" Diatomeen mit gleichartiger Innen- und Rand-Feinstruktur (m.E. sehr ähnlich den Abbildungen in ,,Dr. A. Schmidt's, Atlas der Diatomaceenkunde", Tafel 190, Nr. 10 und 11, also Cocconeis?).
Bei einigen der Diatomeen ist der breite Rand abgesprengt. Zurück bleibt dann ein Innenteil mit einem gezackten Rand. Die hielt ich zunächst für andere Diatomeen, bis ich einzelne Diatomeen mit abgesprengtem (manchmal nur teilweise) Rand fand.
Zur Auflockerung des Beitrags noch ein paar Bilder aus dem gewonnenen, chemisch nicht aufbereitetem Seegras-Diatomeen-Konzentrat (um Einzelobjekte frei stehend zu haben, stark verdünnt, ein Tropfen auf Objektträger getrocknet und nur mit 0,170 mm Deckglas abgedeckt.)
Pflanzenzellverbund, Diatomee1, Diatomee2

40-fach Objektiv Grau
Diatomee1 + Diatomee2 (beide mit Innereien), + Diatomeen-Bruch

63-fach schiefe Beleuchtung, Farbe

,,eiförmige Diatomeen" 1. Rand abgesprengt, 2. Mit intaktem Rand

40-fach, schiefe Beleuchtung, Grauton

Die Suche nach den "Pleurosigma" geht also weiter.
Gruß Carlos

anne

Hallo Carlos,

soweit ich Pleurosigma angulatum kenne, kommt sie als brauner Film auf dem Bodenschlamm oder auf Steinen vor.
Diesen Film nimmt man vorsichtig vom Bodenschlamm ab oder reinigt Steine mit einer Bürste.

lg
anne

bernd552

Hallo Carlos,

nicht nur weil ich gerade im gleichen Thema unterwegs bin, finde ich Dein Beitrag detailiert beschrieben und interessant.

Den Bildern nach hast Du deutlich kleinere und größere Verunreinigungen in der Probe, würde sich da eine Siebung in Gegenwart von Pyrophospat als Vorreinigung nicht anbieten?

LG
Bernd