An was lagert sich Methylenblau bei Diatomeen-Proben an ?

Begonnen von bernd552, März 04, 2018, 21:21:52 NACHMITTAGS

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bernd552

Hallo in die Runde,

ich arbeite aktuell daran, meine Reinigungsmethoden von Diatomeen zu verbessern, dabei versuche ich mit unterschiedliche Behältergeometrien eine laminare Strömung mit unterschiedlichen Geschwindigkeitszonen zu kreieren.
Als Hilfsmittel zum Sichtbarmachen der Flüssigkeitsfront gebe ich der Diatomeensusupension Methylenblau zu. Bei der mikroskopischen Auswertung der einzelnen Fraktionen fällt mir auf, dass sich - je nach Probe - der gesamter Farbstoff an bestimmte Verunreinigungs-Partikel bindet, so dass der Überstand farblos wird.

z.B. bei einer fossilen Probe (von Anne) aus Oamaru, die ich nur mit HCl - waschen, dann SDS/Titriplex/Pyrophosphat, dann gesiebt und gewaschen - behandelt habe, färbeten sich einige große sandähnliche Körner tiefblau und andere überhaupt nicht, ebenso feine Verunreinigungen, einige völlig blau und andere völlig farblos (alles bei 25-50x im Durchlicht). In einer fossilen Probe würde ich keine Proteine mehr erwarten, deshalb habe ich den H2S04 + Oxidationsschritt bei der o.g. Probe weggelassen.

Hat jemand eine Idee, an welche Oberflächen / Proteine / funktionelle Gruppen bindet Methyleblau in Proben wie o.g. (im alkalischen pH 9-12 Milieu in Gegenwart von Detergenz und <10 mMol Salzgehalt)?

LG
Bernd

Dünnschliffbohrer

Hallo Bernd,
in meinem beruflichen Vorleben hatte ich einmal mitbekommen, dass dort eine für mikroskopische Zwecke ganz ungewöhnlich große Menge an Methylenblau gelagert wurde. Auf verwunderte Nachfrage erklärte man mir, das sei zum Anfärben von Mikrofossilien in Lösungs- bzw. Siebrückständen gedacht gewesen.
Ergo: Da diese Proben eigentlich kein organisches Material enthalten sollten (und wenn doch, dieses dann irrelevant bis unerwünscht ist), scheint sich Methylenblau offenbar - mehr oder weniger bereitwillig - völlig unspezifisch an alle möglichen Oberflächen anzulagern.
"Und Gott sprach: Es ist nicht gut, daß der Mensch allein sei; und er schuf um ihn Laubmoose und Lebermoose und Flechten und ein Mikroskop!"
[aus: Kleeberg, Bernhard (2005): Theophysis, Ernst Haeckels Philosophie des Naturganzen,  S. 90]

plaenerdd

Hallo Dff,
das habe ich auch so gelernt: vor der Benutzung der Siebe für die Fraktionierung von Mikrofossilien, sind diese mit Methylenblau zu färben, damit man später weiß, dass die blauen Sachen nicht zur aktuellen Probe gehören. Man bekommt die teuren Siebe ja schließlich nie 100% sauber.

Hallo Bernd,
nach dem Romeis"Mikroskopische Technik" ist Methylenblau basisch (=positiv geladen) und hängt sich deshalb vornehmlich an negative Ladungen (Säuren), weshalb es in der Histologie zur Kerfärbung genutzt wird. Das "S" vob DNS bedeutet ja schließlich "Säure". Somit müsste es eher Quarz und Kieselsäre färben als Kalk, aber die kalkigen Foraminiferen in den Mikropaläosieben werden auf jedenfall auch blau, das habe ich selbst gesehen (Foraminiferen). Ich stehe genauso ratlos da wie Du.
LG Gerd
Fossilien, Gesteine und Tümpeln mit
Durchlicht: Olympus VANOX mit DIC, Ph, DF und BF; etliche Zeiss-Jena-Geräte,
Auflicht: CZJ "VERTIVAL", Stemi: MBS-10, CZJ SMXX;
Inverses: Willovert mit Ph

bernd552

Hallo Dünnschliffbohrer und Gerd,

.... ja, das Wort "unspezifisch" ist leider eines der gefürchteten Erkentnisse bei der Suche nach produktiven Lösungen.



LG
Bernd