Lieber Jürgen,
spät, doch hoffentlich nicht zu spät kommen hier meine Kommentare zu Deinen Messungen. Ich musste mir nur erst noch einen Forsterit und die passende Immersion besorgen, damit ich meinen Senf auch illustrieren konnte.
Die Wahl der passenden Immersion ist für genaue Spindeltisch-Arbeiten absolut notwendig, sonst werden die Auslöschungs-Messungen, und damit die nachfolgenden Rechnungen, sehr schlecht. Folgende Bilder demonstrieren das sehr gut. Gezeigt ist ein Olivin-Bruchstück von ca. 200 µm Länge am Spindeltisch, fotografiert mit einem Objektiv Leitz UM 20 x wegen dessen langen Arbeitsabstands. Die Entfernung zum Kondensor betragt ca. 30 mm, die Apertur ist also auch bei geöffneter Aperturblende schon ziemlich gering, was für genaue Messungen der Auslöschungsstellungen auch notwendig ist. Links ist jeweils das Bild im linear polarisierten Licht, in der Mitte bei gekreuzten Polarisatoren und rechts bei gekreuzten Polarisatoren in Auslöschungsstellung.
- In Luft: die Kontraste sind extrem, durch Totalreflektion sind viele Bereiche des Kristalls völlig undurchsichtig, bei gekreuzten Polarisatoren gibt es garkeine definierte Auslöschungsstellung. Fazit: geht garnicht!

- In normalem Immersionsöl mit dem Brechungsindex 1,515: Die Kontraste werden deutlich geringer, die durch Totalreflektion abgeschatteten Bereich nehmen drastisch ab, aber die Einstellung der Auslöschungsstellung ist immer noch nicht wirklich gut. Fazit: schlecht, aber in der größten Not mit Abstrichen verwendbar.

- In der richtigen Immersion mit dem Brechungsindex 1,682: Die Immersion ist schwach gelb gefärbt, daher erscheint das Umfeld gelb. Die Gelbfärbung des Kristalls selbst ist ein optischer Effekt, der als "dispersion staining" bezeichnet wird, und die zeigt, dass die Dispersionskurven von Immersion und Kristall sich in gelben Bereich des Spektrums kreuzen. Hier gibt es garkeine Totalreflektion und damit undurchsichtigen Bereiche mehr, die Auslöschung ist absolut perfekt und kleinste Fehler des Kristalls werden schonungslos offenbar, wie z.B. die kleinen Festkörpereinschlüsse, die hell aufleuchten und ein Bereich rechts oben, der relativ zum Hauptkristall um einen winzigen Winkelbetrag versetzt ist (Kleinwinkelkorngrenze). Fazit: Perfekt!
Nun zu Deiner Bertrandschen Vierfachplatte: Die Art Deiner Anwendung verstehe ich garnicht. Man muss ja, wie bei jeder Halbschattenplatte, die Grenzflächen zusammen mit dem einzustellenden Kristall scharf sehen. Daher muss die Vierfachplatte in der Ebene des reellen Zwischenbilds eingeschoben werden, und das geht nur bei einem Wright-Okular (das Nakamura-Okular ist nur eine Variante des Wright-Okulars, bei der die Halbschattenvorrichtung fest eingebaut und nicht wechselbar ist). Nur so kann ma die Farbeffekte in den verschiedenen Quadranten sehen.
Zur Fo-Bestimmung schreibst Du:Der optische Charakter sollte für meine Objekte immer negativ sein da Fa mol % immer >16%. Ein ablesen des mol Gehaltes ist aber im Diagramm ( Tröger S.54) ungünstig , gibt es da Umrechnungstabellen?
Das verstehe ich nicht! Zu jedem 2V
x zwischen 90° (Fo
85) und 50° (Fo
0=Fa
100) ist doch ein eineindeutiger Wert an der Kurve ablesbar.
Wenn Du übrigens einmal eine passende Immersion ausprobieren möchtest, schicke ich Dir gerne etwas zu.
Herzliche Grüße,
Olaf