Neues Paket zur Auswertung von Messungen am Spindeltisch

Begonnen von Florian D., April 24, 2018, 19:08:48 NACHMITTAGS

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hugojun

Hallo Peter,
Feste Stoffe, Minerale, die eine homogene chemische Zusammensetzung haben und eine Gitterstruktur besitzen sind kristalline Stoffe. Sind diese lichtdurchlässig, kann man sie unter dem Polarisationsmikroskop untersuchen.
Der Spindeltisch ist eine Einrichtung, mit deren Hilfe ich kleine Kristalle um 180° Grad oder auch 360°Grad senkrecht zur Mikroskop Achse drehen kann.
Er erlaubt mir optische Konstanten zu ermitteln, die für das Mineral/den Kristall typisch sind und hilft mir bei der Bestimmung des Minerals.
Gruß
Jürgen

plaenerdd

Hallo Peter,
schau mal hier, da gibt 's ein paar Spindeltische zu sehen, Olafs Edel-Teil und diverse Eigenbauten. An Hand der Bilder bekommt man auch eine erste Vorstellung, was man damit macht.
LG Gerd
Fossilien, Gesteine und Tümpeln mit
Durchlicht: Olympus VANOX mit DIC, Ph, DF und BF; etliche Zeiss-Jena-Geräte,
Auflicht: CZJ "VERTIVAL", Stemi: MBS-10, CZJ SMXX;
Inverses: Willovert mit Ph

Peter V.

Lieber Peter,

in Ergänzung zu Gerds Link hier noch die Konkretisierung auf einen Beitrag, weil er den wohl edelsten Spindetisch nach Medenbach und die primitivsten Versionen direkt unterinander zeigt.

https://www.mikroskopie-forum.de/index.php?topic=12158.msg90434#msg90434

Und das Interessante: Für einfache Messungen reicht tatsächlich die für deutlich unter 5 EUR realisierbare Billigstvariante! Dennoch verdient es das Prunkstück, das Olaf konstruiert und auch vertrieben hat, noch einmal einzeln zu zeigen:



Herzliche Grüße
Peter




Dieses Post wurde CO2-neutral erstellt und ist vegan. Für 100 Posts lasse ich ein Gänseblümchen in Ecuador pflanzen.

Florian D.

Hallo Forum!

Ich habe jetzt noch an dem 360 Grad Imput gearbeitet und vor allem auch endlich ExcalibrW zum Vergleich installiert. Mit Olafs Olivin Daten liefert Excalibr:
2V (ese) =  93.480 (1.374)
während ich
2V (ese) = 87.834 (0.689)
erhalte.

Der Standardfehler der Messungen beträgt in ExcalibrW 1.46 Grad, während ich 1.37 Grad erhalte.
Excalibr rechnet mit einem Azimut von -1.29 Grad, GrimR  mit -1.33 Grad. Auch die Lage derAchsen und die Graphiken sind sehr vergleichbar.

Gerade die Schätzung des für die Bestimmung des Fo Gehaltes wichtigen Achsenwinkels scheint also sehr empfindlich von der Rechenmethodik abzuhängen.

Viele Grüsse,
Florian

Florian D.

Hier die Ergebnisse für die anderen Mineraldaten von Olaf:

Cordierit:
Excalibr: 2V (ese) =  86.000 (3.350)
GrimR: 2V (ese) = 83.47085 (2.5245)
Standardfehler: 4.18

Stornesit:
Excalibr fand keine Lösung
GrimR: 2V (ese) = 10.72859 (4.120541)
Standardfehler: 1.41

Amphibol:

Excalibr: Lösung passt nicht zu Datenpunkten
GrimR: 2V (ese) = 25.17766 (1.828677)
Standardfehler: 1.24

Gruss,
Florian

olaf.med

Lieber Florian,

noch kurz von unterwegs - ab morgen habe ich wieder normalen Zugang zum Netz: beachte bitte, dass ein Achsenwinkel von 87 Grad auch einem von 93 (180-87) Grad entspricht, da das Programm nicht ohne den Nutzer entscheiden kann, ob es sich um den Wert 2Vx oder 2Vz handelt. Insofern sind also die beiden Werte am Olivin im Rahmen der Fehler gleich.

Herzliche Grüße,

Olaf
Gerne per Du!

Vorstellung: http://www.mikroskopie-forum.de/index.php?topic=4757.0

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Florian D.

Wo Du Recht hast, hast Du Recht! Da bin ich jetzt wohl auf dem Schlauch gestanden.
GrimR gibt immer den spitzen Winkel zwischen den Achsen aus.
Gruss,
Florian

olaf.med

#22
Lieber Jürgen,

spät, doch hoffentlich nicht zu spät kommen hier meine Kommentare zu Deinen Messungen. Ich musste mir nur erst noch einen Forsterit und die passende Immersion besorgen, damit ich meinen Senf auch illustrieren konnte.

Die Wahl der passenden Immersion ist für genaue Spindeltisch-Arbeiten absolut notwendig, sonst werden die Auslöschungs-Messungen, und damit die nachfolgenden Rechnungen, sehr schlecht. Folgende Bilder demonstrieren das sehr gut. Gezeigt ist ein Olivin-Bruchstück von ca. 200 µm Länge am Spindeltisch, fotografiert mit einem Objektiv Leitz UM 20 x wegen dessen langen Arbeitsabstands. Die Entfernung zum Kondensor betragt ca. 30 mm, die Apertur ist also auch bei geöffneter Aperturblende schon ziemlich gering, was für genaue Messungen der Auslöschungsstellungen auch notwendig ist. Links ist jeweils das Bild im linear polarisierten Licht, in der Mitte bei gekreuzten Polarisatoren und rechts bei gekreuzten Polarisatoren in Auslöschungsstellung.

  • In Luft: die Kontraste sind extrem, durch Totalreflektion sind viele Bereiche des Kristalls völlig undurchsichtig, bei gekreuzten Polarisatoren gibt es garkeine definierte Auslöschungsstellung. Fazit: geht garnicht!



  • In normalem Immersionsöl mit dem Brechungsindex 1,515: Die Kontraste werden deutlich geringer, die durch Totalreflektion abgeschatteten Bereich nehmen drastisch ab, aber die Einstellung der Auslöschungsstellung ist immer noch nicht wirklich gut. Fazit: schlecht, aber in der größten Not mit Abstrichen verwendbar.



  • In der richtigen Immersion mit dem Brechungsindex 1,682: Die Immersion ist schwach gelb gefärbt, daher erscheint das Umfeld gelb. Die Gelbfärbung des Kristalls selbst ist ein optischer Effekt, der als "dispersion staining" bezeichnet wird, und die zeigt, dass die Dispersionskurven von Immersion und Kristall sich in gelben Bereich des Spektrums kreuzen. Hier gibt es garkeine Totalreflektion und damit undurchsichtigen Bereiche mehr, die Auslöschung ist absolut perfekt und kleinste Fehler des Kristalls werden schonungslos offenbar, wie z.B. die kleinen Festkörpereinschlüsse, die hell aufleuchten und ein Bereich rechts oben, der relativ zum Hauptkristall um einen winzigen Winkelbetrag versetzt ist (Kleinwinkelkorngrenze). Fazit: Perfekt!



Nun zu Deiner Bertrandschen Vierfachplatte: Die Art Deiner Anwendung verstehe ich garnicht. Man muss ja, wie bei jeder Halbschattenplatte, die Grenzflächen zusammen mit dem einzustellenden Kristall scharf sehen. Daher muss die Vierfachplatte in der Ebene des reellen Zwischenbilds eingeschoben werden, und das geht nur bei einem Wright-Okular (das Nakamura-Okular ist nur eine Variante des Wright-Okulars, bei der die Halbschattenvorrichtung fest eingebaut und nicht wechselbar ist). Nur so kann ma die Farbeffekte in den verschiedenen Quadranten sehen.

Zur Fo-Bestimmung schreibst Du:

ZitatDer optische Charakter sollte für meine Objekte immer negativ sein da Fa mol % immer >16%. Ein ablesen des mol Gehaltes ist aber im Diagramm ( Tröger S.54) ungünstig , gibt es da Umrechnungstabellen?

Das verstehe ich nicht! Zu jedem 2Vx zwischen 90° (Fo85) und 50° (Fo0=Fa100) ist doch ein eineindeutiger Wert an der Kurve ablesbar.

Wenn Du übrigens einmal eine passende Immersion ausprobieren möchtest, schicke ich Dir gerne etwas zu.

Herzliche Grüße,

Olaf
Gerne per Du!

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Florian D.

Übrigens Olaf, was war das jetzt für ein Amphibol, dessen Daten Du gepostet hattest?
Nachdem ich jetzt auch einen Tröger habe, habe ich da mal nachgesehen.
Mit einem Winkel 2V von ca. 25 Grad findet sich nicht viel. Ich habe nur Crossit und Mg-Arvfedsonit gefunden.

Gruss,
Florian

hugojun

#24
Hallo Olaf ,
zunächst einmal vielen Dank für die Aufwendige Demonstration und die Bestätigung Deiner früheren Erläuterungen.
Deine zweite Bildserie ( n=1,515) entspricht meinen Erfahrungen und es ist mir jetzt wirklich deutlich geworden, weshalb ich mich so schwer getan habe , die richtige Dunkelstellung des Kristalles zu finden .
Gerne möchte ich dein Angebot annehmen und die richtige Immersion Lösung ausprobieren. Meine Anschrift schicke ich Dir in einer PM.
Zum Thema Halbschattenplatte: Gemeint habe ich nur die Einstellung der maximalen Dunkelheit der gekreuzten POL-Filter, aber nicht die Beobachtung des Kristalles. Die ist mir in meinem Aufbau direkt nicht möglich.

2V vs. Mol% Fa: Du hast gesagt, dass man bei optimaler Messung auf ca. 2 mol % genau arbeiten kann.
Dies erscheint mir aber mit dem genannte Diagramm nicht möglich. Behelfsweise habe ich über den gesamten
Fo-Fa Bereich interpoliert und so eine lineare Regressionsformel gefunden , die mir nummerische Werte liefert.
Die Kurve ist aber bei Tröger nicht linear und erreicht bei ca. 50mol % eine maximale Abweichung von einer Geraden. Vieleicht sollte ich mehrere Messpunkte aufnehmen und eine polynominale   Regressionsformel anstreben?
Leider ist bei Tröger auch nicht angegeben, ob die Werte für weißes oder Na-Licht gelten und welche Korrektur ich bei monochromatischem Licht einer bestimmten Farbe anbringen muss.

LG
Jürgen

olaf.med

Lieber Florian,

das kann ich leider nicht mehr genau nachvollziehen. Ich glaube, dass es sich um einen sehr exotischen (möglicherweise sogar damal neu beschriebenen) Amphibol gehandelt hat. Meine weiteren Unterlagen dazu sind bei meinem Ausscheiden entsorgt worden. Es gibt sicher eine Publikation, in die die Werte eingeflossen sind, aber es wäre ein erheblicher Aufwand, diese jetzt zu finden.

Herzliche Grüße,

Olaf
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olaf.med

Lieber Jürgen,

so hast Du die Halbschattenplatte natürlich richtig angewendet, aber die eigentliche Problematik der Messung liegt ja in der Bestimmung der Auslöschungslage des Kristalls und nicht in der Kreuzung der Polarisatoren, die meist ganz befriedigend auch ohne Hilfsmittel eingestellt werden kann. Wenn Du es apparativ ermöglichen kannst stelle ich Dir gerne einmal ein Nakamura-Okular zur Verfügung, dann kannst Du testen, wie viel schneller und genauer die Einstellungen am Kristall sind.

Zum Fehler der Fayalith-Bestimmung habe ich keine Rechnung durchgeführt, aber bei einer realistischen Messung sollte man den 2V-Wert auf etwa ein Grad genau erhalten, und das wären nach meiner Ablesung der Graphik 2 mol%.

Herzliche Grüße,

Olaf
 
Gerne per Du!

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Florian D.

Zitat von: hugojun in Mai 11, 2018, 11:03:12 VORMITTAG

Leider ist bei Tröger auch nicht angegeben, ob die Werte für weißes oder Na-Licht gelten und welche Korrektur ich bei monochromatischem Licht einer bestimmten Farbe anbringen muss.

Da ist doch eine Literaturstelle angegeben (Bambauer 1968). Die müsste im Tröger Bd. II (den ich nicht habe) genauer angegeben sein.

olaf.med

In aller Regel gelten die Meßwerte für 589 nm (nD). Das ist sicher auch hier so. Korrekturwerte für andere Wellenlängen kann man nicht angeben, da die Dispersionen Mineral-spezifisch sind.

Herzliche Grüße,

Olaf
Gerne per Du!

Vorstellung: http://www.mikroskopie-forum.de/index.php?topic=4757.0

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hugojun

Hallo Florian ,

ich habe hier einen Daten Satz , den mein Programm nicht rechnen kann.

clockwise
2 359.9     
551 589
    0.0000      23.6      21.2                   
   10.0000      14.8      14.0                   
   20.0000      12.3      13.8               
   30.0000      12.1       8.6                 
   40.0000       6.4       4.9                   
   50.0000     359.9       2.2                   
   60.0000     343.9     353.4                   
   70.0000     336.6     335.4                   
   80.0000     324.9     327.5                   
   90.0000     319.2     321.6                   
  100.0000     320.2     319.8                   
  110.0000     324.0     320.9                   
  120.0000     327.6     328.5                   
  130.0000     330.0     329.5                   
  140.0000     333.1     332.3                   
  150.0000     340.8     348.2                   
  160.0000     346.9     347.9                   
  170.0000     349.5     345.0                   


Habe auch jede Farbe für sich versucht, bekomme aber immer die Fehlermeldung:

"Programm kann in dieser Orientierung keine Lösung finden"

hast Du eine Ahnung warum?

Gruß
Jürgen