Die Mosaik-Grünalge Gonium pectorale

Begonnen von Ole Riemann, April 28, 2018, 13:23:06 NACHMITTAGS

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Ole Riemann

Liebe Kollegen,

ich zeige hier einige Fotos der häufigen, sehr hübschen kolonialen Grünalge Gonium pectorale, die ich in alten Proben von der letzten Kornrade gefunden habe. Gonium pectorale gehört in die Verwandtschaft der bekannten Volvox und findet sich besonders in organisch belasteten Gewässern. Da mein Foto-Objekt schön plan lag, lohnte es sich, mal genauer hinzuschauen und die Ölimmersion einzusetzen (63x, 100x). Hier nun einige Fotos unterschiedlicher Schärfeebenen.

Zuerst eine Abbildung mit Fokus auf die Gallertbrücken (Gb), die die einzelnen Zellen der 16-zelligen Kolonie verbinden. Daneben erkennt man in den Zellen die Pyrenoide (Py) als Speicherorte der Zucker, die bei der Photosynthese gebildet werden, sowie - bei zwei Zellen - schwach die Augenflecke (St=Stigmata), die den beweglichen Flagellaten-Kolonien die Orientierung am Licht ermöglichen:



Jede Zelle des Verbandes trägt zwei Flagellen (Fl), die von ihrem Ursprung aus leicht divergieren:



Ein typisches Merkmal der monadalen Zellorganisation sind kontraktile Vakuolen am apikalen Zellpol (kV):



Die Gallertbrücken werden besonders schön im Phasenkontrast betont, die hellen unscharfen Strukturen außerhalb der Schärfeebene sind Bakterien, die in der Probe reichlich vorhanden waren:



Bei stärker gepressten Zellen wird die Zellorganisation besonders gut sichtbar. Neben den schon vorgestellten Strukturen erkennt man den Bereich der Zellkerne (Nu) als hyaline Regionen mit ihren zentralen Nukleoli (Nukleo):



Beste Grüße

Ole

Bernhard Lebeda

Lieber Ole

grandios wie gewohnt!!

Viele Mikrogrüße

Bernhard
Ich bevorzuge das "DU"

Vorstellung

RainerM

Hallo Ole,

das sind wieder beeindruckend präzise und schöne Aufnahmen!

Sehr schöne Gallertbrücken bildet auch die gleichfalls häufige Grünalge Dictyosphaerium aus, die ich gerade in meinen Proben vom Birkensee beobachtet habe.



Dictyosphaerium ist kein unmittelbarer Verwandter von Gonium, gehört jedoch zur gleichen Ordnung, den Chlorococcales. Die einzelnen Zellen sind sehr klein, in der Regel unter 10 µ, besitzen in der Zellmitte einen Kern (auf meinen etwas unscharfen Aufnahmen höchstens zu erahnen) und einen wandständigen, becherförmigen Chloroplasten, jedoch keine Geißeln. Auch Pyrenoide sind mitunter zu erkennen.



Die Fotos können die wirkliche Schönheit dieser Kolonien nur sehr unvollkommen wiedergeben, da sie notgedrungen auf eine 2D-Ansicht einer real kugelförmigen Struktur reduziert sind. Die im ersten Bild am äußeren Rand erkennbaren Bakterien markieren den Rand der Gallerthülle, die die Kolonie umgibt. Die Gallertstränge werden lt. Literatur nicht von den Einzelzellen ausgebildet, sondern sind Reste der Mutterzellwand sowie vorheriger Zellgenerationen.
Auch hier noch ein Foto im Phasenkontrast:



Viele Grüße,
Rainer

sushidelic

Hallo Ole,

eine tolle und informative Bilddokumentation!

LG Michael