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Pleurax

Begonnen von mikroskop, Mai 14, 2018, 12:56:34 NACHMITTAGS

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mikroskop

Weiß jemand wo man Pleurax bestellen kann. Oder welches Einschluss mittel würden die Fachleute unter euch empfehlen für Diatomeen Präparate. Ich habe es mit Kanadabalsam ausprobiert bringt aber nicht den erfolg. Und dauert ewig bis es hart wird
Gruß
Nicol

RainerTeubner

Hallo Nicol,

bei Biologie Bedarf Thorns gibt es das meiner Meinung nach besser geeignete Naphrax (in Isopropanol): Pleurax riecht etwas nach Schefelwasserstoff.

Viele Grüße

Rainer
Mikroskop: Carl Zeiss Standard Universal
Bildbearbeitung: Gimp, Helicon focus und picolay
Kamera: Canon EOS 5D II

Peter G.

Zitat Biologiebedarf Thorns:

"Dieses in Toluol gelöste Naphrax wird nur noch für wissenschaftliche Zwecke an Behörden und Institute geliefert."

Das nicht-Toluol-haltige ist nicht lieferbar.

Es ist ein Elend.
Ich habe Pleurax aus den Niederlanden (https://diatoms.nl/).

Gruß
Peter G.

mikroskop

Hallo Peter hast du es über das Internet bestellt wegen den Zoll nicht das die Stress machen ich würde mir das nämlich auch dort bestellen.
Gruß
Nicol

Dr. Jekyll

Kein Zoll-Niederlande=EU😉
Beste Grüße
Harald

Peter G.

Hallo Nicol,

Aus den NL nach GER fällt kein Zoll an.
Allerdings liegen die Versandkosten so bei 16 EUR.

Naphrax gibt es in UK für den Export ohne Toluol, das musst Du selbst besorgen und dazumischen. Das war mir zu umständlich und ich habe das Pleurax gekauft. Wie viel schlechter das als Naphrax ist, kann ich noch nicht beurteilen, ich kämpfe noch mit den Diatomeen und das Ergebnis ist für mich zumindest befriedigend.

Gruß
Peter G.

Dr. Jekyll

Also, ich habe mein Pleurax auch dort bezogen und bin damit sehr zufrieden.
Beste Grüße
Harald

anne

Hallo zusammen,

Pleurax macht abgesehen vom Geruch wesentlich weniger Probleme als Naphrax und ist vor allem stabil und bildet nicht irgendwann unerwünschte Kristalle.
Zudem kann es mit Isopropanol verdünnt werden, das gibt es in der Apotheke.
Der Brechungsindex ist hoch (> 1,7), und man sagt optisch erscheinen die Diatomeen in Pleurax besser, da sich Pleurax anders an die Skelette anlagert.
Für mich das Mittel der ersten Wahl für Streupräparate.
Das Pleurax aus NL ist hervorragend.

lg
anne

Gerd Schmahl

Hallo Nicol,
die Verarbeitung von Pleurax erfordert eine Heizplatte (ich nutze ein Encaustic-Bügeleisen auf sehr kleiner Wärmestellung). Man kann das nicht einfach drauftropfen und DG drauf. Mein Ablauf ist wie folgt:
1.Diatomeensuspension in Wasser auf runde DG tropfen.
2. staub- erschütterungsfrei eintrocknen lassen, am besten bei Zimmertemperatur. +/- staubfrei erreicht man , wenn man Petrischalen oder anderes Glas darüber stülpt, dass aber unten offen sein muss (z.B. Zahnstocher unter den Rand legen), damit die Luft das Wasser abtransportieren kann. Erwärmen damit 's schnell geht ist nicht gut, weil sich die Diatomeen sonst mit den Strömungen in Bewegung setzten und Klumpen bilden.
3. kleiner Tropfen Iospropanol auf die angetrockneten Diatomeen (wenn Tropfen zu groß war etwas warten, bis größter Teil verdampft)
4. mit sauberem Zahnstocher ein Tropfen Pleurax auf das DG geben (3.+4. sind wichtig, damit das Lösungsmittel das Einschlussmittel in die Hohlräume der Diatomeen zieht. Wenn hier Luftblasen eingeschlossen werden siehts häßlich aus)
5. auf der Heizplatte um die 60 Grad herum Tropfen einkochen bis kaum noch Blasen kommen
6. DG von Heizplatte nehmen und auf erhöhter Unterlage ablegen (ich nutze einen Marmor-Eierbecher, der mit dem Fuß nach oben steht)
7. OT vorsichtig von oben an die Wölbung des zähen Tropfens heranführen bis sich dieser an den OT hefet
8. OT schnell umdrehen
9. OT mit DG nach oben nocheinmal auf die Heizplatte (der Tropfen wird wieder flüssiger und das DG wird ganz herangezogen) dabei mit sauberem (!) Zahnstocher vorsichtig auf das Deckglas drücken, um Blasen an den Rand zu treiben.
10 wenn Blasenbildung nachlässt herunternehmen und abkühlen lassen
11. kaltes Präparat mit in Isoprppanol getauchtem Wattestäbchen von der Deckglasmitte nach außen reinigen. Für ein Präparat brauche ich so 3 bis 5 Wattestäbchen. Aufpassen, dass nicht zu viel Iso unter das Deckglas zieht und dort das Pleurax verdünnt und auch, dass keine Wattefussel am Rand hängen bleiben.

Da entwickelt wohl jeder so nach und nach seine eigene Technik. Nicht jedes Präparat gelingt auf Anhieb. Ausprobieren, Erfahrungen sammeln, Fehler analysieren (da hilft das Forum) und Technik und Fingerspitzengefühl weiterentwickel (z.B. wie goß darf/muss der Tropfen sein für ein DG mit 12mm Durchmesser und einer für ein DG mit 18mm Durchmessen? Wie milchig muss die Diatomeensuspension sein? -fast klar sonst liegen die Diatomeen zu dicht, aber eben doch nur "fast") Soetwas lässt sich schwer beschreiben. Man muss eben aufmerksam seine Fehler analysieren.
Viel Freude mit diesem spannenden Thema!
Beste Grüße
Gerd
Mikroskopischer Allesfresser

Peter Reil

Hallo Gerd,

ganz herzlichen Dank für deine Anleitung!

Vor ein paar Jahren hatte ich genauso einige Diatomeenpräparate erfolgreich erstellt, aber die Anleitung verlegt. Die von dir ist fast identisch. Ich werde es demnächst wieder ausprobieren.

Freundliche Grüße
Peter
Meine Arbeitsgeräte: Olympus BHS, BHT, CH2, CHK, Olympus SZ 30, antikes Rotationsmikrotom

mikroskop

Vielen Dank Gerd für die Ausführliche Information. Du kommst doch auch aus Bochum Lust das wir uns mal kennen lernen.
Gruß
Nicol

Gerd Schmahl

Hallo Nicol,
schau doch mal was unter meinem Bild steht! Das ist etwa 500km weit weg von Bochum. Der Routenplaner sagt 7:39 h mit dem Auto. Also eher schwierig.
LG Gerd
Mikroskopischer Allesfresser

mikroskop

Ups ich dachte du kommst aus Bochum ich weiß auch nicht wie ich darauf komme. Irgend jemand kam aber ausser Bochum hier. Sorry  :)
Gruß
Nicol

Bernhard Lebeda

Zitat von: mikroskop in Mai 15, 2018, 21:16:10 NACHMITTAGS
Ups ich dachte du kommst aus Bochum ich weiß auch nicht wie ich darauf komme. Irgend jemand kam aber ausser Bochum hier. Sorry  :)
Gruß
Nicol

Jau, das könnte ich sein  ;)

Gruß aus Langendreer.

Bernhard
Ich bevorzuge das "DU"

Vorstellung

Carlos

Hallo zusammen,
Von einem freundlichen Forum-Mitglied  habe ich vor einigen Jahren eine Probe (ca. 5 ml) gebrauchsfertiges Pleurax (leicht gelb, wie Honig zäh fließend) erhalten. Damit habe ich als Eindeckmittel für Diatomeen recht gute Erfahrungen gemacht.
Isopropanol-haltiges Pleurax ist m.E. wesentlich einfacher zu handhaben als z.B. Toluol-haltige Eindeckmittel. Einen besonderen Vorteil von Pleurax als Eindeckmittel sehe ich darin, dass es bereits ohne Entfernung des enthaltenden Isopropanol einen hohen Brechungsindex und relativ hohe Viskosität hat. Hergestellte Präparate können deshalb sofort (ohne Entfernung von Isopropanol und Aushärten) bemustert werden. (Selbst die Bemusterung mit immergiertem Kondensor und Objektiv ist sofort möglich, die hohe Viskosität verhindert eine Verschiebung des Deckglases und ein ,,Wandern" der eingedeckten Diatomeen, der bereits hohe Brechungsindex macht die Feinstruktur der Diatomeen gut erkennbar. Besonders einfach ist dabei die Bemusterung im DF.)
Entscheidend für Herstellung eines ,,guten" Präparats ist es, nicht zu viel Pleurax zu verwenden. Ideal ist es nach meinen Erfahrungen, eine Pleurax/Diatomeen- Zwischenschicht zwischen Deckglas und Objektträger von 15µm bis max. 25µm einzustellen und dabei an den Kanten des Deckglases einen Rand von austretendem Pleurax zu bilden, der die Deckglasdicke nicht übersteigt. So eingedeckt kann man die Zwischenschichtstärke mit einer Präzisions- Schublehre mit drei Messungen hinreichend genau errechnen: M1 = Dicke Objektträgers, M2 = Dicke Deckglas, M3 =  Dicke (Objektträger + Zwischenschicht + Deckglas). Dicke Zwischenschicht = M3 - M1 - M2.
Für 18mm x 18 mm Präzisionsdeckgläser (Stärke 0,170 mm), wie ich sie benutze, reicht ein sehr kleiner Tropfen Pleurax, um den Zwischenraum zwischen Deckglas und Objektträger bis an die Ränder in einer Stärke von 15µm bis 25µm vollständig auszufüllen und an den Kanten des Deckglasrandes einen Rand zu bilden, der die Deckglasstärke von 0,170 mm nicht übersteigt. Die benötigte Menge Pleurax entnehme ich mit einer Präparier-nadel aus dem Vorratsgefäß. Sie lässt sich damit recht gut (Eintauchtiefe der Nadel in das Vorrats-Gefäß)  bestimmen. Das anhaftende Pleurax lässt man dann an der schräggehaltenen Nadel ablaufen bis sich an der Nadelspitze ein Tropfen der richtigen Form (Größe/Durchmesser, kann man nach einigen Versuchen sehr gut abschätzen) gebildet hat. Mit diesem berührt man dann mittig den auf dem Deckglas (empfohlen für Dauerpräparate) oder auf dem Objektträger getrockneten Diatomeen/Präparat-Fleck (vorteilhafter für Testpräparate) und fügt Deckglas und Objektträger zusammen.
Ein so hergestelltes Test-Präparat kann durch längeres Erhitzen auch als Dauer-Präparat genutzt werden. Dabei soll die Zwischenschicht verfestigt und der Brechungsindex deutlich erhöht werden (bis > 1,70). Ob dies allein durch Entfernung des Lösungs-Isopropanol erfolgt oder ob dabei auch eine Vernetzung des Pleurax-Harzes (geschwefeltes Phenol) erfolgt, ist m.W. unklar. Vermutlich findet beides statt. Die Angaben über das Procedere dieses Aushärtungs-Prozesses (Zeit/ Temperaturgradient, End-Temperatur) sind sehr unterschiedlich.
(mein Vorgehen: Präparat in einer Edelstahl-Butterdose eine Stunde in vorgeheizter Backofen 50°C stellen, dann Temperatur auf 125°C hochstellen und nach Erreichen der Temperatur noch einmal eine Stunde.)
Gruß Carlos