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Coleps hirtus

Begonnen von Bernhard Lebeda, Mai 15, 2018, 09:54:54 VORMITTAG

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Bernhard Lebeda

Liebe Kollegen

mich fasziniert immer wieder wie der Ciliat Coleps hirtus von absterbenden Organismen geradezu magisch angezogen wird. Beim durchmustern einer älteren Probe fand ich einen Phyllopoden in den letzten Zügen sowie (vermeintlich) einige wenige (2-3) Coleps Ciliaten. Nach einigen Minuten kam ich wieder zu der Stelle mit dem Phyllopoden , der nun von Unmengen  von ,,Aasfressern" invasiert wurde.





Ein Blick mit Objektiv 63/1.30 Öl auf die "Waffelstruktur" der Pellikula deutet auf Coleps hirtus hirtus.







DIK nach Pluta, Coolpix 990, Gimp


Viele Mikrogrüße

Bernhard

Ich bevorzuge das "DU"

Vorstellung

limno

Hallo Bernhard,

welch opulentes Festmahl für Coleps, welche Augenweide für uns, die Du uns da zeigst! 8) Dank und Applaus dafür !
Das erste Bild ist auch gleich das beste.
Wo Aas ist, da sammeln sich die Geier äh Coleps.
Viele Mikrogrüße von
Heinrich

So blickt man klar, wie selten nur,
Ins innre Walten der Natur.

kare

Hallo Bernhard,

gelungene und sehr interessante Bildserie!

Solche Beobachtungen in den Tümpelproben faszinieren mich auch immer wieder. Obwohl das ja nun wirklich sehr einfache Wesen sind gibt es doch vielfältige Verhaltensmuster und Spezialisierungen zu beobachten.

Viele Grüße,
Karl



Michael

Hallo Bernhard,

super Bilder. Ich bin auch immer wieder erstaunt davon, wie schnell und in welchen Mengen sich Coleps an sterbenden (aber noch lebenden) Organismen ansammeln. Kennt man den Mechanismus, wie die Ciliaten ihre Beute finden?

Viele Grüße

Michael
Gerne per Du

Ole Riemann

Hallo Bernhard,

vielen Dank fürs Zeigen - mir war nicht bekannt, dass Coleps sich so verhält.

Viele Grüße

Ole


anne

Hallo Bernhard,
Coleps - schön anzuschauen, schwer zu fotografieren.
Dir ist das super gelungen!
lg
anne

Bernhard Lebeda

Vielen Dank für die netten Kommentare!!

Ich bin nun kein Biologe, aber ich fasse mal ein paar Zitate aus der Literatur zusammen.

es gibt einige Ciliaten Arten, denen man das Attribut "histophag" zuweist. Darunter fallen einige Tetrahymna Arten, Ophryoglena und eben auch Coleps.

Histophagie bedeutet hier "die Aufnahme von Gewebeteilen aus Aas oder absterbenden Metazoen durch Protozoen" ( Zitat aus Röttger, Wörterbuch der Protozoologie)

Warum tun sie das? Es gibt wohl einen ähnlichen Ansatz wie beim Parasitismus ( Stichwort "Ichtyobodo ernährt sich histophag auf dern Kiemen und anderen Epithelien von Fischen" Zitat Röttger, siehe oben).

Bei Lynn, The Ciliated Protozoa (Springer 2008) findet sich unter diesem Stichwort beispielsweise folgendes:

" Tetrahymena may be a poor competitor in relation to Colpidium or Paramecium. This may explain the selection for histophgagous and endoparasitic feeding strategies in some Tetrahymena species..."


Wie so oft in der Protozoologie habe ich persönlich auch hier ein evulotionsbiologisches Verständnisproblem und mache keinen Hehl daraus, daß mir so manche "Selektionsdrücke" reichlich konstruiert und spekulativ vorkommen.


Ciliaten ernähren sich u.a. von Bakterien und wo sich solche unter dem Deckglas ansammeln (aus welchen Gründen auch immer), finden sich in der Regel auch Ansammlungen von Ciliaten. Möglicherweise ist es in meinem Beispiel schlicht und ergreifend Zufall, daß sich gerade Coleps in der Probe befand und möglichweise hätten Paramecien oder andere Ciliaten das gleiche Verhalten gezeigt.


Soweit mein laienhafter Ansatz dazu. Sollte jemand Zugang zu neuester Ciliatenforschung haben, wäre ich über mehr Informationen auch dankbar!

Viele Mikrogrüße

Bernhard
Ich bevorzuge das "DU"

Vorstellung

ruhop

Hallo, Bernhard.

Sehr schöne Fotos!

Zu Deinem Ansatz: Wenn viele Protozoen sich von Bakterien ernähren, heißt dies nicht zwangsläufig, daß sich alle Protozoen so ernähren müssen. Z. B. schluckt Stentor auch schon ganze Rädertiere. Die Evolution ist ein riesiger Experimentierkasten. "Selektionsdruck" ist eine Generalisierung. Wenn man überlegt, warum Protozoen wie z. B. Coleps sich wie kleine Aasgeier benehmen, sollte man nicht fragen "Warum machen sie das?" sondern "warum hat sich ein solches Verhalten bewährt?" Es könnte daher sein, daß sich aus einem derartiges Verhalten der betreffenden Art die Möglichkeit ergibt, dem Konkurrenzdruck anderer Arten hinsichtlich der Ernährung auszuweichen und so die weitere Existenz zu sichern. Das ist natürlich nicht unbedingt eine Entwicklung ad hoc, es braucht schon Zeit für diese Entwicklung. Es nur auf Nahrungskonkurrenz zu schieben, ist allerdings etwas einfach, da bestimmt noch andere Parameter zu berücksichtigen sind. Aber es hilft erst einmal als Erklärung.

Das von Dir beschriebene Verhalten von Coleps habe ich selbst mehrfach in älteren Planktonproben beobachten können. Ein sicheres Zeichen ist die Zunahme der Coleps-Population mit zunehmendem Alter der Probe.

Einen schönen Tag noch

Holger

plaenerdd

Hallo Bernhard,
Danke für diesen Beitrag. Da weiß ich jetzt wenigstens, wen ich da kürzlich vor der Linse hatte.
LG Gerd
Fossilien, Gesteine und Tümpeln mit
Durchlicht: Olympus VANOX mit DIC, Ph, DF und BF; etliche Zeiss-Jena-Geräte,
Auflicht: CZJ "VERTIVAL", Stemi: MBS-10, CZJ SMXX;
Inverses: Willovert mit Ph