Hilfslinsenträger und Filterhalter gängig machen

Begonnen von Rainer B, Juni 05, 2018, 15:59:04 NACHMITTAGS

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Rainer B

Problem: Bei meinem Zeiss Standard ließen sich der schwenkbare
Hilfslinsenträger und Filterhalter nur so schwer um die
Befestigungsachse schwenken, dass die Achse sich mitdrehte.
Da die Achse gleichzeitig die Befestigungsschraube ist,
löst sich so dauernd die Befestigung, so dass die Linse nicht
stabil ist.

Lösung: Abschrauben, auseinanderbauen, reinigen, neu fetten.

Ich beschreibe das hier, weil wegen der Schwergängigkeit nicht
gleich klar war, wie man das auseinandernehmen kann.

Ich vermute, es handelt sich um ZEISS 47 08 61 - 9901,
Farbglasträger und Hilfslinsenträger mit zentrierbarer Hilfslinse,
beide schwenkbar. Da ich an der Komponente
keine Modellnummer gefunden habe, ist das aber nur eine Vermutung.
Der Hilfslinsenträger war jedenfalls oben, der Filterhalter unten.
Eingeschraubt ist eine Hilfslinse markiert mit einer Kerbe, vermutlich
Hilfslinse I, Brennweite jedenfalls meiner Messung mit einem Lineal nach
etwa 84mm (+/-1mm).

Ein Hinweis vor der Demontage: Zwischen dem
Filterhalter und dem Hilfslinsenträger ist neben einer
Abstandsscheibe auch eine dünne Ringfeder. Sie ist klein, leicht
und elastisch und springt, sollte sie herunterfallen, ohne Weiteres
meterweit. Außerdem ist sie brüniert und je nach
Fußbodenbeschaffenheit hervorragend getarnt. Es empfiehlt sich
daher, die Achse auf einem Tisch über einem Küchenpapier oder
Tuch auseinanderzubauen. Eine Schale oder Teller oder noch besser
ein Sortierkasten zur Ablage sind auch hilfreich.

Der Hilfslinsenträger ist mit einer Schlitzschraube von unten in den
Kondensorträger eingeschraubt. Die Schraube dient gleichzeitig als
Schwenkachse. Leider ist unter dem Kondensorträger sehr wenig
Platz, die meisten Schraubendreher passen wegen ihrer Länge nicht
richtig. Ideal wäre einer mit Stummelgriff. Hat man keinen solchen,
kann man sich eventuell folgendermaßen behelfen: Die Schraube durch
Ausschwenken des Hilfslinsenträgers, eventuell unterstützt durch
einen Schraubendreher, eine halbe Umdrehung lösen.  Dann die
Schraube mit einem schräg gestellten Schraubendreher fixieren, den
Träger wieder einschwenken, ohne dass die Schraube dabei wieder
eingedreht wird, und das Ganze von vorn. Nach einigen Durchläufen
ist die Schraube ganz herausgeschraubt.

Auf der Achse stecken folgende Teile, in der Reihenfolge vom
Schraubenkopf aus, siehe auch Foto: Achse mit Schraubenkopf,
Filterglashalter, Ringfeder, Zwischenring, Hilfslinsenträger, Zwischenring.

Die Achse steckt im Grunde einfach gleitend im Filterglashalter und
im Hilfslinsenträger. Eventuell steckt sie eigentlich in dort
eingepressen Buchsen, aber das ändert hier nichts. Ziel beim
Auseinandernehmen ist, die Achse mit etwas Kraft aus dem
Lager herausdrücken. Dazu die Schraubenspitze auf eine geeignete
Oberfläche setzen und den ersten Halter von der Schraube drücken.
Wenn das nicht gleich geht, verharztes Fett am und im Lager mit
Wundbenzin anlösen und mit Wattestäbchen entfernen. Achse mit
Schraubendreher fixieren. Hilfslinsenträger hin- und herschwenken,
um ein Eindringen des Lösungsmittels zu erleichtern. Wieder
versuchen, die Achse herauszudrücken und so weiter, bis es klappt.

Sobald die Achse draußen ist, alles reinigen. Weil ich nicht mit
Wattestäbchen (natürlich mit Papierschaft :D) in die
Benzinflasche will, habe ich in einem Flaschen-Schraubdeckel
Wundbenzin zum Eintunken bereit gestellt.
Mit der Methode bin ich noch nicht zufrieden, das verdampft immer
noch schneller, als mir lieb ist. Nix für Innenräume, jedenfalls ohne
Abzug.

Das Foto zeigt den Zustand nach der Reinigung, vor dem neu Fetten.
Vor der Reinigung waren alle inneren Flächen des Lagers mit einer
dunkelbraunen, zähen Masse überzogen. Bis das so sauber war,
waren einige Wattestäbchen beidseitig braun.

Zum neu fetten habe ich ML FTS5 verwendet, da es das einzige
hoffentlich verharzungsfreie Fett ist, das ich habe. Jetzt schwenken
die Halter ausgesprochen leicht. Ein eine Spur standfesteres Fett
ginge also auch.

Schießlich zusammenstecken, einbauen und freuen.

Jürgen Boschert

Hallo Rainer,

schöne Beschreibung. Wegen der Länge der Schraubendreher: Bei den "kleinen" Standard-Stativen kann man auch einfach den Fuß abschrauben -ist wirklich kein großes Hexenwerk, dann kommt man an die Schrauben de Kondensorträgers problemlos ran.

Gruß !

JB
Beste Grüße !

JB

Rainer B

Zitat von: Jürgen Boschert in Juni 05, 2018, 19:01:31 NACHMITTAGS
schöne Beschreibung. Wegen der Länge der Schraubendreher: Bei den "kleinen" Standard-Stativen kann man auch einfach den Fuß abschrauben
Hallo Jürgen, Danke für die Blumen!

Den Fuß abzuschrauben ist eine gute Idee. Hätte ich nicht in Erwägung gezogen, als ich die Reinigung vor ein paar Wochen gemacht habe. Um an die Sockelschrauben zu gelangen, muss man erst die Elektrik entfernen, das sind bei meiner immerhin auch fünf Schrauben. Jetzt wo ich die Elektrik aus anderen Gründen ein paar mal ein- und ausgebaut habe, denke ich aber, das ist ein guter Ausweg, wenn die Achse mal noch fester gegammelt ist. :)

Ciao,  Rainer

Klaus Herrmann

Hallo Rainer,

gute Beschreibung, besonders wertvoll das Bild mit der Reihenfolge, die allerdings ohne die Beschreibung nicht selbst erklärend ist.

Deine Version ist die ältere. Bei der neuen Version ist die Reihenfolge gerade anders rum, da ist die Hilfslinse unten. Du hast offensichtlich die 10 W Einbauleuchte mit dem Trafo im Fuß.. Dann ist m. E. der Einbau von Hilfslinsen- und Filterträger nachträglich gemacht worden, weil die alte Version zur Zeit der Einbauleuchte nicht mehr gebaut wurde.

Neu und alt unterscheiden sich durch die Dicke der Träger, die neuen sind fast doppelt so dick.

Funktioniert aber natürlich trotzdem.

Es gibt übrigens auch 90° Winkel-Schraubendreher, das hilft hier auch.
Mit herzlichen Mikrogrüßen

Klaus


ich ziehe das freundschaftliche "Du" vor! ∞ λ ¼


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