Tipps für "Fachfremden" Hobbybrauer

Begonnen von Hopftimist, Juli 01, 2018, 20:01:56 NACHMITTAGS

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Hopftimist

Liebe Experten,
ich suche ein Mikroskop, was ich zur Untersuchung für Hefe bei Bierbrauen verwenden könnte.
Ich selbst habe seit der Schule in den 90ern kein Mikroskop mehr genutzt. Jetzt würde ich es ab zu für die Kontrolle beim Brauen und Hefe vermehren verwenden und meine Tochter könnte ggf. ihren Forschungsdrang in den nächsten Jahren für Neugier und Schule decken.

Ich habe bei Ebay Kleinanzeigen in der Nähe von Hamburg gesucht. Was sind die Dinge auf die man achten soll, gibt es Typen die man suchen sollte oder Tipps für Beiträge zum Nachlesen? Die Suchfunktion geht ja erst seit Registrierung, werde ich aber auch jetzt sofort nutzen.

Hertel und Reuss
https://www.ebay-kleinanzeigen.de/s-anzeige/hertel-und-reuss-studio-e-binokular-mikroskop-mit-holzkiste/896568730-242-9458

Novex
https://www.ebay-kleinanzeigen.de/s-anzeige/mikroskop-novex-fl-100/881582616-187-16438


https://www.ebay-kleinanzeigen.de/s-anzeige/nikon-eschenbach-will-mix-binokular-durchlicht-mikroskop/892067001-242-9458

Will
https://www.ebay-kleinanzeigen.de/s-anzeige/mikroskop-von-will/871152461-282-9477

Vielen Dank!

Carsten Wieczorrek

Hallo

und ein Willkommen im Forum.

Für absolute Anfänger ein muss: https://www.mikroskopie-forum.de/index.php?topic=9026.0

Es gibt dort in der Ecke noch einen zweiten Link für die Pilzbestimmung, aber das machst Du ja nicht (oder irgendwie schon  ;D).

Dann lies bitte mal in der Mikrofibel, verlinkt oben links.

Als allgemeinen Rat wird Dir die Mehrheit dieses Forums ein Zeiss Standard oder vergl. Leitz-Gerät empfehlen.

Zu den von Dir angefragten Geräten sage ich ohne jede Wertung nur : da steht weder Zeiss noch Leitz drauf (und Olympus oder Nikon auch nicht).

Jetzt eine Frage von mir: ich braue auch, gut, ich züchte keine Hefe. Wofür braucht ein Brauer ein Mikroskop? Hefezellen sind so ziemlich das langweiligste, was man sich lichtmikrokopisch ansehen kann....

Schöne Grüße

Carsten
Für's grobe : GSZ 1
Zum Durchsehen : Amplival Hellfeld, Dunkelfeld, INKO, Phasenkontrast
Zum Draufsehen : Vertival Hellfeld, Dunkelfeld
Zum Polarisieren : Amplival Pol u Auf-/Durchlicht
Für psychedelische Farben : Fluoval 2 Auflichtfluoreszenz
Für farbige Streifen : Epival Interphako

plaenerdd

Hallo Braumeister (wie reden uns hier überwiegend mit einem Namen),
als Neuling und mit Mikroskopischer Technik noch wenig Bewanderter würde ich Dir zunächst einmal von solchen Käufen generell abraten. Auch wenn wir - und auch ich - das Mantra herleiern: "Lieber ein gutes Gebrauchtes Markengerät als ein Non-name-China-Billigheimer", als Ungeübter wirst Du nicht ohne weiteres erkennen, ob da an dem Mikroskop was fehlt, oder was dran ist, was da gar nicht dran gehört, also ein Gerät aus verschiedenen Ersatzteilen zusammengestoppelt wurde, was auf dem ersten Blick wie ein Mikroskop aussieht.
Der erste Schritt ist: sich informieren. Das geht am besten bei Leuten, die Mikroskope haben (Händler und Mikroskopiker). Als jemand, der sich im Raum Hamburg umsieht, sei Dir ein Besuch der regen Mikrogruppe Hamburg empfohlen. Die werden Dich sicher gut beraten können, ohne eigene finanzelle Interessen ins Spielö zu bringen.
Der zweite Schritt: Anzeige in unserem Mikromarkt, falls Dir die Hamburger nicht schon ein Gerät vermitteln können. Im Mikromarkt geht es schon wesentlich weniger anonym zu als bei e-bay. Die Leute, die hier Schund verkaufen würden, hatten meistens einen Namen zu verlieren. Du solltest in jedem Fall auf ein Rückgaberecht bei Nichtgefallen dringen, wenn das der Verkäufer nicht von vornherein anbietet.

Bierbrauer suchen hier sehr regelmäßig nach Mikroskopen. Da Hefen zu den Pilzen zählen, dürfte die hier beschriebene Mindestaustattung eines Mikroskopes zur Pilzbestimmung auch für Dich passen.
Wenn Du weiterhin Hilfe im Forum erwartest, stelle Dich doch bitte bei "Mikroskopiker im Netz" kurz vor.

@Carsten: Den meisten Brauern geht es wohl in erster Linie darum zu kontrollieren, ob die Hefen aktiv sind oder nicht. Meines Wissens (bin kein Brauer) färbt man mit einem Vitalfarbstoff und schaut, ob da Stoffwechsel stattfindet oder nicht, bzw. wie viele Hefen sich anfärben lassen und wie viele tot sind.
Beste Grüße
Gerd
Fossilien, Gesteine und Tümpeln mit
Durchlicht: Olympus VANOX mit DIC, Ph, DF und BF; etliche Zeiss-Jena-Geräte,
Auflicht: CZJ "VERTIVAL", Stemi: MBS-10, CZJ SMXX;
Inverses: Willovert mit Ph

Carsten Wieczorrek

Hallo,

@Gerd, ich braue im kleinen Maßstab (30 L). Da ist es einfach: schäumt der Sud, lebt die Hefe  ;D.
Und wenn es nicht schäumt, muss es halt ein belgisches Lambic werden  8).
Den Chemismus kenne ich.

Carsten
Für's grobe : GSZ 1
Zum Durchsehen : Amplival Hellfeld, Dunkelfeld, INKO, Phasenkontrast
Zum Draufsehen : Vertival Hellfeld, Dunkelfeld
Zum Polarisieren : Amplival Pol u Auf-/Durchlicht
Für psychedelische Farben : Fluoval 2 Auflichtfluoreszenz
Für farbige Streifen : Epival Interphako

Carsten Wieczorrek

Hallo nochmal,

Spaß beiseite, ich verwende Trockenhefe oder Flüssighefe: Tütchen auf, rein damit, fertig (etwas vereinfacht).

Wenn man selber Hefe züchtet, sieht das vermutlich anders aus.

Gute Nacht

Carsten
Für's grobe : GSZ 1
Zum Durchsehen : Amplival Hellfeld, Dunkelfeld, INKO, Phasenkontrast
Zum Draufsehen : Vertival Hellfeld, Dunkelfeld
Zum Polarisieren : Amplival Pol u Auf-/Durchlicht
Für psychedelische Farben : Fluoval 2 Auflichtfluoreszenz
Für farbige Streifen : Epival Interphako

Carsten Wieczorrek

Sorry,
noch ein Nachschlag:

Ich habe heute gebraut. Vor vier Stunden die wiederbelebte Trockenhefe zugegeben. Jetzt spritzt das Wasser aus dem Gährröhrchen raus!  ;D
Also, wofür ein Mikroskop (duck und weg)....

Ich denke, für das Brauen (und Schneiden!!!) ist es gegenwärtig vieeeeeeeel zu warm.

Aber Sommer : Thumbs ub!

Carsten
Für's grobe : GSZ 1
Zum Durchsehen : Amplival Hellfeld, Dunkelfeld, INKO, Phasenkontrast
Zum Draufsehen : Vertival Hellfeld, Dunkelfeld
Zum Polarisieren : Amplival Pol u Auf-/Durchlicht
Für psychedelische Farben : Fluoval 2 Auflichtfluoreszenz
Für farbige Streifen : Epival Interphako

Hopftimist

Hallo,
Vielen Dank für die Antworten. Ich geh mal in mich, wie viel Geld ich für die gelegentliche Nutzung investieren möchte.
Vor allem, wenn ich laut Carsten ja gar keins brauche ;)
Gruß Lasse

plaenerdd

Hallo Lasse,
nun lasse Dir mal das Mikroskop nicht madig machen! Schließlich hast Du ja noch einen zweiten guten Grund angeführt: Deine Tochter. Und der Carsten, der zwar auch Bier braut und dafür kein Mikroskop braucht, hat trotzdem mindestens 4 davon. Es sei allerdings vor dem nicht zu unterschätzenden Suchtpotential gewarnt! Das kann ähnlich hoch sein wie bei alkoholhaltigen Getränken. Nach dem Motto "Auf einem Bein kann man nicht gut stehen" kann man auch mit einem Auge nicht gut sehen, weshalb die meisten von uns wissen, das ein Leben ohne Mikroskop zwar möglich, aber nicht sinnvoll ist.
Beste Grüße
Gerd
Fossilien, Gesteine und Tümpeln mit
Durchlicht: Olympus VANOX mit DIC, Ph, DF und BF; etliche Zeiss-Jena-Geräte,
Auflicht: CZJ "VERTIVAL", Stemi: MBS-10, CZJ SMXX;
Inverses: Willovert mit Ph

Peter V.

#8
Hallo,.

es ist doch in diesem Fall wirklich nicht so schwer. Ob man zum Hobbybrauen ein Mikropskop wirklich "braucht", sei einmal dahingestellt. Vermutlich geht's auch ohne. Das müssen aber die "Brauer" selbnst wissen, zumindest im professionellen Bereich scheint es sinnvoll zu sein, ein Mikroskop zu besitzen. Dort wird aber wohl nicht nur einfach Trockenhefe ins Gebräu geschüttet  ;)

Die Anforderungen an ein solches Mikroskop hingegen sind sehr gering. Es reicht ein einfaches Hellfeldmikroskop mit z.B. einem 10er und einem 40er Objektiv. Einfache Achromaten reichen. Phasenkontrast kann sinnvoll sein, läßt sich aber auch bei jedem wirklichen Markenmikroskop relativ preiswert nachrüsten. Das, was also ein Brauer zunächst zum Betrachten seiner Hefen benötigt, kann man auch mit Markengeräten (Zeiss, Leitz, Olympus) gebarucht problemlos für 150 - 250 EUR realisieren. Es "reicht" ein Monotubus, wer mehr investieren will, nimmt einem Binotubus. Ein einfaches Standard junior, ein Oly Kursmikroskop oder evtl. ein CH-2 sind dafür geeignete Geräte. Geeignet wäre auch ein günstiges Wilozyt von Will/Hund. Eine Anfrage im Mikro-Markt hier würde sicher jede Menge geeignete Geräte zu Tage fördern.

Man kann sich ezgl. der optischen Ausstattung ja einfach mal an einem professionellen "Brauer"-Mikroskop wie dem WiloBrau von Hund orientieren:

https://www.hund.de/de/instrumente/mikroskope/produkte/labormikroskope/55-mikroskope/labormikroskope/381-h-600-wilo-brau.html

Ein 63er ist sicher nicht unbeindgt erforderlich, ebenso wie der Phasenkontrast. Aber es schadet auch nix, wenn man es hat  ;) Man sieht jedoch, dass dieses Mikroskop schon recht "einfach" ausgerüstet ist und es selbst für den Profi voll und ganz reicht.

Wie gesagt - gebarucht bekommt man geeignete Mikroskope für die von mir erwähnten 150 - 250 EUR, je nach Ausstattung.

Fest steht: Ein nicht überteuert gekauftes Markenmikroskop ist jederzeit für den gleichen Preis auch wieder verkäuflich, wenn man es doch nicht benötigt und/oder sich kein Interesse entwckelt. Ältere Markenmikroskope sind weitestgehend wertstabil. Also einfach mal im Mikro-Markt nach einem einfachen Gebaruchtgerät fragen.

Herzliche Grüße
Peter
Dieses Post wurde CO2-neutral erstellt und ist vegan. Für 100 Posts lasse ich ein Gänseblümchen in Ecuador pflanzen.

Hopftimist

Danke Peter!
Das war eine sehr hilfreiche Antwort! Selbst wenn mir ein Teil der Abkürzungen (63er ?) :o und Begriffe noch nichts sagt, weil ich noch nicht viel gelesen haben, zeigt es mir eine Richtung und ein paar Beispieltypen. Der Preisrahmen bis €200 ist auch gut, denn es kommt garantiert noch das ein oder andere an Kleinteilen und Laborzubehör dazu.
Immer gut, wenn nichts eilt und das tut es auch nicht, es hat Zeit.
Nach dem Urlaub oder im Urlaub kann ich mich mal in die Fibel und den ein oder anderen Beitrag einlesen.

Gruß
Lasse

Peter V.

Hallo Thilo,

Du hast sicher Recht mit Deinen Ausführungen, was "Feinststrukturen" der Hefen betrifft. Aber: Geht es überhaupt darum? Geht es beim Brauen - zumindest in dem Rahmen, in dem sich ein Hobbybrauer bewegt - nicht eher um die Konzentration der Hefen? Und dafür reicht doch auch ein einfacheres Gerät. Oder?

Herzliche Grüße
Peter

Dieses Post wurde CO2-neutral erstellt und ist vegan. Für 100 Posts lasse ich ein Gänseblümchen in Ecuador pflanzen.

Herbert Dietrich

Hallo Thilo,

bei den Zielen die Du Dir in Bezug auf Hefen setzt hast Du bestimmt recht.

Ich habe mit einem befreundeten Hobby-Brauer mehrere Jahre Hefen unter dem Mikroskop begutachtet.
Dabei ging es in erster Linie darum ob die Hefezellen wachsen und ganz wichtig dass keine Stäbchen-Bakterien im Ansatz vorhanden sind.
Meist verwendeten wir das Zeiss Junior mit Dunkelfeld-Kondensor (immergiert mit Aqua dest.) und ein Objektiv 40/0,75.
Mein Freund bevorzugte Dunkelfeld, da die Lieferfirma seiner Hefen für die Kontrolle ebenfalls mit DF arbeitete.
Ich finde Phasenkontrast mindestens ebenso aussagekräftig und flexibler in der Anwendung.
Das Zeiss Standard 18 mit Phasenkontrast-Kondensor und Ph Neofluaren kam jedoch so gut wie nie zum Einsatz.

Herzliche Grüße
Herbert

Brauer

Also liebe Mikro Gemeinde,

da predige ich im Hobbybrauer Forum wie wichtig Hefemanagement ist und Ihr grätscht voll rein.
Lieber Braukollege ein Mikroskop mit einem 10er Objektiv und eine Zählkammer sollten schon reichen .Ein sehr schönes Teil ist im Gebrauchtmarkt erhältlich.
Hefemanagement ist wegen der Effekte mit zuviel und zu wenig Hefe ein nicht zu unterschätzendes Problem wird aber bei Hobbybrauern aber gerne weggeschoben da die meisten vom mikroskopieren und Zellkultur keine Ahnung haben.
Also Hopftimist nicht abschrecken lassen machen.

Viele Grüße Brauer

Herbert Dietrich

Hallo Brauer,

danke für Deine Ermutigung. Ich glaube Hopftimist wird sich nun nicht abschrecken lassen.

Ich habe geschrieben, dass ich mit einem Freund oft seine Hefe-Ansätze mikroskopiert habe.
Dabei legte er immer großen Wert darauf, dass sich keine Stäbchen-Bakterien im Ansatz befanden.
Nach diesen suchten wir überwiegend im Dunkelfeld mit einem 40er Objektiv.
Ich kann ihn leider nicht mehr fragen, warum ihm das so wichtig war.
Seine Hefen bezog er aus Augsburg und dort kontrollierten sie die Hefen, wie er sagte, auch im Dunkelfeld.

Ich bin mit Dir einer Meinung, dass man für den angestrebten Zweck kein "Forschungsmikroskop" benötigt,
aber etwas solides sollte es schon sein, denn mit einem Mikroskop kann man nicht nur Hefe beobachten.

Herzliche Grüße

Herbert

liftboy

Hallo Herbert,

ZitatIch bin mit Dir einer Meinung, dass man für den angestrebten Zweck kein "Forschungsmikroskop" benötigt,
aber etwas solides sollte es schon sein, denn mit einem Mikroskop kann man nicht nur Hefe beobachten.

kriegt er doch :-))

Grüße
Wolfgang
http://www.mikroskopie-forum.de/index.php?topic=785.msg3654#msg3654
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