Dünnschliff: Piemontite-Braunite-Italy (Pol & Elektronenmikroskop)

Begonnen von Bayer, Juli 05, 2018, 22:48:36 NACHMITTAGS

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Bayer

Liebe Dünnschlifffreunde,

anbei der nächste Streich.

Präparation wieder Robert Gill (Geosec).

Ein Piemontite Braunite Cretaceous, also angeblich aus der Kreidezeit, aus St. Marcel, Valle d'Aosta, Italy.

Kreidezeit
-   Periode vor ca. 145 – 66 Millionen Jahre (beginnt am Ende des Jura, endet am Beginn des Paläogens)
-   Kreide / Kalkstein → stark calciumcarbonat-haltige Fossilien von Krebstieren, Korallen, Muscheln, Schnecken und Einzeller
-   Terrestrische Makro- und Megafauna wurde von Dinosauriern beherrscht
-   Allgemein warmes, ausgeglichenes Klima. Dinosaurier konnten zumindest in den Sommermonaten bis in hohe südliche und nördliche Breiten vordringen. Pole waren eissfrei, Meeresspiegel sehr hoch
-   Pflanzen, Farne, Nadelbäume, Laubbäume, Gräser breiten sich auf dem Festland aus und veränderten stark das Erosionsverhalten
-   In der Mittelkreide extremes Treibhausklima, extrem hohe plattentektonische Aktivität, gewaltige Superplume-Aktivität (40 Jahre anhaltender Vulkanismus riesigen Ausmaßes auf dem pazifischen Ozeanboden), extrem hohe globale Meeresspiegel, mehrere ozeanische Anoxia (vollständige Verarmung an Sauerstoff → Massenaussterben)
-   Gegen Ende der Kreidezeit weltweites Massenaussterben, das fast alle Tiergruppen und viele Pflanzengruppen erfasste
-   durchschnittlich zwischen 8,5 Grad heißer als heute, 150% des heutigen Sauerstoffgehalts in der Atmosphäre, ca. 4 faches Niveau an Kohlendioxid in der Atmosphäre

Braunit=Hartbraunstein
-   Selten vorkommendes Mangan-Silikat mit tetragonalen Kristallsystem - bildet sich durch Metamorphose oder Verwitterung
-   Entwickelt nur kleine, pyramidale und oktaedrische, gestreifte Kristalle bis etwa 5cm Größe → krustenförmiger Kristallrasen oder körnige bis massige Mineral-Aggregate, undurchsichtig aber nicht völlig opak (eisen- bis bräunlichschwarze Kristalle, schwacher bis fettiger Metallglanz)
-   Mohshärte 6 bis 6,5; Dichte 4,72-4,83; vollkommen spaltbar; uneben bis schwach muscheliger Bruch; schwach magnetisch; schwer löslich

Piemontit
-   Selten vorkommendes Calcium-Aluminium-Mangan-Silikat mit monoklinen Kristallsystem, entwickelt meist prismatische Kristalle, findet sich aber auch in Form von radialstrahliger bis körniger Aggregate
-   Rötlichbraun bis tiefrot oder rotviolett bis fast schwarze Farbe; durchscheinend bis undurchsichtig; glasähnlicher Oberflächenglanz
-   Bildet sich vorwiegend in Schiefer, Amphibolit-Fazies oder anderen metamorphen Gesteinen – Begleitmineral sind oft Calcit, Epidot, Glaukophan, Orthoklas, Quarz und Tremolit
-   Mohshärte 6 bis 6,5; Dichte 3,5; vollkommen spaltbar; unebener Bruch; Brechungsindez ca. 1,73-1,83; Doppelbrechung 0,025 bis 0,076; zweiachsig positiv

Beste Grüße
Christian
Stemi 508doc
AxioScope.A1
Nikon D850

Bayer

Stemi 508doc
AxioScope.A1
Nikon D850

Bayer

#2
Und hier noch die Aufnahmen mit dem Elektronenmikroskop (das ist ein anderer, separater Gesteinsbrocken - nicht mehr der Dünnschliff)
Stemi 508doc
AxioScope.A1
Nikon D850

Bayer

Stemi 508doc
AxioScope.A1
Nikon D850

Bayer

Diese Aufnahme gefällt mir gut - sind das radikalstrahlige Aggregate - Piemontite?
Stemi 508doc
AxioScope.A1
Nikon D850

Bayer

Stemi 508doc
AxioScope.A1
Nikon D850

Bayer

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AxioScope.A1
Nikon D850

Linuxpenguin

Hi Christian,
Hier hast du wieder eine Top Dokumentation abgeliefert.
Sehr umfangreich.
Glück auf! aus Oberhausen
Sven
Mikrotechnik:
- ZEISS Ultraphot III
Luminar Einrichtung, AL/DL (HF/DF),
POL, AL-DIK
Hiller LED, HAL, CSI, HBO
- SteMi IVb

Foto:
- StackUnit auf PhoMi-Basis
- SONY a7R II VF/APS-C
- CANON FL Balgen
- Linearschlitten: Z 0,0001mm

Interessen:
Mineralogie, Gemmologie, Petrographie

olaf.med

Hallo Christian,

da hast Du Dir ja etwas wirklich spektakuläres ausgesucht. Die Farben des Piemontits gehören den schönsten im Dünnschliff und der Pleochroismus ist phantastisch Das solltest Du den Forenmitgliedern einmal zeigen: einfach im linear polarisierten Licht den Polarisator drehen und den Farbwechsel der Kristalle dokumentieren.

Herzliche Grüße,

Olaf
Gerne per Du!

Vorstellung: http://www.mikroskopie-forum.de/index.php?topic=4757.0

... und hier der Link zu meinen Beschreibungen historischer mineralogischer Apparaturen:
https://www.mikroskopie-forum.de/index.php?topic=34049.0

Bayer

Lieber Olaf,
lieber Sven,

vielen Dank für Eure Kommentare.
Mein 10x Objektiv ist da und eine Aufnahme des Pleochroismus werde ich am Wochenende mal mit dem AxioScope ausprobieren.

@Olaf: Die radialstrahligen Aggregate sind Piemontite (Aufnahme mit dem Elektronenmikroskop), oder?

Beste Grüße
Christian
Stemi 508doc
AxioScope.A1
Nikon D850

Bayer

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AxioScope.A1
Nikon D850

olaf.med

Lieber Christian,

Zitat@Olaf: Die radialstrahligen Aggregate sind Piemontite (Aufnahme mit dem Elektronenmikroskop), oder?

das sollte mich schwer wundern. Ich glaube in diesem Fall eher an einen Amphibol (-Asbest).

Herzliche Grüße,

Olaf
Gerne per Du!

Vorstellung: http://www.mikroskopie-forum.de/index.php?topic=4757.0

... und hier der Link zu meinen Beschreibungen historischer mineralogischer Apparaturen:
https://www.mikroskopie-forum.de/index.php?topic=34049.0

Bayer

#12
Lieber Olaf,

ich hoffe, ich habe jetzt den Pleochroismus.
Unbearbeitet aus der Kamera (alle Kameraprogramme auf neutral) unter drehen des Polarisators zwischen 0 und 90 Grad (mehr geht aktuell nicht) ohne Analysator.
Mit dem 10x.
Triffst das?

Beste Grüße
Christian
Stemi 508doc
AxioScope.A1
Nikon D850

Bayer

Vielleicht suche ich noch mal ein paar schönere Stellen heraus.

Mir gefällt diese tiefe Himbeerrot - sehr schöne Farbe unterm Mikroskop.
Stemi 508doc
AxioScope.A1
Nikon D850

Bayer

#14
Noch einmal eine andere Stelle - gute Nacht!
Stemi 508doc
AxioScope.A1
Nikon D850