Unbekanntes Phänomen an Chroococcus turgidus

Begonnen von RainerM, Juni 25, 2018, 16:14:50 NACHMITTAGS

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RainerM

Liebe Mikrofreunde,

in einer Hochmoorprobe finde ich zur Zeit neben vielen gesunden immer wieder zerstörte oder degenerierte Exemplare der Blaualge Chroococcus turgidus, die ein eigenartiges Phänomen aufweisen, worauf ich mir absolut keinen Reim machen kann.
An den fraglichen Chroococcus-Zellen sind Fortsätze oder Auswüchse zu beobachten, die mit Gallertstielen mit der Zelle verbunden sind und an deren Ende eine schlingenartige Hülle ein zellenartiges, farbloses und unbewegliches ,,Etwas" umschließt, das körnige bis tropfenförmige Strukturen erkennen lässt.





Dieses ,,Etwas" teilt sich in zwei oder drei Individuen (?), die sodann aus der Schlinge entlassen werden (siehe auf den beiden folgenden Bildern im unteren Teil, etwa auf sieben Uhr; links im Bild ist eine Amöbe zu sehen, die mit dem Geschehen wohl nichts zu tun hat).





Die so ,,geschlüpften" Wesen sind kreisrund, besitzen eine lange, bewegliche Geißel, jedoch kann ich weder Zellkern noch andere Zellstrukturen erkennen, von den bereits genannten granulären Strukturen abgesehen.



Zurück bleibt schließlich die degenerierte Chroococcus-Zelle samt der sie umgebenden, nunmehr leeren Schlingen.



Handelt es sich um einen Parasiten? Oder sind das irgendwelche Sporen, Schwärmer oder dergleichen?
Für Hilfe und Aufklärung wäre ich sehr dankbar.

Alle Aufnahmen mit 630facher Vergrößerung am Zeiss Standard WL.

Herzliche Grüße
Rainer

RainerM

Liebe Mikrofreunde,

ich möchte nur kurz ergänzen, dass das Problem mittlerweile gelöst und der Organismus identifiziert ist.

Es handelt sich um Rhizophydium agile, einen parasitären Pilz aus der Klasse der Chytridiomyceten. Dieser befällt Chroococcus turgidus, bildet an den Wirtszellen extrazelluläre Sporangien aus (die abgebildeten "Gallertschlingen"), in denen die cilientragenden Zoosporen heranreifen, die schließlich als Schwärmer entlassen werden und sich neue Wirtszellen suchen.

Die Bestimmung erfolgte durch Bernd Laber und Michael Plewka, für deren Hilfe ich mich ganz herzlich bedanken möchte!

Herzliche Grüße
Rainer