Glaspilz in verkitteter Linsengruppe

Begonnen von Baldrian, Juli 12, 2018, 20:14:43 NACHMITTAGS

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Baldrian

Bei einem Objektiv habe ich zwei schöne Glaspilze in einer verkitteter Linsengruppe. Auf dem Foto sieht man nur einen. Ich weiß nicht, wie man die verkitteten Linsen zerlegt und nach der Reinigung neu verkittet. Hat jemand einen Tip oder kann das für mich machen?

Tom



Eine meiner Websites: http://www.photoinfos.com

RainerTeubner

Hallo Tom,

für einen Glaspilz scheint mir die Schadensfigur in Deinem Objektiv etwas zu regelmäßig zu sein. Pilze bilden eher ein unregelmäßiges Geflecht aus, siehe den MIKROKOSMOS-Artikel in der Anlage.

Viele Grüße

Rainer
Mikroskop: Carl Zeiss Standard Universal
Bildbearbeitung: Gimp, Helicon focus und picolay
Kamera: Canon EOS 5D II

Jürgen Boschert

Hallo Tom,

das ist kein Pilz, das ist eine Hungerdelamination. Wie man die Gruppe zerlegt, hängt vom Kitt ab. Dem Aussehen des Objektives nach müsste es vom Alter her Damarharz oder Canadabalsam sein, wäre dann mit Xylol zu bewerkstelligen. Ist das ein Leitz Plan 2,5 ?

Verkittete Elemente werden ja so produziert, dass vom Durchmesser her etwas größere Einzellinsen in der optisch optimalen Position zusammengefügt und nach Verfestigen des Kittes die verklebte Einheit auf das endgültige zylindrische Rundmaß zurechtgeschliffen werden. Daher sollte man vor Trennung -am besten mit Bleistift oder Stahl- / Diamantritzel auf die Seitenfläche versetzt 2 eindeutig zu unterscheidende Markierungen etwas schräg zur Bindelinie anbringen, um diese Position beim Zusammenfügen wiederzufinden.

Gruß !

JB
Beste Grüße !

JB

Baldrian

Den Begriff Hungerdelamination hatte ich noch nie gehört.  OB ich die Linsengruppe in Xylol einlege, um zu sehen, was passiert und ob sich die Linsen voneinander lösen?

Tom 
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Jürgen Boschert

Hallo Tom,

das kannst Du versuchen, vergiss aber nicht die Position der Linsen zueinander so markieren, wie ich es beschrieben habe, damit Du wieder die richtige axiale Position findest und beim Neu-Verkitten einrichten kannst.

Zum Begriff: Wenn Du ein Dauerpräparat anfertigst und an einer Stelle relativ kräftigen Druck nahezu punktuell ausübst und dann rasch loslässt, wirst Du an dieser Stelle ein ähnliches Phänomen beobachten.

Gruß !

JB
Beste Grüße !

JB

Thomas M

Hallo Tom,

wie wirkt sich diese Delamination denn auf die Bildqualität aus?

Ich habe auch einzelne Leitz-Objektive, die solche Entkittungsfiguren zeigen. Bei einigen leidet die Bildqulität erheblich, bei anderen ist visuell keine Beeinträchtigung feststellbar.

Herzliche Grüße
Thomas

Jürgen Boschert

Hallo Tom,

Thomas´ Frage bringt es natürlich letztlich auf den Punkt.

Übrigens eine weiter Möglichkeit, die Delamination evtl. zu beseitigen, ist ein quasi "umgekehrtes Tempern: Sehr laaangsames Erwärmen auf nicht höher als ca. 60 - 70 °C und dann -bei Verschwinden der Erscheinung wieder genauso langsam Abkühlen in einem Labor-Wärmeschrank. Risiko: Vollständige Delamination.

Gruß !

JB
Beste Grüße !

JB

Holger x

Hallo Jürgen,

Ich habe das mit dem langsamen Erwärmen bereits mehrfach mit Okularen praktiziert, allerdings im Backofen bei bis zu 120 C - 60 bis 70 C reichten da nicht. Das Ergebnis war jeweils verblüffend gut.

MfG
Holger

Baldrian

Okay, ich versuche es mal mit Erwärmen.
1. Stufe: Zwischen die Fenster legen. Dort wird es aktuell sehr warm.   ...
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Dr. Jekyll

Solche so genannten Hungerblasen oder auch Hungerdelaminationen entstehen dadurch, dass an der entsprechenden Stelle zu wenig Linsenkleber aufgetragen wurde. Daher die Bezeichnung ,,Hunger"😉.
Ich bezweifel, dass das durch Erwärmen zu beheben ist. Bin deshalb sehr gespannt ob es klappt.
Beste Grüße
Harald