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Asbest?

Begonnen von rhamvossen, August 28, 2018, 19:12:42 NACHMITTAGS

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Jochen Meyerhofer

Zitat von: Klaus Herrmann in September 07, 2018, 10:33:32 VORMITTAG
Hallo Jochen,

habe gerade mal den Quant-Link aufgerufen. Das ist super, genau die Bilder hatte ich bei der googel-Suche erwartet und nicht gefunden. Quant war mir bisher nicht begegnet.

Gern geschehen die sind ziemlich cool und diskret will sagen wenn du mit Quant ein neues Handy recherchierst bekommst du nicht automatisch massenhaft Angebote für neue Handys und ähnliches .
ungelabeltes MBS-1 , Paul Waechter Potsdam Hufeisen ,Rathenow ROW M 101266 ,Bresser Researcher ICD Bino ,Lomo MBR-1 +

Florian D.

Hallo Olaf,

dann ist Phasenkontrast sozusagen ein Rot I für Beckelinien.
Und ich dachte immer, dass wäre nur was für Protoplasmisten.

Gruss,
Florian

Klaus Herrmann

Hallo Olaf, jetzt bin ich ja moralisch verpflichtet, besonders, weil ich deine Methodenbeschreibung schon lange abgespeichert hatte - aber ich bin wohl auch überfordert. Hier 2 Aufnahmen in Immersionsöl Zeiss nD 1,518 das erste mit einem 20er, das 2. mit einem 40er am BX 50 mit sicher ordentliche Optik. ich ging fest davon aus, dass es Chrysotylasbest ist. Wo sind dann die tollen Farben?
Mit herzlichen Mikrogrüßen

Klaus


ich ziehe das freundschaftliche "Du" vor! ∞ λ ¼


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Florian D.

Zitat von: Klaus Herrmann in September 07, 2018, 19:52:18 NACHMITTAGS
Hallo Olaf, jetzt bin ich ja moralisch verpflichtet, besonders, weil ich deine Methodenbeschreibung schon lange abgespeichert hatte - aber ich bin wohl auch überfordert. Hier 2 Aufnahmen in Immersionsöl Zeiss nD 1,518 das erste mit einem 20er, das 2. mit einem 40er am BX 50 mit sicher ordentliche Optik. ich ging fest davon aus, dass es Chrysotylasbest ist. Wo sind dann die tollen Farben?

Ist das mit Phasenkontrast und polarisiertem Licht?

Klaus Herrmann

Hallo, Ich denke jetzt habe ich sie doch noch erwischt.
40er Objektiv PH 2 und LPL
Mit herzlichen Mikrogrüßen

Klaus


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olaf.med

Lieber Klaus,

mit nD= 1,518 - selbst wenn von Zeiss  ;D - bist Du vom Brechungsindex des Chrysotils viel zu weit weg als dass Du die typischen Farben im Phasenkontrast sehen würdest! Für die saubere Bestimmung und Trennung der Asbeste benötigst Du folgende Immersionen, die man sich leicht selbst mischen kann, wenn man ein Refraktometer zur Kontrolle hat, und davon gehe ich bei Dir einfach aus:

  • 1,550: Chrysotil
Amphibolasbeste:

  • 1,605: Anthophyllit, Tremolit
  • 1,640: Aktinolit
  • 1,670: Krokydolith, Amost

Lieber Florian,

der Phasenkontrast ist eine hervorragende Einrichtung um Brechungsindizes von kleinsten Körnern genau zu bestimmen. Daher wurde er in der Staubforschung auf breiter Basis eingesetzt. Er hat also auch in der Mikroskopie anorganischer Festkörper sehr wohl seine Daseinsberechtigung.

Herzliche Grüße,

Olaf
Gerne per Du!

Vorstellung: http://www.mikroskopie-forum.de/index.php?topic=4757.0

... und hier der Link zu meinen Beschreibungen historischer mineralogischer Apparaturen:
https://www.mikroskopie-forum.de/index.php?topic=34049.0

Klaus Herrmann

Lieber Olaf, Refraktometer habe ich natürlich - sogar von Zeiss ;)

aber wie erhalte ich "leicht" ein Immersionsöl mit diesem Brechungsindex? Als Chemiker denke ich an Rezepturen also 1,57 ml Substanz A plus 2,35 ml Substanz B und ein Tropfen Substanz C oder so ähnlich.

Oder anders gefragt: hat mir jemand eine kleine Probe mit dem korrekten Brechungsindex.
Mit herzlichen Mikrogrüßen

Klaus


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Klaus Herrmann

#22
Also wer aufgibt hat schon verloren. Nelkenöl hat 1,554 damit habe ich es jetzt versucht. Ist das jetzt besser?

Anisöl hätte 1,55 (laut Liste im Göke "moderne Methoden...") Habe ich aber nicht in meinem Fundus
Mit herzlichen Mikrogrüßen

Klaus


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olaf.med

Lieber Klaus,

das reißt mich noch immer nicht vom Hocker. Versuch es doch einmal im linear polarisierten Licht, also ohne Analysator, und an einem viel dünneren Präparat. Du kannst ja mit entsprechendem Atemschutz die Faserbündel zerrupfen. Chrysotil-Fasern in der passenden Immersion sollten tatsächlich die wunderschönen Pastellfarben der Kornsorte 1 in meinem Bild zeigen.

Immersionsflüssigkeiten findest Du in dieser Tabelle aus dem Rinne-Berek:



Mit zwei völlig mischbaren Immersionen, eine oberhalb des gewünschten Wertes und eine unterhalb, kannst Du tatsächlich durch einfaches Mischen alle Zwischenwerte einstellen. Einen weiten Bereich überdeckt z.B. das Paar Dijodmethan - Benzol, wenn man mit diesen stinkenden und in größeren Mengen bedenklichen Flüssigkeiten arbeiten mag (Nelkenöl stinkt nicht minder, soll aber gesünder sein ;D).

Herzliche Grüße,

Olaf
Gerne per Du!

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Klaus Herrmann

Lieber Olaf,

nun habe ich mal überprüft: mein Nelkenöl hat nD 1,5375. Nitrobenzol wäre gut mit 1,553, das hatte ich vor grauer Urzeit auch mal im Praktikum hergestellt, aber ich habs nicht gefunden in meiner Sammlung.

Nun habe ich eine Flasche Caedax ausgekramt und das sollte laut Merck-Label 1,55 haben. Damit habe ich nun ein Dauerpräparat hergestellt. Ist noch etwas Lömihaltig, mal sehen, wie es morgen nach ein paar Stunden bei 50° aussieht. Jetzt habe ich dieses. Blassblaue Ränder um die Faserstränge. PH 2 40x Objektiv im LPL.

Nun nochmal die Frage in die Runde: hat jemand eine geeignete Flüssigkeit mit nD 1,550 oder nur knapp daneben.
Mit herzlichen Mikrogrüßen

Klaus


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detlef.q

Hallo zusammen,

vor ca. einem Jahr hatte ich mir mal Asbest unter dem Mikroskop angeschaut.
Ich wollte wissen, ob man es einfach durch Anschauen identifizieren kann.

Natürlich ist das, was Olaf schreibt, eine sichere Methode um Asbest zu identifizieren. Allerdings verfügen wohl nur die wenigsten über Immersionsflüssigkeiten mit dem korrekten Brechungsindex.

Nach kurzer Suche fand ich 2 asbesthaltige Materialien:
1) Eine hitzebeständigen Platte aus meinem alten Chemiekasten und
2) Eine asbesthaltige Faserzementplatte (Toschiplatte)

Bei der Platte aus dem Chemiekasten hatte ich einfach ein wenig abgenommen und in Wasser aufgeschlämmt.
Von der Faserzementplatte hatte ich einen kleinen Teil abgekniffen und nachdem das mechanische Zerkleinern unter Wasser ungenügend war, in verdünnte Salzsäure gelegt.
Die Säure sorgte dafür, dass sich das vorher sehr harte Probestück im Nachhinein relativ leicht zuerdrücken ließ.
Diese zerdrückte, auf dem ersten Blick faserhaltige Masse, wurde ein paar mal unter Dekantieren gewaschen.

Die folgenden Bilder sind nicht besonders spektakulär, zeigen aber, dass die Asbestbündel aus sehr vielen und sehr feinen Einzelfasern bestehen.
Nebenbei hatte ich aus den wässrigen Fasern mit einem PVA-Eindeckmittel gleich ein paar Präparate hergestellt.
Die Bilder sind bei gekreuzten bzw. fast gekreuzten Polarisatoren gemacht.

Hitzebeständige Platte aus dem Chemiekasten

Leitz PL25/0.50


Leitz FL63/0.85


Toschi-Faserzementplatte, Bruchstelle
Auflicht,Leitz PL FL 4/0.14


Leitz PL FL 10/0.30


Leitz FL63/0.85






Das ist jetzt keine wissenschaftliche Analyse und man kann die Asbestart auch nicht erkennen. Die Bilder zeigen aber, wie Asbest unter dem Mikroskop aussieht.

Viele Grüße
Detlef

Klaus Herrmann

Hallo Detlef,

Danke für diese schöne Ergänzung. Die Morphologie ist sehr typisch. Und ich würde auch bei dir mal blind auf Chrysotilasbest tippen, er ist auch der Asbest, der am häufigsten eingesetzt wird.

Über Nacht hat sich mein Caedaxpräparat im Trockenofen kaum verändert, ist eine Idee klarer geworden, lohnt aber nicht eine weitere Aufnahme zu zeigen. Ich werd mal meinen Heine rauskramen. Mal sehen ob mir damit dann so spektakuläre Bilder wie die von Olaf gelingen.
Mit herzlichen Mikrogrüßen

Klaus


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olaf.med

Liebe Phasenkontrastler,

was dem medizinisch-biologischen Anwender ziemlich Wurscht sein kann ist die Tatsache, dass es die von mir gezeigten Farbeffekte nur bei sehr geringen Phasenverschiebungen zwischen Objekt und Umfeld gibt, und daher muss die Immersion in ihrem Brechungsindex schon so weit dem des Festkörpers entsprechen, dass beide Dispersionskurven sich im sichtbaren Bereich schneiden (siehe Graphik in einem früheren Beitrag). Mit anderen Worten: für ein Teil des Spektrums muss der Brechungsindex des Festkörpers höher sein als die Immersion und für einen Teil geringer. Für genau eine Wellenlänge gilt Brechungsindexgleichheit (diese Wellenlänge kann man dann übrigens leicht mit einem Interferenz-Verlaufsfilter ermitteln - dafür sind die Dinger perfekt!).

Klaus wird also mit einem Heine-Kondensor auch nicht mehr Erfolg haben - es hilft nur mischen, mischen, mischen bis man die richtige Soße hat. Das sollte doch einem experimentellen Chemiker und Starkoch in Personalunion eine mäßige Herausforderung sein  ;D ;D ;D.

Herzliche Grüße,

Olaf
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... und hier der Link zu meinen Beschreibungen historischer mineralogischer Apparaturen:
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rhamvossen

Hallo,

Ich möchte noch gerne Allen die geantwortet haben bedanken. Speziellen Dank natürlich an Klaus für die mikroskopische Untersuchungen. Man kann sich fragen wie gefährlich Asbest eigentlich ist. Ich wurde sagen: nicht wirklich gefährlich. Auch bei zufällige einatmen von eine hohe Konzentration Asbestfasern ist das Risiko davon etwas zu kriegen so gut wie Null. Asbestfasern schweben überall in geringe Konzentration in die Luft. Der Panik für Asbest unter die Bevölkerung grenzt an Blödsinn. Beste Grüsse,

Rolf

Klaus Herrmann

#29
Lieber Olaf,,

ZitatDas sollte doch einem experimentellen Chemiker und Starkoch in Personalunion eine mäßige Herausforderung sein  ;D ;D ;D.

selbstvertändlich wäre das ein Klax für mich und das finale Ergebnis wäre sicherlich überwältigend, aber es plagen mich ja noch mehr kleine Baustellen und diese ist ja bis auf das Verputzen praktisch fertig, da warten wir jetzt einen Winter, bis de Rohbau fertig getrocknet ist und dann schau mer mal.
Die Gefahr, die im Falle von Rolf von dem Asbest auf seinem Speicher ausgeht schätze ich ebenso ein wie er und ebenso wie die von "guter" Butter für meine Gesundheit.
War aber sehr interessant und hat mir Spaß gemacht.

Habe gerade einen anderen Fall von Untersuchung - diesmal was essbares - gelöst Siehe hier:  https://www.mikroskopie-forum.de/index.php?topic=32305.new#new
Mit herzlichen Mikrogrüßen

Klaus


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