Leucit-Olivin Basalt vom Vulkanfeld in Calatrava, Spanien

Begonnen von Florian D., August 29, 2018, 22:58:33 NACHMITTAGS

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Florian D.

Hallo allerseits,

letztes Wochenende ist mein Urlaub leider zuende gegangen. Wir waren diesmal in den weiten Ebenen von Kastillien - La Mancha wo sich schon Don Quijote herumgetrieben hat. In der Gegend um Ciudad Real herum haben diese allerdings hässliche Pickel, da dort über hundert Vulkanruinen herumstehen, die Ihre Aktivität gottseidank schon vor 2 Millionen Jahren eingestellt haben. Die Spanier tun ja aber viel für den Umweltschutz, und so werden viele dieser Vulkane zu Puzzuolanzement verarbeitet. Das spart CO2 Zertifikate, da dabei weniger CO2 produziert wird, als wenn man den Zement durch Brennen von Kalk erzeugt. Die Reste kann man praktischerweise mit Müll verfüllen, an dem sich dann hunderte von Störchen laben. So tut man auch was für den Vogelschutz.
Wie stolz war ich da, als ich sah, dass eine der Tagebauten am Vulkan "La Yezosa" den Namen "Cantera Alemana II" trug! So sind wir den Spaniern wenigstens auch ein bisschen beim Umweltschutz behilflich!
Der älteste Vulkan des Vulkanfeldes von Calatrava , der Morrón de Villamayor (https://previa.uclm.es/profesorado/egcardenas/morron.htm) ist schon vor ca. 9 Millionen Jahren ausgebrochen und taugt leider nicht zur Bimssteingewinnung, daher wird er zu Schotter für Zugtrassen verarbeitet.
Der Basalt eignet sich hierfür vorzüglich, da er einer der wenigen Leucit-Olivin-Basalte in Europa ist.
Ich habe mir ein Stück mitgenommen und dieses letzten Sonntag dünngeschliffen.
Besonders interessiert mich, ob die Kristalle im Bild 3 und 4 Leucite sind. Dann wären die kleinen Kriställchen, die wie Fische im Teich aussehen, wohl Orthoklase?
Auf Bild 4 mit gekreuzten Polarisatoren meine ich die typische polysynthetische Verzwilligung zu sehen.
Sind die Kristalle aussenherum auch Orthoklase? Die grösseren Kristalle sind jedenfalls ganz hübsche Olivine.

Ich hoffe, die nächsten Wochen auch einen Nephelin-Olivin-Basalt vom Vulkan "Cerro Gordo" schleifen zu können.

Viele Grüsse,
Florian

Florian D.

Hier noch die Bilder 3 und 4.

Klaus Herrmann

Hallo Florian,

deine Beschreibung der Fundumstände gefällt mir sehr!

Eine Frage zu den Schliffen: mit welcher Körnung hast du aufgehört? Und ein wenig dünner hätten sie noch sein dürfen. Das ist dann am Ende kitzlig und geht nur mit Körnung oberhalb 800. Ein Strich zu viel... Wie bei den Fossiliensammlern: vor dem letzten Schlag muss man aufhören!
Mit herzlichen Mikrogrüßen

Klaus


ich ziehe das freundschaftliche "Du" vor! ∞ λ ¼


Vorstellung: hier klicken

olaf.med

Lieber Florian,

die Kristalle in den Bildern 3 und 4 sind sicher Leucit, allerdings gibt es in diesem Gestein ziemlich sicher keinen Ortholkas, sondern nur Plagioklas wenn überhaupt Feldspäte. Die nadeligen Einschlüsse im Leucit in Bild 3 sind wohl Apatit. Die hoch lichtbrechenden bräunlichen, leistenförmige Kristalle, die die Hauptmasse der Matrix ausmachen, sind Klinopyroxene.

Herzliche Grüße,

Olaf
Gerne per Du!

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... und hier der Link zu meinen Beschreibungen historischer mineralogischer Apparaturen:
https://www.mikroskopie-forum.de/index.php?topic=34049.0

Florian D.

Hallo Klaus,

ich habe zuletzt mit 1000 geschliffen. Das mit der Dicke habe ich noch nicht so im Griff, zumal der Basalt ja weder grössere Kristalle von Quarz oder Feldspat enthält an deren Farbe ich mich hätte orientieren können. Ich habe das Präparat mit dem UV Kleber von Krantz sowohl aufgeklebt als auch eingebettet.
Aufgrund der geringen Doppelbrechung von Leucit wollte ich allerdings auch nicht zu dünn schleifen, um die Zwillingsstruktur wie im Bild 4 noch sehen zu können.

Bei der Auswahl des Schliffs habe ich mich auch von der Hoffnung leiten lassen, auch Zeolithe zu finden, siehe hierzu den schönen Artikel
https://www.researchgate.net/profile/Miguel_Calvo4/publication/282348881_Zeolites_and_associated_minerals_in_the_vacuoles_of_some_of_the_Campo_de_Calatrava_volcanoes-_Ciudad_Real_Spain/links/560d669c08ae2aa0be4a345d/Zeolites-and-associated-minerals-in-the-vacuoles-of-some-of-the-Campo-de-Calatrava-volcanoes-Ciudad-Real-Spain.pdf
Allerdings hat mich schon bei der Heimkunft ein Tropfen Salzsäure davon überzeugt, wohl wieder mal nur eine Calcitader gefunden zu haben.



Zur Bedrohung des Vulkanfeldes durch den Bergbau habe ich einen schönen Artikel gefunden, leider nur auf Spanisch:
http://digibuo.uniovi.es/dspace/bitstream/10651/47457/3/PGeol_MPoblete.pdf
Die "Cantera Alemana II" ist anscheinend keine Deutsche Mine sondern in Händen der Petrofisica Iberica SA : http://www.petrofisicaiberica.com/
Interessant ist fernerhin, dass es in diesem Gebiet auch zu cobaltreichen Manganvererzungen gekommen ist, wie man sie sonst eher von Tiefseefumarolen kennt. Cobalt ist ein wichtiger Rohstoff für Elektroautobatterien, so dass auch hier wieder an einer bergbaulichen Erschliessung gearbeitet wird. Umbedingt sehenwert sind auch die ehemaligen Quecksilberminen von Almadén (Jetzt UNESCO Weltkulturerbe) die ebenfalls in der Provinz Ciudad Real angesiedelt sind.

Die Auswahl der Vulkane, die ich besichtigt habe, habe ich nach dem pädagogischen Artikel
https://www.raco.cat/index.php/ect/article/viewFile/88638/132554
getroffen.

Leider war der Urlaub wieder viel zu kurz und ich musste meine geologischen Ambitionen mit den Interessen dreier weiterer Familienmitglieder vereinbaren. Zumindest den Kindern hat es jedoch Spass gemacht, auf richtigen Vulkanen herumzulaufen und "Vulkanschaum" zu suchen.

Viele Grüsse,
Florian


Florian D.

#5
Lieber Olaf,

danke für die Klarstellungen! Nachdem Olivin und Pyroxene mafische Bestandteile sind und wohl weniger als 90 % der Gesamtmasse ausmachen, wäre das Gestein dann tatsächlich als Leucitit anzusprechen, oder?
Das mit dem Klinopyroxen würde passen. An einigen Stellen zeigen diese Leisten einen starken Pleochromismus zwischen hellgelb und orange. Ich hatte da schon an einen Titanaugit gedacht.

olaf.med

Lieber Florian,

die Nomenklatur dieser ultrabasischen Gesteine ist sehr komplex und ich würde mich daher nicht zu weit aus dem Fenster lehnen. Vielleicht ist Foidit als Oberbegriff daher besser. Die Modalanalyse bei so feinkörnigen Gesteinen ist naturgemäß sehr schwierig. Titanaugit ist jedenfalkls sehr wahrscheinlich.

Herzliche Grüße,

Olaf
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derda

#7
Hallo liebe Dünnschlifffreunde,

Florian war so freundlich und hat mir einige Proben seiner Vulkantour zugesendet. Eine erste Probe habe ich zu einem Dünnschliff verarbeitet und möchte Euch einige Bilder zeigen.

Zunächst eine Übersichtsaufnahme des Schliffes. Die Schliffdicke ist vielleicht etwas dünn geworden. Ich hatte die Hoffnung so die Grundmasse etwas besser sehen zu können:



Im Schliff waren sehr schöne hypidiomorphe Olivine zu finden:





Die Ränder der Olivine weisen braune Säume auf (Iddingisit: Oxidationsprodukt des Olivins):





Etwas außergewöhnlich ist vorhandener Calcit, den habe ich so nicht erwartet:





Im LPL unter dem Calcit ist dem Betrachter sicher noch Biotit aufgefallen. Hier noch mal in Vergrößerung:





Olivin, nahezu senkrecht zu einer optischen Achse geschnitten:





Viele Grüße

Erik


olaf.med

Lieber Erik,

der Calcit ist sicher sekundär, also bei der Verwitterung des Gesteins entstanden.

Was bezeichnest Du hier als Nephelin? Wenn Du das graue Korn in der Bildmitte meinst, ist dies sicher falsch. Dieses Korn ist auch nur ein Olivin, wie man am Chagrin im linear polarisierten Licht sieht. Er ist nahezu senkrecht zu einer optischen Achse geschnitten und das sieht man dann konoskopisch sehr schön.

Herzliche Grüße,

Olaf
Gerne per Du!

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derda

#9
Lieber Olaf,

vielen Dank für den Hinweis. Die Isogyre dreht sich mit => zweiachsig. Habe auch zuerst auch an Olivin gedacht, mich dann aber fälschlicherweise für Nephelin entschieden.

https://onedrive.live.com/embed?cid=8EA4491D23F56FAF&resid=8EA4491D23F56FAF%21235403&authkey=AAiJ51-uZWIcHns

Viele Grüße

Erik

Florian D.

Tolle Fotos, Erik!

Ich habe am Wochenende an Basalt von El Cerro Gordo herumgeschliffen, bin aber damit nicht fertig geworden.
Der Vulkan hat sogar seine eigene Homepage:
http://volcancerrogordo.es/

Ich habe noch Fotos vom Vulkan La Yezosa gefunden, der Olivin-Melilitit liefern soll. Dort sieht man auch ein paar von den Störchen, von denen Dutzende anscheinend über der Mülldeponie kreisen.

Florian D.

#11
Zitat von: olaf.med in September 08, 2018, 15:46:00 NACHMITTAGS
Lieber Erik,

der Calcit ist sicher sekundär, also bei der Verwitterung des Gesteins entstanden.
[...]

Hallo Olaf,

das ist eine interessante Frage. Ich habe das Carbonat auch gesehen. Anscheinend gibt es tatsächlich primäre Carbonate und auch Aragonit wurde in Einschlüssen gefunden:
https://www.ingentaconnect.com/content/minsoc/mag/2005/00000069/00000006/art00001

http://128.119.45.20/petrology/PetSem/humphreys.pdf

derda

#12
Hallo Florian,

ich konnte auch einen Einschluss finden, bei dem es sich eventuell um Aragonit handeln könnte. Leider kann ich ihn nicht genauer bestimmen.







und noch ein anderer Einschluss:



Viele Grüße

Erik

derda

Hallo liebe Dünnschlifffreunde,

ich schiebe noch einige Aufnahmen eines weiteren Schliffes hinzu. Es ist wahrscheinlich wieder Calcit, der in seiner aufgefächerten Ausprägung schön anzusehen ist.













Viele Grüße

Erik

Florian D.

Hallo Erik,

sehr schöne Bilder. Ich habe tolles neues Gerät, nämlich einen Kameradapter von Olaf und ein komplettes Stereomikroskop mit Kameraadapter von Peter. Was mir noch fehlt, ist die Zeit, mich mit alledem so eingehend zu beschäftigen, wie ich gerne möchte. Anbei zumindest ein Bild, das ich mit der Stereolupe aufgenommen habe. Es zeigt bei niedriger Vergrösserung strahlige Calcitsonnen auf dem basaltischen Untergrund. Zumindest nehme ich Calcit an, da es heftig mit HCl reagiert. Ich hatte den Stein frisch aufgeschlagen und er ist auch nicht porös oder zerklüftet, ich weiss also nicht,genau, wie der Calcit sich gebildet hat.