Didinium nasutum und D. balbianii

Begonnen von Bernd, August 30, 2018, 21:47:48 NACHMITTAGS

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Bernd

Liebes Forum,

hier Fotos von den zwei Didinium-Arten aus dem Idsteiner Schlossteich.

Didinium nasutum




Didinium (Monodinium) balbianii




Ich glaube, daß das Grünzeug bei beiden Ciliaten mit der Beute aufgenommen wurde und es sich nicht Zoochlorellen handelt. Alle Aufnahmen mit DIC und Blitz.

Viele Grüße
Bernd

Michael Plewka

#1
Hallo Bernd,

vielen Dank für das Einstellen!

In der "Ciliatenrevision" von FOISSNER ist die Art mit einem Wimpergürtel als Monodinium balbianii bezeichnet. Hat sich das schon wieder geändert?

Hast Du eine Idee, wie man beim  "Grünzeugs" Zoochlorellen (dann wäre es statt D. nasutum die Art: D. chlorelligerum)  von erbeuteten Algen unterscheiden kann? D. nasutum ist ja normalerweise ein Ciliatenräuber; woher soll da Grünzeugs kommen?


Beste Grüße
Michael Plewka

Bernd

Hallo Michael,

ich hab den Namen aus "dem Kahl" übernommen und nicht nach dem aktuell gültigen Namen gesucht, deshalb Monodinium in Klammern.

Zoochlorellen oder Beute-Chloroplasten - eine gute Frage. Ich bin von D. balbianii ausgegangen. Der enthält definitiv keine Zoochlorellen. Für mich sieht das so aus als habe er eine Euglena oder einen Ciliaten, der eine Euglena gefressen hatte, gefressen. Wo sollte sonst der große, rote Pigmentfleck herkommen? Evtl. noch von einem Dinoflagellaten, aber da ist der Rest zu grün. In der Wasserprobe waren auch gar nicht viele Ciliaten, die Algen oder sonst was grünes gefressen hatten, eigentlich nur Coleps und Climacostumum virens. Euglenen gab es genug. Aber ich weiß natürlich nicht was das Vieh vorher alles gefressen haben könnte.

Für D. nasutum hatte ich dann angenommen, daß er etwas ähnliches wie sein Verwandter gefressen hat. Es könnten aber genauso gut Zoochlorellen sein. Das kann ich nicht unterscheiden.

Viele Grüße
Bernd


Michael Plewka

hallo Bernd,

klingt logisch...

bestens
Michael Plewka

Martin Kreutz

Hallo Bernd,

erstmal meinen Glückwunsch zu den gelungenen Bilder der beiden Flitzer. Mir gefällt besonders, dass die abgebildeten Exemplare ihre typischen, konischen Mundkegel beibehalten haben. Bei dem leichtesten Deckglasdruck wird dieser eingeschmolzen. Ich kenne das gut aus eigener Erfahrung.

Ich möchte hier nur noch auf zwei weitere Merkmale hinweisen, (am Beispiel von Monodinium) die man bei diesen Arten beobachten kann. Wie so viele Ciliaten besitzen sowohl Didinium als auch Monodinium eine Dorsalbürste. Das ist in diesem Falle ein etwas unglücklicher Name, weil es "dorsal" bei diesen rotationssymmetrischen Viechern eigentlich nicht gibt. Hier die fünfreihige Dorsalbürste von Monodinium balbianii:


Pfeile = Dorsalbürste

Wenn man den Fokus wenige Mikrometer tiefer unter die Pellikula legt, kommt ein dichter Besatz von Mitochondrien zum Vorschein, die 2-5 µm lang sind:


Mi = Mitochondrien

Was die Masse an "Zoochlorellen" in Deinen abgebildeten Exemplaren angeht, so können diese nur aus der Nahrung stammen. Insbesondere Monodinium frisst nicht nur andere Ciliaten, sondern auch Phytoflagellaten (z.B. Chlamydomonas). In diesem speziellen Fall glaube ich aber eher an eine Beute, welche selbst mit Zoochlorellen ausgestattet war (also ein anderer Ciliat). Dies schließe ich aus der Tatsache, dass alle "Zoochlorellen" ziemlich gleich aussehen und etwa die gleiche Größe haben. Wären es phagocytierte Phytoflagellaten, wären die Algenzellen wohlmöglich nicht so homogen im Aussehen. Auch der rote "Augenfleck" stammt wahrscheinlich aus einem Beuteorganismus. Was die ursprüngliche Beute war, lässte sich natürlich nicht sagen. Ich möchte hier nur noch ein Beispiel zeigen, wie es aussieht, wenn die Beute Zoochlorellen trug, welche vom Räuber meist nicht verdaut werden können. Es handelt sich um Frontonia leucas, der sich eine grüne Beute einverleibt hat (wahrscheinlich Pelagothrix, der auch zugegen war). Man erkennt, wie die Beute bereits "komprimiert" wurde und die Zoochlorellen freigesetzt werden:


Mo = Mundöffnung
Ma = Makronukleus

Auch hier erkennt man orange und rötliche Bestandteile in der verdauten Beute.

Martin