Vergleich Okularkamera mit Tandem-Optik versus Canon 450d mit Tandem-Optik

Begonnen von Carlos, September 13, 2018, 21:53:46 NACHMITTAGS

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Carlos

Hallo zusammen,
Bisher habe ich nur mit meiner Touptek-Okularkamera mi Tandem-Optik (Periplan 10X Okular + 17 mm Plössl als Objektiv) digital fotografiert. Die Einstellung der Belichtung ist dort sehr einfach:
1. Am Bino in richtiger Helligkeit gutes Bild scharf stellen, (egal ob Durchlicht oder Dunkelfeld)
2. Strahlengang auf Trino umstellen, Bild erscheint auf dem PC-Monitor,
3. Am PC mit Touptek-Software etwas korrigieren (Farbe, Kontrast, etc.) bis es dem am Bio-Gesehenen entspricht,
4. Bild vom Monitor aus aufnehmen, fertig.
Mit der Canon 450d und der Canon ,,lifeview" habe ich noch keine Erfahrung. (Auch hier verwende ich eine Tandem-Optik  aus Periplan 10X Brille + 50 mm Zeiss/Contax-Fremd-Objektiv). Deshalb bin ich genau wie oben vorgegangen:
1.   Am Bino schönes Dunkelfeld-Bild eingestellt (nicht überstrahlt).
2.   Strahlengang auf Trino umstellen.  Aber,oh Schreck, tief schwarzes Bild auf dem Monitor (und dem aufgenommenen Bild). Beleuchtung bis zum Anschlag aufgedreht, tief schwarzes Bild am Monitor. (für den Bino viel zu hell!)
Dann nachgedacht und Iso-Empfindlichkeit von 200 ASA (voreingestellt) drastisch erhöht und Belichtungszeit drastisch verlängert (auf ½ sec.). Jetzt erschien ein passables Bild.
Meine Schlussfolgerung:
In beiden Fällen, Okularkamera wie auch Canon 450d, steht für die Belichtung des Chips und damit für die Aufnahme das Licht zur Verfügung, das in der Austrittspupille des Periplan verdichtet austritt. (Es enthält alle Informationen des Zwischenbildes). Bei der Okularkamera ist die Diagonale des Chips kleiner als der Durchmesser des Zwischenbildes. Durch die Tandem-Optik ist die Lichtintensität, die den Chip trifft, bei der Okularkamera etwa doppelt so hoch wie im (betrachteten) Zwischenbild. Kurze Belichtungszeiten sind deshalb möglich.
Bei der Canon 450d Kamera ist die Diagonale des Chips wesentlich größer als der Durchmesser des Zwischenbildes. Durch die Tandem-Optik ist die Lichtintensität, die den Chip trifft, bei der Canon Kamera damit wesentlich niedriger wie im (betrachteten) Zwischenbild. Damit sind deutlich längere Belichtungszeiten nötig.
Ich hoffe, meine ersten ,,Erkenntnisse" sind zutreffend.
Gruß Carlos

A. Büschlen

Hallo Carlos,

kannst du uns beschreiben, was du für eine Beleuchtung hast und welchen Kondensor an deinem Mikroskop zum Einsatz kommt?
Ich gehe davon aus, dass an deiner Tandem Optik die Blende ganz offen ist.

Gruss Arnold
Schwerpunkt z.Z.:
- Laub- und Lebermoose.
- Ascomyceten als Bryoparasiten.
- Nikon Optiphot I mit HF, DIC.
- Nikon Microphot mit HF, Pol.
- Zeiss Standard Universal mit HF, Ph, Pol.
- Wild M3Z mit Ergotubus.
- Nikon SMZ-U Zoom 1:10 mit ED Plan Apo 1x.

Carlos

Hallo Arnold,
In meinem Beitrag "Spielereien mit Diatomeen im Dunkelfeld"
habe ich mit der Touptek-Okular-Kamera gearbeitet. (Beleuchtungsstärke 3,5 A = ca. 20 W)
Ich habe das gleiche Präparat und den gleichen DF Kondensor (geölt) und das gleiche Objektiv verwendet.
Als Beleuchtung diente in allen Fällen die original Leitz-Ortholux 6V, 5A (max. 30 W) Halogenbeleuchtung, die man kurzfristig auf ca. 40 W ,,hochdrehen" kann. 
Die Blende am Zeiss-Fremdobjektiv an der Canon war (hinreichend, sonst erscheint sie im Bild) geöffnet. 
Gruß Carlos

A. Büschlen

Hallo Carlo,

dann hast du das schwarze Leitz Ortholux mit der orig. Beleuchtung 6V/30Watt. So gesehen sind deine ersten Erkenntnisse zutreffend. Denn diese Beleuchtung ist in ihrer Leistung begrenzt, vor allem bei den "lichtschluckenden" Kontrastverfahren Dunkelfeld, Phasenkontrast und bei der Anwendung vom Leitz Heine Kondensor.

Ich persönlich schätze am Mikroskop eine leistungsstarke Beleuchtung. Eine 100 Watt Halogenbeleuchtung, oder ein leistungsstarker Umbau auf LED erleichtert die Fotografie am Mikroskop augenfällig.

Gruss Arnold
Schwerpunkt z.Z.:
- Laub- und Lebermoose.
- Ascomyceten als Bryoparasiten.
- Nikon Optiphot I mit HF, DIC.
- Nikon Microphot mit HF, Pol.
- Zeiss Standard Universal mit HF, Ph, Pol.
- Wild M3Z mit Ergotubus.
- Nikon SMZ-U Zoom 1:10 mit ED Plan Apo 1x.

Carlos

Hallo Arnold,
Zitatdann hast du das schwarze Leitz Ortholux mit der orig. Beleuchtung 6V/30Watt.
Stimmt!
Zitat...  diese Beleuchtung ist in ihrer Leistung begrenzt, vor allem bei den "lichtschluckenden" Kontrastverfahren Dunkelfeld, Phasenkontrast ...
Das kann ich so nicht bestätigen. Wie bereits angedeutet, geht es mir als ,,Hobby-Mikroskopiker" darum, das im ,,Bino-Sehfeld" Gesehene im Foto festzuhalten. (Durch die digitale Fotografie ist das wesentlich schneller und einfacher geworden.) Für das   ,,Bino-Sehfeld"  am Ortholux  reicht die originale Leitz Beleuchtung  auch für Dunkelfeld und Phasenkontrast voll und ganz aus. (Offensichtlich wurde die Beleuchtung von Leitz deshalb so ausgelegt.)
Bei Durchlicht/Hellfeld kann man die volle Lichtstärke (30 W) in der Regel nicht nutzen, das Sehfeld am Bino ist viel zu hell und blendet. Deshalb kann man die Lichtstärke am Trafo regeln. 
Auch bei der Touptek-Okularkamera reicht die Beleuchtung aus. (Um ,,Sreifenmuster" im Bild zu vermeiden, verwende ich hierbei allerdings Gleichstrom aus einer kleinen 6V Blei-Batterie.)
Wird mit einer digitalen Kamera mit deutlich größerem Chip als der der Touptek-Kamera  am Mikroskop fotografiert, verwendet man offensichtlich deutlich stärkere Lichtquellen. Das war mir bisher nicht bewusst.
Gruß Carlos

wilfried48

Zitat von: Carlos in September 13, 2018, 21:53:46 NACHMITTAGS
....
Bei der Canon 450d Kamera ist die Diagonale des Chips wesentlich größer als der Durchmesser des Zwischenbildes. Durch die Tandem-Optik ist die Lichtintensität, die den Chip trifft, bei der Canon Kamera damit wesentlich niedriger wie im (betrachteten) Zwischenbild. Damit sind deutlich längere Belichtungszeiten nötig.
Ich hoffe, meine ersten ,,Erkenntnisse" sind zutreffend.
....

Hallo Carlos,
wenn die Canon richtig adaptiert ist, dann ist die Diagonale des auf den Chip projizierten Zwischenbilds gleich gross wie die Chipdiagonale. Dasselbe gilt für die Touptek-Okularkamera, wenn sie richtig adaptiert ist. Man will ja schliesslich in beiden Fällen das maximale Bildfeld abbilden.
Da nun der Chip der Touptek viel kleiner ist, muss die Adaptionsoptik das Bild verkleinern und damit ist natürlich die Beleuchtungsdichte auf ein Pixel bei der Touptek viel höher als bei der Canon wo ja die Adaptionsoptik sogar leicht nachvergrössern muss. Andererseits ist die lichtempfindliche Fläche bei der Canon für ein Pixel natürlich entsprechend grösser
da sie bei gleicher Auflösung (Pixelzahl) viel grössere Pixel hat, sodass theoretisch (bei gleichem Signal/Rauschverhältnis) dieselbe Beleichtungszeit herauskommen müsste (du kannst die Canon wegen ihren grösseren Pixeln natürlich viel empfindlicher Stellen, bis sie das gleiche Rauschen hat).
So ist es jedenfalls theoretisch.
Aber auch praktisch kann bei dir etwas nicht stimmen, sonst würden ich und viele andere auch
die Canon sofort wegwerfen.
Wenn ich ein im Okular normal helles Hellfeldbild habe dann sind die Belichtungszeiten im 1/100 stel Bereich. Wenn ich die LED
Beleuchtung voll aufdrehe, sodass ich im Okular geblendet werde zum Beispiel beim Tümpeln, wenn sich das Zeugs bewegt
belichtet die Canon weit unter 1/1000 stel.
Wenn ich ein lichtschwaches Bild habe (Dunkelfeld, Fluoreszenz oder Pol) und im Okular kaum noch was sehe und nur bei entsprechender Dunkeladaption im abgedunkelten Raum im Okular noch etwas erahnen kann, macht die Canon immer noch ein ordentliches Livebild zur Scharfstellung und belichtet bei 400 ASA immer noch im einige zehntel Sekundenbereich.
Ich gehe davon aus, das dies bei den viele Canon Usern (oder auch anderen Kameras mit APSC chip) ähnlich ist, sonst würde damit keiner mehr fotografieren.

viele Grüsse
Wilfried

vorzugsweise per Du

Hobbymikroskope:
Zeiss Axiophot,  AL/DL/Ph/DIC/Epi-Fl
Zeiss Axiovert 35, DL/Ph/DIC/Epi-Fl
Zeiss Universal Pol,  AL/DL
Zeiss Stemi 2000 C
Nikon Labo-/Optiphot mit CF ELWD Objektiven

Sammlung Zeiss Mikroskope
https://www.mikroskopie-forum.de/index.php?topic=107.0

Carlos

Hallo Wilfried,
Mit der Bedienung der Canon 450d Kamera mit ,,Tandem-Optik" (Periplan 10X/18 Brille und Zeiss-Contax- Fremdobjektiven (28 mm, 35 mm, 50 mm) am Mikroskop kenne ich mich bisher leider noch nicht aus. Sicher ist jedoch, dass die Adaption der Tandem-Optik an die Canon korrekt ist. (Das zeigt der Blick durch den Kamera-Sucher. Hier erscheint das Mikroskop-Bild, wie erwartet, ohne nachjustieren zu müssen, scharf, kontrastreich und farblich sehr gut.)
ZitatAber auch praktisch kann bei dir etwas nicht stimmen, sonst würden ich und viele andere auch
die Canon sofort wegwerfen.
Damit hast Du sicher recht. Ich habe vermutlich von den vielfältigen Einstell-Möglichkeiten der Canon-Kamera nicht die richtige/optimale Kombination gewählt. 
Hilfreich wäre für mich, wenn ein ,,Canon-Mikroskopiker" mal die Einstellungen an der Canon-Kamera für die Fotografie am Mikroskop zusammenstellt. (Möglicherweise gibt es so etwas bereits hier im Forum. Ich habe es nur nicht gefunden.)
Gruß Carlos