Sommertrüffel Tuber aestivum

Begonnen von Klaus Herrmann, September 17, 2018, 13:37:54 NACHMITTAGS

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Klaus Herrmann

Hallo zusammen,

am Wochenende war in Tübingen der große Umbrisch-Provinzalische Markt, der 1x pro Jahr statt findet. Ein hauptsächlich kulinarisches Erlebnis. Ich hab mich natürlich eingedeckt. An einem Stand gab es Trüffel aus Umbrien. Kilopreis 500.- aber man braucht ja kein Kilo. Da es viel minderwertige China-Trüffel gibt war ich skeptisch und habe mal nur 5.- angelegt.

Es bietet sich natürlich an die Sporen zu untersuchen, weil sie eine sichere Unterscheidung ermöglichen. Ergebnis: wie aus dem Bilderbuch: eindeutig ein Sommertrüffel Tuber aestivum. Auch das makroskopische Erscheinungsbild passt perfekt. Natürlich kein Vergleich mit dem Perigord-Trüffel dem Tuber melanosporum, davon kostet das Kg dann gleich 3000.-, aber der ist im Geschmack auch viel intensiver.

Bei der Bestimmung hat mir ein Beitrag von Peter Reil in der Südwestdeutschen Pilzrundschau Juli 2009 Heft 2 gute Dienste geleistet.

Färbung Lactophenol-Blau
Mit herzlichen Mikrogrüßen

Klaus


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Heiko

Lieber Klaus,

auch ich hatte schon zweimal Kontakt mit dieser Art. Neulich per Maultaschen, denen das ,,Gewürz" zugesetzt war, hiervon die Sporenaufnahme.
Und vor zig Jahren im ,,Thüringer Tann", der tatsächlich aber ein Rotbuchen-Mischwald über Muschelkalk war. Damals völlig ahnungslos, halbierte ich die ,,Knolle" gleich im Gelände und verzichtete auf eine kulinarische Probe.

Viele Grüße,
Heiko







Klaus Herrmann

#2
Hallo Heiko,

Danke für die interessante Ergänzung. Kannst du dich noch an den Geruch erinnern? Man könnte auch T. mesentericum in Betracht ziehen. Wichtiges Merkmal: teerartiger Geruch; hat meist eine basale Höhlung und die Venen haben eine Tendenz der Ausrichtung zur Basis. Diese Merkmale und der Hinweis: unter Laubbäumen. deutet eher auf den Teer-Trüffel hin. Dann hast du kulinarisch nichts versäumt. Die Sporen sind sehr ähnlich beim Teer-Trüffel eher etwas größer 30-37 und 24-29 µ Angaben aus Peter Reils Beitrag, der übrigens meine Bestimmung gerade betätigt hat.

Ah, ich sehe gerade von dem Eigenfund hast du kein mikroskopisches Untersuchungsergebnis?
Mit herzlichen Mikrogrüßen

Klaus


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Heiko

Lieber Klaus,

mit Deinem Hinweis auf Tuber mesentericum deckst Du womöglich einen zwanzig Jahre alten Bestimmungsirrtum auf. Zwar spricht die aktuelle Verbreitungskarte nicht unbedingt dafür ...

http://www.pilze-deutschland.de/organismen/tuber-mesentericum-vittad-1831

... doch für Tuber aestivum ist die süd-thüringer Datenlage ähnlich mau:

http://www.pilze-deutschland.de/organismen/tuber-aestivum-vittad-1831

Ob sich ein Kenner zu einer Foto-Determination hinreißen lässt?


Viele Grüße,
Heiko

Lungu

Hallo,

wer keine Lust hat selber suchen zu gehen: https://trueffelshop.de/

Grüße Lungu
Grüße Lungu

Heiko

Liebe Trüffel-Freunde,

wie erwartet, halten die Experten sich bei Fotos bedeckt. Eine externe Kennerin meint, T. aestivum und mesentericum teilen sich zu vielleicht 90 % einen gemeinsamen Lebensraum, oft auch einen Baum.
So ist in dieser Sache wohl nicht weiterzukommen.

Viele Grüße,
Heiko

Peter Reil

#6
Hallo,

ich freue mich sehr, dass es hier doch auch ein paar Trüffelinteressenten gibt  ;).

Die Unterschiede zwischen Sommertrüffel (T. aestivum) und Teertrüffel (T. mesentericum) sind nicht sehr groß. Allein anhand von Bildern kann man nur Aussagen mit einer gewissen Wahrscheinlichkeit treffen, wie Heiko schon sagte.

Mikroskopisch kann ich sie nicht auseinanderhalten, da sind die beiden Arten zu ähnlich.

Das sicherste Merkmal ist der Geschmack. Und das kann jeder feststellen. Ein kleines Stück Fleisch der Trüffel in den Mund nehmen und kauen. Die Sommertrüffel schmeckt mild, etwas nach frischen Haselnüssen oder gekochtem Mais.
Die Teertrüffel schmeckt deutlich nach Bitumen, Phenol oder Desinfektionsmittel, das früher der Zahnarzt verwendet hatte. Diesen Geschmack habe ich allein bei dem Gedanken an Zahnarztbesuche aus meiner frühen Kindheit sogar jetzt im Mund.
Die Geschmacksprobe funktioniert immer und auch am Exsikkat.

Freundliche Grüße
Peter

PS: Bald kommt die Zeit der besseren Trüffeln: Eine Reise in die Gegend von Alba oder ins Perigord lohnt sich.
Nicht nur wegen der mikroskopischen Objekte. ;)


Meine Arbeitsgeräte: Olympus BHS, Olympus CHK, Olympus SZ 30

Lungu

Wieso können Hunde und Schweine Trüffel riechen?

Bei einer Mietwohnung in der Stadt wird man bei der Haltung von Schweinen auf größere Probleme stoßen. Auch Hunde mag ich nicht so gerne. Aber inzwischen hat sich die Sensortechnik sehr stark weiterentwickelt. Die Tiere riechen vermutlich ein Gas. Aber welches? Schön wäre eine App die mir auf dem Handy Trüffel Alarm anzeigt.

Grüße Lungu

ewald

Hallo,
mit dem bei Zahnärzten üblichen Desinfektionsmittel ist wohl das auch den Mikroskopikern nicht unbekannte Nelkenöl gemeint.
Gruß
Ewald

Heiko

Liebe Trüffel-Freunde, lieber Klaus,

Tuber aestivum, heimischer Fund, ein Scheibchen ward mir überlassen, einen Blick auf die Sporen zu werfen. Tuber-Sporen finde ich immer wieder phantastisch.





Viele Grüße,
Heiko

Klaus Herrmann

Lieber Heiko,

hast du auch die Geschmacksprobe gemacht? Beim Steinpilz und Gallenröhrling ist sie sehr eindeutig und hilft schwere Entäuschungen beim Abendessen zu vermeiden.
Mit herzlichen Mikrogrüßen

Klaus


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Heiko

Bin gustatorisch bekennender Banause, lieber Klaus,

,,irgendwie pilzig" – jedenfalls nicht unangenehm.
Ebenso verhält es sich mit dem Geruch. Allerdings war die ,,Duftwolke", die mein Tuber-Scheibchen über Nacht im geschlossenen Behältnis entwickelt hatte, zu intensiv für mich. Da wäre ,,chemisches Riechen" angebracht gewesen ...

Viele Grüße,
Heiko

Klaus Herrmann

Zitatgustatorisch bekennender Banause

Da könntest du bei mir beim Kochen erst mal beim Abwasch und Müll raustragen helfen lieber Heiko. Wenn der Geruch so intensiv war und das eine frische Trüffel (aus jetziger Ernte) war, dann habe ich ein schlechtes Gefühl: mir fällt da ganz spontan T. mesentericum ein. ;D

Kannst du den Geruch beim Zahnarzt vom Hufschmied unterscheiden? Hufschmied riecht eher nach verbrannten Haaren. 8)
Mit herzlichen Mikrogrüßen

Klaus


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Heiko

Lieber Klaus,

Du bist uns hier als Zauberer in Retorten und Pfannen wohl bekannt – selbst Abwasch und Entsorgung in diesem ,,Dunstkreis" würden Gewinn versprechen.  ;D
Aber zur Trüffel, es handelt sich definitiv um T. aestivum, heimischer Fund, die Liste meiner Gewährsleute ist ellenlang, und über jeden Zweifel erhaben.

Viele Grüße,
Heiko

Klaus Herrmann

Lieber Heiko,

ich hab mirs überlegt, ich würde dich nicht für niedere Küchendienste einsetzen wollen dann eher schon für hochwertige im Labor!
Zur Bestimmung: ich glaube nur, was ich selbst verkostet habe - zumindest beim Trüffel!
Mit herzlichen Mikrogrüßen

Klaus


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