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Pedicellarien

Begonnen von Michael Plewka, November 10, 2018, 12:48:57 NACHMITTAGS

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Michael Plewka

Hallo zusammen,

den Beitrag hier https://www.mikroskopie-forum.de/index.php?topic=32719.msg241434#new

mit der damit verbundenen Aussage von Klaus Herrmann:
Zitat.....Ganze Elemente Zange und Stiel habe ich noch nicht als Foto gesehen.


möchte ich (mal wieder) ergänzen durch einige Aspekte von lebendigen Organismen aus tropischen Gebieten.

Da ist zunächst mal der Feuerseeigel Asthenosoma varium, dessen Name vielleicht auf seine "brennenden" Stachel zurückzuführen ist, aber auch, weil er u.a. feuerrot ist (was man aber im Wasser, vor allem in größeren Tiefen allerdings nicht sieht).  Bemerkenswert ist aber blaue Leuchten an den Enden einiger Pedicellarien, das wirklich sehr intensiv ist.
Manchmal findet man  große Gruppen, wie hier z.B. zwischen einigen Weichkorallen:




Manche dieser Seeigel sind mit einer Garnele assoziiert, die auf dem folgenden Bild durch Pfeil markiert ist. 




Während eine ganze Reihe von Arten dieser Gattung (Periclimenes) mit anderen Organismen mehr oder weniger friedlich  zusammen leben,  ist die Beziehung zwischen der hier gezeigten  Periclimenes colemani und dem Seeigel  zumindest teilweise hart am Parasitismus: im folgenden Bild sieht man ein Pärchen  der bis zu ca. 20mm großen Garnelen auf einem nahezu kreisrunden Fleck  dieses Seeigels, den die Garnelen von den Pedicellarien befreit haben und der sich auch durch die Farbe von der restlichen Oberfläche unterscheidet. Diese Garnelen leben offenbar von allem, was sie auf dem Seeigel finden, zum einen säubern sie ihn dadurch von Parasiten, zum anderen fressen sie wohl auch die Ambulacralfüßchen,   verletzen also somit ihren Wirt, sind aber ansonsten gut durch dessen Abwehrmechanismen vor Fressfeinden geschützt:




Bei den Pedicellarien werden grundsätzlich 4 Typen unterschieden; ein Typ sind die sog. tridactylen ("dreifingrigen") Pedicellarien, welche  zum Greifen und somit auch zum Säubern benutzt werden. Hier nun ein Bild, das die (Abwehr)reaktion des Seeigels mittels dieser Pedicellarien zeigt.  Eine von diesen "zwickt" gerade die Garnele (wobei die Bewegungen der Pedicellarien natürlich nicht gerichtet sein können):




Ein anderer Typ, die globiferen Pedicellarien, macht den folgenden  Seeigel gefürchtet: Toxopneustes pileolus. Zwar ist dieser Seeigel nicht tödlich, aber immerhin so toxisch, dass der Urlaub stark beeinträchtigt ist:  ich habe mal erlebt, wie ein Mensch nach Kontakt mit einem solchen Viech  für eine Woche außer Gefecht gesetzt war.
Das folgende Bild zeigt einen solchen Seeigel nachts bei der Abgabe von Fortpflanzungzellen, erkennbar an der Wolke oben, zum anderen zeigt dieses Bild ein typische Verhaltensweise von Seeigeln, die sog. Bedeckungsreaktion: Seeigel tragen zufällig herumliegende Gegenstände wie hier z.B. einen Korallenzweig (im Mittelmeer häufig Seegrasblätter) mittels der Pedicellarien (und Ambulacralfüßchen):




Die "Schirmchen" im folgenden Bild (Durchmesser ca 4-5mm) sind die globiferen Pedicellarien. Diese Schirmchen   bestehen wie die zuvor gezeigten tridactylen aus 3 "Fingern", zwischen denen eine ringförmige Membran aufgespannt ist. Die Schirmchen können zusammengefaltet werden, was teilweise andeutungsweise zu erkennen ist.  Durch diese  "Finger" können toxische Substanzen bei Berührung an Angreifer abgegeben werden:



Viel Spaß beim Anschauen & beste Grüße
Michael Plewka

Dr. Jekyll

Hallo Michael,

Das sin ja wieder einmal wunderschöne und beeindruckende Fotos und interssante Informationen👍
Vielen Dank dafür.
Beste Grüße
Harald

Klaus Herrmann

Hallo Michael,

das 4. Bild von oben mit den Zangen ist überirdisch gut. Darf ich den Link mit diesem Beitrag zu den Franzosen kopieren?

Ist diese Bild gestackt oder hast du eine Superoptik mit enormer Tiefenschärfe?
Mit herzlichen Mikrogrüßen

Klaus


ich ziehe das freundschaftliche "Du" vor! ∞ λ ¼


Vorstellung: hier klicken

Michael Plewka

#3
hallo Harald, hallo Klaus,

vielen Dank für die netten Rückmeldungen!

@ Klaus: Unterwasser-Stacking mache ich im nächsten Leben, wenn ich dann als Oktopus im Wasser bin; da hat man mehr Arme zur Verfügung....
Die Aufnahme ist mit Blende 10 freihand aufgenommen, was im FF  (Vollformat) ca. Blende 22 entspricht. Ansonsten war es reine Glücksache, dass zumindest ein Auge und die Pedicellarien teilweise im Fokus waren. Zwar treten da schon Beugungserscheinungen auf, aber  die Ommatiden (Durchmesser ca. 12 µ) werden noch aufgelöst,  wie der 100% Bildausschnitt zeigt:



Beste Grüße
Michael Plewka

Klaus Herrmann

Hallo Michael,

ich habe diesen Beitrag in den Naturaliste verlinkt, er verdient weltweite Verbreitung! http://www.lenaturaliste.net/forum/viewtopic.php?f=238&p=120123#p120123

Ich seh schon die Fotos sind ganz einfache Schnappschüsse, also nix Besonderes! ;) Mach ich demnächst auch! 8)
Mit herzlichen Mikrogrüßen

Klaus


ich ziehe das freundschaftliche "Du" vor! ∞ λ ¼


Vorstellung: hier klicken

Fahrenheit

Lieber Michael,

danke für die fantastischen Aufnahmen!

Herzliche Grüße
Jörg
Hier geht's zur Vorstellung: Klick !
Und hier zur Webseite des MKB: Klick !

Arbeitsmikroskop: Leica DMLS
Zum Mitnehmen: Leitz SM
Für draussen: Leitz HM

wejo

Hallo Michael,
ich gratuliere herzlich zu Deinem fantastischen Foto des Monats November 2018!
Werner

Michael Plewka

hallo Werner,

freut mich, wenn es Dir gefällt...
besten Dank!

Michael Plewka

Ronald Schulte

Michael,

Herzlichen gluckwunsch zum Foto des Monats. Mache weiter so.

Grusse Ronald
Mikroskope:
Leitz Orthoplan (DL, AL-Fluoreszenz und Diskussionseinrichtung).
Leica/Wild M715 Stereomikroskop.
Mikrotom:
LKB 2218 Historange Rotationsmikrotom.

Michael Plewka

hallo Ronald,

Vielen Dank!

Beste Grüße
Michael Plewka