Botanik: Sankt Martins Gansfuß - Chenopodium album *

Begonnen von Fahrenheit, November 11, 2018, 12:18:01 NACHMITTAGS

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Hans-Jürgen Koch

Lieber Jörg,

wir haben Glück gehabt, die Pflanzenproben meiner  Garten-Melde Atriplex hortensis sind noch nicht entsorgt.

Spross, Längsschnitt, 20 µm

Bild 01 ungefärbter Schnitt, Garten-Melde Atriplex hortens


Auflichtbeleuchtung Fluoreszenz iLED 455 nm
LED Modul 455 nm
Reflektormodul FL mit Filtersatz 67
Erregerfilter: BP 470 nm
Strahlenteiler: FT 477 nm
Emission (Sperrfilter): LP 485

Bild 02 Autofluoreszenz, Garten-Melde Atriplex hortens


Bild 03 Autofluoreszenz, Garten-Melde Atriplex hortens



Gefärbte Schnitte folgen.

Mit freundlichem Gruß

Hans-Jürgen

Plants are the true rulers - Pflanzen sind die wahren Herrscher.

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Gerne per "Du"

Hans-Jürgen Koch

#16
Lieber Jörg,

hier die versprochenen gefärbten Längsschnitte.

W-3A-Färbung nach Wacker (Acridinrot-Acriflavin-Astrablau)

Bild 04 Garten-Melde Atriplex hortens



Bild 05 Garten-Melde Atriplex hortens



Bild 06 Garten-Melde Atriplex hortens



Auflichtbeleuchtung Fluoreszenz iLED 455 nm
LED Modul 455 nm
Reflektormodul FL mit Filtersatz 67
Erregerfilter: BP 470 nm
Strahlenteiler: FT 477 nm
Emission (Sperrfilter): LP 485

Bild 07 Garten-Melde Atriplex hortens



Bild 08 Garten-Melde Atriplex hortens



Bild 09 Garten-Melde Atriplex hortens



Gruß

Hans-Jürgen
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Gerne per "Du"

Fahrenheit

Lieber Hans-Jürgen,

vielen Dank für Deine schönen Längsschnitte! Allerdings ging es mir um Schnitte durch eine Sprossgabel, um dort den Verlauf der medullaren Leitbündel, also der Bündel, die hinter dem klassischen Leitgewebering im Markparenchym liegen, zu verfolgen.

Hast Du da ggf. auch noch Aufnahmen parat? Falls nicht und wenn Du Lust hast, solche Schnitte zu machen, könnte ich Dir auch fixierte Proben zuschicken.

Herzliche Grüße
Jörg
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Für draussen: Leitz HM

Hans-Jürgen Koch

Lieber Jörg,

dass Du Längsschnitte von einer Sprossgabel sehen möchtest, habe ich schon verstanden, leider fehlt mir das Material.

Ich habe Dir ein eMail geschrieben.

Gruß

Hans-Jürgen
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Gerne per "Du"

Fahrenheit

Lieber Hans-Jürgen,

kein Thema, ich leg' mal einige Sprossgabeln in AFE. Wenn Du magst und es bei Dir zeitlich passt, melde Dich einfach kurz, ich schicke sie Dir dann gerne zu.

Liebe Pflanzenfreunde,

ich habe heute die gefärbten Schnitte eingedeckt und versucht, sie wieder in eine sinnvolle Reihenfolge zu bringen. Beim nächsten Serienschnitt trenne ich die einzelnen Ebenen gleich auf :(
Immerhin musste ich mich sehr intensiv mit den Schnitten beschäftigen und dabei sehe ich grundsätzlich zwei Möglichkeiten für den Verlauf der beiden prominenten medullaren Leitbündel unterhalb der Gabelung:
- Sie bilden den dem Hauptspross zugewandten Teil des Leitbündelrings vom Nebenspross
  Aus dem Leitbündelring des Hauptsprosses unterhalb der Gabel bilden sich die Leitbündel der Blattspur und der dem Hauptspross abgewandte Teil des Leitbündelrings vom Nebenspross.
  Das ist die erste Idee, die ich weiter oben bereits angesprochen habe.
- Sie bilden oberhalb der Gabel den zum Nebenspross gewandten Teil des Leitbündelrings vom Hauptspross.

Für beide Ideen gibt es Anzeichen in der Schnittserie, der Verlauf der Bündel ist nicht ganz einfach zu deuten.
Anhand der Schnitte sieht es aber nicht so aus, als ob die medullaren Leitbündeln in die Blattspuren über gehen, wie bei Metcalfe und Chalk vermutet.

Was denkt Ihr? Wie ließe sich das eine oder andere noch prüfen?

Allen einen schönen Sonntag und herzliche Grüße
Jörg
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rekuwi

Lieber Jörg,

nur als kurzer Einwurf zur Weißen Gänsefuß. Er ist bekannt als GUTER HEINRICH und diente in schlechten Zeiten als Spinatersatz. Hab ihn gestern als gesundes "Topping" kleingeschnitten über meinen Brokkoliauflauf gestreut. Er wächst bei mir im 2. Stock in einem Pflanztrog.  ;)

Herzliche Grüße

limno

#21
Liebe Regi,
ich darf Dich da bitte korrigieren! Mein pflanzlicher Namensvetter heißt Chenopodium bonus-henricus. Das ist der Gute Heinrich! Er hat spießförmige, ganzrandige Blätter, bastardisiert aber gern mit anderen Chenopodiumarten
Beste Grüße
Heinrich
So blickt man klar, wie selten nur,
Ins innre Walten der Natur.

Hans-Jürgen Koch

Lieber Jörg,

die Sprossgabeln in AFE kannst Du mir gerne schicken.
Bin gespannt, wie das Material sich schneiden lässt.

Gruß

Hans-Jürgen

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Fahrenheit

Liebe Regi, lieber Heinrich,

es schaut so aus, als ob man die Gänsefüße - genau wie die Gartenmelde - lecker zubereiten könnte. In der Beschreibung habe ich eingangs ja auch darauf hingewiesen. Meine Funstelle ist ein Ruderalstreifen an einer Straße auf dem Weg zu unserem Supermarkt. Zu viele Hunde - wenn Ihr versteht, was ich meine. ;)
Gut, wenn man seine Pflänzchen wie Regi auf dem Balkon hat.

Lieber Hans-Jürgen,

in der neuen Woche werde ich die Nebenwurzel schneiden und bei der Gelegenheit die Sprossgabeln fixieren. Ich denke, Anfang der komemnden Woche bekommst Du Post. Bitte sende mir dazu Deine Adresse per PN. Auf jeden Fall schon mal vielen Dank, dass Du die Längsschnitet machen möchtest. Lass Dir ruhig Zeit!

Allen herzliche Grüße
Jörg
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rekuwi

Lieber guter Heinrich,

unter Laien haben wir wohl diesen Unterschied nicht gekannt. Danke für die Aufklärung. Meine Pflanzen sind wohl der Weiße Gänsefuß, hier mal zwei Bilder.

Herzliche Grüße
Regi



Fahrenheit

liebe regi,

ja, das schaut nach dem Weißen Gänsefuß aus, die Blattform ist der beste Hinweis. Leider hybridisieren die Gänsefüße sehr gerne - so ganz sicher kann man sich nie sein.

Herzliche Grüße
Jörg
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kare

Hallo Jörg!

Wieder ein interessanter Beitrag mit schönen Schnitten und Bildern (ebenso die Längsschnitte von Hans-Jürgen)!

Faszinierend auch das Thema mit den Calciumoxalat Kristallen - Nierensteine sind ja bei uns ehr weniger beliebt, da machen sich Pflanzen dieses ja etwas sinnvoller zu Nutze.  ;)
Auch wenn ich noch nicht so ganz verstehe wie das Fraßverteidigung dann wirkt. Wie auch immer, wieder was dazugelernt.

BTW ... diese Schneidehilfe ist ja auch eine tolle Idee.

Danke für den lesenswerten Beitrag!

Viele Grüße,
Karl

Fahrenheit

Lieber Karl,

vielen Dank für Dein Lob! Ja, die Schneidehilfe ist besonders bei weniger stabilen Proben nützlich. Eine gute Idee von Bob.

Calciumoxalat ist oft nur Abfallentsorgung (Rhomben, Drusen ...). Für den Fraßschutz kommen nur Raphidenbündel in Frage und das ist dann schon eine recht wirksame Waffe gegen kleine Pflanzenfresser wie z.B. Raupen. Die Raphiden verletzen ihre Darmwand, was zu Wachstumsstörungen und insgesammt schwächeren Individuen führt. Aber die Abwehr der Pflanzen ist viel perfieder: neben den Calciumoxalat-Speeren enthalten sie oft auch ein Enzym, das das verletzte Darmgewebe zerstört. Und dies führt dann teils recht schnell zum Tod der Vielfraße.

Dazu gibt es eine Arbeit aus dem Jahr 2014:
"Synergistic Defensive Function of Raphides and Protease through the Needle Effect" von Kotaro Konno, Takashi A. Inoue und Masatoshi Nakamura, der hier zu finden ist: http://journals.plos.org/plosone/article?id=10.1371/journal.pone.0091341.

Herzliche Grüße
Jörg
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Fahrenheit

Liebe Pflanzenfreunde,

hier noch eine Ergänzung zur Wurzel des Weißen Gänsefußes. Die Schnitte in den Bildern 23 bis 25 habe ich an der Hauptwurzel direkt unterhalb des Hypokotyls gemacht. Nun wollte ich sehen, ob die alternierende Anordnung von Xylem und Phloem vielleicht schon zu diesem gehört oder ob sie sich auch in einer Nebenwurzel zeigt.
Kurz: bei Chenopodium album zeigen die Wurzeln den beobachteten Aufbau ausgehend von einer ursprünglich wohl diarchen Anatomie:

Bilder 35a-c: Ungefärbter Querschnitt einer Nebenwurzel, Bild 35b mit Beschriftung, 35c im Polarisationskontrast. Alle Bilder gestapelt. 




Und nun gefärbt:

Bilder 36a-e: Querschnitte gefärbt mit W3Asim I, Bilder 36b&e mit Beschriftung, alle Bilder gestapelt





Die Bilder 36a&b zeigen eine Nebenwurzel, die hier längs angeschnitten ist. Die Bilder 36d&e lassen den ursprünglichen diarchen Aufbau der Wurzel erkennen.

Wie immer gilt auch hier: Anregung und Kritik sind willkommen.

Herzliche Grüße
Jörg
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ortholux

Zitat von: Fahrenheit in November 18, 2018, 20:15:02 NACHMITTAGS
es schaut so aus, als ob man die Gänsefüße - genau wie die Gartenmelde - lecker zubereiten könnte.

So ist es. Ich habe es bereits an anderer Stelle erwähnt. Neben Wiesenbärenklau eins der leckersten Wildgemüse, das ich kenne.

Eigenartigerweise benimmt sich der gute Heinrich so, wie man es erwartet: man dünstet ihn, würzt, salzt und isst ihn. Er ist insgesamt auch etwas nobler in der Konsistenz als Gänsefuß.
Der Gänsefuß hingegen ist wesentlich leckerer, wenn er nochmal aufgewärmt wird. Also erst dünsten und danach weiterverarbeiten als Pastasoße, Auflauf etc.
Fett in Form von Butter oder Sahne verträgt er reichlich und wird dadurch noch runder.

Übrigens war ich immer davon ausgegangen, daß er zu den Chenopodiaceae gehört, also zu den Gänsefußgewächsen. Nun habe ich dank Wikipedia erfahren, daß diese inzwischen in die Amaranthaceae eingegliedert wurden. Danke für den (unbabsichtigten) Hinweis darauf.

Wolfgang