Wochenend-Rätsel (Lösung: Schillkalk)

Begonnen von TPL, November 28, 2009, 16:31:58 NACHMITTAGS

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reblaus


TPL

Liebe (kleine) Rätselgemeinde,
die letzten Antworten kreisten bereits um etwas "Muscheliges" (Rudisten, Perle). Aber auch die "Kohle" war nicht ganz verkehrt.

Es handelt sich um einen Muschelschill-Kalk (auch Lumachelle) aus der untersten Kreide (Berrias-Stufe, ca. 135 Millionen Jahre vor heute) Nordwest-Deutschlands bei Stadthagen, dem sogenannten "deutschen Wealden". Die einzelnen Muschelschalen wurden von starken, küstennahen Strömungen zusammengespült und zusammen mit einer Menge organischem Material (das sind für Geologen nur die nicht-mineralisierten biogenen Stoffe) abgelagert. Die Mischung aus feinem Karbonatschlamm und organischem Material erfüllt die dünnen Säume zwischen den kalzitischen Schalen. Dort sind im Verlauf der Gesteinsumbildung (Diagenese) die kleinen Dolomit-Rhomboeder auskristallisiert (die Holger doch tatsächlich erkannt hat).

Die ursprünglich aragontische Perlmuttschicht http://de.wikipedia.org/wiki/Muscheln#Material der Muscheln blieb nicht erhalten, sondern bildete sich in blockigen Kalzit um. Wo, wie im Untergrund des Emslandes, frühzeitig Erdöl in die Hohlräume zwischen den Schalen eingewandert ist, blieb das aragonitische Schalenmaterial dagegen erhalten.

Der Ausschnitt des unabgedeckten Dünnschliffs ist etwa 4 x 4 mm groß und wurde bei gekreuzten Polfiltern (aber ohne Hilfsobjekt) mit einer Canon EOS 40D an einem Axioskop mit einem Epiplan 5x aufgenommen. Die Probe hat mir Jens Hallfeldt überlassen. Den Dünnschliff habe ich (nach kurzem Abschleifen, Aufkleben und Aushärten über Nacht) innerhalb von ca. 15 Minuten auf der Maschine von Georg Abele hergestellt.

Holger

Hallo Thomas,

wow, da muss man erst mal drauf kommen: Bei den meisten Schillkalken, die ich bisher gesehen habe, waren die Schalen nie so schön gleichmäßig übereinander gestapelt wie in Deiner Probe. Daher habe ich (und die meisten Mitrater wohl auch) das Ganze für ein einheitliches Gebilde gehalten.

Übrigens, der Wahrheit die Ehre: Die Rhomboederform habe ich nicht erkannt; mir erschien das carbonatische Material nur an manchen Stellen nicht einheitlich.

Gruß,
Holger