Infos zu diesem Carl Zeiss Jena Gerät?

Begonnen von Melcita, November 26, 2018, 15:48:18 NACHMITTAGS

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Melcita

Kann mir jemand du diesem Gerät etwas sagen?

Lieben Dank!  :)

Klaus Herrmann

sieht für mich nach einem Zielfernrohr aus. Hast du denn schon mal durchgeschaut?
Mit herzlichen Mikrogrüßen

Klaus


ich ziehe das freundschaftliche "Du" vor! ∞ λ ¼


Vorstellung: hier klicken

Peter G.

Das Fernrohr eines Nivelliers? Das Richtfernrohr einer Kanone (oder auch eines Teleskopes)?

Melcita

Ah! Danke für eure Antworten. Unten ist sowas kleines mit Wasser gefüllt... damit es im Wasser steht bzw. richtig ausgerichtet sein kann?
Jedenfalls hat es nichts mit einem Mikroskop zu tun   ;D

Melcita


Kay Hoerster

Also jetzt mit dem 2. Bild ist es eigentlich eindeutig, es handelt sich um ein Nivellier, ich würde es als ein NI 2 aus den frühen 30er Jahren einordnen. Meine Quelle:
http://www.bau-popp.de/pages/carl-zeiss-jena/nivelliergeraete/ni-ii---23934.php
Viele Details der unterschiedlichen Ansichten, besonders die der Draufsicht, lassen sich an Deinem Nivellier wiederfinden. Ich kenne mich aber zu wenig mit Vermessungsgeräten aus, um weitere Auskunft geben zu können, auch die Funktionen kenne ich bislang nur rudimentär.

Viele Grüße
Kay
Mit freundlichen Grüßen
Kay

Melcita

Oh vielen Dank für die Mühe, Kay! Das hilft mir weiter!

Schöne Grüße Melcita

Werner

Das ist eindeutig ein Libellen-Nivellier, Vorkriegsmodell. Die Fernrohrvergrößerung liegt bei 20-30fach, das Bild steht auf dem Kopf.
Nivelliere dienen zum genauen waagerechten Ausrichten von Bauwerken oder zum Ausmessen von Geländesteigungen. Die Empfindlichkeit ist mehr als 100mal größer als bei einer Wasserwaage.

Zur Bedienung: Das Gerät mit den drei Fußschrauben grob so ausrichten, daß die Luftblase der Dosenlibelle im Mittelkreis liegt. Das Okular etwas herausdrehen, dann hineindrehen, bis man das Fadenkreuz scharf sieht. Dann das Ziel mit dem großen Knopf rechts am Fernrohr scharfstellen.
Feineinstellung des Nivelliers:
Links neben dem Fernrohr ist eine hochempfindliche Röhrenlibelle mit einer längeren Luftblase. Die Libelle muß vom Tageslicht beleuchtet werden, eine eventuelle Schutzabdeckung wegklappen. Beim Hineinblicken in das Rohr neben dem Fernrohr sieht man jeweils die Hälfte der beiden Luftblasenenden (hier fehlt evtl. ein Okular), die man durch Drehen des kleinen Drehknopfes unter dem Fernrohr (Kippschraube) zur Deckung bringt. Evtl. muß eine der Fußschrauben nachgestellt werden, wenn die Kippschraube am Anschlag ist. Jetzt steht das Nivellier genau waagerecht!
Das muß man vor jedem Messen beim Ortswechsel wiederholen.

Seltener muß man kontrollieren, ob das Fadenkreuz auch wirklich in der optischen Achse steht. Den Vorgang nennt man Berichtigung (jeder Vermesser muß das beherrschen), es gibt drei ähnliche Verfahren, die ich jetzt aber nicht beschreibe. Schraubt man die Haube direkt hinter dem Oular ab, sind vier Justierschrauben für das Fadenkreuz zugänglich.

Mit einem berichtigten altem Nivellier kann man eine Genauigkeit von etwa 5 mm Höhenunterschied auf 1 Kilometer (!) erreichen. Eine Wasserwaage hat 1000 mm / km.

Gruß   -  Werner   -  der einige Nivelliere und Theodolite (und Fachliteratur) besitzt

Melcita

Oh Danke, Werner, für die ausführliche Antwort!
Muss das langsam und genau durchlesen, hab da ein bisschen Angst daran rumzuschrauben :)

Beste Grüße, Melcita.

Werner

Keine Angst, das sind robuste, wetterfeste Gebrauchsgeräte für das Gelände.
Wenn die Schrauben schwer gehen, mit dem Fön anwärmen oder auf die Heizung stellen.
Das alte Zeisssche Schmierfett verharzt gerne und wird zäh.

Gruß   -   Werner

jochen53

Hallo,
das Gerät ist dunkelgrau lackiert. War das damals bei Carl Zeiss allgemein üblich, oder könnte die Lackierung evtl. auf eine militärische Verwendung hindeuten?
Viele Grüße, Jochen.

Werner

Die dunkelgraue Lackierung war zu der Zeit für geodätische Instrumente üblich, später auch hellgrau, heute Knallorange.
Militärgeräte waren graugrün lackiert und statt des Firmennamens nur mit einem 3-Buchstabencode ohne weitere Angaben versehen. Bei Zeiss war das "blc".

Gruß   -   Werner

Melcita

Lieben Dank für die Infos!
Wie kann ich es denn am besten reinigen? Einfach mit Wasser und Tuch?

Grüße

Werner

Außen: Wasser mit Spülmittel oder Flüssigseife, Mit Wasser spülen und trocken wischen.
Linsen:
Kein Alkohol (Spiritus), der löst zuviel aus dem Fassungslack. Höchstens Isopropanol, der löst weniger, aber entfernt ölige Rückstände bei total versauten Linsen. Danach:
Wasser mit wenig Spülmittel oder Flüssigseife. Nachspülen mit dest. Wasser (oder filtriertem Regenwasser bzw. Trocknerkondensat), bis kein Film mehr bleibt und das Wasser in Fäden abläuft. Dann ist die Linsenaberfläche tadellos. Linsenfassung mit einem Schnipsel Tempo oder Küchenpapier trockensaugen. Bei korrodierten Linsen bleibt ein Wasserfleck stehen, der mit einer Eppendorfspitze und einem Gummiball gezielt weggeblasen wird. Ersatzweise nimmt man eine aufgeblasene, verschlossene Plastiktüte, von der man ein Eck als Düse abgeschnitten hat. Wer ölfreie Druckluft (Airbrush) hat, kann die natürlich auch nehmen.
Wenn alles nicht hilft, muß man auch gröber vorgehen (es kann nur besser werden, nicht schlimmer): Ein Stück Klopapier (!) um eine Pinzette wickeln und im Spüliwasser etwa 1 Minute quellen lassen (wird dabei aufgeweicht, Klopapier enthält im Gegensatz zu anderen Saugpapieren einen wasserlöslichen Kleber, außerdem ist es kornfrei), dann mit diesem Tampon über die Oberfläche reiben.
Nachspülen wie vorher. Meist wird es besser. Eine Vergütung wird damit nicht angegriffen (außer, sie lag nur noch lose auf).

Gruß   -   Werner