Bericht zur Reparatur eines Amplival pankratischen Kondensor

Begonnen von noa, November 26, 2017, 16:54:29 NACHMITTAGS

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noa

Hallo zusammen,
hier mein Bericht/eine Anleitung zum Zerlegen den pankratischen Kondensors vom CZJ Amplival.
Ich habe mir meinen Kondensor günstig und defekt in der Bucht geholt mit der Absicht ihn für mein Biolam-I nutzbar zu machen.
Eine Reparaturanleitung existiert bereits in der Lomo Infothek, diese war Grundlage meines Reparaturversuchs und sollte zur Vollständigkeit ebenfalls herangezogen werden.

Probleme:
Der Kondensor war total verdreckt, der Stellring des pankratischen Systems ebenso wie die Aperturblende komplett verharzt. Alles war in einem grünlichen Ölfilm getränkt. Die Großfeldlinse hat eine Verunreinigung die sich nicht mit Alkohol lösen lässt.

Verwendetes Werkzeug:
•   Schraubendreher für Schlitzschrauben: ca. 10 verschiedene Arten und Größen. Ich kann ein Billigsortiment aus Fernost empfehlen. Entgegen aller Behauptungen gibt es imho keine ausgerissenen Schraubenköpfe oder abgebrochene Bits, sondern nur den falschen Bit für die falsche Schraube! Nicht nur die Form des Bits ist entscheidend, sondern auch das er in der vollen Breite der möglichen Kontaktfläche aufliegt!
•   Uhrenbatterie-Wechsel-Set: Ebenfalls ein Werkzeugsortiment aus Fernost welches für einen einstelligen Eurobetrag neben einem einfachen Stirnlochschlüssel auch feine Schraubendreher und dünne Durchstoß-Werkzeuge beinhaltet.
•   Kombizange und Blech einer Getränkedose, für verharzte Buchsen.
•   Zwei Pinzetten
•   Feiner Körner
•   Watte
•   WD40
•   Bremsenreiniger
•   Zum Reinigen der Glaselemente: Wundbenzin

Die Großfeldlinse ist einfach gesteckt und kann ohne Werkzeug entnommen werden. Das Modul mit der Aperturblende wurde hier ebenfalls schon entfernt. Auf der Suche nach der mysteriösen Ölquelle kam ich auf den Hellfeldkondensor: Aus seinem Inneren trat ein grünliches Öl aus. 



Den Deckel des Hellfeldkondensors habe ich abgeschraubt, innen war er fast vollständig mit Öl gefüllt. Ob dies so sein muss entzieht sich meiner Kenntnis.

Frage in die Runde: Weshalb wurde der Kondensor mit Öl befüllt und ist das ab Werk vorhanden oder wurde das nachträglich eingefüllt?

Die Reinigung nahm einige Zeit in Anspruch, hier ein Bild von einem Zwischenstand.



Der Kondensor wird mit drei Schrauben auf dem Revolver gehalten. Es besteht keine Verwechselungsgefahr mit den Schrauben des Dunkelfeldkondensors, die sind kürzer.



Wie der Kondensor aus seiner Zentrierfassung befreit wird war für mich nicht ersichtlich, ich habe diesen Schritt übersprungen.
Sollte Dorn und Buchse, mit der Feder dazwischen, wie bei meinem, fest verbacken sein, hilft ein 1 mm Bohrer und Durchstoßwerkzeug. Meine Buchsen waren bereits mit einem Loch versehen.


 
Alle diese Kleinteile, mit Ausnahme von optischen Elementen, wurden in ein Glas mit Bremsenreiniger gelegt und über Nacht durchziehen gelassen.
 


Hier der Dunkelfeldkondensor mit seinen beiden Zentrierschrauben, Dorn, Buchse, Feder und den drei Befestigungsschrauben.



Um den Dunkelfeldkondensor aus der Zentrierfassung zu bekommen ist ein spezieller Schlüssel notwenden, ich habe keinen und konnten keinen improvisieren, darum habe ich diesen Schritt wieder übersprungen.

Das Aperturblendenmodul



Stellring und Blende waren völlig verharzt und saßen fest. Zuerst wurden die beiden (großen) Zentrierschrauben entfernt gefolgt von Buchse, Feder und Dorn.



Diese drei Teile klemmen das Modul am Pankraten fest.



Die Zentrierfassung lässt sich nun entfernen und bekam ebenfalls ein Bad im Bremsenreiniger.



Zuerst werden die vier Schrauben auf der Unterseite entfernt, erneut keine Verwechselungsgefahr, auf der Innenseite sind Senkkopfschrauben.



Gefolgt von den bereits erwähnten Senkkopfschrauben auf der Innenseite.



Der soeben gelöste Deckel lässt sich nun vorsichtig herunterhebeln, gut zu erkennen, das verharzte Fett.



Das messingfarbige Gehäuse kann jetzt einfach nach unten herausgedrückt werden. Für den Zusammenbau: Der Hebel im oberen Bildzentrum greift in eine Aussparung am Stellring.
 




Hier im gereinigten und wieder zusammengebauten Zustand. Es ist nicht leicht die Blende wieder einzubauen da in diesem Gehäuse kein Platz für Finger ist, mit etwas Koordination geht es dann doch.
Ich habe den Kreis bis auf die drei letzten Lamellen eingelegt und dann koordiniert zuerst mit der falschen Hand die erste der bereits liegenden Lamellen angehoben, einfach am Pin gepackt. Dies gerade so weit das ich mit der zweiten Hand, ebenfalls mittels Pinzette, eine weitere Lamelle unterschieben konnte. Die zuvor angehobene Lamelle wurde wieder losgelassen und mit einem Körner diese an der Position ihres Rastlochs in ihre Fassung gedrückt, während die eingeschobene Lamelle weitergeschoben wurde bis auch sie ihr Rastloch fand.
Zusammengefasst: Man muss irgendwie die letzten drei Lamellen unter die bereits liegenden bekommen ohne dass diese aus ihren Löchern springen...

Weiter mit dem Pankraten.
 


Im Gegensatz zur oben verlinken Anleitung empfehle ich nicht mit der Demontage des Kondensorträgers zu beginnen. Meiner war komplett verharzt und das Frontelement ließ sich nicht demontieren ohne bedenkliche Kräfte auf den Tubus zu übertragen. Später kann man den Tubus direkt packen ohne Mitnehmer und Stellringe zu gefährden.



Ich habe stattdessen damit begonnen die untere Hülse abzuschrauben, diese ist mit dem Innentubus und über die vier Madenschrauben unterhalb des Glaselements auch mit dem Kondensorträger.
Drei Madenschrauben lösen anschließend auch den zweiten Ring. Die beiden vertikalen Pins begrenzen den Stellring des Pankraten auf etwas weniger aus eine Umdrehung. Nach der oben verlinkten Anleitung muss der Skalenstrich auf 1,4 liegen, wenn der Pankrat voll ausgefahren ist.



Der Skalenring ist ebenfalls mit drei Madenschrauben am Tubus befestigt, hier leider nicht mehr auf dem Bild. Ein Kunststoffring gehört zwischen Tubus und Stellring.



Die beiden Schrauben entfernen und der Mitnehmer kann entnommen werden.





Auf der gegenüberliegenden Seite befinden sich zwei weitere Schrauben die in ein Linsenelement greifen.
Der innere Tubus kann anschließend entnommen werden. Mangels geeigneter Werkzeuge habe ich die Linsengruppen nicht weiter zerlegt. Mit Pinzette und Watte habe ich die innenliegenden Flächen vorsichtig gereinigt.



Jetzt da der Tubus freiliegt konnte ich zunächst die Zentrierschrauben am Träger entfernen und mit etwas mehr Kraftaufwand das Frontelement des Pankraten entfernen, leider bin ich dabei abgerutscht, zum Glück aber nur ein Kratzer auf dem Lack hinterlassen.
Nach ausgiebiger Reinigung wurde alles wieder zusammengebaut, auf Schmierung habe ich größtenteils verzichtet, ein hauchdünner Film Bahnbettöl an den Gleitflächen machten alles wieder leichtgängig.

Bei Fragen dürft ihr mich gerne anschreiben.
Beste Grüße
Kai
Alle Bilder die ich als Urheber hier im Forum veröffentliche sind ,,Public Domain" und dürfen nach Belieben verwendet werden.

Kay Hoerster

Hallo Kai,

da bleibt mir noch zu sagen: Tolle Anleitung, sehr gut bebildert und verständlich. Besten Dank für Deine Mühe.
Anmerkungen zu den optischen Teilen:
- Der Kopf vom Dunkelfeldkondensor (Dein Bild 5) läßt sich von Zentrierfassung trennen, die Teile sind miteinander verschraubt.
- Bild 6: Hier habe ich ein Stück Reifengummi / Schlauchgummi auf den Tisch gelegt und die Zentrierfassung aufgedrückt und gleichzeitig gedreht. Somit läßt sich der geschlitzte Vorschraubring lösen und Du kommst an die Gleitflächen der Zentrierfassung dran.
- Bild 3: Auch hier läßt sich ein Vorschraubring mit einen griffigen Stück Gummi herausdrehen, dann kann auch hier die Gleitfläche von der Zentrierfassung gereinigt und neu geschmiert werden.

Beim nächsten Pankraten, den ich wieder zum Leben erwecke, werde ich hiervon mal genaue Bilder machen.

Wie gesagt, sehr wertvolle Anleitung, besten Dank.

Viele Grüße
Kay
Mit freundlichen Grüßen
Kay

plaenerdd

#2
Hallo Kai,
das mit dem Öl im Hellfeldjkondensorkopf ist wirklich sehr schleierhaft, aber ich habe auch noch nie einen Pankraten so weit zerlegt. Wäre nur fatal, wenn das wirklich dort rein gehört und man das selber nicht wieder rein bekommt. Vielleicht hat da ja aber auch jemand das Immergieren falsch verstanden ;D
LG Gerd
Fossilien, Gesteine und Tümpeln mit
Durchlicht: Olympus VANOX mit DIC, Ph, DF und BF; etliche Zeiss-Jena-Geräte,
Auflicht: CZJ "VERTIVAL", Stemi: MBS-10, CZJ SMXX;
Inverses: Willovert mit Ph

Kay Hoerster

Hallo,
also do gehört mit Sicherheit kein Öl irgendwo dazwischen, sonst wären meine bisherigen Pankraten allesamt wohl defekt oder würden nicht so funktionieren, wie sie sollen. Ich denke auch, da hat jemand die Dosierung oder das Aufbrigen von Immersionsöl arg übertrieben.

Viele Grüße
Kay
Mit freundlichen Grüßen
Kay

plaenerdd

oder ein Unbedarfter wollte das verharzte Ding durch Einlegen in Öl gängig machen...
LG Gerd
Fossilien, Gesteine und Tümpeln mit
Durchlicht: Olympus VANOX mit DIC, Ph, DF und BF; etliche Zeiss-Jena-Geräte,
Auflicht: CZJ "VERTIVAL", Stemi: MBS-10, CZJ SMXX;
Inverses: Willovert mit Ph

noa

Hallo,
ich war mir fast sicher dass da kein Öl hineingehört. Abzüglich der Menge die sich bereits über den Kondensor verteilt hatte, war das Teil aber wirklich ganz gefüllt  ;D Eventuell wirklich eine Missdeutung von Ölimmersion.  ;D

Danke für das Lob Kay, auf den Trick mit der Gummimatte wäre ich nicht gekommen. Das probiere ich im Lauf des Abends aus!

Grüße
Kai
Alle Bilder die ich als Urheber hier im Forum veröffentliche sind ,,Public Domain" und dürfen nach Belieben verwendet werden.

helmutkohlkanzler

Hallo zusammen,

die Lamellen kann man relativ einfach mit einem Trick einsetzen: ein runder, flacher Magnet an der Unterseite der Messingfassung zieht die magnetischen Lamellen nach unten, sodass man die letzten drei relativ einfach unterschieben kann.

Dank nochmal an Kai für die hilfreiche Beschreibung.
Viele Grüße
Marcus