Zeigt her Eure Bilder: Bärtierchengelege

Begonnen von plaenerdd, Dezember 22, 2018, 13:37:37 NACHMITTAGS

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plaenerdd

Hallo,
öfter hatte ich schon davon gelesen, dass Bärtierchen ihre Eier zuweilen in eine abgestreifte Haut legen, das aber bisher noch nie selber gesehen. Jetzt fand ich in einer einzigen Moos-Probe gleich 3 derartige Gelege mit je 3, 4 und sogar mit 5 Eiern. Überhaupt war es das bärtierchenreichste Moos, das ich bisher gefunden habe. Es wimmelte nur so von Tardigraden.

Hier das gleiche Gelege noch einmal  als Raumbild für die Anaglyphenbrille:

Viel Freude beim Betrachten wünscht Gerd
Fossilien, Gesteine und Tümpeln mit
Durchlicht: Olympus VANOX mit DIC, Ph, DF und BF; etliche Zeiss-Jena-Geräte,
Auflicht: CZJ "VERTIVAL", Stemi: MBS-10, CZJ SMXX;
Inverses: Willovert mit Ph

Stefan K.

#1
Hallo Gerd,
Schöne Fotos der Bärtiercheneier! Die meisten Bärtierchen, die Eier mit glatter Schale ablegen, legen diese in die alte Haut ab, um sie vor Räubern und vermutlich auch vor dem Verschwemmtwerden zu schützen. Gelegentlich werden auch Eier mit Ausschüssen in die Cuticula abgelegt, dies habe ich jedoch nur einmal gesehen. Allgemein sind Bärtiercheneier leider schwer zu finden, obwohl sie für die Artbestimmung wichtig sind.
Wenn du noch ein Bild eines erwachsenen Bärtierchen zeigen kannst, könnte man vielleicht die Art eingrenzen. Die Eier könnten einem Tier aus der Gattung Isohypsibius gehören.

Viele Grüße
Stefan

Bernd

Hallo Gerd,

hier ein weiteres Beispiel (Stapel aus 12 Aufnahmen).



Viele Grüße
Bernd

Richard Scholz

#3
Hallo Gerd,

Deine schönen Bilder haben mich zum Stöbern in meinem Archiv animiert.





(Bärtierchen, Eipaket und Synura, Hellfeld mit schiefer Beleuchtung)

Viele Grüße

Richard

Ergänzung (23.12.2018):
Es handelt sich wahrscheinlich um Isohypsibius annulatus. Bei diesem Bärtierchen kommen unvollständige Häutungen vor, die leere Hülle mit den Eipaket wird über einen längeren Zeitraum nicht vollständig abgestoßen. Es besteht die Möglichkeit, dass  es sich um eine Form der ,,Brutpflege" handeln könnte (Siehe Beitrag von Stefan unten).
Fundort: Österreich, Wasenmoos (N47° 18.319' E12° 24.920', 1300m), renaturiertes Moor, überflutetes Moospolster, pH 4.8, Leitwert: 0µS


plaenerdd

Hallo,
es freut mich sehr, dass mein kleiner Beitrag so schöne Ergänzungen findet. Deshalb habe ich den Titel in Anlehnung an viele von Manfred Melcher angestoßene Beiträge geändert und hoffe auf weitere schöne Fotos.

Stefan, Bernd und Richard: Eure Bilder sind Spitze!
Beste Grüße
Gerd
Fossilien, Gesteine und Tümpeln mit
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Stefan K.

#5
Hallo,
das Bild Richards zeigt ein sehr interessantes Verhalten! Es handelt sich mit großer Wahrscheinlichkeit umIsohypsibius annulatus. Schon in der Erstbeschreibung wird erwähnt, dass Tiere dieser Art ihre Brutgelege am Kopf mit sich herumtragen sollen. Es ist aber nicht sicher, ob dieses Verhalten tatsächlich Brutpflege darstellt. Marcus(1928) erwähnt, dass dieses Verhalten nicht bei allen Populationen auftritt und auch eine zusätzliche Hürde beim Schlupf der Jungen darstellen soll und es sich daher eher um ein Ergebnis unvollständiger Häutung handelt. Allerdings bin ich der Meinung, dass es sich bei diesem mehrfach dokumentierten Verhalten sehr wohl um Brutpflege handeln könnte.

Viele Grüße
Stefan

E. Marcus: Bärtierchen(Tardigrada) in Dahl, Friedrich: ,,Die Tierwelt Deutschlands" Leipzig 1928


Richard Scholz

Hallo Gerd,
vielen Dank für Deine nette Geste, Deinen Beitrag ,,umzuwidmen" !

Hallo Stefan,
über Deine fachkundigen Hinweise zur Taxonomie nebst Quellenangabe habe ich mich sehr gefreut !!
Bärtierchen sind zwar immer für eine Überraschung gut, aber die Möglichkeit einer Brutpflege hätte ich nicht in Betracht gezogen. Ich hielt die am Kopf des Bärtierchens baumelnde Hülle mit dem Eipaket mangels Erfahrung für einen "Defekt" oder eine zufällige Laune der Natur!
Gefunden habe ich Isohypsibius annulatus im österreichischen Wasenmoos (ca. 1300m hoch gelegen, ein renaturiertes Moor) in einem teilweise überfluteten Moospolster (pH 4.8, Leitwert: 0µS)

Beste Grüße

Richard

Stefan K.

Hallo,
um ein weiteres mir leider nur aus der Literatur bekanntes Phänomen zu erwähnen, erlaube ich mir noch einmal, Marcus zu zitieren. In seiner Beschreibung des Macrobiotus hastatus, heute Murrayon hastatus, erwähnt er eine thigmotaktische, also durch Berührungsreize ausgelöste, Eiablage dieses Süßwasserbärtierchens in abgeworfenen Wasserflohschalen.

Viele Grüße
Stefan

plaenerdd

Hallo Stefan,
ich hatte 2014 mal ein Bärtierchengelege in einem Inektenbeinstück entdeckt und zufällig den Schlupf zweier Jungtiere im Reisemikroskop direkt am Moor miterlebt.

Beste Grüße
Gerd
Fossilien, Gesteine und Tümpeln mit
Durchlicht: Olympus VANOX mit DIC, Ph, DF und BF; etliche Zeiss-Jena-Geräte,
Auflicht: CZJ "VERTIVAL", Stemi: MBS-10, CZJ SMXX;
Inverses: Willovert mit Ph

Manfred Melcher

Hallo Gerd,

gelungene Bilder und ein schöner neuer Beitrag für "Zeigt her eure Bilder". Ich habe ihn entsprechend verlinkt ( Deine Erlaubnis vorrausgesetzt).

Liebe Grüße
Manfred

Michael Plewka

hallo zusammen,

@ Gerd:
Deine Einladung nehme ich zum Anlass, auf diesen Beitrag zur "schweren Geburt" bei  Bärtieren hinzuweisen:
https://www.mikroskopie-forum.de/index.php?topic=30397.0
Die Schlussfolgerung für mich war, dass es (manchmal) erheblicher Anstrengung bedarf (und damit Zeit kostet), die Exuvie zu verlassen.

@ Manfred:
gemessen daran (s. der oben verlinkte Beitrag), wie lange man (manchmal) auf das Schlüpfen warten muss, hast Du richtig Glück gehabt! 


@ Richard und Stefan:
vielen Dank für die Informationen zu diesem ungewöhnlichen Befund der unvollständigen Abstoßung des Eipakets.
Zitat....Allerdings bin ich der Meinung, dass es sich bei diesem mehrfach dokumentierten Verhalten sehr wohl um Brutpflege handeln könnte.

Die Tatsache, dass dieser Befund mehrfach beobachtet worden ist, bedeutet aber nicht  dass es sich um Brutpflege handelt.  Gibt es für diese Meinung Argumente?

Beste Grüße & Frohes Fest

Michael Plewka

Stefan K.

Hallo Michael,
Zitat von: Michael Plewka in Dezember 23, 2018, 14:18:34 NACHMITTAGS

@ Richard und Stefan:
vielen Dank für die Informationen zu diesem ungewöhnlichen Befund der unvollständigen Abstoßung des Eipakets.
Zitat....Allerdings bin ich der Meinung, dass es sich bei diesem mehrfach dokumentierten Verhalten sehr wohl um Brutpflege handeln könnte.

Die Tatsache, dass dieser Befund mehrfach beobachtet worden ist, bedeutet aber nicht  dass es sich um Brutpflege handelt.  Gibt es für diese Meinung Argumente?


Der Ausdruck "Brutpflege" ist von mir etwas unglücklich gewählt. Jedoch vermute ich, dass dieses Verhalten in irgendeiner Weise adaptiv zu sein scheint. Nach meinen Beobachtungen führen Häutungsprobleme bei Bärtierchen oftmals zu Verletzungen oder zum Tode. Daher hielt ich es für möglich, dass die Bärtierchen durch das Tragen der Eihülle reproduktive Vorteile erhalten. Jedoch habe ich dafür keine Beweise und halte es ebenso für möglich, dass es nur ein Zufall ist.

Viele Grüße
Stefan