Kontrastverfahren am Stativ Zeiss Standard WL

Begonnen von junio, Januar 01, 2019, 18:43:54 NACHMITTAGS

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junio

Liebe Foristen,
über die Vielseitigkeit des Stativs Zeiss-Standard-WL ist an dieser Stelle schon einige Male berichtet worden. Ich möchte es etwas ergänzen.

Mein Sammelgebiet sind die kontrastverstärkenden, mikroskopischen Methoden der verschiedensten Hersteller. Dabei habe ich den Ehrgeiz, diese Methoden am meinem Hauptarbeitsgerät dem WL-Stativ anwenden zu können.


Die bisher erfolgten Modifikationen in den Bereichen Tubus und Kondensor kann man wie folgt beschreiben:

1. Tubus

1.1. Trinokularer Tubus (endlich) in den Standardanwendungen

1.2. Trinokularer Tubus (unendlich) mit 2 optiklosem Zwischentuben, um den vorgesehenen Abstand von Objektiv und Tubus herzustellen und die Möglichkeit zu schaffen, etwas in den Abbildungsstrahlengang einzubringen (Polarisationsfilter, DIK-Schieber).

Nutzung des größeren Sehfeldes bis SFZ 25

Nutzung der neuen Plan-Neofluar-Optik incl. Phasenkontrast oder andere optische Spezialitäten. Hinweis: Die Phasenringe bei der endlichen und unendlichen Zeiss-Optik sind identisch, somit kann der Kondensor aus dem endlichen System auch für die unendlichen Phasenkontrastobjektive Verwendung finden.                                         



Zwischentubus mit eingelegter Tubuslinse

Nutzung anderer optischer Komponenten wie Modulationskontrast nach Hoffmann (Leitz/Leica Unendlich-Optik)

Anmerkung: die Tubuslinse kann durch eine Kompensationslinse ersetzt werden, die aus dem Tubus für die Unendlich-Optik einen Tubus für 160mm Optik macht, und somit die Aufnahme von 30mm kompensierenden Okularen mit großem Sehfeld erlaubt. (Dank nachträglich an Lupus, der mir hier optische Hilfestellungen gegeben hat.)


2. Kondensorträger

2.1. Kondensorträger Zeiss für Hellfeld, Dunkelfeld, Phasenkontrast, Interferenzkontrast nach Nomarski, Interferenzkontrast nach Pluta, Interferenzkontrast nach Jamin-Lebedeff

2.2. Kondensorträger Leitz/Leica für Einsatz des Heine-Kondensors





2.3. Kondensorträger 39,5mm für Lomo Abbe-Kondensor, Reichert- Anoptral-Kontrast, Reichert Polyphos-Kondensor, Kondensor mit spezieller Spaltblende für den Leitz-Modulationskontrast nach Hoffmann, PZO Amplitudenkontrast, PZO Variabler Phasenkontrast, PZO Stereoskopischer Phasenkontrast, 3-D-Kondensor nach Zselyonka und Kiss





Die letzte Modifikation war die Realisierung des "altenZeiss-DIK" mit zentralem Schieber am Unendlich-Mikroskop:
Empirisch konnte ich ermitteln, dass der Zeiss Schieber II so nah wie bei der Applikation möglich am Objektiv zu liegen hat (ca. 50mm über Objektivanschlag sind machbar). Der Effekt beim Einsatz des Inko-Kondensors und Einsatz der unendlichen Plan-Neofluare (mit Phasenring, da keine anderen bei mir verfügbar sind) war beeindruckend, da sehr kontrastreich und beinahe gradientenfrei. Selbst der Ersatz des Inko-Kondensors durch einen Spaltblendenkondensor (n.A.1,2) brachte auch noch einen beachtenswerten DIK-Effekt. Dabei hat der Spalt außermittig zu liegen und muss parallel zum dunklen Balken im konoskopischen Bild parallel ausgerichtet sein. Die optimale Spaltbreite muss getestet werden.
Der Zwischentubus für diese Anwendung wurde aus einem originalen aber verkürzten Zwischentubus bei gleichzeitiger Entfernung der Telanlinsen gebastelt (vielen Dank an Detlef, der einen solchen Zwischentubus entbehren konnte).




Die nächsten Abbildungen zeigen den Gesamtaufbau des Mikroskopes und zum Schluss die unbearbeiteten Fotos der Epithelzellen der Mundschleimhaut (ein sehr gutes und ständig verfügbares Phasenpräparat).








Plan-Neofluar 10x mit Spaltblendenkondensor


Plan-Neofluar 20x mit Spaltblendenkondensor


Plan-Neofluar 40x mit Spaltblendenkondensor


Plan-Neofluar 20x mit Inko-Kondensor


Plan-Neofluar 40x mit Inko-Kondensor


Plan-Neofluar 100x mit Inko-Kondensor

Zum Schluss:
Die Anwendung des Interphako-Verfahrens nach Beyer-Schöppe wird bei mir mit dem Zeiss-Jena Amplival-Stativ realisiert, ebenso die Anwendungen, die der Kontrasttubus dazu bietet. Eine Adaption auf das WL-Stativ  wird vom Grundsatz her möglich sein, wird aber meinerseits nicht verfolgt.
Fragen zu Details und auch kritische Fragen beantworte ich gerne, soweit ich das kann. Eine gewisse feinmechanische Werkstattausrüstung ist für die hier vorgestellten Adaptionen und Modifikationen natürlich unumgänglich.

Beste Grüße von Jürgen aus Hagen




Ralf Feller

Lieber Jürgen,
das ist beeindruckend!!!

Gruß Ralf aus Mülheim