Blutlaugensalz, das Gelbe …

Begonnen von Heiko, Januar 01, 2019, 11:48:01 VORMITTAG

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Heiko


... aus der Lösung als Trihydrat erhältlich, kristallisiert in solchen Tafeln, die auf dem OT sehr zur Verwachsung neigen:



,,Einkristalle" sind also recht dünn und deren Interferenz-Muster schlicht. Seltsam muten zudem die Farbsäume des Isogyren-Kreuzes an, die bei Drehung der Probe dominant werden:



Eine Erklärung findet man im GROTH: ,,... bestehen aus Lamellen in vier Zwillingsstellungen, ... welche einander unregelmäßig durchdringen ...".
Nach solcher Instruktion sieht man diesem ,,Einkristall" die Zwillingsverwachsung dann auch an:



So jedenfalls sieht mein Interpretationsversuch aus.

Viele Grüße,
Heiko

olaf.med

Lieber Heiko,

da hast Du ja, pünktlich zum Jahresbeginn, wieder etwas exotisches ausgegraben. Hezlichen Dank für's Zeigen und alles Gute,

Olaf
Gerne per Du!

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... und hier der Link zu meinen Beschreibungen historischer mineralogischer Apparaturen:
https://www.mikroskopie-forum.de/index.php?topic=34049.0

Heiko

Danke lieber Olaf,

und ebensolche Wünsche für Dich.
Die Frage nach einer Referenz aus dem Mineralienreiche für dieses im GROTH beschriebene Phänomen interessiert mich – hast Du ein Beispiel ,,auf Lager"? Denn ich vermag nicht zu beurteilen, wie vergleichbar z.B. die Aragonit-Penetrationsdrillinge sind.

Viele Grüße,
Heiko

olaf.med

Lieber Heiko,

wenn ich das Ganze richtig verstehe, und die Zwillinge aufeinander liegen wie die Spielkarten in einem Stapel, dann ist die Zwillingsbildung des Biotits eher ein Analogon als der Aragonit. Beim Aragonit liegen die Individuen wie Tortenstücke nebeneinander.

Herzliche Grüße,

Olaf
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Heiko

Lieber Olaf,

GROTH zeichnet dieses Bild:



Viele Grüße,
Heiko

olaf.med

#5
Lieber Heiko,

ich habe mich nun auch mit dem Groth beschäftigt und habe doch Verständnis-Probleme. Seine Darstellung ist noch sehr klar, hier eine etwas modernere Umsetzung:



Die Metrik dieser monoklinen Kristalle ist extrem pseudotetragonal, das Achsenverhältnis ist a:b:c = 0,3936:1:0,3943, also a und c sind fast genau gleichlang, der monokline Winkel ist mit 90°2' auch fast genau bei 90°. Die Zwillingsbildung erfolgt nach den Ebenen (101), (10-1), (100) und (001), somit ergibt sich die Tortenstück-artige Aufteilung wie auf der Projektion auf die Fläche (010) zu sehen ist. Die Auslöschung der jeweils zusammengehörigen Segmente in der gleichen Grau-Schattierung sollte gemeinsam erfolgen.

So wäre meine Welt in Ordnung.

Nun schreibt er aber: Die gewöhnlichen nach der pseudotetragonalen Basis b (010) tafeligen Kristalle bestehen aus Lamellen in vier Zwillingsstellungen ...., welche einander unregelmäßig durchdringen, so daß Spaltungsplatten, in denen hauptsächlich Lamellen 1 und 2 bzw. 3 und 4 übereinander liegen, statt der vier außerhalb des Gesichtsfeldes liegenden Axenbilder zwei mit kleinerem Winkel in der Diagonalen zeigen, während an den Stellen, an denen das Licht durch Lamellen aller vier Stellungne hindurchgeht, optische Einachsigkeit zu beobachten ist...

Diese Effekte können nur durch eine Stapelung der Zwillinge in Beobachtungsrichtung erklärt werden, aber wie soll das aus der beschriebenen Zwillingsbildung ableitbar sein  :-[  :- :-[ :-

Herzliche Grüße,

Olaf
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Heiko

Lieber Olaf,

herzlichen Dank für die Mühe, die Du wieder einmal investierst.
,,Diese Effekte können nur durch eine Stapelung der Zwillinge in Beobachtungsrichtung erklärt werden", und passt dazu nicht auch der Befund, dass bei Drehung einfach keine Segmentierung auftreten will?



Viele Grüße,
Heiko

olaf.med

#7
Ja, lieber Heiko, und offensichtlich ja auch keine Auslöschung, was eiin direkter Beweis dafür wäre!
Gerne per Du!

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Heiko

Jein, lieber Olaf,

dies hier hatte ich schon als Auslöschung gedeutet:



Viele Grüße,
Heiko

olaf.med

Lieber Heiko,

aber als "Auslöschung" bezeichnen wir doch Schwarz auf schwarzem Grund. Das sehe ich hier nicht.

Herzliche Grüße,

Olaf
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Heiko

Lieber Olaf,

für die oben gezeigte Blau-in-Blau-Variante wurde die Beleuchtung aufgedreht, um den Kristall abbilden zu können. Für identische Beleuchtungsverhältnisse mag dieser Vergleich herhalten, der aber auch so angelegt ist, dass die Auslöschung gerade noch abbildbar ist:



Viele Grüße,
Heiko

olaf.med

Lieber Heiko,

ich bin überzeugt! - Was aber nicht bedeutet, dass mich das in der Interpretation irgendwie weiterbringt, eher kompliziert es die Verhältnisse.

Herzliche Grüße,

Olaf
Gerne per Du!

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Heiko

Lieber Olaf,

halte mich nicht für vermessen und stutze meine Phantasterei gerne zurück, wenn folgende Überlegung Humbug ist: Kann Blau nicht die untere Sandwich-Scheibe repräsentieren, auf der ,,gegenläufig" die nächste Zwillingsebene liegt? Die Homogenität des Gelbs der oberen Lage sei Begründung dieser ,,Anti-Orientierung". Würde dies Auslöschung ausschließen?



Viele Grüße,
Heiko 

olaf.med

Lieber Heijko,

das ist keinesfalls vermessen oder gar Phantasterei, sondern sehr logisch. Dort wo sich beide Schichten überlagern kommt immer die Interferenzfarbe der einen zum Tragen, wenn sich die andere genau in Auslöschungsstellung befindet. Bei drei oder mehr Schichten wird es dann unübersichtlich. Hier sind wohl glücklicherweise nur zwei Schichten beteiligt. Nach Groth ("Ebene der optischen Achsen senkrecht zu b (010), die 1. Mittellinie bildet mit der c-Achse 32° ...") sollte die Differenz in der Aulöschungslage der beiden Individuen 14° betragen (siehe Zeichnung Groth). Kannst Du das bestätigen?

Aus all diesen Beobachtungen würde ich als Zwillings-Verwachsungs-Ebene die (010) postulieren, und keinesfalls eine der vier bei Groth genannten Flächen.

Herzliche Grüße,

Olafr
Gerne per Du!

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Heiko

Lieber Olaf,

wenn ich mich an Deiner Winkelvorgabe orientiere, erhalte ich z.B. dieses Bild:



Allerdings ist die überstrahlende Wirkung der oberen Schicht so stark, dass die Effekte mehr als undeutlich ausfallen.

Viele Grüße,
Heiko