Ein mir unbekanntes großes Augentierchen-gelöst: Euglena ehrenbergii

Begonnen von MikroMicha, Januar 19, 2019, 18:56:05 NACHMITTAGS

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MikroMicha

Hallo liebes Forum,

vor ein paar Tagen habe ich seit langer Zeit mal wieder Proben aus meinem "Krautwiesentümpel" bei mir in der Nähe gezogen.

Sehr reichhaltig sind die Proben nicht, es fällt aber auf, dass darin einige sehr große Augentierchen vorkommen. Ihre Pelliula ist quergestreift und augenfällig sind eine große Vakuole, die langen stäbchenförmigen Paramylonkörperchen und der extrem kurze Geißelstummel (evtl. wurde der Rest davon abgeworfen?). Dieser Geißelstummel ragt kaum aus dem "Geißelkanal" in der Nähe des roten Stigmas heraus. Außerdem sind die Exemplare sehr metabol und können annähernd eine fast kugelförmige Gestalt annehmen. Auffällig ist auch die enorme Größe der Zelle: Ausgestreckt ist sie 350 - 400 (!!!) µm groß. Könnte es sich hierbei eventuell um Euglena ehrenbergii handeln?

Aufnahmen davon (es handelt sich dabei um Ausschnitte einer Videosequenz) möchte ich euch natürlich auch nicht vorenthalten. Sie sind an meinem Axiolab A1 im Hellfeld entstanden.

NACHTRAG: Da es sich bei der Form des Geißelkanals des Augentierchens wohl u. a. um ein Bestimmungsrelevantes Detail zu handeln scheint, habe ich unten noch zwei Aufnahmen (Bild 3 und 4) angehängt. Die Schichtdicke des Präparates war so gut, dass ich mit 100er-Ölimmersion (N. A. 1,25) arbeiten konnte. Die Details habe ich dementsprechend in den Bildern markiert.

Bild 1 (von oben nach unten): A-Plan-Objektiv 40x/0,65
Bild 2 (von oben nach unten): A-Plan-Objektiv 63x/0,80
Bild 3 (von oben nach unten): N-Achroplan-Objektiv 100xOil/1,25
Bild 4 (von oben nach unten): N-Achroplan-Objektiv 100xOil/1,25

Bildlegende: GK = Geißelkanal; GSt = Geißelstummel

Beim zweiten Bild ist die quergestreifte Pellikula zu erkenen und links im Bild ist ansatzweise in der Nähe des roten Stigmas der Geißelstummel zu erahnen.

Ich wünsche viel Spass beim Betrachten der Bilder, Tipps und Bestimmungsversuche sind jederzeit sehr willkommen.
Herzliche Grüße sendet

Michael (MikroMicha)

limno

#1
Guten Abend Michael,
Mmh... Geht es nach dem Streble/Krauter so stimmt Deine Artdiagnose auf den ersten Blick, weil sie von den in Frage kommenden Euglenenarten, die dort aufgeführt und gezeichnet sind, ganz klar die längste ist. Was mich aber zweifeln lässt, ist die Form der Geißelgrube: Wie auf Deinen aussagekräftigen Ausschnitten zu sehen ist, bleibt diese auch bei wechselnder Gestalt der Zelle, unverändert eckig. Die Zeichnung von Heinz Streble selig hingegen zeigt eine tropfenförmige Geißelgrube. Das mag Zufall sein oder nicht, aber für eine sichere Artdiagnose möchte ich noch die Meinung kompetenterer  Mitforisten erbitten!!!

Metabole Grüße
Heinrich
Nachtrag: Laut einem Artikel, den ich bei Pubmed https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/18584283 gefunden habe, ist als diagnostisches Merkmal angegeben, dass E. ehrenbergii keine Pyrenoide besitzt. Ich meine, keine zu sehen!
So blickt man klar, wie selten nur,
Ins innre Walten der Natur.

MikroMicha

Hallo Heinrich,

vielen Dank für Deine erneute Hilfe bei der Bestimmung und für den interessanten Link.

Ich habe meinen Beitrag um zwei weitere Bilder der Geisselgrube ergänzt.

Was mich stutzig macht ist, das Euglena ehernbergii im "Wassertropfen" mit einer Geissel beschrieben wird, die etwa halb so lang wie der Zellkörper ist. Mein Exemplar weist jedoch nur einen Geisselstummel auf. Und es gibt (siehe Deinen Link) Eugleniden, die tatsächlich nur über extrem kurze Geisseln verfügen.
Herzliche Grüße sendet

Michael (MikroMicha)

limno

Hallo Michael,
mittlerweile denke ich, dass es sich wahrscheinlich um E. ehrenbergii handelt. Dass die Geißel so kurz aussieht, liegt vielleicht auch daran, dass der Rest einfach weit außerhalb des Schärfebereichs liegt. Was sagt Dein Video dazu? Hier ist Phasenkontrast nützlich! Deine Aufnahmen gefallen mir sehr 8)
Vielleicht schaut ja noch ein Kundiger bei uns rein, schon allein der schönen Aufnahmen wegen.
Beste Mikrogrüße
Heinrich
So blickt man klar, wie selten nur,
Ins innre Walten der Natur.

MikroMicha

Hallo Heinrich,

Zitat von: limno in Januar 20, 2019, 17:02:59 NACHMITTAGS
Dass die Geißel so kurz aussieht, liegt vielleicht auch daran, dass der Rest einfach weit außerhalb des Schärfebereichs liegt. Was sagt Dein Video dazu? Hier ist Phasenkontrast nützlich!

Die Geißel ist tatsächlich so kurz, auch in den Videosequenzen (das Gesamtvideo habe ich noch nicht zusammengefummelt, kommt aber bald, dann werde ich es auch hier hochladen). Im Phasenkontast hatte ich auch beobachtet, davon habe ich allerdings kein Video gemacht. Die Geißel bestand da aber auch nur aus dem kurzen Stummel. Ich habe den Verdacht, dass (wenn sie tatsächlich nicht doch von Natur aus so kurz ist) die Geißel teilweise abgeworfen wurde. Fragen über Fragen  ;)
Herzliche Grüße sendet

Michael (MikroMicha)