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Milben als Parasiten

Begonnen von JürgenG., Januar 22, 2019, 15:48:44 NACHMITTAGS

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JürgenG.

Guten Tag zusammen,

angeregt durch den Beitrag von Gerd hier, möchte ich hier einige Milben vorstellen, die ich an bzw. auf anderen Lebenwesen gefunden habe. Ob es sich hier in allen Fällen um Parasitismus handelt, kann ich nicht sagen, finde aber die Thematik sehr interessant.
Wer will, kann seine Erfahrungen und Bilder mit anhängen.

Die ersten beiden Fotos zeigen eine Hornmilbe auf einem Tausendfüßler, denke mal, dass die Milbe unbeabsichtigt am Myriapoden hängen geblieben ist.
Die restlichen Bilder zeigen eine Milbe auf der Laufkäferart Carabus problematicus, bei der Milbe habe ich keine Ahnung in welche Richtung es hier geht.

Grüße Jürgen

JürgenG.

Und hier ein Totengräber Necrophorus vespillo. Er war in einer Regentonne baden gegangen. Beim rausfischen bemerkte ich die vielen Milben. Unter dem Bino konnte ich mehr als 50 Tiere feststellen. Ob er von den Milben oder seiner unfreiwilligen Schwimmtour gehandicapt war, kann ich nicht beurteilen. Hier http://www.kerbtier.de/cgi-bin/deSnapSearch.cgi?logic=0&selcrit=1_&it1=1&op1=1&crit1=Necrophorus+vespillo&trigger=Suchen sieht man viele Käfer mit den gleichen Milben. Leben diese evtl. Artspezifisch auf den Totengräbern?
Kann man die Milben näher eingrenzen?

Jürgen

Heiko

Hallo Jürgen,

ein oft benutztes Schlagwort in diesem Zusammenhang lautet natürlich Phoresie. Schaut man genauer hin, ist dann eher kleinlautes Staunen angebracht: https://www.srs.fs.usda.gov/pubs/ja/ja_moser032.pdf

Die folgende Aufnahme zeigt vermutlich eine Samtmilbe auf Gomphocerippus rufus, und das sieht schon sehr nach Parasitismus aus:



Uroobovella (hier auf Hylastes opacus) wird auch oft als phoretisch beschrieben. Immobil wie diese Deuteronymphen sind, kommen mir als Laien da Zweifel:



Viele Grüße,
Heiko

JürgenG.

Servus Heiko,

ist schon erstaunlich wie sich hier die Anordnung von deiner Aufnahme zu meiner gleicht.

Sind jetzt zwar alles keine Mikroskopaufnahmen, geben aber bestimmt tolle Details darunter preis...

Gruß Jürgen

Jürgen H.

Wunderbare Milbenphotos!



Bei diesem alten Präparat von mir (Milbe an Stelzmücke) bin ich mir gleichfalls nicht sicher, ob es sich "nur" um eine Phorese handelt. Das näher zu untersuchen wäre ein interessantes auch histologisches Thema.

Schöne Grüße

Jürgen

Heiko

Hallo Jürgen (H),

histologisch blind wie ich bin: links die Milbe, ihren Wirt anscheinend oder scheinbar anstechend?

Viele Grüße,
Heiko

Jürgen H.

Lieber Heiko, Du meinst sicher rechts die Milbe, anscheinend anstechend? Ja. Links ist das Abdomen der Mücke. In dem Präparat gab es auch noch ein paar loseMilben, die ursprünglich an der Mücke hingen und mit ihr ins Fixans gekommen waren, aber offensichtlich nicht so gut verankert waren. Bei dieser Milbe ist jedoch bemerkenswert, dass sich rund um das Mundwerkzeug anscheinend eine Chitinverstärkung gebildet hat und dass das Gewebe unter der Chitinhülle ebenfalls auffällig ist. Um Näheres sagen zu können, müssten weitere Mücken mit Milben her, oder passende Literatur...

Schöne Grüße

Jürgen

A. Büschlen

Hallo,

hier im Forum gibt es auch Beiträge zur Varroa-Milbe z.B. https://www.mikroskopie-forum.de/index.php?topic=16864.0

Gruss Arnold Büschlen
Schwerpunkt z.Z.:
- Laub- und Lebermoose.
- Ascomyceten als Bryoparasiten.
- Nikon Optiphot I mit HF, DIC.
- Nikon Microphot mit HF, Pol.
- Zeiss Standard Universal mit HF, Ph, Pol.
- Wild M3Z mit Ergotubus.
- Nikon SMZ-U Zoom 1:10 mit ED Plan Apo 1x.

Heiko

#8
Lieber Jürgen,

jetzt ist es heraus: weiblich und blond – oder umgekehrt.
!!! Das ist nicht diskriminierend, nur redensartlich gemeint !!!


Lieber Arnold,

so Du noch Beziehungen zu dem varroa-geplagten Imker unterhältst: Jürgen histologisch, ich leider nur makroskopisch, melden Interesse an Material an.

Viele Grüße,
Heiko


Nachtrag

Und einmal bei den Bienen, vermag ich nicht an mich zu halten, Stylops melittae auf Andrena:





JürgenG.

Sehr schön dokumentiert,
von Fächerflüglern gibt es noch weniger Informationen als bei den Milben.
Ein interessanter Parasit, die Ordnung Strepsiptera.

Gruß Jürgen

plaenerdd

Hallo,
sehr interessanter Faden. Er erinnert mich an ein Erlebnis aus meiner Jugendzeit. Ich bin auf einem Bauernhof aufgewachsen und wir hatten unsere Erträge, in diesem Fall die Äpfel, gegen kleine Nager zu verteidigen. Deshalb wurden klassische Mausefallen aufgestellt, in denen die Tierchen mit einem Klappbügel erschlagen wurden. Einmal hatte eine tote Maus einen Strahlenkranz. Bei genaueren Hinsehen bewegte sich da was. Es waren hunderte Milben, die das sinkende Schiff in alle Himmelsrichtungen verließen...Unvergesslich!
Beste Grüße
Gerd
Fossilien, Gesteine und Tümpeln mit
Durchlicht: Olympus VANOX mit DIC, Ph, DF und BF; etliche Zeiss-Jena-Geräte,
Auflicht: CZJ "VERTIVAL", Stemi: MBS-10, CZJ SMXX;
Inverses: Willovert mit Ph

Alfons Renz

Lieber Gerd,

Das waren vermutlich gar keine Milben (im engeren Sinne), sondern die Larven von Ixodes-Zecken, die kleine Tiere oft in Massen befallen. Ich habe dies an Eidechsen und Blindschleichen gesehen. 

Auch an Culicidenlarven im Wasser findet man Milben, die über ein Stylostom, einen melanisierter Pfropf als Verlängerung der Mundwerkzeuge (Chelizeraten praktizieren eine prä-orale Verdauung!) an ihren Wirten saugen.

Herzliche Mikrogrüße,

Alfons

JürgenG.

Hier mal eine Zauneidechse mit mehreren Zecken, sie suchen sich wahrscheinlich Stellen im Schuppekleid aus, die einen leichteren Zugang zum Blut der Wirte aufweisen.

Und ein weiteres Tier mit Befall, hierbei handelt es sich um die Baldachinspinne Tenuiphantes alacris, die Milbe kann ich nicht ansprechen.

Gruß Jürgen

Heiko

Hallo,

solche ,,Laufmilben" sind ja allgegenwärtig, z.B. auf warmen Steinen und selbst im Hochgebirge, wie ich nachträglich auf diesem Foto bemerkte:



Wenn die Larven parasitisch leben, könnte die rote Färbung auf Eisen basieren, oder ist dies ein zu simpler Ansatz?

Und natürlich sei an Dermanyssus gallinae erinnert, hier mit Franks phantastischen Aufnahmen:
https://www.mikroskopie-forum.de/index.php?topic=15728.msg121059#msg121059

Viele Grüße,
Heiko

JürgenG.

und hier zeige ich noch eine Art auf einem Brettkanker aus der Trogulus tricarinatus-Gruppe, die Milbe konnte bis jetzt nicht determiniert werden.

Gruß Jürgen