Objektiv »Virator« – Kosmos Humboldt F

Begonnen von StephanBreuer, November 08, 2008, 23:58:03 NACHMITTAGS

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StephanBreuer

Hallo!

Ich habe in Stehlis »Mikroskopie für jedermann« (Ausg. v. 1969, S. 12) im Abschnitt über die Beschreibung des Mikroskops (vorw. Kosmos Humboldt F) eine Liste der verfügbaren Objektiv/Okularkombinationen und den erreichbaren Vergrößerungen gefunden. Soweit nicht ungewöhnlich, aber ein Punkt hat mich neugierig gemacht: In dieser Auflistung befindet sich auch ein Objektiv »Virator«, mit welchem Abbildungsmaßstäbe 6:1 bis 16:1 realisierbar sein sollen. Wie funktioniert ein solches Objektiv? Pankratisches System mit dem ein stufenloser Vergrößerungswechsel möglich ist? Verschiedene Vorsatzlinsen zum Aufstecken?

Offenbar sind solche Objetive nicht sehr verbreitet, ich habe jedenfalls noch nie ein solches gesehen. Welcher Hersteller hat so etwas angeboten, das Humboldt selbst wurde ja von Hertel&Reuss und/oder Kaps gebaut? Weiß hier jemand, was sich hinter diesem Objektiv verbirgt?

Gruß Stephan

CMB


Hallo Stephan,

zwar weiß ich nicht, ob das Objektiv Virator genauso aufgebaut war, aber bei meinem Kosmos Humboldt von Anfang der 50ger Jahre, von Hertel & Reuss, ist ein entsprechendes Objektiv teilbar aufgebaut. Man kann einen Teil abschrauben und hat dann die niedrigere Vergrösserung. Das funktioniert ausgezeichnet.

Freundiche Grüsse

CMB

hinrich husemann

Hallo Herr Breuer,
in sehr alten Auflagen von Stelhis "Mikroskopie für Jedermann" war es meiner Erinnerung beschrieben und auch bildlich dargestellt als aus mehreren aus- bzw. einklappbaren Linsen bestehendes Objektiv. Die Abbildungsleistungen können wohl nur begrenzt gewesen sein. Es war sicher eher ein preiswerter Behelf aus den "spartanischeren" 50igern (aber damals hätte ich es für mein erstes selbst gebautes Mikro ganz gern gehabt). In späteren Auflagen (ich habe die 22. von 1973) wird es nicht mehr erwähnt. Real gesehen habe ich es auch nicht.
Freundliche Mikrogrüsse
H. Husemann

Ernst Hippe

#3
Hallo Herr Breuer,
in der Ausgabe des gleichen Buches von 1936 ist das Objektiv am "Schüler-Mikroskop Mendel" abgebildet:



Ich habe es sogar noch an diesem meinem ersten Mikroskop (im Keller). Es war nicht schlecht mit einer festen und zwei klappbaren Linsen. Eine Irisblende fehlte noch, hatte ich durch eine drehbare Lochblende im Eigenbau ersetzt. Man beachte auch den Preis damals! Mein Humboldt kam dann 1957 schon mit Objektivrevolver, was deutlich bequemer war. Eine Aufstecklinse gibt es übrigens auch am Hensoldt TAMI, das ich gelegentlich noch unterwegs benutze.

Sonntagsgrüße - Ernst Hippe

Gruß Ernst Hippe
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Päule Heck

Hallo Ernst,

das erinnert mich stark an die Mikroskop-Erstausrüstung unserer Schule. Ein solches Objektiv ist noch in unserem Bestand.



Eine etwas andere Ausführung habe ich an einem alten Trichinenmikroskop gefunden. Es hat eine zusätzliche Klapplinse zur höheren Vergrößerung. Ich habe es noch nicht ausprobiert.



Herzliche Mikrogrüße

Päule


JoachimHLD

#5
Zitat von: Ernst Hippe in November 09, 2008, 09:49:06 VORMITTAG
........
in der Ausgabe des gleichen Buches von 1936 ist das Objektiv am "Schüler-Mikroskop Mendel" abgebildet:
........

Hallo,

ca. 1967 gab es dann das KOSMOS Liebig das für mich wie ein Mendel mit Irisblende aussieht.
Es war mein erstes Mikroskop und kam in Standardausführung mit dem Objektiv. Der Preis war ca. 100DM
   

Viele Grüsse
Joachim

StephanBreuer


drhmh

Ich besitze selbst ein Liebig Mikroskop mit dem gezeigten Virator- Objektiv. Die Abbildungsleistung ist sicherlich nicht so gut wie bei einzelnen Objektiven entsprechender Vergrößerung. Der Vorteil bestand hauptsächlich in der Möglichkeit an einem Mikroskop ohne Revolver verschiedene Vergrößerungsmöglichkeiten anzubieten ohne dabei auf enorme Okular-Vergrößerungen zu verfallen.

Die erzielbare Vergrößerung war so mit einem Okular etwa zwischen 32-120x möglich und daher vor allem als Exkursionsmikroskop durchaus brauchbar. Nachteilig ist jedoch der ungeschützte Aufbau der Linsen, so dass diese schnell verschmutzen. Natürlich beeinflusst so eine schmutzige Linse alle anderen im Strahlengang. Außerdem müssen natürlich alle Linsen des Viratorobjektivs genau in einer Achse zueinander stehen und das ist eines der Hauptprobleme hinsichtlich der Abbildungsleistung.

Als technische Lösung waren sie durchaus interessant.

drhmh

NORBERT1234

#8
Hallo danke für diesen Hinweis Ich konnte keine Meinung zu diesem Mikroskopobjektiv finden.

https://kamera-objektiv.com/

Florian D.

Unglaublich, mit was für Schrott Kosmos Generationen von Schülern den Spass an den Naturwissenschaften geraubt hat!

Viele Grüsse
Florian

reblaus

Hallo Florian -

Du solltest alles im Rahmen der Zeit betrachten!
Ein solches "KOSMOS" war damals bereits ein Luxusgerät das sich meine Eltern z.B. nicht leisten konnten, und ich musste mich mit einem winzigen "Neckermannm" zufrieden geben. Bei diesem waren in den verschieden starken Objektiven einfach 1, 2 oder 3 winzige Linsen übereinandergestapelt und man konnte jedenfalls Protozoen im Teichwasser wimmeln sehen - die waren sogar bunt, zumindest an den Rändern.
Das hat mich keinesfalls abgeschreckt, sondern zur Biologie geführt, außerdem auch meinen Basteltrieb angeregt, denn man konnte durch Stapeln der Linsen aus 2 und 3 ein Superobjektiv konstruieren, das viiiieeeel stärker vergrößerte und indirekt auch zu verbesserten Physikkenntnissen führte.

Viele Grüße

Rolf

JoachimHLD

Hallo Florian,

meine Enkeltochter war 2019 mit dem weiter oben abgebildeten Kosmos Liebig und dem Virator sehr zufrieden. Sie konnte Vieles in Tümpelproben finden und war traurig als sie dann wegen Größe und Gewicht nur das kleine Meopta Mikroskop (sieht aus wie einen Bombe) mit zurück nach Kalifornien nehmen konnte.

Gruß
Joachim

Herbert Dietrich

Hallo Florian,

mit solchem "Schrott" haben wir "Nachkriegskinder" das mikroskopieren entdeckt. Viele sind bis heute dabei geblieben.
So ein einfaches Hufeisen-Mikroskop Humboldt mit zwei Objektiven kostete 1960 bereits DM 288.-- unerschwinglich!
Darum baute ich mir 1958 das Kosmos Selbstbaumikroskop, Kostenpunkt DM 23.--, das habe ich heute noch :)

Heute sind wir in der glücklichen Lage unser Geld in Mikroskopen anzulegen, bevor wir auf der Bank Strafzinsen bezahlen.

Herzliche Grüße

Herbert

Florian D.

Ich wusste, dass mein Kommentar die Diskussion beleben würde :-)
Trotzdem, wenn  diese (teuren!) Produkte der Ruhm der deutschen Feinmechanik begründet haben, verstehe ich, warum diese heute ein Problem hat. Ich bin mit Mikroskopen als Kind erst in den Siebzigerjahren in Berührung gekommen. Dort gab es dann langsam die ersten Mikroskope, die auch wie ein solches aussahen, aber eben nicht aus Deutschland, sondern aus dem Ostblock.

Viele Grüsse
Florian 

Jürgen Boschert

Hallo Forian,

Zitat... Dort gab es dann langsam die ersten Mikroskope, die auch wie ein solches aussahen, aber eben nicht aus Deutschland, sondern aus dem Ostblock. ...

Welche waren denn das, hast Du konkrete Beispiele?
Beste Grüße !

JB