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Schrumpfende Schnitte

Begonnen von Alf, Februar 03, 2019, 20:05:09 NACHMITTAGS

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Alf

Guten Abend allerseits!

Ich habe ein Problem beim Entwässern von diversen Querschnitten durch Blätter. Sobald ich die Schnitte in 100 % Isopropanol überführe, rollen sich die Blätter/Schnitte ein. Daraus resultieren leider nur unbefriedigende Präparate.

Wie macht ihr das? Habt ihr Tipps für dieses Problem?

LG,
Alf

Hugo Halfmann

Hallo Alf,

das Problem hatte ich auch - und ich habe es zeitweise immer noch bei recht dicken Stengeln. Schneidest Du frisch oder fixierst Du vorher?
Viele Grüße aus dem Bergischen Land

Hugo Halfmann

Fahrenheit

Lieber Alf,

bei empfindlichen Schnitten kann es helfen, diese in einer Konzentrationsreihe vom Wasser ins reine Isopropanol zu bringen. Also vielleicht 30%, 50%, 70% und dann 100%. Problematisch dabei ist, dass immer auch Farbstoff ausgezogen wird. Hier wirst Du etwas experimentieren müssen. Eventuell hilft eine leichte Überfärbung.

Persönlich habe ich keine Erfahrung in der Richtung. Ich habe solche Schnitte versucht mit einem Schnittfänger und Pinsel mechanisch zu richten. Eine Fummelsarbeit, die nur manchmal gelingt, zumal man auch da schnell sein muss, da die Schnitte sich gerne wieder verdrehen.

Herzliche Grüße
Jörg
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spectator

Hallo,
das Problem der sich rollenden oder wellenden Schnitte ind der Alkoholreihe ist seit langem bekannt. Bei größeren Schnitten (Stengel) führt dieser Effekt leider oft auch zu Rissen im Schnitt.
Eine Ursache scheint die unterschiedliche Oberflächenspannung des Alkohols und des Schnittes (mit der darin befindlichen Flüssigkeit) zu sein.

In einer über hundert Jahre alten Veröffentlichung fand ich dazu einen interessanten Hinweis:
Dem zum Wässern und für die Alkoholreihe vorgesehenen Wasser (damals: Brunnenwasser) sollte eine Spur Kernseife zugesetzt werden, wodurch das "Tanzen" der Schnitte und das Zerreißen verhindert wird.
Leider habe ich mir nicht notiert, wo ich diesen Hinweis gelesen habe.
Aber ich habe es ausprobiert, und das Ergebnis ist deutlich!

Zwar habe ich als Tensid zum Herabsetzen der Oberflächenspannung keine Kernseife benutzt, sondern ein Netzmittel aus der Fotoverarbeitung, und zwar 1 Tropfen auf 250ml dest.Wasser, mit dem ich dann die Alkoholreihe verdünnt habe.
Ich schneide meist frisch und fixiere anschließen im FAE. Auch dieses habe ich mit einer Spur Tensid angesetzt. Anschließend wird mit dem "entspannten" Wasser gewässert, die Schnitte also mit Tensid imprägniert. Erst dann beginnt die Alkoholreihe 30-50-70-96%-Iso.
Das besagte "Tanzen" und die Wölbung der Schnitte in den Alkoholstufen verschwindet fast völlig. Nur in den letzten Schritten (96%= unverdünnter Alkohol) und 1.Schritt Iso ist der Effekt noch etwas zu beobachten - kein Wunder, da ist ja kein Wasser mit Tensid mehr drin.
Allerdings könnte es sein, daß auch die Qualität des verwendeten 96%igen Alkohols eine Rolle spielt. Der Effekt ist nach meinen Beobachtungen besonders groß bei Verwendung von Brennspiritus (vergällt mit MEK = Methylethylketon), geringer bei Apothekensprit (benzinvergällt) und am geringsten beim unvergällten 95%igen Alkohol (aus Italien). Es könnte also sein, daß auch das Vergällungsmittel die Oberflächenspannung beeinfußt.

Aber ich will daraus keine Wissenschaft machen, sondern nur den vorteilhaften Effekt beschreiben.
Probiert es einfach mal selbst aus und beschreibt Eure Erfahrungen; als Tenside bieten sich an Spülmittel (möglichst wenig parfümiert/ Duftöl), Glyzerinseife oder eben auch Kernseife.

MfG
spectator
Trinkt, o Augen, was die Wimper hält, von dem goldnen Überfluß der Welt!

Fahrenheit

Lieber Spectator, liebe Pflanzenfreunde,

ein Netzmittel zu verwenden ist in der Tat eine gute Idee. Ochsengalle (Fel tauri) z.B. gibt es im Künstlerbedarf für kleines Geld und auch da reicht wenig.
Ich benutzes es hauptsächlich beim Schneiden statt des sonst verwendeten Ethanol 70%, wenn ich Schnitte ungefärbt fotografieren möchte, da so das Chlorophyll länger frisch bleibt. Auch beim Überführen in Wasser verhindert es das bekannte Tanzen, sicherheitshalber sollte aber gut ausgespült werden, um Einflüße auf die Färbung auszuschließen.

Bei der aufsteigenden Alkoholreihe habe ich allerdings noch kein Tanzen beobachtet. Ich werde aber einmal probieren, ob sich so das Einrollen bzw. Verdrehen von Schnitten beim Entwässern verhindern lässt.

Rissen bilden sich nach meiner Erfahrung auch, weil sich verholzte und unverholzte Gewebe beim Entwässern unterschiedlich stark zusammen ziehen. Dabei ist z.B. bei verholzten Sprossen der innen liegende Holzteil formahaltiger, während der Bast doch ganz ordentlich an Volumen verliert. Bestenfalls führt das zur Bildung kleiner "Schälchen", da sich der Bastteil aufbiegt. Spätestens beim Richten reisst er dann ein. Dies lässt sich m.E. nur dadurch verhindern, dass man mit Segmenten arbeitet. Die Präparate sind dann natürlich nicht mehr so schön ...

Herzlich eGrüße
Jörg
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