Rätsel: Botanisches Präparat - was ist es?

Begonnen von Muschelbluemchen, Februar 05, 2019, 21:17:52 NACHMITTAGS

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Muschelbluemchen

Hallo,

meine in der Bucht gekauften Messer habe ich auch noch an einen anderem Objekt versucht:


Dies war ein Stitchversuch aus 660 Einzelaufnahmen. Wenn ich in einem früheren Beitrag schrieb bei 500 Einzelbildern ist das Maximum erreicht, dann trifft dies immer noch zu, denn die 660 Bilder zu verrechnen,
waren echt sehr mühsam.
Das geübte Auge wird im Bild Streifen mit abweichender Färbung erkennen - etwas mehr dunkelblau - dies ist ein Artefakt durch den Stitch, ein Resultat der einzelnen, miteinander verrechneten Fotoreihen.

Interessant sind die Details - daher hier die Links um in die Bilder hinein zu zoomen - das Bild auf google hat immerhin auch noch 100MPx:
https://photos.app.goo.gl/vZgkFQHWDYiVUZsy9 - einfach auf das Foto klicken -
bzw.
https://photos.google.com/album/AF1QipOXwhGHp9Dl7GWM_QSpwz1FS2ffixdmIJFLfv1N/photo/AF1QipNntE4OLtDQDqDJK_seZf3d4F2rZiVnkVJAUR7Q

liebe Mikrogrüße
Leo

Fahrenheit

Lieber Leo,

ich sehe da ein ziemlich lockeres parenchymatisches Gewebe mit recht großen Zellzwischenräumen.
Da jegliche Differenzierung fehlt, tue ich mich sehr schwer mit dem Raten - von Wissen gar nicht zu reden.

Vielleicht ein Speichergewebe einer Schwimmpflanze? Aber dann sollten ggf. Amyloplasten zu sehen sein ...

Herzliche Grüße
Jörg
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Arbeitsmikroskop: Leica DMLS
Zum Mitnehmen: Leitz SM
Für draussen: Leitz HM

reblaus


Fahrenheit

Lieber Rolf,

das wäre ja kein botanisches Präparat ... ;)

Ich hatte auch schon mal an Tang gedacht ...

Herzliche Grüße
Jörg
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plaenerdd

Hallo,
das sieht für mich ein wenig wie Stärkekörner aus, aber mir fehlen die Zellwände. Sonst hätte ich gesagt: Kartoffel.
Beste Grüße
Gerd
Fossilien, Gesteine und Tümpeln mit
Durchlicht: Olympus VANOX mit DIC, Ph, DF und BF; etliche Zeiss-Jena-Geräte,
Auflicht: CZJ "VERTIVAL", Stemi: MBS-10, CZJ SMXX;
Inverses: Willovert mit Ph

Muschelbluemchen

Hallo,

ein Hinweis gibt vielleicht die Präparation - ich habe dieses Objekt genauso wie den Sambucusholzblock am Schlittenmikrotom unter Dampf geschnitten.
Dieses Objekt ist vielleicht sogar noch härter als Holz, einfach weil es etwas kompakter ist.
Zum Schneiden wird dazu in einem Erlmeyerkolben Wasser erhitzt und der Wasserdampf über einen Schlauch und ein Glasröhrchen, auslaufend in eine Spitze, geleitet und zur Oberfläche des Präparats geführt.
Die Schnittfläche des Objekts ist somit die ganze Zeit dem heißen Wasserdampf ausgesetzt. Zwischen Glasröhrchendüse und Objekt muss noch genug Platz sein, um das Mikrotommesser hindurch zu führen.

Ist eine ziemlich anstrengende Methode, die viel Konzentration verlangt, da nicht nur Gefahr von der scharfen Schneide des Messers droht, sondern auch vom heißen Wasserdampf.
Eine Verbrühung am Wasserdampf oder Verbrennung am Gasbrenner mit einem Schutzreflex, der den betroffenen Körperteil aus der Gefahrenzone bringen soll und dann doch in der Mikrotomschneide endet,
ist durchaus gegeben.

Man kann aber mit dieser Methode Holz super schneiden - hat man alles richtig eingestellt, dann schneidet sich Holz wie Butter und Schnitte von 15 bis 20 µm gelingen sehr einfach.
Daher findet sich beim Schlittenmikrotom oft eine Auffangwanne unterhalb des Präparathalters, mit einem kleinem Schlauch daran, um das kondensierende Wasser ab zu leiten.

Die flache Wanne unterhalb der Objektklemme, von dort führt ein Schlauch (dunkel, schwer zu erkennen) in eine Auffangwanne.

Ich denke daher kommt auch der Name Universalmikrotom - da man damit ziemlich alles schneiden kann.

Aber weiter zum gesuchten botanischen Präparat:
Verwundert war ich als ich die Schnitte aus der Etzold Blau bzw. Etzold Grün - Lösung holte. Die Zellwände hatten überhaupt keine Farbe angenommen. Mit Toluidinblau hatte ich dann Erfolg.
Die Aufnahme stammt aber von einem Präparat gefärbt mit Direkttiefschwarz.
Schwarz ist hier eigentlich nur der Zellinhalt und auch die Zellmembran hat sich gefärbt, die Zellwände selbst sind ungefärbt.
Dies ist dann natürlich für das Auge schwerer zu interpretieren.
Mir gefällt es aber - weil die Zellen fallweise wie kleine Amöben erscheinen durch die zahlreichen Plasmodesmen, die sich zwischen den Zellen ausgebildet haben.

mit herzlichen Mikrogrüßen
Leo


Diana1982

#6
Ist es vielleicht Bambus?

EDIT:... wobei das Google-Bilder-Such-Ergebnis nach Bambus + Mikroskop dann doch anders aussieht....ich dachte nur daran, weil "härter als Holz"...

LG Diana
Leitz Orthoplan
Leitz Diavert
Leica DMR
Olympus SZX12

www.microscopia.de

Muschelbluemchen

Hallo Diana,

bei Bambus wäre das Färben der Zellwände kein Problem und diese Besonderheit der Zellwand macht diesen Pflanzenteil auch
zum fixen Bestandteil jedes pflanzenanatomischen Grundpraktikums!

mit lieben Mikrogrüßen
Leo

reblaus


Heiko

Hallo Leo,

geht's in diese Richtung?



Dann wären wir bei Nuss-Schale, hier Hasel tangential.

Gruß, Heiko

Fahrenheit

#10
Oha, da habe ich ja genau anders herum interpretiert. Aber mit der Nennung der Färbung wird es klarer. Ich hatte an ein Etzold Grün gedacht.

Einen Dattelkern habe ich noch nie geschnitten gesehen. Die Dattel ist aber nicht die einzige Pflanze, bei der die Speicherstoffe im Endosperm nicht in Form von Amyloplasten sondern in den stark verdickten Zellwänden gebundenen Cellulosanen (meist Polymannane; Wanner, 2004) vor liegen. Sansevierien folgen der gleichen Eigenart, hier drei Bilder vom Schnitt durch einen Samen von Sansevieria concinna:





Die Färbung ist W3asim und die Zellwände nehmen das Acridinrot zwar schlecht aber doch erkennbar an.

Schade, dass ich den Dattelkern nicht kenne. Wer solche Schnitte schon einmal gesehen hat, kann vermutlich sehr sicher zustimmen oder ablehnen.

Herzliche Grüße
Jörg

p.s.
Dattelkern hatten wir hier schon mal: https://www.mikroskopie-forum.de/index.php?topic=3909.0
Ich finde, das schaut schon etwas anders aus ...
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Heiko

Hallo nochmal,

Rolfs Dattelkern erinnert mich an meinen Anfangsverdacht: Endosperm einer Nuss?

Gruß, Heiko

Und Jörg war schneller!  :)

Muschelbluemchen

Rolf liegt richtig. Es ist ein Schnitt durch einen Dattelkern.

Ebenso wie das Holunderholz auch unter Dampf am Schlittenmikrotom geschnitten. Schnittdicke 20 µm.

Im Buch "Mikroskopisch-Botanisches Praktikum für Anfänger" von Nultsch und Grahle ist Phoenix dactylifera unter Reseverstoffe angesiedelt, Stichwort Cellulosane.
Und genau diese Cellulosane hat sich meiner Färbung widersetzt. https://books.google.at/books?id=-tBKnQ1SdzUC&pg=PA77&dq=Botanische+mikroskopische+praktikum+nultsch+phoenix&hl=de&sa=X&ved=0ahUKEwi4oNaV86fgAhWFh6YKHYC0BkoQ6AEIKTAA#v=onepage&q=Botanische%20mikroskopische%20praktikum%20nultsch%20phoenix&f=false

liebe Mikrogrüße
Leo

Klaus Herrmann

#13
Lieber Leo,

also Dattelkern schneidet sich fast wie Butter, wenn man sie ein paar Tage in Wasser legt. Längs etwas leichter, als quer. Den Trick hat uns Herr Krauter vor Jahrzehnten in Inzigkofen verraten. Damals waren es Handschnitte mit dem Rasiermesser ich habe 2016 für Wohldenberg Schnitte am Mikrotom gemacht. Wenns Recht ist häng ich ein paar Bilder an:
Mit herzlichen Mikrogrüßen

Klaus


ich ziehe das freundschaftliche "Du" vor! ∞ λ ¼


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Klaus Herrmann

Noch was...
Lohnt sich wirklich und Toluidinblau färbt metachrom. Je nach Lösemittel schlägt die Farbe von blau nach violett um.
Mit herzlichen Mikrogrüßen

Klaus


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