Zeiss Standard und Einstiegsfragen

Begonnen von Orkim, Februar 08, 2019, 16:24:10 NACHMITTAGS

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Orkim

Guten Tag,
nachdem ich mich in der entspr. Rubrik kurz vorgestellt habe, folgt hier als Einsteiger natürlich die obligate Frage zum passenden Mikroskop. Mein Interessensgebiet ist die lokale Botanik, das Tümpeln und allgemeine Mikroskopie des Alltags, keine speziellen Dinge. Meine Anforderungen sind dementsprechend eher einfach gehalten: Köhlersche Beleuchtung, binokular, 4-fach, 10-fach und max. 63-fache Objektive, evtl. später noch mal was um die 40-fach, KEIN 100er Ölimmersion, Achromate, evtl. Halogenbeleuchtung für den Anfang und LED als Ausbaustufe für später. Als Gerät für diesen Einsatzzweck könnte ich mir durchaus das Zeiss Standard 14 oder Standard 16 vorstellen. Ich habe aber auch keine Berührungsängste bzgl. eines Leitz Laborlux 11 o.ä. Nun zu meiner Frage: ich bin nicht auf der Suche nach "dem" Schnäppchen, sondern bereit, für ein gepflegtes, gut justiertes Gerät den entsprechenden Obulus zu entrichten. Unser aller liebstes Auktionshaus scheidet als Beschaffungsquelle definitiv aus. Nun habe ich von einem renommierten Händler ein Angebot mit folgenden Paramtern erhalten:
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  • Zeiss Standard 14
  • Binokulartubus
  • KPL 8x Okularen
  • 4-fach Objektivrevolver
  • 2,5x 10x, 40x und 63x Achromaten
  • Objekttisch mit Objektführer
  • Hellfeldkondensor mit einschwenkbarer Frontlinse n.A. 0,9
  • 6V10W Halogenbeleuchtung mit Leuchtfeldblende mit
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Der geforderte Preis ginge so in Ordnung, der Händler bewirbt es als überholt, räumt 30 Tage Rückgaberecht ein und gewährt 2 Jahre Gewährleistung, das kostet und ist risikobehaftet und will daher mitbezahlt werden - okay, wenn das Gerät in Ordnung ist. Ich beurteile das so, dass ich mit dem Gerät für den genannten Einsatzzweck eigentlich erstmal glücklich werden könnte, aber mir fehlt die Erfahrung, um das abschliessend zu beurteilen. Wie sehen das erfahrenere Mikroskopiker als ich es bin? Was ich nicht beurteilen kann, sind die Okulare. Erstens 8-fach, zweitens keine Brillenträgereignung(?) Zumindest ist das nicht explizit erwähnt. Was ist von den 8-fach KPL Okularen zu halten? Wäre es besser, gleich nach einem anderen Mikroskop mit 10-fach Okularen Ausschau zu halten? Und mal ganz allgemein: das Zeiss Standard ist ja quasi die oft zitierte Referenz, aber ich habe bei meiner Recherche gemerkt, dass der Mark doch recht dünn gesät ist. Gibt es empfehlenswerte Quellen - wie sind die Erfahrungen mit der Suche Rubrik hier im Forum? Und dann - ich bitte um Entschuldigung für so viele Fragen - noch meine Unsicherheit bzgl. des Erwerbs der nötigen Chemie (in meinem Fall ein paar Farbstoffe, FCA nach Etzold und Euparal - damit käme ich ja erst mal hin, Aqua dest., Ethanol/Propanol und Essigsäure sind ja noch erhältlich). Ich bin erstaunt, wie schwierig es ist, an diese Basisausstattung zu kommen als Nicht-Gewerbekunde. Auch da möchte ich mich gerne erkundigen: wo kann man das erhalten? Und nun Danke erstmal für alle Tipps, die mir den Wiedereinstieg ermöglichen und erleichtern können. Übrigens: ich bin nicht beratungsresistent und lerne gerne von den Hinweisen von Erfahrenerer Kollegen.
Danke & Gruß,
Peter

JB

Hallo Peter,

Standard 14 oder 16 sind im Prinzip eine gute Wahl.

Ich meine das Objektiv Achromat 63 ist nicht so nuetzlich wie Sie moeglicherweise denken. Fuer ein gutes Bild muss dabei das Objekt sehr gut praepariert sein und genau am Deckglas anliegen. Fuer's Tuempeln waere meiner Ansicht nach ein Achromat 25 in Ihrer Auswahl besser geeignet (max. Objektivvergroesserung waere dann 40).

Wenn Sie Brillentraeger sind (kurzsichtig), wuerde ich an Ihrer Stelle auch Brillentraegerokulare kaufen. Damit ist wirklich angenehmer zu arbeiten.

Chemikalien gibt es in Dt. u.a. hier:

https://www.biologie-bedarf.de/category/15/
https://www.fiebig-lehrmittel.berlin/
https://www.bioform.de/shop.php?action=tree&wg=1&pid=-1&treeid=677

Es gibt viele Einfuehrungen in die Mikroskopie; diese hier gefaellt mir aber immer noch sehr: http://www.amuseum.de/mikroskopie/Anleitungen/LEITZ_HM_LUX3_small.pdf

Viel Erfolg,

Jon

Fahrenheit

#2
Lieber Peter,

ich gehe mal davon aus, dass der Händler in Göttingen hockt. :)
Habe gerade selbst bei ihm ne Kleinigkeit gekauft und war auch schon vorher immer sehr zufriedener Kunde.

Wenn ich Recht habe, stellt er die Standards auch nach Bedarf zusammen. Ein Anruf lohnt immer, dann lässt sich z.B. die Sache mit den 10er KLP oder ggf. Brillenokularen (der Tipp von Jon ist wichtig und richtig) einfach klären.

Wenn Du hauptsächlich in der Botanik unterwegs sein möchtest, überlege, ob Du das 63er Trockenobjektiv ggf. gegen ein 16er, 20er oder 25er tauschst. Damit wirst Du eher glücklich.

Zum Standard kannst Du aber auch jederzeit nachkaufen, der Gebrauchtmarkt ist gut sortiert. :)

Wenn Du Dich bezüglich der Erstellung botanischer Dauerpräparate einlesen möchtest, schau doch mal auf der Webseite des MKB vorbei:
http://mikroskopie-bonn.de/themenseiten/erstellung_pflanzlicher_dauerpraeparate/index.php
Ich behaupte mal, der Rest der Seite ist auch nicht zu verachten. ;)

Herzliche Grüße
Jörg

p.s.
Für einen schnellen Einstieg und wenn Du vom 15. bis 17. März Zeit hast, könntest du bei Ole Riemann mal nachhören, ob auf dem Kornradetreffen im Würzburg noch ein Platz frei ist.
Ich werde dort, wenn Bedarf besteht, auch wieder den Workshop "Schneiden, Färben, Legen" zur Erstellung botanischer Dauerpräparate anbieten.

p.p.s.
Grad eben vergessen: Farbstofflösungen und Euparal etc. bekommst Du auch hier im Forum von Klaus Herrmann.
Hier geht's zur Vorstellung: Klick !
Und hier zur Webseite des MKB: Klick !

Arbeitsmikroskop: Leica DMLS
Zum Mitnehmen: Leitz SM
Für draussen: Leitz HM

Klaus Herrmann

ZitatGrad eben vergessen: Farbstofflösungen und Euparal etc. bekommst Du auch hier im Forum von Klaus Herrmann.

eventuell auch das eine oder andere Mikroskop z. B. Zeiss Standard 14, 16, 17, 18 und WL   :)
Mit herzlichen Mikrogrüßen

Klaus


ich ziehe das freundschaftliche "Du" vor! ∞ λ ¼


Vorstellung: hier klicken

Herbert Dietrich

Hallo Peter,

Chemikalien und Farbstoffe bekommst Du sicher von Klaus Herrmann und auch mehr.

Zu den Kpl 8x Okularen, die sind optisch sicher in Ordnung, aber wenn du mal durch ein Kpl 10x/18 Brille geschaut hast :)
bekommst Du leuchtende Augen wie der Smiley.
Das 63er Objektiv sehe ich genau so kritisch wie meine Vorredner.
Ich würde auch zu der Beleuchtung 6V/15W raten. Irgendwann kommt der Wunsch nach Phasenkontrast und da bist Du dankbar
für jedes Mehr an Licht. Ein Umbau auf LED ist bei dieser Art von Beleuchtung problemloser zu realisieren.

Wenn Dir die Zeiss Standard doch nicht so gut gefallen (glaube ich fast nicht), ich habe ein Leitz Laborlux 11 und 12.

Herzliche Grüße

Herbert

wilfried48

Zitat von: Herbert Dietrich in Februar 08, 2019, 19:57:05 NACHMITTAGS
....
Zu den Kpl 8x Okularen, die sind optisch sicher in Ordnung, aber wenn du mal durch ein Kpl 10x/18 Brille geschaut hast :)
bekommst Du leuchtende Augen wie der Smiley.
....

Hallo,
wieso denn das ?
Das Kpl 8x/18 hat doch den gleichen Korrekturgrad und das gleiche Sehfeld wie das KPL10x/18 Brille nur die Vergösserung ist um den Faktor 1,25 geringer. So riesig ist der Unterschied also nicht.
Für Brillenträger, die mit Brille mikroskopieren wollen, geht das KPL 8/18 natürlich nicht.
Der schwarze 63er Achromat ist für Tümpler (wo die Bildebnung nicht so wichtig ist) ein hervorragendes kontrastreiches Objektiv, viel besser als das 63 Planneofluar. Es ist selten angeboten und wenn du das mitkaufen kannst würde ich die Chance
wahrnehmen.
Besser wäre natürlich ein Stativ mit Fünffachrevolver, dann könnte man 25er und 63er zusammen realisieren.

viele Grüsse
Wilfried
vorzugsweise per Du

Hobbymikroskope:
Zeiss Axiophot,  AL/DL/Ph/DIC/Epi-Fl
Zeiss Axiovert 35, DL/Ph/DIC/Epi-Fl
Zeiss Universal Pol,  AL/DL
Zeiss Stemi 2000 C
Nikon Labo-/Optiphot mit CF ELWD Objektiven

Sammlung Zeiss Mikroskope
https://www.mikroskopie-forum.de/index.php?topic=107.0

Klaus Herrmann

Lieber Wilfried,

ZitatDer schwarze 63er Achromat ist für Tümpler

vielleicht habe ich auch das falsche Angebot angeschaut aber ich sehe da nur ein schwarzes Uraltobjektiv könnte das 2x sein, von dem ich nicht mal sicher bin, dass es abgeglichen ist mit dem Rest Und der Einfachtisch mit dem aufgesetzten Objektführer passt dann auch ungefähr zur Qualitäststufe des 2x Objektivs.
Mit herzlichen Mikrogrüßen

Klaus


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Herbert Dietrich

Hallo Wilfried,

ich bin von Brillenträger ausgegangen, Peter schreibt "keine Brillenträgereignung"
also mit Brille sehe ich da durch ein Schlüsselloch aber ohne Brille gibt es nichts gegen die Kpl 8x zusagen, ich habe selbst zwei sehr schöne.

Herzliche Grüße

Herbert

MikroMicha

Hallo liebe Mitforisten,

als Tümpler habe ich mal eine Frage:


Zitat von: Orkim in Februar 08, 2019, 16:24:10 NACHMITTAGS

Das 63er Objektiv sehe ich genau so kritisch wie meine Vorredner.


WAS spricht bei der "Tümpelmikroskopie" eigentlich gegen die Verwendung eines 63er Objektives und die Verwendung einer 100er Ölimmersion?

Das würde mich mal interessieren.
Herzliche Grüße sendet

Michael (MikroMicha)

Klaus Herrmann

Hallo Michael,

ZitatWAS spricht bei der "Tümpelmikroskopie" eigentlich gegen die Verwendung eines 63er Objektives und die Verwendung einer 100er Ölimmersion?

Beim 63er wenn es trocken ist und ohne Deckglaskorrektur wenig - beim 100er der notwendige Einsatz von Immersionsöl. Wenn man aber sehr große DG nimmt und an den Ecken Wachsfüßchen setzt gehts auch. Wenn das Plankton sich bewegt, ist das 100er schon eine Herausforderung! :)

Da du ja offensichtlicht Tümpler bist kannst du doch mal die Vorzüge erläutern.
Mit herzlichen Mikrogrüßen

Klaus


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MikroMicha

Hallo Klaus,

ich gebe ja zu, dass die 63er Objektive mit nummerischen Aperturen ab 0,8 aufwärts und trocken schon als kleine Herausforderung gelten können, wenn sich beim Tümpeln Fremdköper in der Probe befinden (kleine Pflanzenfasern, Steinchen etc.) und sich das Deckgläschen somit nicht optimal am Objektträger festziehen kann und evtl. nicht gleichmäßig anliegt. Die Fremdkörper müssen alle raus. Außerdem muss die Schichtdicke (wie oft auch hier im Forum diskutiert) möglichst dünn sein aufgrund der sphärischen Aberrationen. Ganz besonders trifft das natürlich auf die 100er Ölimmersion zu. Die zweite große Hürde beim Tümpeln ist oft die Verwendung von Immersionsöl auf dem Deckgläschen: Viele Immersionsöle sind viel zu zähflüssig, um auf dem Deckgläschen Anwendung zu finden. Beim Verfahren des Kreuztisches wird das Deckgläschen somit oft mitbewegt und das Objekt der Begierde wird so aus dem Bildfeld gefegt. Ich gehe mit meinem Immersionsöl auch "fremd", da das Original von Zeiss (Immersol 518 N) viel zu zähflüssig ist.

Die Vorteile bei Beobachtungen MIT Immersionsobjektiven liegen einfach in der sehr hohen Detailauflösung, was beim Erkennen der Ciliatur bei Wimpertierchen oft wichtig für Bestimmungsversuche ist. Bei meinen Lieblingen Chilodonella und Co. lässt sich der u. a. komplizierte und filigrane Aufbau des Wimperfeldes nur bei stärkeren Vergrößerungen und Aperturen jenseits von 0,8 sicher erfassen. Das sind jedenfalls meine Erfahrungen. Ich will nicht verschwiegen, dass die starken Vergrößerungen der Ölimmersionen weniger für "schöne Bilder" gedacht sind, sonder eher dafür, die Zelloberflächen bei Wimpertierchen abzuscannen und nach bestimmungsrelevanten Details zu suchen. Das mit dem Abscannen geht auch gar nicht anders, da sich ab Aperturen jenseits von 0,8 die geringe Tiefenschärfe als sehr störend erweist. Und mit Ölimmersionen beginnt man meistens erst, wenn die Schichtdicke so gering geworden ist, dass die meisten Viecher durch den zunehmenden Deckglasdruck "festgesetzt" und somit regelrecht eingeklemmt werden. Dann sind sie oft nicht mehr ganz so schnell unterwegs, so kann und sollte man durchaus mal eine "Verfolgung" wagen.

Peter ist zwar Anfänger, aber ich möchte ihn einfach dazu ermutigen, es auch mal mit Ölimmersionen zu versuchen und zu üben oder das nachträgliche Anschaffen eines solchen Objektives einfach mal in Betracht zu ziehen.
Herzliche Grüße sendet

Michael (MikroMicha)

JB

Zitat von: MikroMicha in Februar 09, 2019, 12:44:38 NACHMITTAGS
Zitat von: Orkim in Februar 08, 2019, 16:24:10 NACHMITTAGS

Das 63er Objektiv sehe ich genau so kritisch wie meine Vorredner.


WAS spricht bei der "Tümpelmikroskopie" eigentlich gegen die Verwendung eines 63er Objektives und die Verwendung einer 100er Ölimmersion?

Das würde mich mal interessieren.


Hallo Micha,

Das bezug sich ganz konkret auf Peters Frage. Er will nur 4 Objektive und definitiv keine Oelimmersion. Auch wollte ich nicht ueber eine Grundausstattung hinausgehen.

Der Achromat 63/0,8 (fAA 0.14 mm) ist anfaellig fuer hohe Schichtdicke und Abweichungen von der Deckglasdicke. Dem Anfaenger, der nur 4 Objektive haben moechte, ist mit einem 25:1 besser gedient. Wie Sie schon gesagt, das 63er erfordert eine gute Probenvorbereitung.

Als naechstes wuerde ich ein hoch aufloesendes, gering vergroesserndes Objektiv empfehlen und auf jeden Fall ein Immersionsobjektiv damit man sich mit mit Schicht- und Deckglasdicke nicht mehr herumplagen muss:

Achromat 40/0,85 Oel (fAA 0,35 mm)
Achromat 40/0.75 Wasser (fAA 1,6 mm) oder
Planapo 40/1,0 Oel (fAA 0,22 mm)

statt eines hochaperturigen Trockenobjektivs ohne Korrekturring (Achromat 63/0,80). Aber die sind alle teurer als ein 25er und mit einem 25er kann Peter, meiner Meinung nach, erst einmal mehr anfangen.

Ich persoenlich wuerde ab 25 mit Immersion arbeiten: 25, 40, 63, alles Oel!  ;)

Beste Gruesse,

Jon

Herbert Dietrich

Hallo Jon,

was spricht dafür, einem Einsteiger diese Empfehlung zu geben?
Zitat "Ich persoenlich wuerde ab 25 mit Immersion arbeiten: 25, 40, 63, alles Oel!  ;)" Zitat Ende

Nach einer Einarbeitungszeit und wenn dann das Verlangen danach besteht, spricht nichts gegen Immersion.
Ich mikroskopiere schon 60 Jahre und habe keine Scheu vor Immersion, aber ich wende Sie selten an, weil für meine Hauptinteressen
Pflanzenschnitte und Radiolarien, Insekten usw. das 40er trocken ausreicht. Für Diatomeen verwende ich Immersion, aber auch nicht immer.

Herzliche Grüße

Herbert

rhamvossen

Hallo, 

Das Objektiv 2.5 an das Mikroskop ist ein Zeiss-Winkel Objektiv und harmoniert nicht mit die Kpl Okularen. Besser ist da ein CZ plan-2.5 (nicht das CZ 3.2, das harmoniert auch nicht mit die Kpl's).  Zu dem Objektiven: am besten plan-2.5, 10, 25 und 40. Eventuell das 63 fuer hohere Aufloesung. Beste Gruesse,

Rolf