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Morphen

Begonnen von Heiko, Februar 08, 2019, 21:08:20 NACHMITTAGS

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Heiko


Liebe Kristallkenner,

ist es vollkommen abwegig, aus den Morphen und der Tatsache, im gesamten Präparat keinen Achsaustritt gefunden zu haben, dieses zweiachsige System eingrenzen zu wollen?







Viele Grüße,
Heiko

olaf.med

Lieber Heiko,

aus diesen Kristallformen kann ich so nichts ableiten, aber es müsste mit dem Teufel zugehen, wenn man keine Interferenzfigur bekommt! Der große Kristall unten in der Mitte hat doch eine geringe Interferenzfarbe und ist vergleichsweise groß - der müsste doch etwas zeigen. Wenn nicht hilft es manchmal, die Kristalle in ihrer Immersion zu wälzen bis sie richtig orientiert sind. Und wenn das noch nicht hilft tut's sicher der Spindeltisch  ;D ;D ;D.

Herzliche Grüße,

Olaf
Gerne per Du!

Vorstellung: http://www.mikroskopie-forum.de/index.php?topic=4757.0

... und hier der Link zu meinen Beschreibungen historischer mineralogischer Apparaturen:
https://www.mikroskopie-forum.de/index.php?topic=34049.0

Heiko

Sonnenklar, lieber Olaf, dass das ,,Dornröschen-Utensil" hier zu propagieren ist.  ;)

Einer von fünfzig Kristallen zeigt dann auch einmal ein Muster, doch mit sehr begrenztem Aussagewert, befürchte ich:



Viele Grüße,
Heiko

olaf.med

Lieber Heiko,

magst Du uns auch verraten um welche Substanz es sich bei dieser niedrigsymmetrischen Spezies handelt, und wie sie kristallisiert?

Herzliche Grüße,

Olaf
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Heiko

Lieber Olaf,

ist ein Urotropin-Komplex, der des Blei(II)-nitrats.
In Planlage sehr spärliche Interferenzen, ,,über Kante" oft mehrere Sehfeldkreise im Konoskop. Du hattest bei anderer Gelegenheit erwähnt, dass bei hohen Brechzahl-Differenzen Probleme auftreten. Ob es lohnt, eine Eindeckung in Epoxidharz zu versuchen?

Viele Grüße,
Heiko



olaf.med

Lieber Heiko,

der Kandidat mit der Interferenzfigur sieht wirklich sehr nieder symmetrisch aus, während die auf den neuen Bildern scheinbar "ordentlicher" aussehen.

Eine Einbettung im passenden Medium ist immer anzuraten, jedoch wird möglicherweise Epoxy nicht ausreichen - eher Bromnaphtalin oder gar Dijodmethan bei einem Bleisalz.

Herzliche Grüße,

Olaf
Gerne per Du!

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Heiko

Lieber Olaf,

ist ein wilder Haufen und die neue Einbettung erbrachte vorhersagegemäß keine Verbesserung, wobei das eh ein Schrotschuss war, denn die Brechzahl des in Ermangelung verwendeten UV-Klebers kenne ich natürlich nicht:



Braver gebärdet sich dieses Jungvolk – hier ein Auflicht-Foto:



Viele Grüße,
Heiko

olaf.med

Lieber Heiko,

die Kristalle in Deinem letzten Bild sehen so ganz anders aus als die ersten. Morphologisch sehe ich hier kubische Rhombendodekaeder - wenn nicht die Färbung wäre, die ich auf Anisotropieeffekte zurückführe. Da wäre natürlich ein Bild bei gekreuzten Polarisatoren instruktiver als das künstlerisch wertvollere mit verdrehten Polarisatoren.

Herzliche Grüße,

Olaf
Gerne per Du!

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Heiko

Jetzt hattest Du mir doch einen Schrecken eingejagt, lieber Olaf.



Viele Grüße,
Heiko

olaf.med

Lieber Heiko,

das erklärt alles: Die Kristalle sind niedersymmetrisch aber ausgesprochen pseudokubisch. Vom Gefühl her hätte ich zunächst trigonal vermutet, aber dagegen spricht der doch erhebliche Achsenwinkel 2V, den man nicht mehr alleine durch Verspannungen im Gitter erklären kann. Die spitze Bisektrix wird eine Raumdiagonale durch zwei Kristallspitzen sein, das erklärt die Tatsache, dass Du in Sachen Achsenbilder so wenig fündig wurdest - die Dinger liegen halt auf einer Fläche und stehen nicht auf der Spitze. Das Exemplar, an dem Du schließlich doch Erfolg hattest, wuchs zufällig so auf das Substrat auf, das erklärt die völlig unsymmetrische Flächenform, die also nicht rartional ist, sondern zufällig. Dass dies eine Aufwachsungsfläche ist sieht man an den Oberflächenstrukturen, hier rot markiert:



Da fehlte die Zufuhr der Nährlösung, da die Fläche auf dem Substrat aufsaß.

Herzliche Grüße,

Olaf

Gerne per Du!

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Heiko

Lieber Olaf,

das klingt sehr plausibel, so wie Du es erklärst. Und die hohe Brechzahl bewirkt, dass in Kantennähe nicht einmal ein gestörtes Muster auftaucht oder ist nur das Lagekriterium entscheidend?

Natürlich geht es noch viel schlimmer.
Winzigst während der Fällung, wachsend bei Eintrocknen, dadurch zusammengeschoben, keine Interferenz-Muster – wen wundert's, dass eine solche Substanz, analytisch lange bekannt, kristallographisch keine Vita hat? Von Silberhexacyan(id)oferrat(III) ist die Rede, und auch nur deshalb, weil nach etlichen Präparaten klar wird: hübsche Morphen und Punkt.



Da das Anion bekanntermaßen üppig lamelliert, wirst Du, lieber Olaf, an dieser Stelle auch keine spindeltechnische Empfehlung aussprechen können.  ;)

Viele Grüße,
Heiko