Testreihe mit Hoyer´s Medium

Begonnen von JürgenG., Februar 10, 2019, 07:59:52 VORMITTAG

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liftboy

Hallo Jürgen,

na ja, Hoyer braucht seine Zeit :-) meine Insektenpräparate (erst fast undurchsichtig) waren nach einem Jahr fast glasklar.
Vielleicht solltest Du Deine Objekte vorher bleichen (Eau de Javelle, Clorix oder am besten gleich mit Chloralhydrat; das beisst dich dann mit dem Hoyer nicht. Früher wurde mal Nelkenöl empfohlen, dazu kann ich nichts sagen; vielleicht kennt das ja jemand andres.

Grüße
Wolfgang
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Das Erstaunen bleibt unverändert- nur unser Mut wächst, das Erstaunliche zu verstehen.
Niels Bohr

JürgenG.

Servus Wolfgang,

Nelkenöl wird von manchen Arachnologen verwendet, ich persönlich habe nur Erfahrung mit Milchsäure und WintergreenOil.

Ich hab jetzt mal noch andere Tests durchgeführt und bin immer wieder aufs Neue überrascht, Wintergreen hat den Vorteil zu Hoyers Medium, dass es in kurzer Zeit "mehr zum Vorschein" bringt, Langzeittests mit Hoyer stehen aber an.
Ein großer Vorteil von Hoyer ist eben die Rückführung und die bessere Fixierung der Präparate,wenn die Medien noch flüssig sind. Der Verdunstungsfaktor ist gerade bei WintergreenOil ein Problem.

Erstes Foto zeigt nochmals den Palpus in WintergreenOil nach  4Tagen Einlegezeit, die Luftblasen im Inneren sind (fast) verschwunden, der Detailreichtum ist klasse!

Zweites Foto zeigt die Vulva einer Krabbenspinne Xysticus cristatus. Sie hat eine sehr ähnliche Schwesternart, Xysticus audax, hier erhoffe ich mir durch Langzeittest mit Hoyers Medium einen tieferen Einblick in die inneren Strukturen wie Spermathek etc.. um evtl. auf diesen Weg eine einfachere Abgrenzung beider Arten zu erreichen.

Gruß Jürgen

A. Büschlen

Hallo Jürgen,

ist meine Annahme richtig, dass du deine Objekte wie Palpus und Vulva von Spinnen in erster Linie transparenter machen willst, um daran die artbestimmenden Merkmale besser erkennen zu können? Du möchtest nach der erfolgten Bestimmungsarbeit die Objekte in ein konservierendes Medium zurückführen woraus du Diese immer wieder herausholen kannst um sie als Belege zu benutzen? Da du die Objekte am Mikroskop von mehreren Seiten betrachten willst sollten sie frei beweglich sein ?
Wenn dem so ist, ist Hoyer's Medium aus meiner Sicht nicht DAS geeignete Medium für deine Arbeitsweise.
Ein Teil von Hoyer's Medium ist Chloralhydrat. Chloralhydrat ist der Stoff der aufhellt. Soll diese Wirkung genutzt werden,

würde ich eine Lösung wie sie Gerlach in "Botanische Mikrotechnik" beschreibt, verwenden:

- 160g  Chloralhydrat
- 100ml Aqua dest.
-   50ml Glycerin

In dieser Lösung würde ich die Objekte aufhellen. Nach genügender Aufhellung kommen die Objekte in ein konservierendes Medium. Daraus kannst du Diese immer wieder zu mikroskopieren herausholen.

Gruss Arnold Büschlen



Schwerpunkt z.Z.:
- Laub- und Lebermoose.
- Ascomyceten als Bryoparasiten.
- Nikon Optiphot I mit HF, DIC.
- Nikon Microphot mit HF, Pol.
- Zeiss Standard Universal mit HF, Ph, Pol.
- Wild M3Z mit Ergotubus.
- Nikon SMZ-U Zoom 1:10 mit ED Plan Apo 1x.

liftboy

Hallo Arnold,

wenn Du das Aqua dest. gegen Gummi arabicum austauscht, hast Du Hoyer :-))

Viele Grüße
Wolfgang
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A. Büschlen

#19
Lieber Wolfgang,

klar, du hast recht! Aber: will Jürgen wirklich Dauerpräparate machen? Wenn ich Jürgen richtig verstehe, ist er auf der Suche nach  geeigneten Lösungen mit denen er seine Objekte aufhellen kann. Und, wenn ich ihn weiter richtig verstehe, möchte er seine Objekte am Mikroskop von verschiedenen Seiten betrachten. Das kann er nur, wenn er die Objekte nicht in einem Dauerpräparat festlegt.

So wie ich Hoyer's Medium kenne, hat darin nur das Chloralhydrat die aufhellende Wirkung.

Bin gespannt was Jürgen dazu meint.

Gruss Arnold
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JürgenG.

Guten Tag,

danke für eure konstruktiven Rückmeldungen.

Mein Hauptaugenmerk liegt in der Bestimmung von Spinnentieren.
Dauerpräparate stelle ich zwar auch her, bisher in Euparal, jedoch hab ich dann das Problem, dass ich die Präparate nicht mehr drehen kann. Bei Epigynen/Vulva spielt das weniger eine Rolle, da man das Präparat ja um 180°drehen kann und dann die andere Seite betrachten kann, Epigynen sind recht zweidimensional aufgebaut.
Bei den männlichen Pedipalpen wird es schon schwieriger, hier sind oft Ansichten von 3-4 verschiedenen Blickwinkeln nötig um alle relevanten Details zu erkennen um die Art zu bestimmen.
Im Normalfall gibt man nach der Untersuchung der Präparate diese wieder zum Tier zurück um später wieder auf alle Details zurückgreifen zu können.


Wintergreen und Hoyer wollte ich eben testen, um die Präparate aufhellen zu können bzw. die inneren Strukturen zum Vorschein zu bringen.

Ich bewahre meine Tiere in 70-75% Alkohol auf, kann es sein, dass sich dies bei der direkten Überführung mit Hoyer nicht verträgt?
Vielleicht zuerst in 100% überführen, oder in ein anderes Medium vorbereiten?

bin gespannt..

Gruß Jürgen

A. Büschlen

Hallo Jürgen,

Hoyer's Medium ist ein Eindeckmittel um Dauerpräparate herzustellen. Weil in dieses Medium auch Chloralhydrat enthält, wirkt es aufhellend.
Du möchtest deine Objekte aufhellen und transparenter machen damit du am Mikroskop die entscheidenden Schlüsselmerkmale besser erkennen kannst.
für deine Anwendungsbereiche ist zum aufhellen nicht ein Eindeckmittel das Mittel erster Wahl.

Beachte was Briger weiter oben geschrieben hat:

ZitatUm ein Präparat transparenter für die zu beobachtenden Strukturen zu machen kann man ein Präparat physikalisch aufhellen (z. B. Nelkenöl, Wintergrünöl) oder chemisch mazerieren also zerstören (z. B. Chloralhydrat, Essigsäure, Milchsäure). Diese Begriffe gehen in der Literatur häufig durcheinander, und ich habe den Unterschied auch erst vor nicht allzu langer Zeit bemerkt. Eines der Hauptproblem bei der Mazeration ist meines Erachtens, dass die für die Mazeration verwendeten Chemikalien oft Bestandteil des Einschlussmediums sind, die zerstörerische Aktivität also anhält, solange das Präparat existiert. Sinnvoller ist es also, ein Objekt in der Mazerationschemikalie für eine Zeit zu belassen, es anschließend mehrfach zu spülen und das Objekt in einem neutralen Medium einzuschließen. Häufiger verwendete Chemikalien findet man in Büchern über histologische Techniken oder z. B. in meinem Artikel (Neuhaus et al. 2017, Seiten 12-14).


Gruss Arnold

Schwerpunkt z.Z.:
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liftboy

Hallo Jürgen,

Hoyer und Alkohol vertragen sich nicht! Da bilden sich Schlieren.
Wie Arnold schon sagte: Wenn Du keine "klassischen" Dauerpräparate anfertigen willst, ist die angegebene Rezeptur die Beste. Die Aufbewahrung in Alkohol würde ich nicht empfehlen; der Alk härtet die Objekte und macht sie dadurch zerbrechlich. Da würde ich doch eher Glyzerin empfehlen.

Grüße
Wolfgang
http://www.mikroskopie-forum.de/index.php?topic=785.msg3654#msg3654
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Niels Bohr

JürgenG.

Jetzt wird mir einiges klarer, ich hatte die Präparate immer direkt aus dem 70-75% Alkohol in Hoyer überführt, Wintergreen scheint da weniger empfindlich zu sein.

In Zukunft werde ich dank Hoyer Medium zweigleisig fahren, dass schöne daran ist, dass man ja ein Einbettung wieder rückgängig machen kann.
Bei Langzeittests (siehe Xysticus-Präparat) macht es Sinn, ein Präparat fest fixiert zu haben und ggf. dann doch wieder herauslösen zu können.

Eine dauerhafte Einlagerung in Clyzerin erscheint mir sehr aufwendig, ich kenne keinen Arachnologen der diese Methode anwendet, kenne aber auch die Methode an sich nicht.
Alle wissenschaftliche Spinnensammlungen aus privater Hand oder in Museen liegen in Alkohol (die ich kenne).

Hier noch ein Palpus einer sehr kleinen Baldachinspinne Porrhomma microphthalmum, das Tier hat eine Körperlänge von 1,7 mm, der Palpus von ca. 0,3-0,4 mm.
Erster Versuch scheiterte in Hoyers Medium, da nach der Auflage des Deckglases sich der Palpus expandierte, sprich so verformte, dass eine Artdeterminierung nicht möglich war.
Zweiter Versuch mit Deckglassplitter als Unterlage funktionierte dann schon besser. Ich musste aber feststellen, dass mein 10 Objektiv hier nicht mehr die gewünschte Abbildungsleistung brachte, die Aufnahme entstand dann mit einem uralt 20 0,40er von CarlZeissJena

Grüße Jürgen

JürgenG.

Die Präparate habe ich seither in Hoyers´s Medium mit Deckglas eingeschlossen und auf dem Kachelofen getrocknet.

Erste Aufnahmen nach ca. 5 Wochen Verweildauer im Medium vom obig gezeiten Palpus der kleinen Porrhomma microphthalmum.

Ich bin sehr zufrieden mit dem Ergebnis!
Die anderen Einschlüsse folgen die Tage.

Schönes Wochenende!

Ps. die 56 Einzelaufnahmen habe ich nur durch HF gejagt, ansonsten keine nennenswerte Bildbearbeitung mit Photoshop.

Gruß Jürgen

Eckhard F. H.

ZitatPs. die 56 Einzelaufnahmen habe ich nur durch HF gejagt
Hallo Jürgen,
sorry, bin leider (bisweilen) etwas begriffsstutzig. Was bedeutet hier HF?
Gruß - EFH

Klaus Herrmann

#26
HF = Helicon Focus eine Stapler-SW (SW=Software)

Hier ist damit nicht Fluorwasserstoffsäure gemeint. In einem Chemieforum wäre das eher anzunehmen.
Mit herzlichen Mikrogrüßen

Klaus


ich ziehe das freundschaftliche "Du" vor! ∞ λ ¼


Vorstellung: hier klicken

plaenerdd

Hallo,
in einem Mikroskopieforum würde ich bei "HF"zuerst an "Hellfeld" denken.
LG Gerd
Fossilien, Gesteine und Tümpeln mit
Durchlicht: Olympus VANOX mit DIC, Ph, DF und BF; etliche Zeiss-Jena-Geräte,
Auflicht: CZJ "VERTIVAL", Stemi: MBS-10, CZJ SMXX;
Inverses: Willovert mit Ph

JürgenG.

Und hier die restlichen Versuchsreihen mit etwas üblicheren Kanditen, die für die meisten hier doch etwas bekannter sein dürften.
Die Präparate waren ebenfalls 5 Wochen in Hoyers Medium eingebettet und sind es auch weiterhin.

Wiederum mit HF= Helicon Focus ;) gestackt.

Abschließend kann ich sagen, dass die Ergebnisse mit WintergreenOil mehr Details zum Vorschein bringen, der Nachteil dabei ist aber, dass die Präparate bei den Aufnahmen nicht fixiert sind und somit manchmal Bewegungsunschärfe auf den Stacks entsteht, bei Hoyers Medium passiert das nicht.

Erstes Foto zeigt eine kleine Zikade?
Zweites Foto eine winzige Wespe, vielleicht eine Erzwespe?
Drittes Foto den Hinterleib davon.

Was noch auffällt, sind diese Einschlüsse an den Beinen der Wespe, sind das Alkohol, Wasser oder Lufteinschlüsse?

Gruß Jürgen

JürgenG.

Datei war eben zu groß, hier das dritte Bild