Botanik: Dreiblättrige Orange Poncirus trifoliata *

Begonnen von Hans-Jürgen Koch, Februar 20, 2019, 17:32:45 NACHMITTAGS

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Hans-Jürgen Koch

Liebe Pflanzenfreunde,

die Heimat der Bitterorange liegt im Norden Chinas und auf der koreanischen Halbinsel. In Europa ist sie bereits seit Mitte des 19. Jahrhunderts bekannt und in den Gärten verbreitet, wenngleich sie bis heute immer noch als Exot gilt.

Bild 01 Poncirus trifoliata

Im Winter werden die Blätter vom Baum abgeworfen. Das Laub verfärbt sich davor im Herbst orange.
Foto: H.-J_Koch

Botanisch ist die Poncirus trifoliata die einzige Art der Gattung Poncirus. Sie ist ein aufrecht wachsender Strauch, der vor allem durch seine dreiteiligen Blätter auffällt. Im Frühjahr bildet Poncirus trifoliata schöne weiße Blüten und danach viele orangenähnliche Früchte.
Die Bestäubung dieser selbstfertilen Art erfolgt durch Insekten. Die Blütezeit reicht von April bis Mai.

Bild 02 Dreiblättrige Orange Poncirus trifoliata

Quelle: www.biolib.de
Urheber: Kurt Stüber

Diese Früchte sind zunächst grün und werden dann im Winter gelb. Die Poncirus ist laubabwerfend, so dass auch Winter für sie kein Problem sind. Ein wichtiges Merkmal die Poncirus trifoliata ist recht dornig.
Die runde Frucht hat einen Durchmesser von 3 bis 5 Zentimetern, ist gelb bis gelborange, mit fünf bis acht Millimeter dicker, behaarter Schale und oft einer kleinen Zitze. Sie enthält 25 bis 40 Samen. Die großen Samen sind glattschalig und polyembryonisch.
Polyembryonie ist eine Form der ungeschlechtlichen Vermehrung.
Mit ihren langen Dornen (3-5 cm) schützt die dreiblättrige Orange (Poncirus trifoliata) ihre, farblich zwischen gelb und gelborange angesiedelten, Frucht, die drei bis fünf Zentimeter groß werden kann. Der in den Früchten enthaltene sauer Saft, ist durch die Vermengung mit unangenehm schmeckendem Harzöl ungenießbar. Warum die Poncirus trifoliata auch dreiblättige Orange genannt wird ist auf dem ersten Blick ersichtbar. Die Laubblätter bestehen aus drei Teilen, wobei das mittlere Blatt um etwa 1/3 größer ist, als die beiden Blätter darum.

Bild 03 Dreiblättrige Orange Poncirus trifoliata

Blatt und Früchte

Wie schon beschrieben, sind die Früchte der dreiblättrige Orange ungenießbar, weshalb sie nicht für den Verzehr angebaut und verarbeitet wird. Dennoch kommt Poncirus trifoliata eine sehr wichtige Aufgabe zu. Sie ist die beste Veredelungsunterlage für andere Citrus – Arten.
Die Kunst der Veredelung ist seit der Antike bekannt. Die Veredelungsmethode auch Okulation genannt, kann für verschiedenste Pflanzengruppen angewendet werden. Hierbei wird ein Teil des Sprosses der gewünschten Pflanze, (teils auch nur ein Rindenstück) mit einer Knospe einer anderen Pflanze, der sogenannten Unterlage, verbunden. Diese Unterlage ist die Verbindung zum Boden und sichert die Wasser- und Nährstoffaufnahme. Beide Pflanzenteile werden miteinander verbunden, sodass sie fest zusammenwachsen und eine dauerhafte Einheit bilden können.
Die Früchte von Poncirus trifoliata sind in der orientalischen Medizin weitverbreitet als Heilmittel gegen allergische Entzündungen.
Die Stammrinde soll bei Erkältungskrankheiten seine heilende Wirkung entfachen.

Systematik:
Ordnung: Seifenbaumartige (Sapindales)
Familie: Rautengewächse (Rutaceae)
Gattung: Poncirus
Art: Dreiblättrige Orange
Wissenschaftlicher Name der Art: Poncirus trifoliata
Trivialnamen: Bitterorange, Bitterzitrone oder Dreiblattzitrone
Englischer Name: Three-leaved orange

Der Name Poncirus leitet sich vom altfranzösischen ,,pome citre" = Bitterorange bzw. französisch ,,poncire", einer Zitronenform ab.

Teil 1 Spross, Querschnitt, 20 µm

Bild 04 Schnittstellen, Poncirus trifoliata


Zunächst einmal 5 Bilder von ungefärbten Schnitten.

Bild 05 Übersicht, Poncirus trifoliata


Bild 06 Vergrößerung, Poncirus trifoliata


Bild 07 Vergrößerung, Poncirus trifoliata


Bild 08 Vergrößerung, Poncirus trifoliata


Bild 09 Vergrößerung, Poncirus trifoliata


Bild 10 Autofluoreszenz, Poncirus trifoliata


Auflichtbeleuchtung Fluoreszenz iLED 455 nm
LED Modul 455 nm
Reflektormodul FL mit Filtersatz 67
Erregerfilter: BP 470 nm
Strahlenteiler: FT 477 nm
Emission (Sperrfilter): LP 485

W3Asim – eine Simultanfärbung mit den Farben
Acridinrot, Acriflavin, Astrablau


Die in 70% Ethanol aufbewahrten Schnitte wurden dann über Alkoholstufen abnehmender Konzentration (50%, 30%) in Wasser gewaschen. Im nächsten Schritt Zellinhalt mit Eau de Javel (15 Minuten) aus Schnitten entfernt, in Wasser gewaschen, um dann mit 3%iger Essigsäure zu neutralisieren (5 Minuten). Abschließend wurden die Schnitte sorgfältig in Wasser gewaschen.
Färben: Farbgemisch 1:5 mit Wasser verdünnen, während des Färbevorgangs auf ca. 60° C erwärmen. 5 Minuten.
In Wasser auswaschen, mind. 2x wechseln, je 1 Minute
In 100% Isopropylalokohol sorfältig entwässern, 2x wechseln
1.Stufe = 30 Sekunden
2.Stufe = 3 Minuten
3.Stufe = 5 Minuten
Einschließen in Euparal

Fotos: Nikon D5000.

Bild 11 Übersicht, Poncirus trifoliata


Bild 12 Vergrößerung mit Beschriftung, Poncirus trifoliata

MP = Markparenchym, XY = Xylem, PH = Phloem, HZ = Harzkanal,SK = Sklerenchym – Inseln, AP = Assimilationsparenchym, RP = Rindenparenchym, EP = Epidermis, CU = Cuticula

Bild 13 Vergrößerung, Poncirus trifoliata


Bild 14 Vergrößerung, Poncirus trifoliata


Bild 15 Auflicht – Fluoreszenzaufnahme, Poncirus trifoliata


Auflichtbeleuchtung Fluoreszenz iLED 455 nm
LED Modul 455 nm
Reflektormodul FL mit Filtersatz 67
Erregerfilter: BP 470 nm
Strahlenteiler: FT 477 nm
Emission (Sperrfilter): LP 485
Plants are the true rulers - Pflanzen sind die wahren Herrscher.

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Hans-Jürgen Koch

#1
Teil 2 Dorn, Querschnitt, 20 µm

Ein Dorn ist ein hartes, trockenes stechendes Gebilde an einer Pflanze, das an der Stelle eines Organs sitzt. Dornen sind also umgewandelte Sprossachsen, Blätter, Nebenblätter oder Wurzeln. Dornen betreiben keine Photosynthese. Hier handelt es sich um einen Sprossdorn er entspringt aus dem Holzkörper des Tragastes.

Drei Bilder von ungefärbten Schnitten.

Bild 16 Übersicht, Poncirus trifoliata


Bild 17 Vergrößerung, Poncirus trifoliata


Bild 18 Vergrößerung, Poncirus trifoliata


Bild 19 Übersicht, Poncirus trifoliata


Bild 20 Vergrößerung, Poncirus trifoliata


Bild 21 Vergrößerung mit Beschriftung, Poncirus trifoliata

HZ = Harzkanal, DZ = Drüsenzellen, WZ = Wandzellen, RP = Rindenparenchym

Bild 22 Auflicht – Fluoreszenzaufnahme, Poncirus trifoliata


Auflichtbeleuchtung Fluoreszenz iLED 455 nm
LED Modul 455 nm
Reflektormodul FL mit Filtersatz 67
Erregerfilter: BP 470 nm
Strahlenteiler: FT 477 nm
Emission (Sperrfilter): LP 485

Bild 23 Auflicht – Fluoreszenzaufnahme, Poncirus trifoliata


Bild 24 Skizze, Dorn

Urheber: Robert Kohlmann

Schematischer Längsschnitt vom Dorn. Der Holzkörper eines Dorns entspringt aus dem Holzkörper (gelb mit Punkten) des Tragastes, der Dorn steht in der Achsel eines Tragblattes bzw. dessen Blattnarbe.

Bild 25 Gegenüberstellung, Poncirus trifoliata

W3Asim – eine Simultanfärbung mit den Farben Acridinrot, Acriflavin, Astrablau

Bild 26 Gegenüberstellung, Poncirus trifoliata


Auflichtbeleuchtung Fluoreszenz iLED 455 nm

Quellen und weiterführende Informationen:

Wikipedia; Freie Enzyklopädie
A.Schmidt, ,,Taschenlexikon der Gehölze", ISBN: 978-3-494-01448-7
Katherine Esau ,,Pflanzenanatomie", 1969
Strasburger ,,Lehrbuch der Botanik", 33.Auflage 1991
,,Botanica" Das Abc der Pflanzen, ISBN: 3-8290-0668-6

Die Informationen für Beschreibungen werden von mir selbst aus verschiedenen Quellen zusammengetragen. Dabei benutze ich sowohl Bücher als auch Internet Quelle. Texte werden anschließend individuell von mir selbst verfasst.
Für konstruktive Kritik bin ich ebenso offen wie für lobende Worte.
Doch zunächst einmal wünsche ich viel Freude beim Lesen.

Hans-Jürgen


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Fahrenheit

Lieber Hans-Jürgen,

danke für den schönen Beitrag, den ich gerne gelistet habe.

Herzliche Grüße
Jörg
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Arbeitsmikroskop: Leica DMLS
Zum Mitnehmen: Leitz SM
Für draussen: Leitz HM

Hans-Jürgen Koch

Lieber Jörg,

danke. Bei Deinem Beitrag zur Dreiblättrigen Orange vom November 2011 fehlen leider einige Bilder.

Mit freundlichem Gruß

Hans-Jürgen
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Fahrenheit

Lieber Hans-Jürgen,

danke dir! Ja, ich habe es beim Listen gesehen. Muss ich die Tage mal mit Ruhe reparieren.

Herzliche Grüße
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